Von der Kröntenhütte zurück nach Erstfeld*

Der Arnisee glänzt am späten Nachmittag in der Sonne

Der zweite und damit auch leider auch schon letzte Tag dieser zweitägigen Tour steht an. Es geht  von der Kröntenhütte SAC (1’903 m) zurück nach Erstfeld (471 m) wo das Auto wartet – oder die Bahn. Vorher erwartet mich jedoch ein 8h-Tag mit fast 1’000 Höhenmetern Aufstieg und 2’500 Höhenmetern Abstieg auf 21 Kilometern verteilt. Anders ausgedrückt: Es wird anspruchsvoll und alpin; und landschaftlich wunderschön. Viellecht sogar die schönste Tour überhaupt bisher.

Sonnenaufgang unmittelbar hinter der Hütte – die erste Fotopause 😀

Und weil das so ist bin ich extra früh los : Aufbruch von der Hütte war um 7.40 Uhr. Für Ende September war ich folglich gefühlt recht früh auf den Beinen. Da ich den Oberseemänndli (2’229 m) bereits am Tag zuvor besucht hatte, wollte ich nun aber noch unbedingt den Abstecher zum Jakobiger (2’505 m) machen, welcher östlich vom Leid See (2’329 m) liegt. Getreu dem Motto „Wenn man schonmal da ist…“ Aber zurück zum Anfang. Es führen mehrere Wege zur Leutschachhütte SAC (2’208 m). Ich habe mich für den blau-weiss markierten Weg über Päuggen (1’940 m) entschieden. Vom Wegweiser Kröntenhütte geht es darum erstmal ein paar Meter zurück des Weges aus dem ich tags zuvor gekommen bin anstatt nach Süden wo die Leutschachhütte mit 2h 50min ausgezeichnet ist. Weniger als drei Minuten später, noch vor dem Klettergarten, steht ein weiterer Wegweiser der nun die Gabelung Richtung Päuggen / Bodenberg / Leid See / Leutschachhütte SAC / Arnisee anzeigt.

Gut gelaunt auf dem Weg nach Päuggen

Dieser Beschilderung folgend ist man  nach circa 30 min Gehzeit in Päuggen angekommen und folgt nun den blau-weissen Markierungen. Die Zeitangaben hier kann man übrigens getrost vergessen – der Leid See ist im Vergleich zur Angabe auf der Kröntenhütte 45 min näher gekommen, die Hütte ist nun 15 min weiter entfernt als zuvor und die zeitliche Distanz zum Arnisee hat sich sogar um 1h 25min verkürzt. Dafür gibt es aber ein Kreuz, welches mit aufgehender Sonne im Hintergrund irgendwie etwas magisches hat.

Nur noch fünf Minuten vom Gipfel des Jakobiger entfernt

Es geht nun weiter in südöstliche Richtung, den Vorder Päuggenstöckli (2’381 m) rechterhand,  in 75 Minuten meines Tempos zum Riedfurggi (2’214 m). Spannenderweise gibt es von hier einen Direktweg nach Erstfeld von 4h Gehzeit, welcher in meiner Karte gar nicht eingetragen war. Für einen Notfall gut zu wissen! Ich wollte aber weiter zum Leid See, angeblich sinds nur noch 1h 15min zur Leutschachhütte. Nach 25 Minuten war ich angekommen, hier trennt sich der Weg erneut auf. Wer möchte kann von hier aus direkt zum Sunnig Grat (2h 35min) beziehungsweise der Sunniggrätli Hütte (2h 45min) abkürzen und sich so die Reise zur Leutschachhütte SAC (50 min) sparen. Dafür muss man aber für den Jakobiger keinen extra Umweg laufen, denn man kommt quasi an ihm und dem Ruchälplistock (2’476 m) direkt vorbei. Sehr praktisch. Also, wer zum Jakobiger möchte folgt dem Wegweiser zum Sunnig Grat, wer (danach) die Leutschachhütte anpeilt nimmt logischerweise den Wegweiser zur Leutschachhütte nach Westen. Vom Jakobiger hat man einen tollen Blick auf Piz Russein (3’612 m), Sustenhorn (3’498 m), Krönten (3’106 m), Gross Spannort (3’193 m), Brunnistock (2’951 m), Rot Gitschen (2’688 m), Rundstock (2’458 m) und Gross Mythen (1’895 m).

Eine wundervolle Aussicht vom Gipfel des Jakobiger, den auch ein Gipfelkreuz schmückt

Über den Leidseepass geht es dann entlang des Chapferplanggenstock (2’518 m) schliesslich nach Süden zur Hütte. Zwischendurch noch ist eine stahlseilversierte Passage zu überwinden. Ein Blick in den Obersee hat bei mir jedoch nicht die Lust auf ein erfrischendes Bad ausgelöst, ebenso die Aussicht auf den Niedersee zum Fusse der Hütte. Ich hatte mich im Gegenteil auf eine kurze Pause an der Hütte gefreut. Mit Blick auf die Uhr, es war bereits mittags, beschränkte ich  mich jedoch auf eine kurze Trinkpause, immerhin waren erst 6.4 von 21.5 Kilometer absolviert.

