Titlis Bergtrophy 2021

Schnappschuss vom Klein Titlis

Ich habe über ein Jahr auf diesen Tag gewartet und nun ist es endlich soweit 🙂 Diese Wanderung ist in mehrerer Hinsicht besonders. Zum einen kann man sie nicht ohne weiteres nachlaufen denn sie führt über einen Gletscher. Zum anderen ist sie organisiert gewesen und ich war mit über 600 anderen Teilnehmern unterwegs. Und zu guter Letzt bin ich 2’200 Höhenmeter hinaufgewandert und habe mich von der Seilbahn zurück zum Auto bringen lassen. Die Rede ist von der Titlis Bergtrophy am 14. August 2021.

Noch ist es flach und kühl, aber der Aufstieg zum Trübsee lässt nicht mehr lange auf sich warten

Der Titlis ist er höchste Berg des Kanton Obwalden, genauer markiert er die Grenze zwischen den Kantonen Bern und Obwalden. Man kommt normalerweise nur mit der Seilbahn hoch oder via Hochtour; nur einmal im Jahr wird der Gletscher für Wanderer präpariert. Seit ich das erste Mal davon gehört hatte, wartete ich auf die nächste Veranstaltung – und nun war es endlich soweit. Ab 6 Uhr ging es los und ich war schon ganz aufgeregt. Ob ich es wirklich schaffen würde? So viele Höhenmeter am Stück habe ich bisher noch nie gemacht und dementsprechend nervös war ich. Getröstet habe ich mich mit dem Gedanken, dass ich ja bis 16 Uhr Zeit habe – um 17 Uhr sollte die letzte Seilbahn vom Klein Titlis zurück nach Engelberg (996 m) gehen. Startpunkt ist die Talstation der Seilbahn Engelberg – Titlis, wo man für CHF 5 auch das Auto stehen lassen kann. Die Schlange war schon recht lang als ich um 5.50 Uhr ankam und als ich an der Reihe war gab es neben der Stempelkarte Wasser- und Teeflaschen, Riegel und Bananen zum Mitnehmen. Kaffee konnte bei Bedarf für einen kleinen Unkostenbeitrag erworben werden.

Aufstieg zum Trübsee. Manch einer wünscht sich sicherlich in die Gondel

Punkt 6.06 Uhr führt mich der Weg zurück über den Parkplatz und dann östlich entlang der Engelberger Aa. Wo sich die Rohrstrasse an der zweiten Brücke mit dem Bänklialpweg kreuzt, geht es rechts zum Hotel Bänklialp. Vor dem Hotel führt eine Stiege hinauf, ein Wegweiser der das erste Zwischenziel Trübsee (1’800 m) mit 2h 25min anzeigt ist unmittelbar davor platziert. Durch einen schattigen Wald führt der zuerst noch breite Schotterweg. Die ersten Personen sind hier bereits auf der Überholspur. Via Gerschnialp (1’262 m) geht es am Gasthaus Ritz vorbei. Immer der Beschilderung nach führt hinter der Gaststätte der rot-weiss markierte Bergweg ab. Über schöne Weideflächen läuft es sich zügig und über mir sehe ich bereits das Hotel mit der Bergstation Trübsee thronen. Der Anstieg ist steil, aber der Trupp, in dem ich gehe, hält das Tempo unvermindert. Ich bin ziemlich sicher, dass ich diese Geschwindigkeit nicht bis zum Gipfel durchhalte und wie ein Zeichen muss ich das auch nicht mehr. Auf dem schmalen Weg herrscht auf einmal Stau. In nun gemütlichem Tempo schlängeln wir uns immer weiter hinauf, freuen uns über das phantastische Wetter und die noch eher kühleren Morgenstunden. Als ich um 7.53 Uhr am Hotel Trübsee angekommen bin, war ich dann trotzdem etwas aus der Puste und schonmal recht stolz auf mich. Es erwartete uns neben Wasser und Tee auch Brühe, Brötchen, Obst und Birchermüsli – Letzteres finde ich persönlich ja wahnsinnig lecker.

