Von der Kröntenhütte zurück nach Erstfeld*

Der Arnisee glänzt am späten Nachmittag in der Sonne

Der zweite und damit auch leider auch schon letzte Tag dieser zweitägigen Tour steht an. Es geht  von der Kröntenhütte SAC (1’903 m) zurück nach Erstfeld (471 m) wo das Auto wartet – oder die Bahn. Vorher erwartet mich jedoch ein 8h-Tag mit fast 1’000 Höhenmetern Aufstieg und 2’500 Höhenmetern Abstieg auf 21 Kilometern verteilt. Anders ausgedrückt: Es wird anspruchsvoll und alpin; und landschaftlich wunderschön. Viellecht sogar die schönste Tour überhaupt bisher.

Sonnenaufgang unmittelbar hinter der Hütte – die erste Fotopause 😀

Und weil das so ist bin ich extra früh los : Aufbruch von der Hütte war um 7.40 Uhr. Für Ende September war ich folglich gefühlt recht früh auf den Beinen. Da ich den Oberseemänndli (2’229 m) bereits am Tag zuvor besucht hatte, wollte ich nun aber noch unbedingt den Abstecher zum Jakobiger (2’505 m) machen, welcher östlich vom Leid See (2’329 m) liegt. Getreu dem Motto „Wenn man schonmal da ist…“ Aber zurück zum Anfang. Es führen mehrere Wege zur Leutschachhütte SAC (2’208 m). Ich habe mich für den blau-weiss markierten Weg über Päuggen (1’940 m) entschieden. Vom Wegweiser Kröntenhütte geht es darum erstmal ein paar Meter zurück des Weges aus dem ich tags zuvor gekommen bin anstatt nach Süden wo die Leutschachhütte mit 2h 50min ausgezeichnet ist. Weniger als drei Minuten später, noch vor dem Klettergarten, steht ein weiterer Wegweiser der nun die Gabelung Richtung Päuggen / Bodenberg / Leid See / Leutschachhütte SAC / Arnisee anzeigt.

Gut gelaunt auf dem Weg nach Päuggen

Dieser Beschilderung folgend ist man  nach circa 30 min Gehzeit in Päuggen angekommen und folgt nun den blau-weissen Markierungen. Die Zeitangaben hier kann man übrigens getrost vergessen – der Leid See ist im Vergleich zur Angabe auf der Kröntenhütte 45 min näher gekommen, die Hütte ist nun 15 min weiter entfernt als zuvor und die zeitliche Distanz zum Arnisee hat sich sogar um 1h 25min verkürzt. Dafür gibt es aber ein Kreuz, welches mit aufgehender Sonne im Hintergrund irgendwie etwas magisches hat.

Nur noch fünf Minuten vom Gipfel des Jakobiger entfernt

Es geht nun weiter in südöstliche Richtung, den Vorder Päuggenstöckli (2’381 m) rechterhand,  in 75 Minuten meines Tempos zum Riedfurggi (2’214 m). Spannenderweise gibt es von hier einen Direktweg nach Erstfeld von 4h Gehzeit, welcher in meiner Karte gar nicht eingetragen war. Für einen Notfall gut zu wissen! Ich wollte aber weiter zum Leid See, angeblich sinds nur noch 1h 15min zur Leutschachhütte. Nach 25 Minuten war ich angekommen, hier trennt sich der Weg erneut auf. Wer möchte kann von hier aus direkt zum Sunnig Grat (2h 35min) beziehungsweise der Sunniggrätli Hütte (2h 45min) abkürzen und sich so die Reise zur Leutschachhütte SAC (50 min) sparen. Dafür muss man aber für den Jakobiger keinen extra Umweg laufen, denn man kommt quasi an ihm und dem Ruchälplistock (2’476 m) direkt vorbei. Sehr praktisch. Also, wer zum Jakobiger möchte folgt dem Wegweiser zum Sunnig Grat, wer (danach) die Leutschachhütte anpeilt nimmt logischerweise den Wegweiser zur Leutschachhütte nach Westen. Vom Jakobiger hat man einen tollen Blick auf Piz Russein (3’612 m), Sustenhorn (3’498 m), Krönten (3’106 m), Gross Spannort (3’193 m), Brunnistock (2’951 m), Rot Gitschen (2’688 m), Rundstock (2’458 m) und Gross Mythen (1’895 m).

Eine wundervolle Aussicht vom Gipfel des Jakobiger, den auch ein Gipfelkreuz schmückt

Über den Leidseepass geht es dann entlang des Chapferplanggenstock (2’518 m) schliesslich nach Süden zur Hütte. Zwischendurch noch ist eine stahlseilversierte Passage zu überwinden. Ein Blick in den Obersee hat bei mir jedoch nicht die Lust auf ein erfrischendes Bad ausgelöst, ebenso die Aussicht auf den Niedersee zum Fusse der Hütte. Ich hatte mich im Gegenteil auf eine kurze Pause an der Hütte gefreut. Mit Blick auf die Uhr, es war bereits mittags, beschränkte ich  mich jedoch auf eine kurze Trinkpause, immerhin waren erst 6.4 von 21.5 Kilometer absolviert.

