Über Flügenspitz und Leistchamm

Der Blick zurück vom Flügenspitz über Amden

Diese Tour ist gemütlich und streng zugleich, sodass sie in Abwandlung ohne den Leistchamm, der den anspruchsvollen Teil ausmacht, auch als Nachmittagsrunde zu gehen ist. Startpunkt ist der Ortsteil Arvenbüel von Amden, und wer dazu noch Leistkammstrasse ins Navigationsgerät eintippt hat die Wahl zwischen gefühlt hunderten mittelgrossen Parkflächen. Alle Bereiche sind kostenpflichtig, man zahlt am Automaten CHF 1 / Stunde. Man sollte Kleingeld dabei haben oder einen TWINT-Account besitzen, sonst kann nur die Hilfe der Einweiser beim Tausch Schein gegen Münzen retten. Von einem der Parkflächen ausgehend sucht man erst einmal den Weg hinab zu den Skiliften; hierzu der Leistkammstrasse folgen, am ersten Schild den Rundweg 2 einschlagen und wenige Meter später allerdings auf der Strasse bleiben und nicht weiter dem Rundweg nach. Man kommt am Skilift Arven vorbei und steht eine Minute später an einer kleinen Brücke über den Beerenbach nach der man die Schneeschuhe anziehen kann. Als ich diese Tour unternommen habe, hätte man jedoch auch auf Schneeschuhe verzichten können beziehungsweise waren einige als Winterwanderer unterwegs. Selbst das immer wieder knietiefe Einsinken am Leistchamm konnte sie nicht schrecken.

Beim Aufstieg zum Flügenspitz durchquert man auch oberhalb der Alp Looch ein offenes Wäldchen

Ein Teil der Route ist ein ausgeschilderter Wintertrail, lediglich der Leistchamm ist im Winter unbeschildert. Von der Brücke bleibt man auf der Strasse, auch wenn diese im Schnee nicht erkennbar ist. Den Spuren ist einfach bis nach Looch zu folgen, man kann fast nichts falsch machen. Kurz vor der geschlossenen Alp Looch, deren Schicksal aktuell noch ungewiss ist, bin ich an der einzelnen Hütte auf der Egg vorbeigekommen, an der ein Wanderweg über Brittertannen nach Arvenbüel oder Altschen abführt. Die Hütte auf circa 1’470 m wird gerne als Pausenplatz genutzt, aber da die Sonne erst spät hierhergelangt und es noch früh war bin ich weitergelaufen. Kurz hinter Looch, welches aus mehreren Hütten besteht und im Sommer auch eine Bewirtung anbieten, hat man die Wahl dem schwarzen oder dem normalen Schneeschuhtrail zum Flügenspitz (1’701 m) zu folgen. Da kein grosses Lawinenrisiko bestand, bin ich dem schwarzen Weg gefolgt, der direkt und eher steil zum Gipfel führt. Die letzten Meter sind dann wirklich sehr steil und ich war froh, dort nicht wieder auf Schneeschuhen herunterzumüssen. Der Flügenspitz ist im Vergleich zum Leistchamm (2’101 m) zur eine kleine Anhöhe aber man hat einen malerischen Blick auf den Gulmen (1’789 m), Vorder Goggeien (1’631 m) und den Mittagberg (1’549 m). Auf dem Grat entlang Richtung Südosten geht es direkt auf den Leistchamm hinauf. Auf dem First auf 1’663 m steht ein Wegweiser, der den Sommerweg auf den Gipfel hinauf anzeigt. Wer nur eine gemütliche kleine Nachmittagstour unternehmen wollte, steigt einfach wieder nach Arvenbüel ab. Ich habe ab hier den markierten Schneeschuhtrail verlassen und bin im Schatten des Berges wieder aufgestiegen. Einen perfekt vorgespurten Weg dem alle folgen gibt es nicht, jeder ist sich selbst der Nächste. Heisst: Manche gehen auf gerader Linie im sehr steilen Gelände hinauf, andere queren im Zickzack tendenziell in östliche Richtung über Tritt (1’778 m) um dann über den Grat nahezu gemütlich aufzusteigen. Ein richtig gibt’s folglich nur für die Orientierungsangabe nach oben. Die Aussicht vom Leistenchamm ist dann fantastisch. Unter mir glänzte der Walensee in der Sonne, der Blick schweifte über die Glarner uns St. Galler Alpen, das Alpsteingebiet mit dem Säntis, ins Linthgebiet. Beeindruckend ist die Kante der Churfürsten, ich habe mich sofort gefragt ob es einen Weg hinüber gibt. Man möchte gar nicht mehr hinunter.