In den frühen Morgenstunden ist am See und um das Hotel herum noch nicht viel los

Nach dem Frühstück und der Toilettenpause bin ich um 8.08 Uhr zügig wieder aufgebrochen. Die nächste Etappe führt in südöstliche Richtung zum Laubersgrat auf 2’445 m. Zu Beginn handelt es sich um einen Wiesenweg, der später in einen bequemen Schotterweg übergeht. Ein Überholen von anderen Teilnehmern ist auf diesem Teilstück immer wieder gut möglich und wer noch etwas Puste hat, sollte die Aussicht geniessen. Es ist vielleicht die schönste Teilstrecke der Tour. Ich war überrascht, wie schnell ich die 600 Höhenmeter überwunden hatte. Es war nun 9.24 Uhr. Am Laubersgrat wartete wieder Essen und Trinken auf die Teilnehmer; für einen Toilettengang musst man jedoch bis zum Panoramarestaurant Titlis warten. Vom Laubergrat können nun alle die nicht über den Gletscher gehen möchten oder können in südliche Richtung nach Stand (2’428 m) queren. Von hier fährt die Luftseilbahn Stand – Titlis zum Klein Titlis (3’028 m). Die Nutzung der Seilbahn für Teiletappen der Tour ist ebenso wie das Abfahren im Ticketpreis von CHF 75 inkludiert.

Das Ziel ganz klein vor Augen: der Turm auf dem Klein Titlis ist gut zu erkennen

Vom Laubersgrat aus führt der Weg nach einer 5-minütigen Pause über den Gletscher. Hier bin ich sehr gespannt darauf, wie die Veranstalter diesen Abschnitt präpariert haben, denn Steigeisen und Pickel braucht man heute nicht. Doch zuerst wartet der nächste steile Anstieg im losen Schotter. Der kalte Wind pfeift mir so stark um die Ohren, dass ich mich trotzdem dafür entscheide mir etwas Wärmeres anzuziehen – der Zwiebellook passt schliesslich immer irgendwie. Nach kurzer Zeit über einen felsigen Bergweg erwartet mich die Schlüsselstelle der Tour. Im Netz hatte ich schon davon gelesen und den Beschreibungen nach musste es etwas absolut Beängstigend und Spektakuläres sein, wenn man um diese Stelle passieren zu können locker eine Stunde anstehen muss und Mut zugesprochen braucht. Nunja. Der Realitätscheck brachte folgendes: Man muss circa 5 Meter entweder über eine Leiter hinabsteigen oder nebenan mit Hilfe eines Seils absteigen. Dann geht es versiert nochmal vielleicht 10 bis 15 Meter weiter runter, ein Stück ebenerdig weiter und schon steht man vor dem Schneefeld. Es gibt wirklich Aufregenderes. Nach 30 Sekunden war ich unten. Ohne gut zureden.

Aufstieg vom Laubergrat mit Aussicht über den Trübsee

Und dann wurde endlich das Geheimnis gelüftet: Der Gletscher war nicht aufgrund des Schnees schneeweiss, sondern war weiträumig mit einem weissen Flies bedeckt worden. Auf diesem Teppich zu laufen, war etwas seltsam, aber ich habe mich dran gewöhnt. Eher ist es eine Kopfsache gewesen, dass man nicht sieht wo genau man hintritt und Vertrauen in das Material fassen musste. Es hält tatsächlich wenn man auf direktem Weg hochläuft, ich bin jedenfalls nicht weggerutscht. Nur mit einer Gletscherbegehung hat es nicht mehr so wirklich viel zu tun; ich hatte irgendwie erwartet, dass Stufen geschlagen und Fixseile verlegt worden wären. Eine lustige Erfahrung war es trotzdem und etwa auf Höhe des regulären Weges zum Titlis-Bergrestaurant endete dann auch der Flies. Es begann ein munteres Stapfen durch den aufgeweichten Schnee entlang des Pistenweges. Jetzt wurde es auch wieder voller – bei dem wunderbaren Wetter sind natürlich viele Gäste mit der Seilbahn auf den Titlis unterwegs. Und diese Ausflügler (meist in Jeans und Turnschuhen) schauten uns wiederum arg fasziniert an. Um 11.07 Uhr war ich an der Versorgungstation Klein Titlis angekommen. Etwas aus der Puste habe ich mir meinen dritten Stempel abgeholt und mit Tee, Riegeln und Banane Energie für das letzte Teilstück gesammelt. Jetzt wollte ich auch keine lange Pause mehr machen, jetzt wollte ich endlich oben sein.