Die Leutschachhütte ganz links wirkt fast ein bisschen verloren in der Weite

Es geht von der Leutschachhütte ein kurzes Stück zurück des Weges, dann biegt der rot-weiss markierte Bergweg nach Osten zur Sunniggrätli Hütte (3h 35min) ab. Am Fuss von Jakobiger, Ruchälplistock und Grossgand (2’311 m) geht es in einem grossen Bogen Richtung Sunnigggrat. Auf Höhe Fürggi (1’947 m) sind es noch 50 Minuten bis zum Grat. Schliesslich trifft man auf den Alpinweg vom Jakobiger auf einen Wegweiser. In der Nähe des Wegweiser bei einer Aussichtsstelle können erneut einige Meter eingekürzt werden.

Der Rückblick kurz vor Fürggi Richtung Leutschachhütte. Ganz klein ist in der Mitte die Alphütte Leutschach zu sehen

Nach Südosten biegt der Bergweg direkt zur Hütte ab, welche gut von oben zu sehen ist. Ab diesem Aussichtspunkt ist denn auch viel los, viele Gäste von der nahen Sunniggrätli Hütte (1’977 m) sind unterwegs. Die Hütte ist ein Paradies für Familien, es gibt einen kleinen See und sie ist durch die Bergbahnstation am Arnisee der Luftseilbahn Intschi-Arnisee schnell erreichbar. Vom Endpunkt des Sunnig Grats (2’030 m) aus bietet sich eine schöne Aussicht auf bereits bekannte Gipfel und lohnt auch mit einem Gipfelkreuz.

Die Aussicht vom Sunnig Grat lohnt sicht. Insbesondere das Farbenspiel im Herbst war herrlich

Nun sind es noch knapp 10 Kilometer zu gehen. Der rot-weisse Bergweg führt nun nach Süden, entlang des Grossgand und Riedboden sollte ich innerhalb von 70 Minuten zum Arnisee gelangen. Hier lagen ein paar Kanus im Wasser, es sah sehr idyllisch aus. Erstfeld ist nun ausgeschildert, der Weg führt nur ein kurzes Stück am See entlang. Im Berggasthaus Alpenblick am See wird nicht nur für das leibliche Wohl gesorgt, sondern es werden auch Übernachtung angeboten. Nebenan auf der Wiese grasen Esel; bedauerlicherweise schienen sie kein Interesse gehabt zu haben mich hinunter in den Ort zu tragen.

Für mich zeigt dieses Bild die schönste Szenerie auf dieser Tour. Ich hätte dort ewig stehen können…

Weiter geht es über Hinter Schmidberg, Schmidigberg nach Mittel Arni (1’300 m).  Hier ist die Bergstation der Amsteg-Arni-Luftseilbahn und spätestens jetzt ist klar wo die ganzen Menschen herkommen. Nach 15 Minuten erreicht man Vorder Arni, 2h 20min sind es bis nach Erstfeld. Von Vorder Arni geht es rechts vorbei und durch den Wald immer weiter bergab. Zum Teil geht es steil hinunter, es kann bei nassen Bedingungen rutschig werden.

Der Abstieg von Mittelarni nach Erstfeld

Am Gruonwald ignoriert man den Abzweig nach Silenen und orientiert sich weiter nach Norden. Die N2 ist auf jeden Fall gut zu hören, die Zivilisation ist nicht mehr weit entfernt. Nach zwei Tage in den Bergen irgendwie traurig. Kurze Zeit später und nach über 18 Kilometern trifft man bei Hinterwiler auf eine Asphaltstrasse und Häuser. Hier der Strasse weiter nach Norden folgen und alle Abzweige ignorieren. Durch Seewadi und an Ei vorbei geht es schliesslich über eine Brücke über die A2 und weiter an der Reuss. Wem nun die Umgebung wieder bekannt vorkommt: Von hier ist der Aufstieg zur Kröntenhütte erfolgt! Weiter über die Brücke über die Reuss und schon steht man wieder vor dem wartenden Auto oder dem Bahnhof und wartet selbst auf den Zug.