Die Sonne steht über dem Leistchamm am Himmel. Rechts ist der Grad zu sehen, der an dessen Fuss führt
Berge und Wasser: ein malerischer Anblick über dem Walensee
Die Churfürsten beeindrucken mich

Nachdem ich nach fast zwei Stunden Rast und vom harschen Wind abgesehen paradiesischen Wetter schweren Herzens wieder absteigen musste war ich überrascht wie schnell ich wieder zum Wegweiser abgestiegen war. Denn die 400 Höhenmeter habe ich rutschend, gleitend und gehend in 40 Minuten zurückgelegt.

Es geht steil bergab

Für den Abstieg gilt das gleiche wie für den Aufstieg: das Ziel anpeilen und irgendwie wird man schon irgendwo einen für sich akzeptablen Weg stapfen. Oder rutschen. Was im Aufstieg an Steilheit aber noch gut machbar war, war im Abstieg nicht mehr so lustig. Ich habe mir immer wieder die Stellen gesucht, die nicht zu abschüssig waren und gleichzeitig viel Schnee geboten haben. Meine Überlegung diesbezüglich war, dass wenn ich dann falle, vom Schnee gebremst werde, weich lande und ansonsten gut gleiten kann. Andere denken bei dieser Taktik vielleicht eher an Achtung Lawinen. Man muss vor Ort in Abhängigkeit vom eigenen Können und der Schneesituation beurteilen, wo es eine gute Idee ist abzusteigen und auf welche Art und Weise. Ich schätze, dass dieser Teil gut als Schwierigkeit WT4 durchgeht. Ist man heil weder unten angekommen geht’s gemäss Wegweiser in 70 Minuten zurück nach Arvenbüel. Ich fand der Weg bis nach Looch hat sich ziemlich gezogen, aber vielleicht war ich auch einfach nur noch etwas wackelig auf den Beinen. Die Route ist schön, zwischen den Bäumen entlang und wer sich umdreht erhascht immer wieder einen tollen Blick auf den Leistchamm, auf dessen Gipfel man kurz zuvor noch gestanden hat. Von unten habe ich mich gefragt wie ich da eigentlich hoch- und schlimmer noch heruntergekommen bin. Von Looch aus ist der circa 45-minütige Rückweg schon fast bekannt. Ich bin bis zur Hütte gelaufen bis zu dem Punkt wo die Strass nach links abbiegt, der beschilderte Sommerwanderweg jedoch geradeaus weiterverläuft. Etwas Abwechslung muss sein und so bin ich diesmal dem Wanderweg gefolgt. Eine schöne Route die durch ein kleines Wäldchen führt. Flugs steht man dann auch schon wieder an der Brücke und braucht dann nur noch entlang der Strasse zum Parkplatz zu laufen.

Rundtour
Strecke10.0 km
Dauerca. 5.25 h
Aufstieg940 m
Abstieg940 m
Niedrigster Punkt1’236 m
Höchster Punkt2’101 m
GPXLink
Eckdaten der Tour
Das Gipfelkreuz des Leistchamm

Schneeschuhspaziergang auf den Rotsandnollen

Das eingeschneite kleine Dorf Melchsee-Frutt

Melchsee-Frutt – mir bisher nur bekannt gewesen als Sportklettergebiet aber gleichzeitiges Ski-Mekka – ist Ausgangspunkt für diese kleine Tour in den Urner Alpen. Wobei, eigentlich beginnt sie mehr als 800 Meter tiefer an der Talstation Stöckalp auf 1’081 m. Etwa zwei Kilometer vor der Talstation passiert man vor dem Sportcamp Melchtal eine Schranke, an der man ein Parkticket ziehen muss. Dieses wird später an einer der Expresskassen oder gemeinsam mit dem Liftticket an der Kasse der Gondelbahn Stöckalp – Melchsee-Frutt gelöst und kostet CHF 5 für einen ganzen Tag. Dann geht es mit der Gondelbahn auf 1’916 m. Der Andrang ist gigantisch und man kann am Wochenende problemlos morgens um 8.30 Uhr eine Stunde zwischen parkieren und Ankunft in Melchsee-Frutt einplanen.