Der Blick zurück zum Laubergrat und denn mit weissem Tuch abgedeckten Gletscher
Die letzten Höhenmeter zum Gipfel – hier im Vordergrund der Klein Titlis von dem die Teilnehmer aufsteigen

Frisch gestärkt bin ich dann die verbleibenden 200 Höhenmeter auf den Gross Titlis (3’239 m) aufgestiegen. Kurz unterhalb des Gipfels war ein grosser Stau: der letzte Versorgungsposten grüsste mit Stempel Nummer vier, Wasser, Orangensaft, Apfelschorle und Wein sowie einem Beweisfoto mit Titlis-Schild. Alles knubbelte sich dort –  es dauerte eine Weile bis ich Herausgefunden hatte, dass man auch einfach erstmal in Ruhe auf den Gipfel spazieren kann. Um 11.40 Uhr war ich dann oben! Die Aussicht ist einfach phänomenal, ich hätte Stunden dort verbringen können. Jungfrau (4’158) m, Eiger (3’970 m), Mönch (4’099 m), Wildhorn (3’248 m), Schilthorn (2’970 m), Schwarzhorn (2’928 m), Niesen (2’362 m), Schrattenflue (2’092 m), Pilatus (2’129 m), Stanserhorn (1’898 m), Rigidalstock (2’593 m), Rigi (1’798 m), Brisen (2’414 m), Grosser Mythen (1’898 m), Mürtschenstock (2’441 m, Clariden (3’267 m), Tödi (3’614 m), Krönten (3’108 m), Bernina (4’049 m), Fleckistock (3’412 m), Sustenhorn (3’502 m), Matterhorn (4’478 m), Finsteraarhorn (4’274 m) –  muss ich noch mehr sagen 😉

Der Ausblick ist einfach nur atemberaubend und wunderschön

Ein paar Meter tiefer gab es dann auch für mich das wohlverdiente Titlis-Schildfoto und ein kleines Glas Wein und viel O-Saft. Schnell wurde es mir aber zu voll auf dem engen Raum und so bin ich weiter zum Restaurant um meinen Hunger zu stillen. Nudeln Bolognese all-you-can-eat klingt für einen ausgehungerten Titlis-Besteiger einfach extrem verlockend und magisch anziehend. Und so sass ich dann auch kurze Zeit später mit zig anderen Teilnehmern futternd im extra für uns bereitgestellten grossen Saal. Gesättigt habe ich nach Besichtigung der Gletschergrotte den Rest des Tages auf der Terrasse die Sonne genossen bevor ich gegen 15.45 Uhr die Seilbahn genommen habe. Bevor es zurückging habe ich mir jedoch noch meine Teilnehmergeschenke abgeholt: ein Titlis-Risotto am Titlis-Restaurant und ein Paar Sportsocken von Intersport am Trübsee. Coole Sache! Mit etwas Bedauern bin ich jedoch schon in Engelberg aus der Bahn gestiegen. Ich fand den Tag grossartig und war traurig, dass er „schon“ vorbei war. Er hat sich gelohnt.