Streckentour
Strecke21.5 km
Dauercirca 8.25 h
Aufstieg998 m
Abstieg2’430 m
Niedrigster Punkt470 m
Höchster Punkt2’505 m
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Eckdaten der Tour
Das Gipfelkreuz am Sunnig Grat

Tageswanderung von Erstfeld zur Kröntenhütte*

Ein Aussichtspunkt auf dem Bergweg nach Ammeten

Diese Wanderung beschreibt die erste Etappe einer Zweitagesrundtour von Erstfeld im Kanton Uri zur Kröntenhütte SAC (1’903 m), auf welcher ich übernachtet habe, und über die Leutschachhütte (2’209 m) zurück. Eigentlich wird sie als Drei-Tagestour empfohlen mit einer zusätzlichen Übernachtung in der Leutschachhütte oder Sunniggrathütte (1’978 m); andernfalls sind es zwei anspruchsvolle Tage.

Auch wenn die Kamera die Perspektive verzerrt – zwischen Bodenberg und Geissfad

Ausgangspunkt ist der Bahnhof Erstfeld (471 m). Es gibt die Möglichkeit auf dem Park+Ride-Parkplatz für CHF 5 pro Tag sein Auto stehen zu lassen; man kann dieses Ticket sogar im Vorfeld bereits online buchen. Vom Parkplatz folgt man der Schlossbergstrasse Richtung Westen. Nach der Überquerung der Reuss geht es links herum und anschliessend erneut links in den Talweg; Der Wegweiser an der Brücke gibt eine Gehzeit von 4h 45min an. Ich bin ursprünglich erst einen Abzweig danach, in die Strasse Spätach, abgebogen; die Idee war dem direkten Wanderweg zu folgen. Da dieser aber immer noch gesperrt und unklar ist ob er jemals wieder geöffnet wird, kann man sich diesen Gang sparen.

Auf dem rot-weiss markierten Bergweg hinterm Geissfad mit Blick auf die Sunnigen Stöck

Den Talweg geht es dann immer der Nase nach auf der Strasse entlang. Am Ende ist die Strasse für Fahrzeuge gesperrt und ein Hinweisschild der Kröntenhütte zeigt an rechts dem Weg bergauf zu folgen. Hinter Flüe biegt nach rechts ein rot-weisser Bergweg, beschriftet mit Ammeten, ab. Diesem bin ich gefolgt. Er führt durch den Wald nach Hell und von dort zurück nach Sagerberg (785 m). Dabei bieten sich immer wieder schöne Aussichtspunkte hinter ins Tal und auf die Reuss. Wer auf diesen Umweg verzichten möchte, kann einfach auf der Asphaltstrasse bleiben, die über Plattenberg und Schopfen in direkter Linie nach Sagerberg führt.

Dieser kleine Geselle kommt aufgrund seines unerwarteten Auftritts einen Fotoplatz in diesem Beitrag

Von Sagerberg aus führt der Wanderweg Richtung Südwesten vorbei an den Vorderen Talbergen und Restiberg (871 m). Letzterer ist innerhalb von 20 Minuten erreicht, zur Hütte sind es noch 3h 40min. Wanderer und Touristen können sogar ein Alpentaxi (+41 79 413 91 15) buchen, ich konnte allerdings nicht herausfinden bis wohin es fährt. Weiter auf der Schotterstrasse geht es zum Bodenberg (994 m). Umgeben ist man mittlerweile von satten Wiesen mit Blick auf das Massiv der Sunnigen Stöck, deren östlichster Gipfel der Hoch Geissberg (2’395 m) darstellt. Von hier folgte ich weiter dem Wegweiser zur Kröntenhütte via Geissfad (1’335 m), welcher nach etwa 70 Minuten erreicht sein sollte. Aufgepasst, vielleicht findet sich am Wegesrand ein Frosch – ein Tier, was ich hier beim besten Willen nicht erwartet hätte. Der Weg führt zwischen Sulzplatten, Hutzi, Unter Geissfad und Ober Gassfad vorbei und biegt schliesslich nach Süden. Rechterhand liegt der Fulensee, ein Weg führt an ihm entlang. Dafür der Beschilderung Uf den Gründen / Wilerli/ Brüsti folgen. Die Kröntenhütte ist nun nicht mehr weit entfernt; man passiert nur noch den „hauseigenen“ Klettergarten. Kurz vorher steht nochmals ein Wegweiser ohne Zeitangaben der auf gefühlte zig Wegvarianten für den morgigen Tag aufmerksam macht, ähnlich dem Wegweiser direkt an der Hütte selbst. Die Hütte liegt übrigens sehr schön, und da sich viele Wanderwege hier kreuzen ist sie auch beliebt.