Die Leutschachhütte ganz links wirkt fast ein bisschen verloren in der Weite

Es geht von der Leutschachhütte ein kurzes Stück zurück des Weges, dann biegt der rot-weiss markierte Bergweg nach Osten zur Sunniggrätli Hütte (3h 35min) ab. Am Fuss von Jakobiger, Ruchälplistock und Grossgand (2’311 m) geht es in einem grossen Bogen Richtung Sunnigggrat. Auf Höhe Fürggi (1’947 m) sind es noch 50 Minuten bis zum Grat. Schliesslich trifft man auf den Alpinweg vom Jakobiger auf einen Wegweiser. In der Nähe des Wegweiser bei einer Aussichtsstelle können erneut einige Meter eingekürzt werden.

Der Rückblick kurz vor Fürggi Richtung Leutschachhütte. Ganz klein ist in der Mitte die Alphütte Leutschach zu sehen

Nach Südosten biegt der Bergweg direkt zur Hütte ab, welche gut von oben zu sehen ist. Ab diesem Aussichtspunkt ist denn auch viel los, viele Gäste von der nahen Sunniggrätli Hütte (1’977 m) sind unterwegs. Die Hütte ist ein Paradies für Familien, es gibt einen kleinen See und sie ist durch die Bergbahnstation am Arnisee der Luftseilbahn Intschi-Arnisee schnell erreichbar. Vom Endpunkt des Sunnig Grats (2’030 m) aus bietet sich eine schöne Aussicht auf bereits bekannte Gipfel und lohnt auch mit einem Gipfelkreuz.

Die Aussicht vom Sunnig Grat lohnt sicht. Insbesondere das Farbenspiel im Herbst war herrlich

Nun sind es noch knapp 10 Kilometer zu gehen. Der rot-weisse Bergweg führt nun nach Süden, entlang des Grossgand und Riedboden sollte ich innerhalb von 70 Minuten zum Arnisee gelangen. Hier lagen ein paar Kanus im Wasser, es sah sehr idyllisch aus. Erstfeld ist nun ausgeschildert, der Weg führt nur ein kurzes Stück am See entlang. Im Berggasthaus Alpenblick am See wird nicht nur für das leibliche Wohl gesorgt, sondern es werden auch Übernachtung angeboten. Nebenan auf der Wiese grasen Esel; bedauerlicherweise schienen sie kein Interesse gehabt zu haben mich hinunter in den Ort zu tragen.

Für mich zeigt dieses Bild die schönste Szenerie auf dieser Tour. Ich hätte dort ewig stehen können…

Weiter geht es über Hinter Schmidberg, Schmidigberg nach Mittel Arni (1’300 m).  Hier ist die Bergstation der Amsteg-Arni-Luftseilbahn und spätestens jetzt ist klar wo die ganzen Menschen herkommen. Nach 15 Minuten erreicht man Vorder Arni, 2h 20min sind es bis nach Erstfeld. Von Vorder Arni geht es rechts vorbei und durch den Wald immer weiter bergab. Zum Teil geht es steil hinunter, es kann bei nassen Bedingungen rutschig werden.

Der Abstieg von Mittelarni nach Erstfeld

Am Gruonwald ignoriert man den Abzweig nach Silenen und orientiert sich weiter nach Norden. Die N2 ist auf jeden Fall gut zu hören, die Zivilisation ist nicht mehr weit entfernt. Nach zwei Tage in den Bergen irgendwie traurig. Kurze Zeit später und nach über 18 Kilometern trifft man bei Hinterwiler auf eine Asphaltstrasse und Häuser. Hier der Strasse weiter nach Norden folgen und alle Abzweige ignorieren. Durch Seewadi und an Ei vorbei geht es schliesslich über eine Brücke über die A2 und weiter an der Reuss. Wem nun die Umgebung wieder bekannt vorkommt: Von hier ist der Aufstieg zur Kröntenhütte erfolgt! Weiter über die Brücke über die Reuss und schon steht man wieder vor dem wartenden Auto oder dem Bahnhof und wartet selbst auf den Zug.

