Via Alta Vallemaggia – Rifugio Alpe Masnee zur Alpe Spluga Hütte*

Der zweite See hinter dem Passo dei Due Laghi

Vom Rifugio Alpe Masnee (2’063 m) führt die dritte Etappe der Via Alta Vallemaggia zur Berghütte Alpe Spluga (1’838 m). Obwohl von offizieller Seite des Ascona-Locarno Tourismus der Track mit circa 5.75 h Gehzeit angegeben, ist vor Ort 7 h Gehzeit ausgewiesen.

Oberhalb des Rifugio Alpe Masnee gibt es Handyempfang

Heute klingelte um 6 Uhr mein Wecker denn um 7 Uhr wollte ich nach den Erfahrungen des gestrigen Tages los. Bisher habe ich alle Zeitangaben gnadenlos überschritten gehabt und so plagte mich die Angst erst in der Dämmerung  bei der Spluga Hütte anzukommen. Bevor ich losmarschiert bin, gab es im Rifugio Masnee aber noch eine Sache zu erledigen, nämlich das Gas abzudrehen. Oberhalb der Hütten gab es zudem auch wieder Handyempfang und so verbrachte ich die ersten 20 Minuten nach Aufbruch doch damit Freunden und Familie kundzutun, dass alles in Ordnung ist.

Die unbekannte Alp circa eine Stunde Gehzeit vom Rifugio Alpe Masnee entfernt

Richtung Südwesten, östlich am Pizzo Costisc (2’244 m) und westlich des Lago del Starlarèsc da Scimarmòta vorbei bis zu einer verlassenen Alm ist der Bergweg rot-weiss markiert und einfach zu begehen; man benötigt circa eine Stunde dorthin. So kam es, dass ich mich fragte ob man wirklich 7 h für 10 Kilometer brauchen würde und ich es nicht doch gemütlicher angehen lassen könnte. Immerhin sind 1.5 km/h wirklich keine Rekordgeschwindigkeiten.

Das Licht- und Schattenspiel zaubert eine fantastische Amtosphäre mit einzigartigen Ausblicken

Ab der Alm führt ein Abzweig nach Brione, ansonsten ging es blau markiert weiter. Der Alpinweg sollte mich bis zur Splugahütte auch begleiten. Allerdings blieb mir eine ähnliche Erfahrung wie  bei der zweiten Etappe erspart. Es  wartete zwar ein Stück Blockkletterei auf mich, welches ich jedoch besser bewältigen konnte als bei der zweiten Etappe. Wirklich ausgesetzte Stellen gab es nicht, auch wenn die Abstieg über Blöcke und Geröllfelder führten. Die abwechslungsreiche Landschaft zog mich jedoch komplett während dieser Etappe in ihren Bann. Entlang des Pizzo Dromegio (2’232 m) habe ich es genossen wirklich stundenlang alleine unterwegs zu sein ohne jemanden in hör- oder sichtweite zu haben; was aber auch bedeutet, dass Hilfe weit weg ist und man sich nicht auf andere Menschen verlassen kann.

Alpe Quasca liegt wie die anderen Unterkünfte sehr idyllisch

Der Weg führt schliesslich zwischen dem Pizzo Verde (1’956 m) im Südenwesten und dem Poncione Piancascia im Nordosten (2’360 m) hindurch. Rechts des Weges kommt der Waldrand zum Vorschein und noch einiger Zeit erreichte ich Alpe Quasca. Zwei Männer waren gerade dabei das Gras zu schneiden; leider konnte ich nicht herausfinden ob hier auch Touristen übernachten können. Auf jeden Fall gibt es einen Trinkbrunnen, aber da später noch zwei Wasserfälle auf mich warteten war die Wasserversorgung auch ohne Brunnen gesichert. Ab hier Weg war im Grossen und Ganzen wieder bequem zu gehen. Jedoch war der Boden und der Fels hin und wieder feucht, was ein vorsichtiges und umsichtiges Wandern erforderlich macht.

Der erste See vor dem Passo dei Due Laghi

Von der Alp führt auch ein Weg ins Tal Richtung Giumaglio (2h 50min) ansonsten geht es weiter in westliche Richtung zum Passo dei Due Laghi. Der Übergang liegt zwischen dem Pizzo Muretto (2’257 m) im Nordosten und dem Pizzo Coca (2’222 m) im Südwesten und verbindet die Zwillingstäler Valle di Coglio und di Giumaglio. Auf beiden Seiten des Passes liegt zudem jeweils ein See. Der erste See auf meinem Weg hatte mich allerdings etwas enttäuscht, auch wenn ich an ihm meine erste Rast eingelegt habe. Dafür begeisterte mich der zweite See deutlich mehr, denn er glänzte so schön in der Sonne, im Hintergrund erhoben sich die schneebedeckten Gipfel und sogar zwei Murmeltiere schauten zwischen den Felsen hervor. Ein wunderschöner und einladender Ort, an dem es sich wunderbar verweilen lässt.