Links die Barglenkette, rechts daneben der Gipfel des Rotsandnollen

Hat man es endlich nach oben in den Ort geschafft, erwartet einen eine traumhafte Landschaft. Ich musste mich zwar erst an den Anblick gewöhnen, dass im Winter offensichtlich die Wege auf Skiern, Schlitten und Snowboards zurückgelegt werden. Aber dann ging es mit einem Grinsen auf dem Gesicht mit den Schneeschuhen unter den Füssen von der Bergstation Richtung Dorfzentrum und dann hinab am See am Panoramalift vorbei. Am Schild, dass den Weg zur Loipe bzw. auf die Strasse Richtung Tannalp (1’974 m) verweist, geht eine vielbegangene Spur ab die den Rotsandnollen zum Ziel hat. Und da wollte ich hin, dem höchsten Gipfel zwischen Jochpass und Storeggpass. Die Route ist auf der ganzen Strecke nicht ausgeschildert, markiert oder Teil der offiziellen Schneeschuhtrails. Das macht aber nichts, denn der Rotsandnollen ist ein gern anvisierter Gipfel der Tourenskigänger. Von seinem Gipfel aus können sie 1’700 m hinab zurück zur Talstation Stöckalp fahren – was ich persönlich wenn ich Skifahren könnte zumindest so ausführen würde. Zurück zur Route: Ich bin einfach der Aufstiegsspur der Karawane vor mir gefolgt. Diese verläuft eine Zeit nach Osten, bevor sie immer entlang der Barglenkette nordöstlich bis zum Gipfel auf 2’700 m führt. Den Tannensee lässt man dabei auf der rechten Seite hinter sich. Der Anstieg wird je weiter man sich dem Ziel nähert steiler, sodass sich ein kleines Päuschen auf dem Sattel Tannenrotisand auf etwa 2’480 m zwischen der Barglen, die auch Schiben (2’669 m) genannt wird, und dem Rotsandnollen anbietet. Einige aus der Aufstiegskarawane haben von hier aus den Rückweg angetreten; auch wenn es nicht so hoch aussieht, bleiben immerhin noch 200 Höhenmeter über den Rücken aufzusteigen. Vom Rotsandnollen durfte ich dann nahezu allein ein wundervolles Panoroma geniessen: Vor mir zeigten sich das Mittelland, der Graustock (2’662 m), Titlis (3’238 m) und die Wendenstöcke (3’042m) in ihre ganzen Pracht.

Blick vom Rotsandnollen zurück auf Bargleren (Mitte) und Melchsee-Frutt (links)
Das Gipfelbuch liegt auf einem Steinring

Nach einer ausgiebigen Pause, in der ich wieder etwas Luft gefunden habe, ging es den gleichen Weg zurück zur Bergstation. Ich war doch überrascht, dass ich bei „nur“ 820 Metern Aufstieg auf 2’700 m so geschnauft habe – das Leben im Flachland grüsst. Der Schnee ist mittlerweile sehr pappig und nass-schwer geworden. Die Sonne hat aber nicht nur den Schnee im Hochtal aufgeweicht sondern sorgte auch immer wieder für Schneeabgänge von der Barglenkette. Auch Steinschlag war immer wieder zu hören. Es schadet also nicht das Massiv etwas im Auge zu behalten. Je später man wiederum vom Gipfel aufbricht, umso einsamer und ruhiger wird es; auch das Skitreiben in Melchsee-Frutt ist vom Rotsandnollen in weite Ferne gerückt. Man hat während des ganzen folgenden Abstiegs über einen tollen Blick in das Tal, sodass man seine Rückroute in aller Ruhe anvisieren kann und die bestmögliche der vielen Spuren ausloten kann. Wer zudem den Rückweg etwas abwechslungsreicher gestalten möchte, kann über den Damm am Tannensee, der gut von der Aufstiegsspur her sichtbar ist, entweder auf die Tannalpstrasse wechseln, die in einen präparierten Winterwanderweg verwandelt wurde. Oder auch hier den Spuren folgend erneut aufsteigen und sich anschliessend südwestlich auf die Bergstation des Sessellifts Diestelboden-Erzegg zuhalten. Diese ist nicht zu verfehlen, da sie auch das Ziel der meisten Pistenfahrer darstellt. Von dort kann man neben der Piste wieder absteigen und dann der präparierten Strasse an der Frutt-Kapelle vorbei zum Panoramalift gelangen. Nachmittags herrscht hier etwas Betrieb, aber die meisten Besucher nehmen den Fussweg. An der Bergstation selbst ist wiederum einiges los. Wer also den Bus von der Talstation Stöckalp erreichen muss, sollte hier Zeit einplanen.