Rundtour
Strecke12.1 km
Dauer6 h
Aufstieg2.257 m
Abstieg209 m
Niedrigster Punkt996 m
Höchster Punkt3’238 m
GPXDownload
Eckdaten der Tour
Vierte Versorgungs- und Fotostation auf dem Gross Titlis

Via Glaralpina – Fridolinshütte nach Linthal*

Die Grünhornhütte vor dem Tödi gelegen

Die zehnte Etappe der Via Glaralpina auf dem Programm startet von der Fridolinshütte (2’111 m) am Fusse des Tödi (3’614 m) und endet in Hinter Obbort einer kleinen Ortschaft oberhalb von Linthal. Da sie mit 4 h Gehzeit eher zu den kürzeren Etappen zählt, habe ich am Morgen noch den Aufstieg zur Grünhornhütte (2’448 m) absolviert. Diese liegt 1 h Gehzeit von der Fridolinshütte entfernt und ist die älteste SAC-Hütte. Von ihr bietet sich ein traumhafter Blick auf den Bifertengletscher – viel näher kann man ihm nicht kommen wenn man als Wanderer unterwegs ist.

Die tiefen Spalten im Bifertengletscher beeindrucken

Das Wetter zeigte sich an diesem Morgen nicht von seiner besten Seite, aber es war zumindest trocken. Also habe ich beschlossen den Aufstieg zu wagen. Den Weg zur Hütte kann man hervorragend von der Fridolinshütte einsehen und so war mir auch bekannt, dass zwei Schneefelder passiert werden mussten. Gegen 8 Uhr bin ich als einziger Gast in diese Richtung aufgebrochen. Der Weg ist steil und hat einen alpinen Charakter. Unterhalb der Grünhornhütte ist der Weg zudem mit Ketten versiert; etwas Schwindelfreiheit mitzubringen ist nicht verkehrt. Wer neben dem atemberaubenden Blick auf den Gletscher, den Bifertenstock (3’419 m) und den Tödi noch Kapazitäten frei hat, dem empfiehlt es sich hin und wieder links und rechts entlang des Weges zu schauen. Viele Bergkristalle liegen dort, von denen einige schöne Exemplare auch in der und um die Fridolinshütte ausgestellt sind. Bei der Grünhornhütte habe ich mich dann sicherlich eine Stunde aufgehalten – dort ist viel über die Geschichte des Tödi und der Hütte zu lesen. Nicht zu vergessen ein Stempel zum 150-jährigen Jubiläum der Hütte. Draussen waren einige Gletscherspalten gut erkennbar; mit diesen möchte ich nicht nähere Bekanntschaft schliessen.

Die mächtigen Gipfel des Bifertenstock (links) und Tödi (rechts) von der Fridolinshütte aus

So beeindruckend es dort oben aber auch war, der Wind war eisig, der Nebel zog wieder auf und die Uhrzeit rückte auch gnadenlos immer weiter vor. Also folgte der Abstieg zurück zur Fridolinshütte, der sich schnell als anspruchsvoller als der Aufstieg herausstellte. Hauptsächlich wegen der Ausrutschgefahr. Nach kurzer Rast und einem Plausch mit dem Hüttenwart ging nun die eigentliche Etappe los.

Rückblick von der Alp Hinter Sand

Über einen sehr schönen Bergwanderweg führt die Route Richtung Norden nach Hinter Sand (1’305 m), immer mit dem Tödi im Rücken. Der Abstieg ist insgesamt gut zu gehen und auch wenn es bis zur Brücke auf etwa 1’580 m keine Abzweigungen gibt, ist die rot-weisse Markierung sehr gut. Die Landschaft führt über idyllische Bergwiesen und die Artenvielfalt bezaubert. Schliesslich sieht beziehungsweise hört man zuerst das Zwischenziel Hinter Sand. Auf der Alp weidet eine grössere Gruppe an Mutterkühen mit Jungtieren, die jedoch einen friedlichen Charakter hatten. Interessant zu wissen ist sicherlich, dass man sich ab dem Wegweiser Hinter Sand den restlichen Weg zu Fuss sparen kann. Nun führt eine Schotterpiste bis Tierfehd und es gibt tatsächlich einen Taxiservice. Buchen (Telefon: +41 79 297 55 55) kann man ihn schon von der Fridolinshütte; das Taxi wartet dann entsprechend. Oder eben bei Ankunft in Hinter Sand. Sowohl in der Hütte als auch am Wegweiser Hinter Sand ist die Telefonnummer ausgehängt.