Streckentour
Strecke21.5 km
Dauercirca 8.25 h
Aufstieg998 m
Abstieg2’430 m
Niedrigster Punkt470 m
Höchster Punkt2’505 m
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Eckdaten der Tour
Das Gipfelkreuz am Sunnig Grat

Tageswanderung von Erstfeld zur Kröntenhütte*

Ein Aussichtspunkt auf dem Bergweg nach Ammeten

Diese Wanderung beschreibt die erste Etappe einer Zweitagesrundtour von Erstfeld im Kanton Uri zur Kröntenhütte SAC (1’903 m), auf welcher ich übernachtet habe, und über die Leutschachhütte (2’209 m) zurück. Eigentlich wird sie als Drei-Tagestour empfohlen mit einer zusätzlichen Übernachtung in der Leutschachhütte oder Sunniggrathütte (1’978 m); andernfalls sind es zwei anspruchsvolle Tage.

Auch wenn die Kamera die Perspektive verzerrt – zwischen Bodenberg und Geissfad

Ausgangspunkt ist der Bahnhof Erstfeld (471 m). Es gibt die Möglichkeit auf dem Park+Ride-Parkplatz für CHF 5 pro Tag sein Auto stehen zu lassen; man kann dieses Ticket sogar im Vorfeld bereits online buchen. Vom Parkplatz folgt man der Schlossbergstrasse Richtung Westen. Nach der Überquerung der Reuss geht es links herum und anschliessend erneut links in den Talweg; Der Wegweiser an der Brücke gibt eine Gehzeit von 4h 45min an. Ich bin ursprünglich erst einen Abzweig danach, in die Strasse Spätach, abgebogen; die Idee war dem direkten Wanderweg zu folgen. Da dieser aber immer noch gesperrt und unklar ist ob er jemals wieder geöffnet wird, kann man sich diesen Gang sparen.

Auf dem rot-weiss markierten Bergweg hinterm Geissfad mit Blick auf die Sunnigen Stöck

Den Talweg geht es dann immer der Nase nach auf der Strasse entlang. Am Ende ist die Strasse für Fahrzeuge gesperrt und ein Hinweisschild der Kröntenhütte zeigt an rechts dem Weg bergauf zu folgen. Hinter Flüe biegt nach rechts ein rot-weisser Bergweg, beschriftet mit Ammeten, ab. Diesem bin ich gefolgt. Er führt durch den Wald nach Hell und von dort zurück nach Sagerberg (785 m). Dabei bieten sich immer wieder schöne Aussichtspunkte hinter ins Tal und auf die Reuss. Wer auf diesen Umweg verzichten möchte, kann einfach auf der Asphaltstrasse bleiben, die über Plattenberg und Schopfen in direkter Linie nach Sagerberg führt.

Dieser kleine Geselle kommt aufgrund seines unerwarteten Auftritts einen Fotoplatz in diesem Beitrag

Von Sagerberg aus führt der Wanderweg Richtung Südwesten vorbei an den Vorderen Talbergen und Restiberg (871 m). Letzterer ist innerhalb von 20 Minuten erreicht, zur Hütte sind es noch 3h 40min. Wanderer und Touristen können sogar ein Alpentaxi (+41 79 413 91 15) buchen, ich konnte allerdings nicht herausfinden bis wohin es fährt. Weiter auf der Schotterstrasse geht es zum Bodenberg (994 m). Umgeben ist man mittlerweile von satten Wiesen mit Blick auf das Massiv der Sunnigen Stöck, deren östlichster Gipfel der Hoch Geissberg (2’395 m) darstellt. Von hier folgte ich weiter dem Wegweiser zur Kröntenhütte via Geissfad (1’335 m), welcher nach etwa 70 Minuten erreicht sein sollte. Aufgepasst, vielleicht findet sich am Wegesrand ein Frosch – ein Tier, was ich hier beim besten Willen nicht erwartet hätte. Der Weg führt zwischen Sulzplatten, Hutzi, Unter Geissfad und Ober Gassfad vorbei und biegt schliesslich nach Süden. Rechterhand liegt der Fulensee, ein Weg führt an ihm entlang. Dafür der Beschilderung Uf den Gründen / Wilerli/ Brüsti folgen. Die Kröntenhütte ist nun nicht mehr weit entfernt; man passiert nur noch den „hauseigenen“ Klettergarten. Kurz vorher steht nochmals ein Wegweiser ohne Zeitangaben der auf gefühlte zig Wegvarianten für den morgigen Tag aufmerksam macht, ähnlich dem Wegweiser direkt an der Hütte selbst. Die Hütte liegt übrigens sehr schön, und da sich viele Wanderwege hier kreuzen ist sie auch beliebt.