Rundtour
Strecke13.8 km
Dauerca. 7 h
Aufstieg820 m
Abstieg820 m
Niedrigster Punkt1’894 m
Höchster Punkt2’700 m
GPXLink
Eckdaten der Tour
Achtung, es kommt immer wieder von der Barglenkette etwas herunter

Ein Traum um Langis

Die ersten Sonnenstrahlen am Glaubenberg lassen die Berge ringsum erstrahlen

Diese Tour war die schönste Schneeschuhtour, die ich bisher unternommen habe! Ursprünglich war sie deutlich kürzer geplant und ich habe dementsprechend viel getrödelt, weshalb ich am Ende deutlich in Zeitdruck geraten bin. Aber es hat sich mehr als gelohnt 🙂

Links ist die Hütte Rick halb hinter dem Baum versteckt zu erkennen

Startpunkt war der Parkplatz Langis (1’442 m) am gleichnamigen Berghotel an der Glaubenbergstrasse. Aufgrund der vielen Besucher, die unter anderem zur Loipe streben, wird man vor Ort eingewiesen und zahlt für 10 h eine Parkgebühr von CHF 6 am Automaten. Auf der für Autos ab dem Parkplatz gesperrten Strasse geht es am Truppenlager Glaubenberg vorbei nach Glaubenberg (1’543 m). Hinter der Gastwirtschaft Passhöchi Beizli Glaubenberg, die auch im Winter Gäste mit Speisen und Trank versorgt, führt der offizielle Schneeschuhwanderweg Richtung Fürstein nach links ab. Ich habe versucht dem Sommerweg durch einen lichten Wald nach Rick, einer einzelnen Hütte, zu folgen, was aufgrund nicht sichtbarer Markierungen schwieriger war. Die meisten Tourenskigänger und Schneeschuhwanderer sind bereits am Glaubenberg die Strasse nach links abgebogen. Beide Wege führen nach Rom – oder in diesem Fall Richtung Rickhubel und Fürstein. Von Rick aus sieht man die Aufstiegsroute der anderen und kann sich gemütlich ihren Spuren anschliessen. Der erste kleine Gipfel ist mit dem Rickhubel (1’943 m) erreicht, der bereits ein beliebtes Ausflugsziel darstellt. Von hier aus hat man auch den perfekten Blick auf den nahen Fürstein (2’040 m), den höchsten Punkt der heutigen Etappe. Es war traumhaftes Wetter, die Temperaturen angenehm und bereits der Rickhubel hat mit seinem einzigartigen Ausblick bestochen. Hat  man sich dann doch aufgerafft zum Fürstein aufzubrechen folgt man dem absteigenden Weg Richtung Südwesten über einen breiten Kamm. Selbst ohne Markierung kann man den Fürstein nicht verfehlen, immer der Nase nach auf den Fuss des Gipfelaufschwungs zu und dann auf dem Grat entlang zum Ziel. Und so hatte ich innerhalb von circa drei Stunden ab Start bereits 600 Höhenmeter hinter mich gebracht. Hätte ich gewusst, auf welche Ideen ich später noch kommen würde, hätte ich hier oben nicht fast zwei Stunden Mittagspause gemacht, mich gesonnt, Tee getrunken und den Ski- und Snowboardfahrern zugesehen. Aber es war einfach so wohltuend, friedlich und wunderschön!

Blick vom Rickhubel auf den Fürstein
Vom Gipfel des Fürsteins liegt links im Tal Ober Sewen mit der Kapelle; dahinter erheben sich Miesenstock, Nollen und Riedmannstock
Ein einzigartiger Anblick inlusive Nebelmeer Richtung Süden hinter dem Riedmannstock

Für den Abstieg muss man wissen wo man hinwill. Ich in meinem Fall wusste das nicht und war dementsprechend etwas ratlos wo ich mich hinorientieren soll. Das richtige Zwischenziel lautet Ober Sewen und wer hier wie ich von oben nach dem Sewenseeli (1’689 m) Ausschau hält, wird lange suchen. Der ist von einer dicken Schneeschicht bedeckt und damit quasi unsichtbar. Besser sucht man vom Fürstein aus nach der Kapelle (1’717 m) und das Gute ist, dass dahin auch 95% der Spuren hinführen.