Im Klettergarten sind Ein- und Mehrseillängenrouten eingerichtet

Bevor ich eincheckte wollte ich jedoch noch zum Hausberg, dem Oberseemänndli (2’229 m); es war immerhin erst am mit 14 Uhr früher Nachmittag. Wer noch Zeit und Energie hat, dem sei dies wirklich empfohlen es lohnt sich. Völlig planlos stand ich allerdings erst einmal auf der Terrasse und  versuchte herauszufinden wo es hingeht, denn der Gipfel selbst ist nicht ausgeschrieben. Entweder man folgt unterhalb der Terrasse dem Trampelpfad oder man folgt  dem Wegweiser zum Graw Stock und somit den blau-weissen Markierungen und Beschriftungen, welche die Route zuverlässig anzeigen. Obwohl blau markiert liegt der Schwierigkeitsgrad bei einem gemütlichen T3. Nach circa einer Stunde Gehzeit ab der Kröntenhütte teilt sich dann der Weg. Richtung Norden geht es zum Grasberg Oberseemänndli (rot), nach Südwesten zum Krönten (3’108 m, blau). Maximal 15 Minuten später steht man dann auf dem Gipfel – oder sitzt auf der hübschen Aussichtsbank. Vom Oberseemänndli blickt man unter anderem auf Vorder Schloss (2’928 m), Älplistock (2’700 m), Mutteristock (2’289 m), Bächistock (2’903 m), Rotstock (2’712 m), Krönten (3’104 m) oder Gross Spannort (3’188 m). Da ist sicherlich der ein oder andere Gipfel darunter, dem ich zukünftig einen Besuch abstatten kann!

Auf etwas mehr als 2’200 Metern lässt sich die Aussicht hervorragend geniesen

Zurück zur Kröntenhütte geht es auf dem gleichen Weg wie hinzugs. Wem noch Zeit bleibt kann den Tag am Obersee ausklingen lassen, der südlich der Hütte liegt und an dem man quasi dran vorbeikommt. Ein kurzes (Sonnen-)Bad kommt da bei schönem Wetter sicher nicht ungelegen. Oder man gönnt sich auf der Hütte einfach schonmal einen Aperó 🙂

Streckentour
Strecke12.8 km
Dauerca. 6 h
Aufstieg2’060 m
Abstieg625 m
Niedrigster Punkt471 m
Höchster Punkt2’228 m
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Eckdaten der Tour
Die Kröntenhütte des Schweizer Alpin Clubs

Via Alta Vallemaggia – Alpe Spluga Hütte zum Rifugio Tomeo*

Auf dem Weg vom Pascolo dei Laghi loht sich ein Blick zurück zum kleinen See

Heute steht die vierte und für mich die vorerst letzte Etappe der Via Alta Vallemaggia an. Aber klar ist schon jetzt, dass ich im kommenden Sommer die Reise fortsetzen möchte. Nachdem ich gestern vom Rifugio Alpe Masnee (2’063 m) aufgebrochen bin erwartet mich heute eine abwechslungsreiche Route zur Capanna Tomeo (1’739 m).

Oben auf der Scharte angekommen liegt die Bocchetta del Sasso Bello noch halb im Schatten

Der Aufbruch vom Rifugio Alpe Spluga (1’838  m) um 7 Uhr ist früh. Es steht eine anspruchsvolle Etappe an, das hat mir ein entgegenkommender Wanderer am vorherigen Abend noch bestätigt. Entgegen der Routenbeschreibung des Ascona-Locarno-Tourismus weist die Beschilderung vor Ort eine Gehzeit von 7 statt 6 Stunden aus und die ausgewiesenen Angaben sind tatsächlich realistischer. Der rot-weisse Weg war zu Beginn sehr schön, nur der extreme Wind und die Kälte hat die Freude getrübt. Entlang eines kleinen Bächleins kommt man zum See Pascolo dei Laghi. Hier trennt sich der Weg in mehrere Richtungen auf – ich möchte natürlich dem blau-weissen Alpinweg zum Rifugio Tomeo folgen. Im unmittelbaren Westen erheben sich die Punta di Spluga (2’251 m) und die Bocchett del Sasso Bello (2’290 m), im Osten der Sass d’Argent (2’317 m) sowie der Pizzo delle Pecore (2’381 m).

Blocksteine über Blocksteine hinter der Scharte ins Valle Lavizzara

Kurz hinter dem See war es dann aber vorbei mit Gemütlichkeit – es ging über Blockstein hinauf zur Bocchetta del Sasso Bello. Und das war nur der Vorgeschmack darauf, was mich den restlichen Tag erwarten würde. Schutthalden, Geröll, Blocksteine – bis zum bitteren Ende. Hinter der Scharte wartet das Valle Lavizzara, welches meinem bescheidenem botanischen Verständnis nach zumindest von oben den anderen Tälern recht ähnelt. Der erste Abstieg war steil und in losem Geröll. Ich habe ewig hinunter gebraucht und war dann heilfroh es geschafft zu haben sowie keine Gruppe hinter mit gehabt zu haben. Ich hätte tierische Angst gehabt dass sie etwas losgetreten und mich dann mitgerissen hätten. Es wartete in unmittelbarem Anschluss ein gefühlt unendlich langes Geröllfeld welches ich im Schneckentempo bewältigt habe. Der nächste Aufstieg im Steilgelände (dafür aber in meiner Geländekomfortzone) führt hoch auf einen Grat. Mit einigen Ketten entschärft konnte ich problemlos den Ausläufers der Cima di Broglio (2’385 m) überschreiten. Die Querung ist unglaublich schön und hätte man sich dort besser hinsetzen können hätte ich mir wahrscheinlich überlegt länger dort zu bleiben.

