Zum Rossstock und Hagelstock und zurück

Die Lidernenhütte im Nebel versteckt. Das Schmalstöckli (2’012 m) ist im Hintergrund zu erkennen.

Auf dieser Runde können die ersten Höhenmeter ganz bequem mit der Seilbahn für CHF 16 (hin und retour) zurückgelegt werden. Mit dem öffentlichen Verkehr anzureisen ist nicht ganz einfach, es fährt lediglich zweimal pro Tag ein Bus. Für Autofahrer stehen vor der Seilbahn aber einige kostenfreie Parkplätze zur Verfügung. Die Luftseilbahn Chäppeliberg-Spilau im Riemenstaldner Tal bietet zwei Besonderheiten: Ihre Talstation liegt im Kanton Schwyz, die Bergstation dagegen im Kanton Uri. Des Weiteren ist die 4-Personengondel ein offener vergitterter Käfig, sodass alle Coronavorgaben zur Durchlüftung problemlos erfüllt werden. Wer Glück hat, kann während der Fahrt sogar Auerhühner beobachten! Von der Bergstation (1’717 m) kann man bereits die nur wenige Gehminuten entfernt östlich gelegene SAC Lidernenhütte (1’727 m) entdecken und dann auf sie zuhalten. Die Hütte ist geöffnet, Übernachtungen sind also möglich und es wird ein kleines Take-away Sortiment angeboten. Von hier aus geht es Richtung Südosten ungefähr entlang des Sommerwanderweges auf den Rossstock (2’461 m). Der Rossstock ist der höchste Gipfel dieser Tour und ist der meistbestiegene Gipfel der Chaiserstockkette. Der Winterweg ist nicht markiert und man kann nach eigenem Gutdünken aufsteigen oder orientiert sich an der Vielzahl der Spuren von Schneeschuh- und Tourenskigängern. Letzteres macht den Aufstieg bedeutend einfacher, da der Schnee dort festgetreten ist. Man steigt teils geradeaus und teils in geschwungenen Bahnen auf, das freie Gelände ist in der Regel nicht allzu steil. Auf der rechten Seite liegt der zugefrorene Spilauersee mit der Alp Spilau, auf der man im Sommer ebenfalls übernachten kann. Die letzten Höhenmeter zum Gipfel dem Rücken folgend steht man schliesslich auf einem Grat. Oben angekommen erwartete mich ein grandioser Rundumblick – bei guten Bedingungen sind der Vierwaldtstättersee und das gesamte Mittelland bis zum Schwarzwald zu überblicken. Deutlich näher und gut zu erkennen dagegen Chaiserstock (2’515 m) und Fulen (2’491 m).

Auf dem Rossstock über dem Nebelmeer mit Gipfelkreuz

Für den Abstieg sind wir erst einmal den gleichen Weg gefolgt wie hinauf. Manch einer mag es verlockend finden vom Rossstock nach Westen zum Spilauerstock (2’269 m) und sich von dort wieder entlang des Sommerweges zum Hagelstock zu orientieren. Allerdings konnte ich unterwegs immer wieder Reste von Lawinenabgänge sehen und fand es in diesem hügeligen Gelände tatsächlich schwieriger zu beurteilen, wo fester Untergrund ist und wo man auf der Kuppe einer Schneewehe eigentlich über dem Boden steht. Dementsprechend kam es auch dazu, dass ich abseits der Spuren unterwegs war, in sehr steilen Gelände, welches einem WT4 entsprach, und dann einen Hang ungalant und unfreiwillig auf dem Hintern hinunter zum See rutschte. Idealerweise geht man also so weit zurück bis man relativ flach Richtung Südwesten zum Spilauersee absteigen kann und erspart sich somit den Abenteueranteil der Tour. Der Hagelstock (2’181 m) ist ebenfalls ein beliebtes Ziel vom Lidernengebiet in die Eggbergen, sodass die Routenfindung immer nach Südwesten kein Problem darstellt. Der Schnee wird jedoch im Laufe des Tages bei Sonne sehr pappig, nass und schwer, was den Aufstieg vom See anstrengend macht. Einsinken vorprogrammiert und nicht zu vergessen, dass ich bereits 700 Höhenmeter hinter mir hatte. In der Senke zwischen dem fassförmigen Siwfass (2’180 m) und Hagelstock hält man sich links und erreicht nach wenigen Minuten den zweiten Gipfel dieser Tour. Auch er bietet eine tolle Aussicht auf die Urner Berge. Das Nebelmeer hatte sich weiter nach oben gearbeitet und der Blick auf den Urner See blieb mir dadurch zwar verborgen; aber alleine dort oben zu sein und das Nebelmeer mehr beobachten wie es durch sein Aufsteigen die Szenarie verändert war es vielleicht sogar noch schöner.

Auf der linken Bildseite der Rossstock vom Hagelstock betrachtet
Der Blick zurück Richtung Spilauersee und übers Mittelland

Um endgültig zurück in die Heimat zu gelangen läuft man auf dem selben Weg zurück Richtung Spilauersee. Diesmal bin ich jedoch ein Stück oberhalb des Sees an der Alp Spilau entlanglaufen. Der Schnee ist hier fester und man kommt leichter vorwärts. Dazu kann man hier auch nochmal eine kleine Rast einlegen, es gibt eine Feuerstelle die zum Verweilen einlädt. Wer eine Übernachtung in der Lidernenhütte gebucht hat, kann von hier aus dorthin gelangen oder Richtung Spilau zur Bergstation der Seilbahn absteigen. Beide Möglichkeiten verlaufen erst einmal gemeinsam nach Nordwesten, bevor es rechts zur SAC-Hütte und links nach Spilau geht. Zu diesem Zeitpunkt war es bereits so neblig, dass keine 20 Meter Sicht mehr vorherrschte; die Spuren weisen aber verlässlich den Weg und es ist leichtes Gehgelände. In Spilau wartete zum Abschluss noch eine beindruckende Überraschung: die Hütten waren bis über das Dach eingeschneit. Ein Paar hatte gerade ihre Hütte freigeschaufelt und aus dem Kamin rauchte es, sodass die Szenerie eine ganz eigene Stimmung hatte. Für diejenigen, die im Flachland aufgewachsen sind, ist das sehr beeindruckend zu sehen. Circa 15 Minuten später war ich an der Bergstation angekommen. Die letzte Bahn hinunter fährt um 16.30 Uhr, wer später hinab möchte, sollte unbedingt vorher anrufen und sich ankündigen. Die Betreiber sind sehr freundlich, freuen sich aber auch auf ihren Feierabend. Mittels dem Telefon vor Ort kann man dann seine Abfahrbereitschaft kundtun und unter das Nebelmeer hinabschweben.

Rundtour
Strecke10.3 km
Dauerca. 4.75 h
Aufstieg1’120 m
Abstieg1’120 m
Niedrigster Punkt1’717 m
Höchster Punkt2’461 m
GPXDownload
Eckdaten der Tour
Die 4-Personen-Gondel der Luftseilbahn Chäppeliberg-Spilau