Von der Kapelle geht es links auf den Sewenegg

Da das Wetter so schön war und ich noch nicht nach Hause wollte, entschied ich mich spontan von der Kapelle aus nochmal ein paar Höhenmeter zu machen und zum Sewenegg (1’884 m) aufzusteigen. Man läuft dazu Richtung Südosten auf einem breiten Weg an einer Hütte vorbei und folgt dem schmaler werdenden Pfad immer weiter hinauf bis man an einer Art Kreuzung links, also nach Norden, abbiegt. Dann steht man auch schon vor dem Gipfelkreuz. Folgt man dem Weg weiter, stünde man nach kurzer Zeit wieder auf dem Rickhubel. Auf der Sewenegg gabs eine Menge guter Gründe zu verweilen: Eine 4er-Gruppe hatte sich für ein Gipfelfondue auch gleich Musik mitgebracht, die Stimmung war entspannt und eine kleine Spitzmaus war fleissig dabei von A nach B zu rennen. Leider war sie so sorglos, dass sie im Maul eines vorbeikommenden Hundes verschwand bevor ich ihn daran hindern konnte. Etwas traurig setzte ich dann zum Rückweg an; zurück zur sogenannten Kreuzung und dann immer weiter Richtung Süden folgend bis ich auf einen präparierten Wanderweg traf. Der Wegweiser verriet, dass es ab hier noch circa 1h 20min zurück nach Langis sei. Zum Miesenstock sei mit 40 Minuten zu rechnen. Ein Blick auf die Karte und die Uhr liessen mich zu einer unvernünftigen Entscheidung hinreissen, die aber die Tour unvergesslich gemacht haben. Ich kalkulierte, dass mich der Umweg grob drei Stunden kosten würde und ich damit in die Dunkelheit zu drohen gerate. Dafür aber den ganzen Gratweg entlanglaufen würde, den ich die ganze Zeit schon von Rickhuben und Fürstein bewundert und der mich seitdem gelockt hatte. Ich entschied mich für den Umweg.

Den Hasen konnte ich in dieser unberührten Landschaft nicht entdecken

Auf einem breiten Weg folgt man dem ausgetreten Spuren der etlichen Schneeschuhwanderer zum Trogenegg, welchen man nach circa 20 Minuten erreicht. Zum Miesenstock auf 1’895 m rauf geht es zügig, es ist einfaches Gehgelände. Wunderschön ist der Blick zurück auf den Fürstein, die Kapelle und Richtung Süden auf die Berner Alpen. Ich war sehr enttäuscht, nicht länger verweilen zu können, denn hier stand ich tatsächlich alleine auf dem Gipfel am Gipfelkreuz in der späten Nachmittagssonne. Bis hier hin entspricht die Tour einer Schwierigkeit WT3. Ab jetzt hatte ich es eilig und dieses Teilstück sollten nur Personen gehen, die Erfahrung mitbringen. Über den Nollen (1’813 m) und den Riedmattstock (1’786 m) sind im Winter bei Schnee so gut wie nie Menschen unterwegs. Der Grund ist einfach: das Gelände ist immer wieder stark abschüssig und beinhaltet zwei, drei kurze Kletterpassagen. Es handelt sich um einen Sommerweg, man kann immer wieder die rot-weissen Markierungen am Fels entdecken. Verlaufen kann man sich nicht, aber das Sturzrisiko ist hoch. Ab dem Riedmannstock ist man wieder in einfacherem Gelände unterwegs. Dieser wird auch als Startpunkt für Skifahrer genutzt und ist dementsprechend häufig frequentiert. Man folgt dem Grat immer weiter Richtung Selispitz (1’736 m); wer möchte, kann auch diesen Gipfel noch mitnehmen. Vom Sattel aus sind es nur 5 Minuten hinauf, ich habe jedoch darauf verzichtet. Also ging es direkt mehr oder minder steil hinunter bis zur Ochsenalp. Die Richtung ist leicht nordöstlich, hier gilt wie so häufig den Schneespuren zu folgen. Kurz vor der Alp überquert man ein kleines Bächlein und trifft auf einen Weg, auf welchem man nach rechts abbiegt um dann an der Alp wieder nach links und somit nach Norden weiterzugehen. Die Ochsenalp stellt den tiefsten Punkt der Tour da, was leider bedeutet, dass nun noch einmal 150 Höhenmeter zurück zum Parkplatz zu bewältigen sind. Ich gebe zu, dies war der einzige Wermutstropfen an dieser sonst so traumhaften Tour in den Emmentaler Alpen, die mich immer noch ins Schwärmen bringt.

Rundtour
Strecke16.3 km
Dauerca. 7.5 h
Aufstieg1’197 m
Abstieg1’197 m
Niedrigster Punkt1’293 m
Höchster Punkt2’040 m
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Eckpunkte der Tour
Das Gipfelkreuz des Miesenstocks

Auf den Rautispitz

Der Blick vom Start aufs Ziel bereits am frühen Morgen

Diese Tour ist nur etwas für konditionsstarke, erfahrene Schneeschuhgänger die es gewohnt sind im unmarkierten Gelände unterwegs zu sein und auch mit unterschiedlichen Schneeverhältnissen zurechtkommen.