Die Überschreitung des Ausläufers der Cima di Broglio

So ging es stattdessen zügig wieder hinab. Und schwupps, wartete das nächste Blocksteinfeld, welches sich ewig zog bis es wieder hinauf ging. An einer Kreuzung etwa 3h 45min vom Rifugio Tomeo entfernt, gibt es die Möglichkeit nach Brione (Verzasca) oder Brontallo über einen rot-weissen Bergweg abzusteigen. Folgt man dem Wegweiser Richtung Brione / Rifugio Sambuco zweigt irgendwann ein kurzer Weg nach Norden auf den Monte Zucchero (2’736 m) ab. Ich hätte diesen Gipfel wahnsinnig gern bestiegen, aber in Anbetracht der Zeit habe ich diese Idee auf unbestimmt verschoben.

Der Blick vom Ausläufer der Cima di Broglio zurück über die Geröllfelder

Der nächste Aufstieg erfolgt über einige Patten, wobei dieses Stück wirklich sehr kurz war und ebenfalls mit festen Ketten abgesichert ist. Der geübte Kletterer probiert das natürlich auch ohne Fixseile und es ging erstaunlich gut. Mittlerweile habe ich das Valle dei Pini erreicht und es geht über Stock und Stein, hoch und runter, über Tritthilfen, nassen Fels und Gras weiter bis – wer hätte es gedacht – das nächste Blockfeld aufwartete. Auch dieses zog sich ein gutes Stück bis es wieder nett über Wiese und nur ein bisschen Stein über den letzten Pass, den Passo di Chènt, ging. Es war traumhaft schön!

Angekommen auf dem Pass Passo di Chènt. Nun geht es nur noch bergab

Eine kurze Pause habe ich mir gegönnt, aber ich hatte Angst vor dem angekündigten komplizierten Abstieg ins Val Tomé. Erst einmal ging es für mich aber auf einem schönen Bergweg gemütlich bergab bis das übliche Blocksteinfeld grüsste. Ich war mittlerweile ziemlich am Ende. Der Weg schlängelte sich weiter stetig bergab durch eine abwechslungsreiche Landschaft und einen dementsprechend wandelnden Untergrund. Und dann irgendwann tauchte auch endlich der tropfenförmige See, der Lago di Tomé, auf und damit auch das Ziel, die Tomeo-Hütte. Aber zu früh gefreut, erst ging es nochmal über Blöcke, wer hätte es gedacht, runter. Irgendwie schien jemand Erbarmen mit en Wanderern aus dem Süden gehabt zu haben und angefangen richtige Treppenstufen zu präparieren. Ein Segen. Denn so malerisch der Bergsee-Ausblick auch ist, so höllisch taten mittlerweile meine Füße und Knie weh.

Ein Teil des Abstiegs zur Tomeo-Hütte ist bereits bewältigt

Endlich unten am See angekommen war es zu meinem Entsetzen doch noch ein ganzes Stück zu laufen und es ging auch noch wieder bergauf. Als ich endlich, endlich um 16.40 Uhr an der Hütte angekommen war gab es erstmal Kuchen zur Belohnung. Als Aperó werden sogar zusätzlich Nüsse und Salzstangen serviert, das hat mich enorm gefreut und war genau das richtige nach diesen Anstrengungen. Für CHF 60 erwartet den Gast neben der Übernachtung eine vorzügliche Halbpension – die Dusche war natürlich auch ein Traum. Abends wurde gegrillt, ich war begeistert von diesem Luxus. Gut dass ich nochmal wiederkommen „muss“ um die Reise fortzusetzen.

Der See Lago di Tomé an dessen hinterem Rand die Tomeo-Hütte liegt

Nach einer kurzen Nacht (ich bin leider von den Anglern geweckt worden, die schon um 5 Uhr am See sein wollten), habe ich mich an den 4.7 km langen Abstieg nach Broglio, Haltestelle Paese, gemacht. Es gilt circa 1’000 Höhenmeter hinab zu absolvieren; der Weg ist prinzipiell gut rot-weiss markiert und einfach zu gehen. Auch hier hat man sich viel Mühe gemacht richtige Treppenstufen in den Fels zu schlagen und das Terrain damit stark vereinfacht. Ich musste einmal trotzdem den Weg suchen. Dies war an einer grasbewachsenen Ebene wo der links hinabgehende Weg nicht sofort ersichtlich ist. Ich habe mich enorm beeilt um den Bus, welcher nicht gerade häufig fährt, in Broglio rechtzeitig zu erwischen – und war dann aber tatsächlich bereits nach weniger als 2 Stunden im Tal angekommen. Ein netter Mann nahm mich dann nach Brignasco, Haltestelle Posta mit, von wo immerhin alle 30 Minuten ein Bus zurück nach Locarno fährt. Bei einer Dauer von knapp einer Stunde hat man ausreichend Zeit die Landschaft via Strasse zu bewundern oder ein Nickerchen zu machen. Zugegebenermassen fand ich es in den Bergen schöner als im Tal.

