Auf den Rautispitz

Der Blick vom Start aufs Ziel bereits am frühen Morgen

Diese Tour ist nur etwas für konditionsstarke, erfahrene Schneeschuhgänger die es gewohnt sind im unmarkierten Gelände unterwegs zu sein und auch mit unterschiedlichen Schneeverhältnissen zurechtkommen.

Der zugefrorene Obersee mit Blick auf den Brünnelistock (2’133 m)

Los geht’s vom Berghotel Obersee auf 992 m bei Näfels im Kanton Glarus. Allerdings muss man hier erstmal hinkommen. Als mein Navigationsgerät der Meinung war, dass für die letzten fünf Kilometer zum See 25 Minuten einzuplanen sind, dachte ich an einen elektronischen Scherz. Und wurde eines besseren belehrt. Auf der sehr engen und kurvigen Strasse ist maximal 30 km/h erlaubt, für die letzten 1.5 Kilometer gilt Schneekettenpflicht. Die Strasse war nur auf der Radspur mit leichten Schnee- und Eisresten bedeckt, der Asphalt lag in der Mitte frei, weshalb ich wie die anderen Gäste ohne Schneeketten unterwegs war. Auf dem Rückweg durfte ich allerdings feststellen, dass manche Fahrzeuge hier schon ihre Schwierigkeiten hatten – trotz Schneeanfahrhilfe mit Spikes war für ein entgegenkommendes Fahrzeug kein Weiterfahren möglich. Vom kostenfreien kleinen Parkplatz geht es über den Lehrpfad am Fusse des Rautispitz erst einmal an seiner Flanke entlang Richtung Westen. Im Prinzip handelt es sich bei der hier beschriebenen Route um die längere Sommeraufstiegsvariante, die man im Schnee jedoch kaum erkennt. Obwohl wenig markiert, kann man den Weg im ersten Drittel bis zur Grapplistafel nicht verfehlen, da der Rautispitz ein attraktives Ziel für Tourenskigänger und dementsprechend gut gespurt ist. Ein Wegweiser auf der Grapplialp auf 1’359 m zeigt den Direktweg zum Rautispitz via Geisschappel und den längeren Weg via Rautialp an. Letzterer ist mit 2h 45min angegeben und der Weg, dem ich mit auf den Spuren anderer gefolgt bin. Allerdings wird es ab Grappistafel anstrengend und die Schlüsselstelle ist nicht weit. Es handelt sich hier um ein sehr steiles Teilstück, was morgens mit Schneeschuhen bei festerem Schnee bis zum Abzweig zu den Rautihütten etwas leichter bewältigt werden kann. Kleine Anmerkung: auf der Rautialp kann man im Sommer sogar übernachten. Ab jetzt folgt man den deutlich weniger gut festgelaufenen Spur einzelner Skitourengänger im freien Gelände. Einsinken ist fast vorprogrammiert und das Vorwärtskommen wird mühsamer. Man befindet sich nun auf der Südseite des Rautispitz, rechts ragen der Chli Gumen (2’247 m), der Gumenstock (2’256 m) und der Wiggis (2’282 m) empor.

Durch dieses eingekesselte Hochtal führt die Aufstiegsroute zum Rautispitz und Wiggis

Diesem Kessel folgt man ostwärts bis zur Senke zwischen Rautispitz und Wiggis, wo auch ein Wegweiser stet. Dieser Abschnitt hat mich unglaublich viel Zeit gekostet, da plötzlich ein scharfer Wind im Kessel die Sicht mit kleinen Schneekristallen blockierte und das Gehen im Triebschnee enorm Kraft gekostet hat. Ich verlor die Tourenskigänger zudem aus dem Blick und der Wind verwischte innerhalb kürzester Zeit ihre Spuren, sodass ich meine eigene  Route suchen musste. Statt der angegebenen vier Stunden zum Gipfel brauchte ich insgesamt 5h 30min. Genauso abrupt wie er aufgekommen war stoppte der Wind auch wieder. Die letzten 130 Höhenmeter von der Senke aus steigen nur noch sanft an, das Gehen auf dem Grat ist einfach, auch wenn man Mühe hat zu glauben es bald geschafft zu haben. Denn das Gipfelkreuz ist erst kurz vor Erreichen des Gipfels zu sehen ist. Der Rautispitz belohnt auf 2’283 m mit einem wunderbaren Blick auf den Walensee, Mollis und Näfels liegen einem zu Füssen. Unvergleichlich ist bei guten Bedingungen jedoch der Berghorizont: Das Alpsteingebirge in Nordosten, der Mürtschenstock im Osten, der Glärnisch im Süden, die Urner Alpen im Westen. Auch meine „Hausberge“ Pilatus, Rigi und die Mythen sind dann zu sehen.

Mittig sind Näfels und ein Teil des Walensees zu erkennen. Der Obersee liegt direkt unterhalb der Kante.
Rechts ist der Wegweiser vom Sattel und im Vordergrund der Wiggis zu erkennen

Ein herrlicher Ausblick, der die Strapazen dieses Aufstiegs belohnt. Da es schon spät war, konnte ich jedoch nur eine kurze Erholungspause einlegen. Zurück ging es den gleichen Weg den ich hergekommen war, was ich jedoch nur bedingt empfehlen kann. Bis zu der Rautialp konnte ich gut im Triebschnee absteigen – beziehungsweise abgleiten – dann folgte jedoch der knifflige und steile Teilabschnitt. Spätestens an der Schlüsselstelle gilt es aufzupassen. Durch die Skifahrer ist es in diesem Bereich fast spiegelglatt und an Steilheit hat der Abschnitt nichts eingebüsst – im Gegenteil. Ich bin dort ausgerutscht und wäre beinahe fast senkrecht fünf Meter hinuntergeschlittert. Mit Schneeschuhen an den Füssen, die sich im Zweifel irgendwo doch verkanten können, ein enormes Verletzungsrisiko. Hat man es jedoch heil hinunter geschafft ist es ab jetzt nur noch gemütliches bergablaufen. Nach etwa 45 Minuten ist man zurück am Obersee und kann den Familien beim Schlitten fahren oder eislaufen zusehen. Alternativ und vielleicht sinnvoller ist es an der Rautialp der Strasse über Sulz, Sulzboden und dem Campingplatz Obersee zu folgen. Dieser Umweg kostet etwas Zeit, ist dafür jedoch wahrscheinlich viel einfacher zu gehen. Eine Familie mit zwei Kindern im Alter von 5 und 9 haben sich für ihre weitere Tourenskiabfahrt aus Sicherheitsgründen jedenfalls für diese Variante entschieden. Ich habe immer noch tiefsten Respekt vor den zwei Jungs.

Runddtour
Strecke14.6 km
Dauerca. 7.25 h
Aufstieg1’296 m
Abstieg1’296 m
Niedrigster Punkt992 m
Höchster Punkt2’283 m
GPXDownload
Eckdaten der Tour
Das Gipfelkreuz des Rautispitz im strahlenden Sonnenschein

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