Abstieg nach Hinter Sand. Hier der Blick zurück zum Bifertenstock

Von hier sind es noch knapp 1.5 h nach Tierfehd. Ein grosser Teil der Strecke ist Fleissarbeit denn es geht über ein unschwieriges, breites Fahrsträsschen weiter. Der Blick zurück lohnt sich fast mehr als der Blick voraus: der Tödi, der König der Berge, liegt nun im Rücken. Kurz vor Sandwald (1’080 m) taucht man dann in einen kühlen Wald ein. Beim Wegweiser Pantenbrugg Süd (1’001 m) gibt es etwas schliesslich Geschichte zu sehen, nämlich die Pantenbrücke. Sie steht unter Denkmalschutz und wurde erstmalig 1457 gebaut. Sie wurde mehrmals durch Lawinen und Steinschlag zerstört; die untere Brücke steht nun seit 1854, die direkt darüber verlaufende obere Brücke seit 1902. Vom Wegweiser Pantenbrugg Nord (988 m) sind es nur 5 Minuten Umweg zu einem Aussichtspunkt in die 1.4 km lange Linthalschlucht. Da derzeit noch der Wanderweg von Tierfehd auf den Aussichtspunkt über die Schlucht gesperrt ist, lohnt sich dieser Abstecher um einen Eindruck von der Schlucht zu erhalten.

Die denkmalgeschützte Pantenbrücke, die eigentlich aus zwei Brücken besteht

Tierfehd selbst hat mich nicht sonderlich beeindruckt. Sicherlich lohnt sich aber ein Besuch des Pumpspeicherwerks Limmern, welches regelmässig Führungen anbietet. Von hier startet zudem für CHF 10 die Seilbahn Tierfehd-Kalktrittli zur Muttseehütte (2’501 m), die das Ziel der elften Etappe ist. Nach Hinter Obbort folgt man leider der Hauptstrasse ohne Fussgängerstreifen, am Hotel Tödi vorbei, bis man an einen gelb markierten Abzweig in die Strasse Steingaden gelangt. Hier nach rechts gehen, an der Gabelung links und im Anschluss dem Wanderweg über eine Wiese folgen. Von der Hauptstrasse zum Berggasthof Obbort sind nochmals knapp 200 Höhenmeter hinauf zu überwinden. Wenn es feucht ist, ist der Weg über das Gras rutschig und bei hohem Gras schwieriger zu erkennen. Der Gasthof ist sogar unmittelbar vor Erreichen ausgeschildert: wer diesem Hinweis folgt, nimmt quasi den Schleichweg direkt in den Garten. Ansonsten kommt man auf der Strasse ein Stückchen oberhalb heraus und läuft dann wenige Meter wieder herab.

Ich habe im Berggasthaus Obbort übernachtet und den Tag bei Sonne und netter Gesellschaft ausklingen lassen. Das Wetter sollte nun endgültig umschlagen; Hagel, Schnee und Starkregen war für die kommende Woche eigentlich durchgehen angesagt. Von Hinter Obbort gibt es keine ÖV-Anbindung, d.h. man muss nach Linthal erst ein Stück einen gelben Wanderweg entlang folgen und wird später schlussendlich entlang der Strasse geführt. Nach Linthal sind vom Gasthof etwa 1.5 h einzuplanen, dies entspricht circa 5 km und 800 Höhenmeter abwärts. Wer möchte kann natürlich auch ohne Übernachtung in Obbort direkt heimreisen. Dafür braucht man übrigens nicht den Umweg über Hinter Obbort zu gehen, von Tierfehd aus gibt es einen direkteren Weg. Über den Linthalweg erreicht man so sein Ziel in 1h 45min.