Im Klettergarten sind Ein- und Mehrseillängenrouten eingerichtet

Bevor ich eincheckte wollte ich jedoch noch zum Hausberg, dem Oberseemänndli (2’229 m); es war immerhin erst am mit 14 Uhr früher Nachmittag. Wer noch Zeit und Energie hat, dem sei dies wirklich empfohlen es lohnt sich. Völlig planlos stand ich allerdings erst einmal auf der Terrasse und  versuchte herauszufinden wo es hingeht, denn der Gipfel selbst ist nicht ausgeschrieben. Entweder man folgt unterhalb der Terrasse dem Trampelpfad oder man folgt  dem Wegweiser zum Graw Stock und somit den blau-weissen Markierungen und Beschriftungen, welche die Route zuverlässig anzeigen. Obwohl blau markiert liegt der Schwierigkeitsgrad bei einem gemütlichen T3. Nach circa einer Stunde Gehzeit ab der Kröntenhütte teilt sich dann der Weg. Richtung Norden geht es zum Grasberg Oberseemänndli (rot), nach Südwesten zum Krönten (3’108 m, blau). Maximal 15 Minuten später steht man dann auf dem Gipfel – oder sitzt auf der hübschen Aussichtsbank. Vom Oberseemänndli blickt man unter anderem auf Vorder Schloss (2’928 m), Älplistock (2’700 m), Mutteristock (2’289 m), Bächistock (2’903 m), Rotstock (2’712 m), Krönten (3’104 m) oder Gross Spannort (3’188 m). Da ist sicherlich der ein oder andere Gipfel darunter, dem ich zukünftig einen Besuch abstatten kann!

Auf etwas mehr als 2’200 Metern lässt sich die Aussicht hervorragend geniesen

Zurück zur Kröntenhütte geht es auf dem gleichen Weg wie hinzugs. Wem noch Zeit bleibt kann den Tag am Obersee ausklingen lassen, der südlich der Hütte liegt und an dem man quasi dran vorbeikommt. Ein kurzes (Sonnen-)Bad kommt da bei schönem Wetter sicher nicht ungelegen. Oder man gönnt sich auf der Hütte einfach schonmal einen Aperó 🙂

Streckentour
Strecke12.8 km
Dauerca. 6 h
Aufstieg2’060 m
Abstieg625 m
Niedrigster Punkt471 m
Höchster Punkt2’228 m
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Eckdaten der Tour
Die Kröntenhütte des Schweizer Alpin Clubs

Via Glaralpina – Urnerboden zur Claridenhütte*

Das Ziel des heutigen Tages: die Claridenhütte

Ein perfekter Start in den Tag – Die Sonne strahlt vom blauen Himmel herunter und es wartet der Gemsfairenstock auf mich, den ich bereits im Winter mit Schneeschuhen besucht habe. Im Gegensatz zu meiner Wintertour nimmt die Luftseilbahn Urnerboden – Fisetenpass mir diesmal aber keine Höhenmeter ab. Denn heute werde ich die achte Etappe der Via Glaralpina erwandern.

Darf ich vorstellen? Firner Loch, Läckistock, Rot Nossen, Signalstock und Jegerstöck

Nach dem reichhaltigen Frühstücksbuffet des Gasthofs Urnerboden rolle ich die wenigen Meter zum Wegweiser Underm Port am Fätschbach. Dieser verspricht, dass die Claridenhütte in 5h 10min erreicht sei und das Gemsfairenjoch, von dem aus der Abstecher zum Gemsfairenstock eingeleitet wird, in 4h 20min. Ich bin gespannt und kann die Angaben noch nicht so wirklich glauben. Selbst ohne Gipfel sollen es 1’510 Höhenmeter zu absolvieren sein – und ich sollte Recht behalten.

Das Griessseeli erscheint noch etwas kühl zum Baden

Man überquert das Flüsschen über eine Brücke und beginnt mit dem Aufstieg zum Fisetengrat. Der rot-weisse Weg ist gut markiert und unschwierig, sodass nach einer Stunde bereits Lang Boden auf 1’728 m erreicht ist. Hier wohnen einige Murmeltiere, also die Augen aufhalten! Weitere 50 Minuten später war ich an der Bergstation der Seilbahn (2’010 m) angelangt, zum Pass (2’036 m) selbst sind es nur noch wenige Meter. Es bietet sich von dort ein tolles Panorama zurück zum Firner Loch (2’248 m), Läckistock (2’486 m), Rot Nossen (2’502 m), Signalstock (2’573 m) und Jegerstöck (2’584 m). Der Blick Richtung Norden wird unter anderem vom Tödi (3’614 m) und Bifertenstock (3’420 m) angezogen. Über eine schöne Hochwiese geht es nun via Ober Orthalten dem blau-weiss markierten Alpinweg entlang nach Südwesten. Der „Einstieg“ täuscht, nach einiger Zeit wird der Weg schroffer und felsiger. Das Rund Loch (2’287 m) ist auch im Sommer ein kleines Highlight, welches ich allerdings beinahe wieder einfach überlaufen hätte. Und flugs dann kam auch das erste Schneefeld in Sicht. Ab diesem Zeitpunkt wurde der Aufstieg anspruchsvoll: über Schnee und Fels zog sich der Alpinweg stellenweise seilversiert bis zum Gemsfairenjoch (2’848 m). Wohl dem, der Gamaschen dabei hatte! Meine Füsse waren recht schnell pitschnass. Kurz habe ich überlegt ob es eine Option wäre, dem Gemsfairenstock auszulassen und nur der Originalroute zu folgen. Immerhin galt es noch bis zur Claridenhütte abzusteigen und der Weg über den Gletscher und durch den Schnee würde sich ziemlich ziehen. Aber das kam nicht in Frage und so stand ich 5 Stunden nach Abmarsch allein auf dem Gipfel und war ziemlich stolz auf mich. Neben der Claridenhütte zu meinen Füssen ist die Berglandschaft mit Blick über die bereits genannten Gipfel über den Chli Tödi (3’076 m) bis zum Clariden (3’268 m) einfach fantastisch.