Streckentour
Strecke8.6 km
Dauerca. 6 h
Aufstieg1’020 m
Abstieg1’120 m
Niedrigster Punkt1’694 m
Höchster Punkt2’226 m
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Eckdaten der Tour
Die Tomeo-Hütte

Via Alta Vallemaggia – Rifugio Alpe Masnee zur Alpe Spluga Hütte*

Der zweite See hinter dem Passo dei Due Laghi

Vom Rifugio Alpe Masnee (2’063 m) führt die dritte Etappe der Via Alta Vallemaggia zur Berghütte Alpe Spluga (1’838 m). Obwohl von offizieller Seite des Ascona-Locarno Tourismus der Track mit circa 5.75 h Gehzeit angegeben, ist vor Ort 7 h Gehzeit ausgewiesen.

Oberhalb des Rifugio Alpe Masnee gibt es Handyempfang

Heute klingelte um 6 Uhr mein Wecker denn um 7 Uhr wollte ich nach den Erfahrungen des gestrigen Tages los. Bisher habe ich alle Zeitangaben gnadenlos überschritten gehabt und so plagte mich die Angst erst in der Dämmerung  bei der Spluga Hütte anzukommen. Bevor ich losmarschiert bin, gab es im Rifugio Masnee aber noch eine Sache zu erledigen, nämlich das Gas abzudrehen. Oberhalb der Hütten gab es zudem auch wieder Handyempfang und so verbrachte ich die ersten 20 Minuten nach Aufbruch doch damit Freunden und Familie kundzutun, dass alles in Ordnung ist.

Die unbekannte Alp circa eine Stunde Gehzeit vom Rifugio Alpe Masnee entfernt

Richtung Südwesten, östlich am Pizzo Costisc (2’244 m) und westlich des Lago del Starlarèsc da Scimarmòta vorbei bis zu einer verlassenen Alm ist der Bergweg rot-weiss markiert und einfach zu begehen; man benötigt circa eine Stunde dorthin. So kam es, dass ich mich fragte ob man wirklich 7 h für 10 Kilometer brauchen würde und ich es nicht doch gemütlicher angehen lassen könnte. Immerhin sind 1.5 km/h wirklich keine Rekordgeschwindigkeiten.

Das Licht- und Schattenspiel zaubert eine fantastische Amtosphäre mit einzigartigen Ausblicken

Ab der Alm führt ein Abzweig nach Brione, ansonsten ging es blau markiert weiter. Der Alpinweg sollte mich bis zur Splugahütte auch begleiten. Allerdings blieb mir eine ähnliche Erfahrung wie  bei der zweiten Etappe erspart. Es  wartete zwar ein Stück Blockkletterei auf mich, welches ich jedoch besser bewältigen konnte als bei der zweiten Etappe. Wirklich ausgesetzte Stellen gab es nicht, auch wenn die Abstieg über Blöcke und Geröllfelder führten. Die abwechslungsreiche Landschaft zog mich jedoch komplett während dieser Etappe in ihren Bann. Entlang des Pizzo Dromegio (2’232 m) habe ich es genossen wirklich stundenlang alleine unterwegs zu sein ohne jemanden in hör- oder sichtweite zu haben; was aber auch bedeutet, dass Hilfe weit weg ist und man sich nicht auf andere Menschen verlassen kann.

Alpe Quasca liegt wie die anderen Unterkünfte sehr idyllisch

Der Weg führt schliesslich zwischen dem Pizzo Verde (1’956 m) im Südenwesten und dem Poncione Piancascia im Nordosten (2’360 m) hindurch. Rechts des Weges kommt der Waldrand zum Vorschein und noch einiger Zeit erreichte ich Alpe Quasca. Zwei Männer waren gerade dabei das Gras zu schneiden; leider konnte ich nicht herausfinden ob hier auch Touristen übernachten können. Auf jeden Fall gibt es einen Trinkbrunnen, aber da später noch zwei Wasserfälle auf mich warteten war die Wasserversorgung auch ohne Brunnen gesichert. Ab hier Weg war im Grossen und Ganzen wieder bequem zu gehen. Jedoch war der Boden und der Fels hin und wieder feucht, was ein vorsichtiges und umsichtiges Wandern erforderlich macht.