Streckentour
Strecke15 km
Dauerca. 5.5 h
Aufstieg615 m
Abstieg1’668 m
Niedrigster Punkt802 m
Höchster Punkt2’446 m
GPX (mit Linthal)Download
Eckpunkte der Tour
Aussicht vom Berggasthof Obbort zurück Richtung Tierfehd

Via Glaralpina – Claridenhütte zur Fridolinshütte*

Abstieg vom Beggilüggi. Der Wolkenvorhang gibt kurz ein kleines Sichtfenster frei

Heute steht die neunte Etappe der Via Glaralpina auf dem Programm: von der Claridenhütte wird es zur Fridolinshütte gehen. Die Etappe bietet viele Optionen da für die Originalstrecke gerade einmal 3h 15min vorgesehen sind. Ich persönlich freute mich schon die ganze Zeit auf die rund 230 Millionen Jahre alten Spuren einer Gruppe Archosaurier. Diese von den Urahnen der Krokodile und Dinosauriern hinterlassenen Spuren werden auch Chirotheroidenfährten genannt und gehören zu den ältesten Wirbeltierfährten. Zudem hatte mir fest vorgenommen auch der Planurahütte, welche die höchstgelegendste Hütte der Ostschweiz ist, bei dieser Gelegenheit einen Besuch abzustatten. Leider war aufgrund des Schnees dieser Abstecher nicht durch die Erfüllung meiner Erwartung belohnt worden. Wer möchte kann als Tipp aber auch abseits der Route den Zuetribistock (2’645 m) und Beggistock (2’635 m) erklimmen. Es führt kein offizieller Weg hinauf, aber die Schwierigkeit ist mit T3+ noch im Rahmen.

Zum Baden erschien es mir doch etwas zu frisch

Das Wetter machte an diesem Tag leider keinen allzu guten Eindruck und dabei wird diese Etappe als besonders aussichtsreich beschrieben; mit permanentem Blick auf den Tödi (3’574 m), den König der Berge. Dennoch war sie wunderschön und ich habe eindeutig zu wenig zu erzählen um die ganzen fantastisch-mystischen Fotos passend einzubinden. Los ging es aber erst einmal durch den Schnee im Nebel von der Claridenhütte zur Beggilüggi (2’536 m), dem höchsten Punkt der heutigen Tour. Auf halber Strecke erwartet ein kleiner See den Wanderer, welcher im Hochsommer sicherlich eine erfrischende Abkühlung verspricht. Im Nebel und mit Blick auf das darin schwimmende Eis bin ich jedoch fröstelnd weitergelaufen. Mir ist heute noch schleierhaft, wie manch Gast auf der Claridenhütte am Vortag dort gebadet hat. Auch über die Beggilüggi bin ich dann hinweg, ohne viel Notiz von der Landschaft zu nehmen zu können. Im Anschluss führt der gut markierte rot-weisse Weg sanft über Alpweiden hinab und man hört die Glocken der Kühe schon aus grosser Entfernung. Die vielen Löcher verraten zudem, dass auch Murmeltiere sich hier Zuhause fühlen. Nach knapp 2 h habe ich schliesslich Ober Sand (1’927 m) erreicht; der Wegweiser spricht von 1 h Gehzeit. Von hier aus geht es entweder direkt geradeaus zur Fridolinshütte oder man wagt Richtung Südwesten den Abstecher zur Planurahütte. Unterwegs dorthin kommt man an den Saurierspuren vorbei – und die wollte ich schliesslich unbedingt sehen. Nebel hin oder her.

Der Chli Tödi links hüllt sich in Wolken, ebenso der Hinter Spitzalpelistock rechts

Entlang des Oberstafelbachs folgt man ab Ober Sand dem rot-weissen Wanderweg bis zum Sandpassweidli. Die Alp kann man nicht verfehlen und dahinter präsentiert sich eine malerische Landschaft. Der Aufstieg zur Planurahütte beziehungsweise zu den Saurierspuren verläuft zuerst gemütlich über die Wiese bevor es dann steiler wird. Es dauert nicht lange bis das Gras durch Stein abgelöst wird. Hier an diesem Übergang habe ich endlich Edelweiss am Wegesrand entdeckt – die ersten überhaupt!