Links auf dem Plateau die im Vergleich winzige Claridenhütte während sich mittig der Tödi imposant erhebt

Ab 16 Uhr war Regen angesagt und so hatte ich es doch etwas eilig wieder hinunterzukommen. Nasse Füsse hin oder her – in den Bergen bin ich eher wasserscheu. Zumindest wenn das Wasser unter freiem Himmel von oben kommt. Also habe ich den Aufenthalt auf traurige 15 Minuten begrenzt und war 20 Minuten später wieder am Joch. Nun folgte der Abstieg auf den Claridenfirn. Im Winter mit Schneeschuhen hatte das sicherlich professioneller ausgesehen. Jetzt war der Schnee in einem schlechten Zustand und so bin ich die ersten 100 Meter mehr hinabgerutscht als gelaufen. Vermutlich gibt es schneefreien Zeiten einen richtigen Weg hinunter. Auf dem Firn angelangt ging es immer den Spuren der anderen Wanderer nach. Gesehen hatte ich schon lange niemanden mehr, aber zwei Wanderinnen waren noch hinter mir. Das Gestapfe war mühsam, aber besser als erwartet. Dennoch habe ich mich über jeden Felsabschnitt gefreut, der aus dem Schnee ragte und zudem noch blau-weiss markiert war. Offensichtlich läuft man normalerweise tatsächlich auf felsigem Untergrund und es geht deutlich schneller voran.

Auf dem Weg zur Claridenhütte sind einige Schneefelder zu passieren

Nach gefühlten Ewigkeiten rückte die Claridenhütte (2’453 m) ins Blickfeld und damit kam auch die Vorfreude auf die gemütliche Hütteneinkehr. Kurz bevor man die Hütte erreicht wird man vor dem ansässigen Hüttenhund gewarnt: Dieser begrüsst jeden ankommenden Gast mit lautem Gebell, ist sonst jedoch harmlos. Da ein grosses Treiben an diesem idyllischen Plätzchen herrschte, kam der Gute gar nicht mehr aus dem Bellen heraus. Dazu gibt’s noch die Hofkatze und ein paar freilaufende Hühner. Die Hütte liegt unglaublich schön auf einer Wiese auf dem Gipfelplateau des Altenorenstockes (2’458 m) unterhalb des Gemsfairenstock mit Blick auf Clariden. Im Südosten erheben sich Gemsistock (2’430 m), Zuetribistock (2’645 m) und Beggistock (2’635 m). Handyempfang gibt’s übrigens nur stellenweise. Und da der Regen ein paar Stunde Verspätung hatte liessen sich nicht nur die Schuhe und Socken in der Sonne trocknen, sondern es sich in den Liegestühlen noch perfekt ausspannen.

Blick zurück: Im Hintergrund ist der Clariden zu erkennen, rechts der Gemsfairenstock

Urnerboden ist auch mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, man kann aus dieser Etappe auch eine Tagesrundtour machen. Dafür läuft man von der Claridenhütte in südöstliche Richtung zurück zum Fisetenpass. Dabei passiert man nördlich den Gletscherchopf (2’359 m) sowie südlich den Hergersattel und den Rotstock (2’471 m). Wieder am Pass angekommen hat man nach über 7 Stunden Gehzeit bereits 17 Kilometer, 1’816 Höhenmeter herauf und 1’154 Höhenmeter hinab hinter sich gebracht. Ich empfehle dann doch die Seilbahn hinunterzunehmen.