Der erste See vor dem Passo dei Due Laghi

Von der Alp führt auch ein Weg ins Tal Richtung Giumaglio (2h 50min) ansonsten geht es weiter in westliche Richtung zum Passo dei Due Laghi. Der Übergang liegt zwischen dem Pizzo Muretto (2’257 m) im Nordosten und dem Pizzo Coca (2’222 m) im Südwesten und verbindet die Zwillingstäler Valle di Coglio und di Giumaglio. Auf beiden Seiten des Passes liegt zudem jeweils ein See. Der erste See auf meinem Weg hatte mich allerdings etwas enttäuscht, auch wenn ich an ihm meine erste Rast eingelegt habe. Dafür begeisterte mich der zweite See deutlich mehr, denn er glänzte so schön in der Sonne, im Hintergrund erhoben sich die schneebedeckten Gipfel und sogar zwei Murmeltiere schauten zwischen den Felsen hervor. Ein wunderschöner und einladender Ort, an dem es sich wunderbar verweilen lässt.

Rechts ist die Alp Spluga zu sehen

Auf dem Rifugio Alpe Spluga erwartete mich nach diesem einsamen Tag eine unangenehme Überraschung. Ausgerechnet an diesem Wochenende hatte die Ortsgemeinde, die sich um die Selbstversorgerhütte kümmert, beschlossen, Wartungs- und Reinigungsarbeiten durchzuführen. Und so wurde aus der einsamen und abgeschiedenen Hüttenübernachtung eine Grossparty mit Einflug per Privathelikopter inklusive Hunden. Gefühlt platzte die Alp aus allen Nähten und Ruhe suchte ich vergeblich. Stattdessen gab es Strom, eine warme Dusche, welche im Übernachtungspreis inkludiert ist, eine tiptop ausgestattete Küche und sehr komfortable Betten. Zudem natürlich auch Getränke (Bier, Wein, Coca-Cola, Mineralwasser, Milch) und Essen (Nudeln, Reis, Tomatensosse, Bouillon). Eine Übernachtung kostet CHF 25, dazu kommen CHF 5 für die Benutzung von Holz und/ oder Gas.

Streckentour
Strecke10.3 km
Dauerca. 5.75 h
Aufstieg990 m
Abstieg1’220 m
Niedrigster Punkt1’649 m
Höchster Punkt2’137 m
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Eckdaten der Tour
Der Partylieferdienst musste einige Male hin- und herfliegen

Via Alta Vallemaggia – Alpe Nimi Hütte zum Rifugio Alpe Masnee*

Abschied von der Ziegenalm Alpe Nimi

Die zweite Etappe der Via Alta Vallemaggia startet von der Alpe Nimi Hütte (1’718 m), auch als Capanna Alpe Nimi bezeichnet, und führt zum Rifugio Alpe Masnee (2’063 m). Die Etappe ist offiziell mit 3.5 h ausgewiesen, weshalb viele Leute diesen Tag mit der Folgeetappe zur Berghütte Alpe Spluga (1’838 m) zusammenlegen. Allerdings ist der dritte Routenabschnitt vor Ort mit 8 h Gehzeit markiert und mir hat sich unterwegs nicht erschlossen ob die Alpe Cuasca als Zwischenziel angesteuert werden kann. Zudem habe ich ganze 5 h für diese Tour gebraucht – rumgetrödelt habe ich dabei nur am Anfang des Tages.

Blickrichtung Westen nach Maggia vom Passo di Nimi

Die Nacht war trotz dem Glöckchenklingeln der Ziegen sehr erholsam und es gab zum Frühstück neben Brot und Konfitüre selbstgemachten Ziegenjoghurt. Die Atmosphäre ist auf der Alm sehr familiär und dementsprechend herzlich der Abschied. Man zahlt bar vor Ort, für die Übernachtung inklusive Halbpension ohne Getränke sind CHF 85 einzuplanen. Nach etwa einer Stunde langsamen Aufstieg zum Passo di Nimi sind es laut Beschilderung noch 2h 15min zum Rifugio Alpe Masnee. Das Wetter verschlechterte sich kontinuierlich und der aufgezogene Nebel trübte die Wanderfreude doch erheblich.  Nun wurde der blau-weisse Weg auch seiner Bezeichnung alpin gerecht: es erwartete mich fröhliche Blocksteinkletterei über gefühlte Stunden der Schwierigkeit T5-.