Die Platten mit den Spuren sind zwar schneefrei, aber der Zugang dennoch versperrt. So muss die Kamera als Fernglas dienen

Wie ich nun zu den Saurierspuren, kommen sollte, war mir allerdings unklar. Es gibt keine Schilder oder farbliche Markierungen, die den Weg weisen. Und so bin ich nach Erreichen der 2’300 m-Höhenlinie über Schutt und Geröll querfeldein der Nase nach losmarschiert. Nunja, theoretisch sollen irgendwo zwischen 2’100 m und 2’300 m linksseitig Steinmännchen einen möglichen Weg markieren. Die Saurierspuren befinden sich nach den Schweizer Landeskoordinaten an der Stelle 711 700 / 186 900. Dies entspricht den GPS-Koordinaten 46°49’25.94″ N 8°54’9.20″ E. Die Steinmännchen habe ich zwar übersehen, stand irgendwann jedoch dennoch auf der Rippe, von wo aus man hinabklettern und den Fluss überqueren muss. Hier musste ich mich dann geschlagen geben. Die Platten mit den Spuren waren zwar toll zu sehen und schneefrei – ein Überqueren des Flusses jedoch unmöglich. Schnee und Eis bis zur Rippe, welche tosend vom Fluss unterspült wurden, erschienen mir nicht vertrauenswürdig. Und so musste ich schwer enttäuscht den Rückzug antreten.

Ausblick vom Ochsenstock auf den Bifertenstock am Nachmittag
Bifertenstock, Gletscher, Grünhornhütte und Tödi präsentieren sich dann am späten Abend doch noch in voller Pracht

Da in Coronazeiten ein spontanes „Hallo, hier bin ich und würde gerne bei euch übernachten“ auf keiner Hütte möglich ist, fiel dann auch aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit der weitere Aufstieg zur Planurahütte aus. Fünf Sunden zusätzliche Gehzeit waren einfach nicht drin. Also zurück durchs Tal nach Ober Sand. Am Rossmättli, wo man auch den Oberstafelbach quert, gibt es allerdings einen alternativen Weg zur Fridolinshütte. Dieser ist weniger begangen und stellenweise etwas weniger gut markiert. Der Abwechslung halber habe ich die Variante gewählt und habe es nicht bereut.

Am Abend klarte es endlich auf – und der Tödi zeigte sich das erste Mal

So war ich am Fusse des Tödi – Sandgipfel (3’390 m) unterwegs und damit dem dicht in Wolken gehüllten König noch ein kleines bisschen näher. Wieder auf der Originalweg angekommen ging es nun die letzten Höhenmeter hinauf zum Ochsenstock (2’265 m). Von hier aus kann man nochmal ein wunderschönes Panorama auf den Bifertenstock (3’419 m) und die beiden Gipfel des Tödi (Glarner Tödi und Sandgipfel) geniessen bevor es hinab zur Fridolinshütte geht. Diese liegt in einem Talkessel, umschlossen von den zwei genannten mächtigen Bergmassiven. Kein Wunder, dass hier eine ganz eindrückliche Stimmung herrscht. Die Hütte wird zudem auch als Startpunkt für Hochtourengänger genutzt, die von hier aus den Tödi oder den Bifertenstock besteigen möchten. Wobei der Tödi sich unvergleichlich grösserer Beliebtheit erfreut. Das Personal gibt sich zudem Mühe Wanderer und Hochtourengänger zu trennen, damit man nicht unnötig um 3.30 Uhr geweckt wird. Wer möchte kann noch einen kleinen Abstecher zur Grünhornhütte machen. Diese liegt 1 h Gehzeit von der Fridolinshütte entfernt, ist nicht bewirtschaftet und verfügt über keine Schlafplätze. Sie ist aber mit Baujahr 1863 die älteste SAC-Hütte und damit etwas ganz besonderes. Ich habe sie am nächsten Tag besucht. Ansonsten bietet ein kleiner See unterhalb der Hütte eine schöne Gelegenheit sich zu erfrischen.

Streckentour
Strecke13.2 km
Dauerca. 5.25 h
Aufstieg833 m
Abstieg1’175 m
Niedrigster Punkt1’924 m
Höchster Punkt2’537 m
GPXDownload
Eckdaten der Tour
Die Fridolinshütte mit dem Bifertenstock im Hintergrund