Der zugefrorene Obersee mit Blick auf den Brünnelistock (2’133 m)

Los geht’s vom Berghotel Obersee auf 992 m bei Näfels im Kanton Glarus. Allerdings muss man hier erstmal hinkommen. Als mein Navigationsgerät der Meinung war, dass für die letzten fünf Kilometer zum See 25 Minuten einzuplanen sind, dachte ich an einen elektronischen Scherz. Und wurde eines besseren belehrt. Auf der sehr engen und kurvigen Strasse ist maximal 30 km/h erlaubt, für die letzten 1.5 Kilometer gilt Schneekettenpflicht. Die Strasse war nur auf der Radspur mit leichten Schnee- und Eisresten bedeckt, der Asphalt lag in der Mitte frei, weshalb ich wie die anderen Gäste ohne Schneeketten unterwegs war. Auf dem Rückweg durfte ich allerdings feststellen, dass manche Fahrzeuge hier schon ihre Schwierigkeiten hatten – trotz Schneeanfahrhilfe mit Spikes war für ein entgegenkommendes Fahrzeug kein Weiterfahren möglich. Vom kostenfreien kleinen Parkplatz geht es über den Lehrpfad am Fusse des Rautispitz erst einmal an seiner Flanke entlang Richtung Westen. Im Prinzip handelt es sich bei der hier beschriebenen Route um die längere Sommeraufstiegsvariante, die man im Schnee jedoch kaum erkennt. Obwohl wenig markiert, kann man den Weg im ersten Drittel bis zur Grapplistafel nicht verfehlen, da der Rautispitz ein attraktives Ziel für Tourenskigänger und dementsprechend gut gespurt ist. Ein Wegweiser auf der Grapplialp auf 1’359 m zeigt den Direktweg zum Rautispitz via Geisschappel und den längeren Weg via Rautialp an. Letzterer ist mit 2h 45min angegeben und der Weg, dem ich mit auf den Spuren anderer gefolgt bin. Allerdings wird es ab Grappistafel anstrengend und die Schlüsselstelle ist nicht weit. Es handelt sich hier um ein sehr steiles Teilstück, was morgens mit Schneeschuhen bei festerem Schnee bis zum Abzweig zu den Rautihütten etwas leichter bewältigt werden kann. Kleine Anmerkung: auf der Rautialp kann man im Sommer sogar übernachten. Ab jetzt folgt man den deutlich weniger gut festgelaufenen Spur einzelner Skitourengänger im freien Gelände. Einsinken ist fast vorprogrammiert und das Vorwärtskommen wird mühsamer. Man befindet sich nun auf der Südseite des Rautispitz, rechts ragen der Chli Gumen (2’247 m), der Gumenstock (2’256 m) und der Wiggis (2’282 m) empor.

Durch dieses eingekesselte Hochtal führt die Aufstiegsroute zum Rautispitz und Wiggis

Diesem Kessel folgt man ostwärts bis zur Senke zwischen Rautispitz und Wiggis, wo auch ein Wegweiser stet. Dieser Abschnitt hat mich unglaublich viel Zeit gekostet, da plötzlich ein scharfer Wind im Kessel die Sicht mit kleinen Schneekristallen blockierte und das Gehen im Triebschnee enorm Kraft gekostet hat. Ich verlor die Tourenskigänger zudem aus dem Blick und der Wind verwischte innerhalb kürzester Zeit ihre Spuren, sodass ich meine eigene  Route suchen musste. Statt der angegebenen vier Stunden zum Gipfel brauchte ich insgesamt 5h 30min. Genauso abrupt wie er aufgekommen war stoppte der Wind auch wieder. Die letzten 130 Höhenmeter von der Senke aus steigen nur noch sanft an, das Gehen auf dem Grat ist einfach, auch wenn man Mühe hat zu glauben es bald geschafft zu haben. Denn das Gipfelkreuz ist erst kurz vor Erreichen des Gipfels zu sehen ist. Der Rautispitz belohnt auf 2’283 m mit einem wunderbaren Blick auf den Walensee, Mollis und Näfels liegen einem zu Füssen. Unvergleichlich ist bei guten Bedingungen jedoch der Berghorizont: Das Alpsteingebirge in Nordosten, der Mürtschenstock im Osten, der Glärnisch im Süden, die Urner Alpen im Westen. Auch meine „Hausberge“ Pilatus, Rigi und die Mythen sind dann zu sehen.