Streckentour
Strecke10.9 km
Dauer5 h
Aufstieg1’623 m
Abstieg550 m
Niedrigster Punkt1’360 m
Höchster Punkt2’971 m
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Eckdaten der Tour
Gipfelkreuz Gemsfairenstock. Alleine ist man hier weder allzu oft noch allzu lange

Weg der Schweiz – Etappe 3*

Der Landesteg der Fähre in Flüelen

Der Weg der Schweiz ist eine sehr schöne Wanderroute mit der Nummer 99, die sich je nach Beschreibung in drei bis vier Etappen aufteilt. Er wurde anlässlich der 700-Jahr-Feier der Schweiz 1991 angelegt wobei jedem Kanton ein Wegabschnitt gewidmet ist. Spannend ist, dass sich die jeweilige Länge des Abschnitts anhand der Einwohnerzahl mit 5 Millimetern je Person berechnete und sich die Reihenfolge der Kantone durch den formal-offiziellen Beitritt in die Eidgenossenschaft ergibt.

Der Rückblick nach Flüelen ist wunderschön

Wir waren von Flüelen nach Brunnen unterwegs, was dem letzten Etappenabschnitt entspricht. Startpunkt ist der Bahnhof Flüelen, von dort geht es rechtsseitig am Urnersee Richtung Norden. Es bietet sich an die Tour mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durchzuführen, es gibt jedoch auch Parkplätze an den Bahnhöfen in Flüelen und Brunnen. Der Weg ist mit einer gelben Raute ausgewiesen, aber bis Usserdorf, Flüelen muss man ein bisschen aufpassen nicht der „falschen“ Raute zu folgen. Zur Beruhigung sei gesagt: wenn man plötzlich am Seeufer vor einem abgesperrten Privatgrundstück steht und sich fragt ob man hier noch richtig ist, ein Stück zurückgehen und bei der ersten Abzweigung Richtung Osten aufsteigen. Dabei kreuzt man die Gotthardeisenbahnlinie. Kurze Zeit später ist man an der Autostrasse 2 / E41 und damit wieder auf dem offiziellen Weg unterwegs. Bis Sisikon läuft man auf der alten Axenstrasse bei traumhaften Ausblick auf den Urner See und die umliegenden Berg. Wunderschön und wir hätten es bestimmt noch mehr genossen wenn der Autoverkehr nicht gewesen wäre.

Die Tellskapelle am Seeufer

Wieder hinab steigend zum Ufer kamen wir schliesslich oberhalb der Tellskapelle am grössten Glockenspiel der Schweiz, gesponsert von den Schweizer Schokoladenfabrikanten, vorbei. Dieses lässt ab 9 Uhr morgens zur vollen Stunde seine Musik erklingen. Leider waren wir zu spät dran um uns an seinen Klängen erfreuen zu können. Stattdessen haben wir dafür die Tellskapelle bei der Tellsplatte am Seeufer ausführlicher bewundert, in der die Geschichte von Willhelm Tell in riesigen Wandgemälden festgehalten ist. Wer möchte kann bald wieder mit dem Schiff die Reise fortsetzen, denn  nach wenigen Gehminuten ist die Fährstation (Die Erneuerung soll 2021 abgeschlossen werden) inklusive einem kleinen Seebistro erreicht. Wer grösseren Hunger hat kann im Hotel-Restaurant Tellsplatte kurz oberhalb einkehren. Diese Gelegenheit eignet sich demzufolge perfekt für eine kleine Zwischenpause. Apropos Zwischenpause: Auf dem ganzen Wegstück gibt es zwischendurch immer wieder schöne, schattige Feuerstellen und Badeplätze am Seeufer – Badesachen einpacken! Frisch gestärkt ist es nun nicht mehr weit nach Sisikon, wo Anschluss an die Bahn und die Fähre besteht. An Bahnhof gibt es zudem eine öffentliche Toilette und einen Trinkwasserbrunnen, den wir sehr zu schätzen wussten.

Weiter ging es nun nach Brunnen. Für die nun anstehenden knapp 8.3 km sind circa 3 Stunden einzuplanen und es beginnt mit dem höhenmetermässig gesehen anspruchsvollstem Teil: Bis nach Morschach sind knapp 400 Höhenmeter zu überwinden. Der Weg ist aber angenehm zu gehen und führt durch Wald und offene Weiden. Dabei gibt es immer wieder Bänke die zum Verweilen und entspannt die Aussicht geniessen einladen.

Aussicht auf den Urner See mit Blick auf Gitschen, Schartihöreli, Scheidegg, Oberbauenstock, Niderbauen-Chulm und Co.