Blickrichtung Osten nach Lavertezzo vom Passo di Nimi

Doch folgt Richtung Norden erst einmal noch der weitere Aufstieg zur Cima di Nimi (2’191 m). Über sanfte Grashänge und einfaches Gehgelände ist der Gipfel schnell erreicht. Bei gutem Wetter bietet sich ein wunderschöner Blick ins Valle Maggia und natürlich zu den benachbarten Gipfeln wie die Cima Böis (2’259 m) und den Pizzo d’Orgnana (2’219 m). Nach circa 2 h Gehzeit gilt es entlang des schmalen Grats beziehungsweise auf diesem weiterzukommen und hier beginnt nun die Kletterei. Teilweise sehr ausgesetzt, aber es gab immer genug Griffe und Tritte für Hände und Füsse. Mich persönlich kostet Blockkletterei unfassbar viel Zeit, auch wenn ich keine Angst habe. Ich bewundere dann immer andere Wanderer, die leichtfüssig wie Steinböcke oder Gämse über die Felsen tänzeln. Ein Teil des Weges ist bei dieser Kletterei übrigens mit Ketten und Stahlbügeln entschärft, aber Novizen in den Bergen sollten Abstand von dieser Tour nehmen.

Kraxelei über den Grat. Aussicht gabs zur Belohnung leider nicht

Dies ist die anspruchsvollste Passage der heutigen Etappe gewesen und nach einem kurzem Abstieg kann noch der Madom da Sgióf (2’265 m) erstiegen werden. Ich denke dieser Abstecher lohnt sich, auch wenn bei meinem Besuch alles von Wolken verhangen war. Denn neben dem Verzasca-Tal eröffnet sich der Blick ins Valle del Salto und auch der Poncione d’Alnasca (2’301 m) beeindruckt mit seiner charakteristischen haiflossenähnlichen Form. Der Wegweiser zeigt für die folgenden Destinationen diese Zeiten an: Passo Deva 25 Minuten, Capanna Starlarèsc 45 Minuten und Rifugio Alpe Masnee 70 Minuten. Die Selbstversorgerhütte Capanna Starlarèsc liegt wunderschön direkt am Lago del Starlarèsc da Sgióf. Da die Etappe nicht tagesfüllend ist, ist hier eine tolle Möglichkeit eine Badepause einzulegen und es sich gut gehen zu lassen. Bei blauem Himmel und Sonne muss dies ein traumhafter Ort sein. Man erreicht sie indem man vom Gipfel den Abstieg in östliche Richtung wählt oder folgt der Via Alta Maggia über den Passo Deva (2’030 m), einem breiten Sattel zwischen Maggia und Brione, in nördliche Richtung. Hier bietet sich dann die Möglichkeit nach Westen ins Tal abzusteigen – oder eben nach Osten zum Lago del Starlarèsc da Sgióf. Nicht mehr weit ist es dann zum eigentlichen Ziel, dem Rifugio Alpe Masnee.

Der Lago del Starlarèsc da Sgióf mit der Selbstversorgerhütte Capanna Starlarèsc

Das Rifugio erinnert mich total an Machu Picchu, alles ist aus Steinfragmenten gebaut. Ursprünglich verfallene Ställe sieht es heute einfach unglaublich toll aus. Dazu gibt es sogar Strom, eine heisse Dusche, eine Küche und bequeme Betten. Das kleine Areal besteht aus mehreren Hütten und ist im Selbstversorgungsbetrieb geöffnet. Wobei Selbstversorgung zu tief gegriffen ist. Nehmen den bereits genannten Annehmlichkeiten gibt es diverse Getränke (Bier, Wein, Coca-Cola, Citro, Mineralwasser) und Essen (Spaghetti, Tomatensosse, Thunfisch) zum Selbstkostenpreis zu erwerben. Berechnet wird, was man verbraucht, alles basiert auf Vertrauen. Der Konsum wird im Hüttenbuch vermerkt und gezahlt wird entweder passend in bar mittels einem vorhandenem Briefumschlag, der im Tresor hinterlegt wird, oder nach Reiserückkehr bequem via Einzahlungsschein und Online-Banking. Ich war begeistert, dass dieses System heute tatsächlich funktioniert. Eine Übernachtung kostet CHF 25 und muss vorher reserviert werden.

Im Abenddämmerlicht gibt der Nebel die Sicht auf das Umland frei

Bei gutem Wetter lohnt es sich übrigens die Badesachen eingepackt zu haben. Denn etwa 150 Höhenmeter unterhalb des Rifugios befindet sich in westlicher Richtung der Laghetto Pianca. Mit einem Glas Wein lässt es sich hier bestimmt auch prima der Abend ausklingen lassen – mir blieb tagsüber bei dichtem Nebel und Regen der Blick auf den See allerdings verwehrt. Und nach dem Abendessen hinabzulaufen hatte ich zugegebenermassen keine Lust mehr…

Streckentour
Strecke4.7 km
Dauerca. 3.5 h
Aufstieg720 m
Abstieg370 m
Niedrigster Punkt1’721 m
Höchster Punkt2’245 m
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Eckdaten der Tour
Rifugio Alpe Masnee im Abendlicht