Rechts ist die Alp Spluga zu sehen

Auf dem Rifugio Alpe Spluga erwartete mich nach diesem einsamen Tag eine unangenehme Überraschung. Ausgerechnet an diesem Wochenende hatte die Ortsgemeinde, die sich um die Selbstversorgerhütte kümmert, beschlossen, Wartungs- und Reinigungsarbeiten durchzuführen. Und so wurde aus der einsamen und abgeschiedenen Hüttenübernachtung eine Grossparty mit Einflug per Privathelikopter inklusive Hunden. Gefühlt platzte die Alp aus allen Nähten und Ruhe suchte ich vergeblich. Stattdessen gab es Strom, eine warme Dusche, welche im Übernachtungspreis inkludiert ist, eine tiptop ausgestattete Küche und sehr komfortable Betten. Zudem natürlich auch Getränke (Bier, Wein, Coca-Cola, Mineralwasser, Milch) und Essen (Nudeln, Reis, Tomatensosse, Bouillon). Eine Übernachtung kostet CHF 25, dazu kommen CHF 5 für die Benutzung von Holz und/ oder Gas.

Streckentour
Strecke10.3 km
Dauerca. 5.75 h
Aufstieg990 m
Abstieg1’220 m
Niedrigster Punkt1’649 m
Höchster Punkt2’137 m
GPXLink
Eckdaten der Tour
Der Partylieferdienst musste einige Male hin- und herfliegen

Via Alta Vallemaggia – Alpe Nimi Hütte zum Rifugio Alpe Masnee*

Abschied von der Ziegenalm Alpe Nimi

Die zweite Etappe der Via Alta Vallemaggia startet von der Alpe Nimi Hütte (1’718 m), auch als Capanna Alpe Nimi bezeichnet, und führt zum Rifugio Alpe Masnee (2’063 m). Die Etappe ist offiziell mit 3.5 h ausgewiesen, weshalb viele Leute diesen Tag mit der Folgeetappe zur Berghütte Alpe Spluga (1’838 m) zusammenlegen. Allerdings ist der dritte Routenabschnitt vor Ort mit 8 h Gehzeit markiert und mir hat sich unterwegs nicht erschlossen ob die Alpe Cuasca als Zwischenziel angesteuert werden kann. Zudem habe ich ganze 5 h für diese Tour gebraucht – rumgetrödelt habe ich dabei nur am Anfang des Tages.

Blickrichtung Westen nach Maggia vom Passo di Nimi

Die Nacht war trotz dem Glöckchenklingeln der Ziegen sehr erholsam und es gab zum Frühstück neben Brot und Konfitüre selbstgemachten Ziegenjoghurt. Die Atmosphäre ist auf der Alm sehr familiär und dementsprechend herzlich der Abschied. Man zahlt bar vor Ort, für die Übernachtung inklusive Halbpension ohne Getränke sind CHF 85 einzuplanen. Nach etwa einer Stunde langsamen Aufstieg zum Passo di Nimi sind es laut Beschilderung noch 2h 15min zum Rifugio Alpe Masnee. Das Wetter verschlechterte sich kontinuierlich und der aufgezogene Nebel trübte die Wanderfreude doch erheblich.  Nun wurde der blau-weisse Weg auch seiner Bezeichnung alpin gerecht: es erwartete mich fröhliche Blocksteinkletterei über gefühlte Stunden der Schwierigkeit T5-.

Blickrichtung Osten nach Lavertezzo vom Passo di Nimi

Doch folgt Richtung Norden erst einmal noch der weitere Aufstieg zur Cima di Nimi (2’191 m). Über sanfte Grashänge und einfaches Gehgelände ist der Gipfel schnell erreicht. Bei gutem Wetter bietet sich ein wunderschöner Blick ins Valle Maggia und natürlich zu den benachbarten Gipfeln wie die Cima Böis (2’259 m) und den Pizzo d’Orgnana (2’219 m). Nach circa 2 h Gehzeit gilt es entlang des schmalen Grats beziehungsweise auf diesem weiterzukommen und hier beginnt nun die Kletterei. Teilweise sehr ausgesetzt, aber es gab immer genug Griffe und Tritte für Hände und Füsse. Mich persönlich kostet Blockkletterei unfassbar viel Zeit, auch wenn ich keine Angst habe. Ich bewundere dann immer andere Wanderer, die leichtfüssig wie Steinböcke oder Gämse über die Felsen tänzeln. Ein Teil des Weges ist bei dieser Kletterei übrigens mit Ketten und Stahlbügeln entschärft, aber Novizen in den Bergen sollten Abstand von dieser Tour nehmen.