Der Aussichtspunkt lohnt sich, wir hätten Stunden dort zubringen können. Auch wenn wir von Massen von anderen Touristen umringt waren – der Blick begeistert einfach alle. Zu sehen gibts unter anderem den Piz Nair (3’059 m), Älplistock (2’713 m), Gitschen (2’511 m), Rotstock (2’929 m), Schartihöreli (1’692 m), Scheidegg (1’407 m), Oberbauenstock (2’117 m) und Niderbauen-Chulm (1’923 m). Und natürlich das Rütli, auf dem es der Legende nach zum berühmten Rütli-Schwur zwischen den Urkantonen Uri, Schwyz und Unterwalden kam. Viel zu schnell begann dann doch der Abstieg Richtung Brunnen, wobei der Ort in circa 70 min erreicht ist. Beim Ferien- und Freizeitressort Swiss Holiday Park gibt es allerdings eine gute Möglichkeit einzukehren und sich zu stärken. Von Morschach aus müssen die Beine nochmal kurz einige Meter zum Axenstein-Känzeli aufsteigen bevor es dann auf einen breiten Waldweg gemütlich wieder bergab geht. Die Kühle des Ingenbohlerwaldes war für uns nach der Hitze eine Wohltat und spornte uns sogar noch zu einer Minikletterpartie am grossen Findling an. Der Waldweg führt direkt ins Zentrum von Brunnen und damit in den Trubel der Stadt. Schon fast ein Kulturschock – und weiter in Richtung Norden gehend ist man flugs am Bahnhof angekommen. Von der Schiffstation westwärts führt übrigens ein breiter Weg am See entlang zum Auslandschweizer-Platz, dass sich auf diesem Weg der Schweiz wirklich jeder Bewohner wiederfindet.

Streckentour
Strecke14,9 km
Dauerca. 5.25 h
Aufstieg656 m
Abstieg656 m
Niedrigster Punkt434 m
Höchster Punkt824 m
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Eckdaten der Tour
Das Glockenspiel oberhalb der Tellskapelle

Gemsfairenstock und Clariden auf einen Streich

Urnerboden am Morgen

Das war bisher eindeutig meine anspruchsvollste Tour 🙂 Weniger aufgrund seiner Schwierigkeit obwohl es über einen Gletscher geht als vielmehr konditionell. Fast 10 Stunden war ich von Seilbahnabfahrt zu Seilbahnankunft unterwegs und die Pausen nicht so grosszügig wie sonst. Aber die Aussicht ist so atemberaubend, dass der Clariden als Herbsttour bereits fest eingeplant ist!

Die erste Aussicht vom Grat der Bergstation Richtung Süden

Ist der Klausenpass noch gesperrt und man selbst motiviert und fit gibt es die Möglichkeit den Clariden (3’267 m) von der Bergstation Fisetenpass (2’010 m) aus zu besteigen. Man kann an der Talstation Urnerboden kostenfrei parkieren und für die Hin- und Rückfahrt mit der Luftseilbahn Urnerboden-Fisetenstock CHF 18 einplanen. Zudem gibt es die Möglichkeit seine Fahrt in der 6er-Kabine gegen Aufschlag ab 6.00Uhr zu reservieren und so früher zu starten. Der Rest wird ab 8.00 Uhr befördert gemäss nächstmöglichem freien Zeitslot; wer zuerst kommt, darf folglich zuerst. Wir mussten mit Ankunft 7.45 Uhr gute 45 Minuten auf unsere Fahrt warten.

Das Rund Loch mit drei Skitourengänger. Sehr beeindruckend!

An der Bergstation zieht man sich direkt die Schneeschuhe an und los geht’s! Alle wollen zuerst auf den Gemsfairenstock (2’962 m) und dementsprechend voll wird es auf dem Gipfel sein, da kann man sich innerlich bereits drauf einstellen. Der Weg hinauf ist aber erstaunlich leer – dadurch, dass die Seilbahn nur sechs Personen auf einmal befördert verteilt sich der Ansturm weitreichend. Wer schnell ist, überholt dann auch zügig die Grüppchen der vorherigen Fahrten. Wegweiser gibt es unterwegs nicht, was aber kein Problem ist. Die Intelligenz der sichtbaren Herde weist den Weg, die Aufstiegsspuren ebenso und wer es aus eigenem Wissen schaffen möchte geht folgendermassen vor: Von der Bergstation aus steigt man ein kurzes Stück auf um sich dann unterhalb des Grates konstant Richtung Südwesten zu bewegen. Das Rund Loch (2’287 m), welches nach etwa 20 Minuten erreicht wird war ein beeindruckendes  kleines Highlight, von dem ich gar keine Notiz genommen hätte, wenn meine Begleitung mich nicht darauf aufmerksam gemacht hätte. Warum? Man läuft einfach darüber hinweg. Das Rund Loch ist eine ausgewaschener und ausgebrochener Durchbruch über den der Sommerwanderweg führt. Erst von der Seite wird das riesige Loch und die Felsbrücke sichtbar über die man sonst sorglos hinübertappst. Weiter zum Ober Sulzbalm erreicht man eine Steilrampe von 38° Steigung, die häufig als Schlüsselstelle beschrieben ist. Auf etwa 2’600 m kann man nun weiter dem zum Gemsfairenjoch aufsteigen um von Westen her auf den Gemsfairenstock aufzusteigen oder hält nun südlich in Kehren direkt auf den Gipfel zu. Der Aufstieg ist nicht schwierig und die letzten 350 Höhenmeter zügig hinter sich gebracht. Dementsprechend waren wir nach circa 2h 20min auch oben angekommen und wurden mit einen einzigartigen Blick auf die umliegende Bergwelt begrüsst. Eine kleine Auswahl: Hausstock, Selbsanft, Bifertenstock und der Tödi (3’613 m), der höchste Gipfel der Glarner Alpen, im Osten, Tüfelsstock, Boggtschlingel und unser heimliches Ziel Clariden im Süden.