Mittig sind Näfels und ein Teil des Walensees zu erkennen. Der Obersee liegt direkt unterhalb der Kante.
Rechts ist der Wegweiser vom Sattel und im Vordergrund der Wiggis zu erkennen

Ein herrlicher Ausblick, der die Strapazen dieses Aufstiegs belohnt. Da es schon spät war, konnte ich jedoch nur eine kurze Erholungspause einlegen. Zurück ging es den gleichen Weg den ich hergekommen war, was ich jedoch nur bedingt empfehlen kann. Bis zu der Rautialp konnte ich gut im Triebschnee absteigen – beziehungsweise abgleiten – dann folgte jedoch der knifflige und steile Teilabschnitt. Spätestens an der Schlüsselstelle gilt es aufzupassen. Durch die Skifahrer ist es in diesem Bereich fast spiegelglatt und an Steilheit hat der Abschnitt nichts eingebüsst – im Gegenteil. Ich bin dort ausgerutscht und wäre beinahe fast senkrecht fünf Meter hinuntergeschlittert. Mit Schneeschuhen an den Füssen, die sich im Zweifel irgendwo doch verkanten können, ein enormes Verletzungsrisiko. Hat man es jedoch heil hinunter geschafft ist es ab jetzt nur noch gemütliches bergablaufen. Nach etwa 45 Minuten ist man zurück am Obersee und kann den Familien beim Schlitten fahren oder eislaufen zusehen. Alternativ und vielleicht sinnvoller ist es an der Rautialp der Strasse über Sulz, Sulzboden und dem Campingplatz Obersee zu folgen. Dieser Umweg kostet etwas Zeit, ist dafür jedoch wahrscheinlich viel einfacher zu gehen. Eine Familie mit zwei Kindern im Alter von 5 und 9 haben sich für ihre weitere Tourenskiabfahrt aus Sicherheitsgründen jedenfalls für diese Variante entschieden. Ich habe immer noch tiefsten Respekt vor den zwei Jungs.

Runddtour
Strecke14.6 km
Dauerca. 7.25 h
Aufstieg1’296 m
Abstieg1’296 m
Niedrigster Punkt992 m
Höchster Punkt2’283 m
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Eckdaten der Tour
Das Gipfelkreuz des Rautispitz im strahlenden Sonnenschein

Von Oberiberg über den Furggelenstock

Der Gross Schijen (1.572 m) ragt markant empor

Dank des Himmelsspektakels, den der Gruss aus der Sahara mit sich brachte, war dies eine einzigartige Tour. Aber auch davon abgesehen hat sich einige lohnenswerte Abschnitte und Aussichten. Nur der Pistenrummel hat die Freude etwas getrübt.

Ibergeregg vom Alten Schwyzerweg aus gesehen

Startpunkt ist die Talstation Laucheren Hoch-Ybrig in Oberiberg, welches die höchstgelegene Gemeinde im Kanton Schwyz ist. An der Talstation der Sesselbahn gibt es einen riesigen Parkplatz, von dem der vordere Teil bereits morgens um 8.30Uhr gut belegt ist. Für Bahnnutzer und Restaurantgäste ist das Parkieren kostenfrei, alle anderen können die Parkgebühr an der Kasse der Bahnstation zahlen. Der kleine Parkplatz beim Petersboden ist laut Beschilderung Campern vorbehalten. Über eine kleine Brücke geht es links steil den Schneeschuhtrail hoch. Der ganze Weg ist hervorragend in kurzen Abständen mit den lila Stöcken markiert sodass es Verlaufen unmöglich ist. Er verläuft durch ein Natur- und Wildschutzgebiet sodass ein Verlassen des ausgewiesenen Weges verboten ist. Diverse Schilder weisen auch vor Ort immer wieder darauf hin. Hat man den ersten Anstieg geschafft geht der Weg nach Ibergeregg (1.406 m) sanft weiter durch eine offene Moorlandschaft. Stets hat man den Gross Schijen (1.572 m) vor Augen, der durch seine markante Form besticht. Auf diesem Abschnitt habe ich keine Menschenseele getroffen und die Stille und Ruhe sehr genossen. Historisch betrachtet wurde der sogenannte Alte Schwyzerweg im 14. Jahrhundert angelegt und galt als kürzester Verbindung zwischen Yberg und Schwyz. Wer möchte kann sich in Ibergeregg auf der Terrasse des Hotel Passhöhe eine Rast gönnen bevor die letzten Höhenmeter in Angriff genommen werden. Von hier aus folgt der Trail leider eine Zeit lang der Skipisten; aber musste ich dankenswerterweise nicht befürchten überfahren zu werden. Direkt neben der Skipiste hiess hier tatsächlich: daneben.