Kraxelei über den Grat. Aussicht gabs zur Belohnung leider nicht

Dies ist die anspruchsvollste Passage der heutigen Etappe gewesen und nach einem kurzem Abstieg kann noch der Madom da Sgióf (2’265 m) erstiegen werden. Ich denke dieser Abstecher lohnt sich, auch wenn bei meinem Besuch alles von Wolken verhangen war. Denn neben dem Verzasca-Tal eröffnet sich der Blick ins Valle del Salto und auch der Poncione d’Alnasca (2’301 m) beeindruckt mit seiner charakteristischen haiflossenähnlichen Form. Der Wegweiser zeigt für die folgenden Destinationen diese Zeiten an: Passo Deva 25 Minuten, Capanna Starlarèsc 45 Minuten und Rifugio Alpe Masnee 70 Minuten. Die Selbstversorgerhütte Capanna Starlarèsc liegt wunderschön direkt am Lago del Starlarèsc da Sgióf. Da die Etappe nicht tagesfüllend ist, ist hier eine tolle Möglichkeit eine Badepause einzulegen und es sich gut gehen zu lassen. Bei blauem Himmel und Sonne muss dies ein traumhafter Ort sein. Man erreicht sie indem man vom Gipfel den Abstieg in östliche Richtung wählt oder folgt der Via Alta Maggia über den Passo Deva (2’030 m), einem breiten Sattel zwischen Maggia und Brione, in nördliche Richtung. Hier bietet sich dann die Möglichkeit nach Westen ins Tal abzusteigen – oder eben nach Osten zum Lago del Starlarèsc da Sgióf. Nicht mehr weit ist es dann zum eigentlichen Ziel, dem Rifugio Alpe Masnee.

Der Lago del Starlarèsc da Sgióf mit der Selbstversorgerhütte Capanna Starlarèsc

Das Rifugio erinnert mich total an Machu Picchu, alles ist aus Steinfragmenten gebaut. Ursprünglich verfallene Ställe sieht es heute einfach unglaublich toll aus. Dazu gibt es sogar Strom, eine heisse Dusche, eine Küche und bequeme Betten. Das kleine Areal besteht aus mehreren Hütten und ist im Selbstversorgungsbetrieb geöffnet. Wobei Selbstversorgung zu tief gegriffen ist. Nehmen den bereits genannten Annehmlichkeiten gibt es diverse Getränke (Bier, Wein, Coca-Cola, Citro, Mineralwasser) und Essen (Spaghetti, Tomatensosse, Thunfisch) zum Selbstkostenpreis zu erwerben. Berechnet wird, was man verbraucht, alles basiert auf Vertrauen. Der Konsum wird im Hüttenbuch vermerkt und gezahlt wird entweder passend in bar mittels einem vorhandenem Briefumschlag, der im Tresor hinterlegt wird, oder nach Reiserückkehr bequem via Einzahlungsschein und Online-Banking. Ich war begeistert, dass dieses System heute tatsächlich funktioniert. Eine Übernachtung kostet CHF 25 und muss vorher reserviert werden.

Im Abenddämmerlicht gibt der Nebel die Sicht auf das Umland frei

Bei gutem Wetter lohnt es sich übrigens die Badesachen eingepackt zu haben. Denn etwa 150 Höhenmeter unterhalb des Rifugios befindet sich in westlicher Richtung der Laghetto Pianca. Mit einem Glas Wein lässt es sich hier bestimmt auch prima der Abend ausklingen lassen – mir blieb tagsüber bei dichtem Nebel und Regen der Blick auf den See allerdings verwehrt. Und nach dem Abendessen hinabzulaufen hatte ich zugegebenermassen keine Lust mehr…

Streckentour
Strecke4.7 km
Dauerca. 3.5 h
Aufstieg720 m
Abstieg370 m
Niedrigster Punkt1’721 m
Höchster Punkt2’245 m
GPXLink
Eckdaten der Tour
Rifugio Alpe Masnee im Abendlicht