Imposant erhebt sich der Tödi in den Glarner Alpen
Der Blick vom Gemsfairenstock zurück: Richtung Westen geht es nun für uns weiter zum Gemsfairenjoch und Clariden

Nach einer viel zu schnell vorbeigegangen einstündigen Pause (gefühlt waren das eher 10 Minuten) und reichlicher Überlegung haben wir doch beschlossen den Clariden zu besuchen. Wer vom Clariden über den Klausenpass absteigen möchte sollte unbedingt Steigeisen, Klettergurt, Selbstsicherung, Helm und Eispickel im Gepäck haben. Ein Seil und Eisschrauben schaden ebenfalls nicht. Wir hatten es nicht dabei und da die heimischen Bergführer uns unterwegs ohne Ausrüstung eindrücklich von dieser Route abgeraten haben und wir nicht noch mehr Experimente eingehen wollten, haben wir uns entschieden zum Fisetenpass zurückzulaufen. Aber erstmal ging es vom Gemsfairenstock nach Westen zum Gemsfairenjoch (2’848 m) um dann steil (35°) über den Südhang auf die Ebene des Claridenfirn (2’680 m) abzusteigen. Der Schnee war natürlich gegen Mittag schon weich, was den Abstieg angenehmer machte. Aber uns auch schon Sorgen bereitete wie wir die 150 Höhenmeter später wieder hinaufkommen wollten. Am Fuss von Speichstock, Tüfelsstock, Boggtschlingel (3’079 m) und Claridenjoch nördlich von einem selbst ging es ganz gemütlich auf 3’000 m hinauf. Die Steigung ist so gering, ich hatte das Gefühl nur Strecke, aber keinen einzigen Höhenmeter zurückzulegen. Das ändert sich jedoch schlagartig, wenn man an die Ostflanke des Clariden kommt. Die letzten 150 Höhenmeter wollen erarbeitet werden. Es ist mit 32° recht steil –  und mit den bereits absolvierten 1’300 Höhenmetern in den Knochen habe ich ewig für den Aufstieg gebraucht. Dementsprechend kurz fiel leider auch die Verschnaufpause oben aus. Was extrem Schade war. Der Tödi im Süden zieht majestätisch alle Blicke auf sich, aber auch Hüfifirn, Gross Düssi (3’256 m), Oberalpstock (3’328 m) und der Rückblick zum Gemsfairenstock sind eine Augenweide.

Auf dem Gipfel des Clariden. Die Überschreitung folgt am Gipfelkreuz vorbei Richtung Westen
Ebenfalls unglaublich schön der Blick vom Clariden gen Osten

In 17 Minuten hatte ich es zurück auf 3’000 m geschafft und nun ging es zurück zum Gemsfairenjoch. Der aufgeweichte Schnee hat das Gehen mühsamer gemacht, aber es ging besser als erwartet. Beim Aufstieg hat aber selbst meine beneidenswert fitte Begleitung geflucht. Balsam für mein Seelenheil 😀 Danach war es nur noch Fleissarbeit für die Beine zur Bergstation Fisetenpass zu laufen. Weil klar war, dass wir die letzte offizielle Bahn um 17.00 Uhr nicht erreichen würden, haben wir frühzeitig beim Betreiber angerufen um zu fragen ob wir eine Sonderfahrt buchen können. Um 18 Uhr waren wir angekommen und haben uns einen Keks gefreut nicht noch weitere 640 m absteigen zu müssen. Der Kabinenzuschlag von CHF 40 für die Sonderfahrt war das mehr als wert! Im Gasthof Urnerboden, der an der Bahn angeschlossen ist und wo man auch übernachten kann, kann man es sich schliesslich gut gehen lassen und die wunderschöne Tour Revue passieren lassen.

Rundtour
Strecke15.7 km
Dauerca. 8.25 h
Aufstieg1’728 m
Abstieg1’728 m
Niedrigster Punkt2’010 m
Höchster Punkt3’267 m
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Eckdaten der Tour
Gipfelkreuz des Gemsfairenstock mit dem Tödi im Hintergrund