Der Furggelenstock vom Weg nach Furggelen

Oben auf 1.594 m treffen sich drei Lifte, es ist wahnsinnig viel los und in dem Chaos kann man leicht die Markierungen übersehen. Das kann dazu führen dass man irgendwann todesmutig zwischen ausschwingenden Ankern des Schlepplifts Zwäcken-Brünnelistock durchläuft nur um auf der anderen Seite festzustellen, dass der Trail rechts unterhalb von einem selbst verläuft. In diesem Fall kann man das Abenteuer zurückwagen oder bleibt oben und folgt dem Sommerweg und nimmt mit diesen zusätzlichen vier Höhenmetern noch den Brünnelistock (1.598 m) mit. Da gefühlt die Hälfte der Schneeschuhwanderer den Abzweig verpasst haben, war ich folglich in bester Gesellschaft und nach kurzer Zeit treffen Sommer- und Winterweg wieder aufeinander. Nun begleiten einen bis zum Gipfel des Furggelenstocks links durch die Bäume die Aussicht auf den Grossen (1.898 m) und Kleinen Mythen (1.811 m) sowie den Vierwaldstätter See. Ein herrlicher Anblick der sicherlich bei blauem Himmel noch genussvoller ist. So war der Vierwaldstätter See schnell wieder verschluckt aber die Mythen zeigten weiterhin stolz ihr Antlitz. Rechts dagegen schweifte der Blick über die Piste und in Richtung Schwyzer Berge. Der Furggelenstock östlich der Mythen liegt auf 1.655 m Höhe und ist ein beliebtes Ausflugsziel für Tourenskigänger und Schneeschuhwanderer. Von Ibergeregg, welches ebenfalls als Startpunkt gewählt werden kann, ist es nicht weit bis zum Gipfel. Dementsprechend voll ist es am Gipfelkreuz, insbesondere wenn Grossgruppen ankommen, aber die wenigsten blieben länger als für eine kurze Rast. Der Saharastaub in Kombination mit den Wolken sorgte für ein tolles Farbenspiel um die Mythen, die dadurch sanft gelb-orange in einzigartige Weise in Szene gesetzt wurden. Und auch der Himmel über die Schwyzer Berge tauchte alles in ein mystisch-einmalige Licht. Ich konnte mich gar nicht sattsehen und bin bestimmt eine Stunde am Gipfelkreuz sitzen geblieben.

Im Hintergrund die Mythen, rechts das Gipfelkreuz des Furggelenstocks
Die Schwyzer Alpen werden von gelblichen Wolken umgeben

Der Abstieg nach Furggelen ist steil und man beginnt zu verstehen warum die Tour vom Schwyz Tourismus in entgegengesetzte Richtung vorgeschlagen wird. Ich persönlich fand es jedoch so wie ich gegangen bin schöner. Nur 15 Minuten vom Gipfel entfernt bietet sich zudem hier die Gelegenheit für eine Rast: die Alpwirtschaft Furggelen wartet – aufgrund der derzeitigen Lage leider geschlossen – mit einigen Sitzgelegenheiten mit Blick auf die Mythen auf. Durch ein verschneites Wäldchen geht es immer weiter abwärts, das Dorf Oberiberg ist dabei irgendwann stehts im Blick. Wer Spass daran hat, kann in dem gigantischen Blechhaufen unter sich versuchen sein eigenes Gefährt ausfindig zu machen. Gelbe, rote und pinke Fahrzeughalter sind bei diesem Spiel klar im Vorteil. Hat man die Chaletsiedlung Spätzeren erreicht hat sich die Rundtour fast zu ihrem Ende geneigt. Es sind nur noch wenige Minuten bis man wieder über eine kleine Brücke am Parkplatz Petersboden ankommt und an der Strasse die restlichen Meter zur Talstation der Bergbahn zurücklegt. Auf der Terrasse des angeschlossenen Restaurants dürfen sich aktuell vier Personen pro Tisch einfinden, es werden Take-away Angebote für ausgehungerte Gäste in Anspruch genommen werden.

Rundtour
Strecke10.3 km
Dauerca. 5.5 h
Aufstieg618 m
Abstieg618 m
Niedrigster Punkt1.089 m
Höchster Punkt1.655 m
GPXLink
Eckpunkte der Tour
Der Saharastaub taucht alles in rötlich-gelbes Licht