Via Alta Vallemaggia – Cimetta zur Alpe Nimi Hütte*

Das Valle Maggia gilt als eines der schönsten Täler der Schweiz

Die Via Alta Vallemaggia2009 eröffnet und zwischen dem Maggiatal und Verzasca gelegen. Das Auto durfte diesmal Zuhause bleiben, denn ich wusste nicht wo ich es sinnvollerweise hätte abstellen können. Stattdessen fuhr die Bahn komfortabel nach Locarno und brachte mich zu meinem erster Besuch im Tessin. Locarno liegt am Lago Maggiore und mit dem Alpen im Hintergrund kann ich problemlos nachvollziehen warum so viele Menschen hier gerne Urlaub machen.

Das Panorama von der Cimetta aus gesehen: der Lago Maggiore im Vordergrund, rechts die Bergstation

Meine grösste Herausforderung bestand nun jedoch darin vom Bahnhof zur Cimetta (1’671 m) zu gelangen, dem Startpunkt meine Tour. Dafür wendet man sich vom Bahnhof aus nach links und läuft an der Hauptstrasse einige Meter nach Süden zur Seilbahn Locarno Funicolare. Für CHF 4.80 erwirbt man ein Ticket nach Orselina, akzeptiert wird nur Barzahlung oder Reka-Checks. Dort angekommen muss man umsteigen und ein neues Ticket lösen. An der Seil- und Sesselbahn Orselina – Cardada – Cimetta kann die Fahrt auf den Gipfel der Cimetta für CHF 30 durchgelöst werden; GA- und Halbtax-Besitzer erhalten 50% Rabatt. Die Aussicht während der Seilbahnfahrt nach Cardada ist wirklich hübsch anzuschauen. Ein bisschen Sehnsucht kam sogar in mir hoch mit einem Segelboot über den Lago Maggiore in der Sonne zu gleiten. Noch einmal muss man nun umsteigen und der Sessellift ist etwas versteckt; zumindest ich habe den Weg dorthin nicht auf Anhieb gefunden (was aber nichts heissen mag). Von der Bergstation beziehungsweise dem Aussichtspunkt mit dem Bergrestaurant Capanna Cardada hält man sich rechts und folgt dem breiten Weg etwa 5 Minuten lang. Dann taucht der Sessellift vor einem auf, der mich endlich zum Ziel brachte. 1’500 Höhenmeter sind mir so erspart geblieben, um 10 Uhr konnte es endlich zur Ziegenalm Nimi losgehen. Nur ich hatte leider Pech und während der Lago Maggiore in der Sonne glitzerte erwartete mich zum Start auf dem Gipfel der Cimetta eiskalter Wind und Regen.

Auf dem Gipfel des Cima della Trosa. Im Hintergrund unter anderen der Monte Tamaro (1’962 m) und Monte Lema (1’620 m)

Von der Cimetta geht es zuerst auf dem rot-weissen Bergweg zur Cima della Trosa (1’869 m). Hinter der Bergstation führt der Weg in nördliche beziehungsweise nordöstliche Richtung bergab, ich musste ihn etwas suchen, da ich den Hang eher für eine Halde gehalten hatte. Wer am Capanna Ristorante Cimetta steht, ist für den Abzweig bereits zu wie gelaufen. Etwa nach 10 Minuten Gehzeit erreicht man Bassa di Cardada (1’613 m). Auf dem Wegweiser ist auch Capanna Nimi, das Ziel des heutigen Tages, ausgezeichnet wenn auch ohne Zeitangabe.  Mittlerweile scheint auch wieder die Sonne und nach insgesamt einer Stunde seit Aufbruch von der Cimetta stehe ich auf dem Gipfel Cima della Trosa. Da man von der Seilbahn recht schnell und einfach dorthin gelangt und kurz unterhalb des Gipfels eine Grillstelle lockt, sind bei gutem Wetter einige andere Gäste zu erwarten – und die Aussicht spricht für sich. In der Ferne in westlicher Richtung sind einige der ganz Grossen zu sehen: Monte Rosa (4’554 m), Pizo Dufour (4’634 m), Allalinhorn (4’027 m), Täschhorn (4’491 m) und Altschhorn (4’195 m).

Die Schafe auf dem Grat zum Madone

Ab hier beginnt weiter dann der Alpinweg, welcher mit blauen Punkten markiert ist. Blaue Pfeile wiederum markieren den Abstieg nach Norden, ich hatte sie erst übersehen. Über einen angenehmen Bergweg geht es innerhalb von 1h 15min zum Madone (2’051 m). Etwas verwirrend sind die sich immer wieder abwechselnden Berg- und Alpinwege. Wer auf den Madone aufsteigen möchte, kann am Wegweiser kurz unterhalb des Gipfels den rot-weissen Bergweg verlassen und dem blauen Schild ohne Beschriftung auf einem unmarkierten Trampelpfad folgen. Vorbei an einigen irritierten Schafen, die jedoch beim besten Willen nicht einsehen Platz zu machen, läuft man am Grat entlang. Oder man folgt dem Bergweg weiter und nimmt den rot markierten Pfad, der mir nur als Abstiegsroute gedient hat. Der Madone ist wie der Cimi della Trosa mit einem Gipfelkreuz ausgestattet und lädt zu einer längeren Pause ein. Es folgt der erneute Abstieg. Bei so viel hoch und runter braucht es etwas Motivation, denn normalerweise bin ich es gewohnt dass nach dem ersten (und einzigen) Gipfelpanorama des Tages die Tour sich gedanklich dem Ende nähert. Hier nicht, denn nun wartet der Pizzo di Corbella (2’066 m) auf mich.

Die Aussicht Bickrichtung Osten vom Pizzo di Corbella

Auf circa 1’900 m muss jedoch eine Entscheidung getroffen werden: Entweder man folgt blau weiter der Via Alta Vallemaggia, häufig als VAMA abgekürzt, oder man verzichtet auf etliche Höhenmeter und folgt weiter rot dem Bergweg. Beide Varianten führen zur Ziegenfarm, der Bergweg ist allerdings kürzer. Ich habe mich für den Alpinweg entschieden und bin den Pizzo di Corbella hinaufgelaufen. Ich war bis dahin überrascht wie untypisch ich diesen Alpenweg bisher empfunden habe. Sehr schön, relativ unschwierig und von den fehlenden Bäumen abgesehen hatte ich kaum das Gfühl wirklich in den Alpen unterwegs zu sein. Das sollte sich jedoch am nächsten Tag schlagartig ändern und einen ersten Vorgeschmack erhielt ich nun. Immer weiter auf den blau markierten Weg geht es erneut hinab und über einige Platten wieder hoch Richtung Pizzo d’Orgnana (2’210 m). An diesem läuft man südich vorbei bevor der Weg sich anschliessend nach Nordwesten weiterschlängelt. Das Vorwärtskommen ist im Vergleich zu Beginn der Tour deutlich mühsamer, das Gelände anspruchsvoller. Ich musste mich teilweise doch recht konzentrieren wo ich meinen Fuss hinsetze.

Über Grate, Platten und steile Hänge führt der hervorragend blau markierte Alpinwanderweg

In der Ferne konnte ich beobachten wie es regnet – und natürlich zog kurze Zeit später die Regenfront auch über meinen Kopf hinweg. Also Regensachen an und über das rutschige Gras wieder absteigen. Nach einiger Zeit erreichte ich eine Weggabelung, dem Passo di Nimi. Links hinab geht es zur Alp Nimi, weiter geradeaus erhebt sich der Cima di Nimi (2’191 m) über den die nächste Etappe führt. Also westwärts den 30-minütigen Abstieg zum Schlafplatz wählend kam auch wieder die Sonne raus. Der Weg zur Cimetta zurück soll von hier aus übrigens 6h dauern – realistischer als die angegebenen 5h 30min für den ganzen Weg vom Ascona-Locarno Tourismus. Der Abstieg ist gefühlt recht lang und steil, bei Nässe muss man aufpassen nicht auszurutschen. Auf der Ziegenalm erwartet einen jedoch ein absolutes Highlight: ein fantastischer Aperó. Dieser besteht aus Käsekuchen, Brot, eingelegtem Gemüse, Schinken, Salami und Käse. Alles selbst hergestellt und frisch. Unglaublich lecker. Wir Gäste mussten uns sehr bemühen noch etwas Platz im Magen zu lassen für das eigentliche Abendessen, welches für alle vegetarischer Natur war. Und so klang der Abend dann auch in einer entspannt, lockeren Atmosphäre aus.

Streckentour
Strecke10.3 km
Dauerca. 5.5 h
Aufstieg1’170 m
Abstieg1’090 m
Niedrigster Punkt1’608 m
Höchster Punkt2’167 m
GPXLink
Eckdaten der Tour
Die Ziegenalm Nimi liegt dem Wanderer zu Füssen