Zum Sigriswiler Rothorn

Blick zum Thunersee während des Aufstiegs oberhalb von Bodmi

Heute geht es zum Sigriswiler Rothorn (2’051 m), dieser Gipfel stand schon seit längerem auf meiner Merkliste. Startpunk ist Schwanden (1’077 m), Bushaltestelle Säge. Hier gibt es auch einige wenige kostenfreie Parkplätze, weiter an der Hauptstrasse gibt es allerdings keine öffentlichen Stellflächen. Dafür habe ich die Sternwarte Planetarium Sirius entdeckt, welche jeden Freitag ab 18 Uhr seine Türen öffnet. In meinen Augen wäre dies der perfekte Abschluss der Wanderung gewesen – abends noch einen Blick in den Sternenhimmel zu werfen. Nungut, es war Samstag…

Der Blick über die Schulter auf dem Weg zum Aussichtsgipfel Spitzi Flue

Der Wegweiser Schwanden Sagi gibt eine Aufstiegszeit von 3h 30min zum Rothorn an. Eine überschaubare Zeit mit der Möglichkeit lange auf dem Gipfel bleiben zu können. Doch zuvor führt die Route auf einer Strasse östlich nach Stampf (1’265 m), welches ich nach 30 Minuten erreicht habe. Der Blick zurück zeigt den Thunersee und im Hintergrund unter anderem den Niesen (2’362 m) – das macht Lust auf mehr! Weiter geht es nach Bodmi (1’422 m) und 30 Minuten später bin ich am Wegweiser Berglichäle (1’720 m) angekommen. Von hier aus besteht die Möglichkeit in 1.5 Stunden direkt zum Rothorn aufzustiegen oder einen kleinen Umweg über Unterbergli zu nehmen.

Die Platte des Spitzi Flue ist ohne Equipment zu steil

Ich hatte noch etwas anderes vor, ich wollte einen Abstecher zum Aussichtsgipfel Spitzi Flue (1’658 m) unternehmen. Die Richtung Wilerallmi stimmt erst einmal und so bin ich über Stein, Matsch und Kuhfladen abgestiegen. Es dauert ein bisschen, dann erreicht man einen Kreuzungspunkt wo ein Wegweiser nach Unterbergi, Oberbergli und Rothorn zeigt. Diesem Weg folgt man hinauf bis sich vor einem eine schöne Wiese öffnet. Ein Schild weist darauf hin, dass Wildcampen keine gute Idee ist: nachts weidet neben den üblichen Kühen auch ein Stier hier. Nachfragen und um Erlaubnis bitten sein Zelt aufzuschlagen sei deshalb dringend empfohlen. Klingt nachvollziehbar. Nach links führt dann ein Trampelpfad, der zum Spitzi Flue führt. Ich war schon sehr gespannt auf den kleinen Gipfel und hatte die Hoffnung dort allein ein zu dürfen. Die Hoffnung zerschlug sich jedoch schnell, denn andere Menschen hatten die gleiche Idee und scheiterten doch genauso wie ich an diesem kleinen Gipfel. Der Grund: der Gipfel kann nicht wandernd erreicht werden. Hätte ich mich vorher besser informiert wäre mir das auch bekannt gewesen, aber auf der Karte alleine war es mir nicht ersichtlich. Eine wunderschöne Platte führt hinauf, die mit diversen Bohrhaken abgesichert ist. Kletterschuhe, Seil, Klettergurt, Exen und Seilpartner im Gepäck ermöglichen einen fantastischen Blick auf den Thunersee aus einer einzigartigen Perspektive. So musste ich leider unten bleiben beziehungsweise mich damit begnügen nur bis zum Grat rechts vom Gipfel hinaufzuklettern. Diesen kommt man ohne Seil hinauf und noch wichtiger auch wieder heil hinab und wird dafür mit einem tollen Blick auf das Mittelland belohnt.

Von der Hütte zum Gipfel (Mitte) sind auch andere Wanderer unterwegs

Zurück über die schöne Wiese ohne Stier bin ich nach kurzer Zeit bei der Alp Underbärgli (1’676 m) angekommen. Hier wird selbst hergestellter Käse verkauft und diverse Getränke. Ein schöner Rastplatz auf dem Weg zum Rothorn, der zum Verweilen einlädt und wo Picknicken ausdrücklich erlaubt ist. Nach einer Rast musste ich mich zunächst als Spurensucher probieren. Obwohl der Wegweiser die Richtung zum Rothorn (1h 20min) angibt, habe ich den Pfad verloren und erst ein gutes Stück später am Waldrand oberhalb wiedergefunden. Also von der Alp südöstlich halten und dann klappt es. Danach ist die Orientierung wieder einfach und der rot-weiss markierte Weg schlängelt sich gemütlich nach Oberbergli (1’818 m). Zwischen leichtem Karstgelände taucht irgendwann eine einsame Hütte mit Grillplatz auf. Ob sie rein privat ist, konnte ich allerdings nicht herausfinden.

Vom Rothorn mit Aussicht nach Norden

Wer aber nicht nur auf die Landschaft um sich herum achtet stellt fest, dass der Untergrund irgendwann sandig wird – ich hatte ein bisschen das Gefühl am Strand zwischen Dünen unterwegs zu sein. Schliesslich geht es dann aber steil bergauf und mittendrin habe ich mich daran erinnert, dass ich im Winter mit Schneeschuhen bereits hier gewesen sein musste: die Umgebung und er Aufstieg durch den Karst erschien mir unglaublich vertraut und ich habe damals auf Höhe der Hütte einen Hirsch gesehen. Damals habe ich ganz schön geschnauft und alles war unter einer unberührten Schneedecke versteckt. Kurz: Man kann die Route auch im Winter gehen. Auf 1’970 m steht erneut ein Wegweiser. Obwohl der Aufstieg auf das Rothorn rot-weiss markiert ist, gehört auch ein bisschen Kletterei dazu. Kein Vergleich zum Winter, wo ich wirklich mit vollem Körpereinsatz unterwegs war und mich gefragt hatte ob das klug sei was ich hier mache, aber eben auch kein Aufstieg wo man die Hände in den Hosentaschen lassen kann.

Gipfelblick Richtung Süden

Oben waren dann auch einige Gruppen anzutreffen, die wie ich das gute Wetter trotz des kalten Windes genutzt haben. Neben einem herrlichen Blick auf den Thunersee sind auch einige Grössen der nahen Bergwelt gut zu sehen: Doldenhorn (3’638 m), Blüemlisalphorn (3’658 m), Breithorn (3’778 m) im Süden, Jungfrau (4’158 m), Schreckhorn (4’078 m) und Wetterhorn (3’690 m). Wer ausgezeichnete Augen hat kann am Horizont auch Säntis (2’502 m) und Titlis (3’237 m) entdecken.

Während des Abstiegs vom Schafläger nach Oberi Matte

Angeblich benötigt man vom Wegpunkt auf 1’970 m über den Oberen Rothornzug nach Schafläger / Stäpfi (1’921 m) gerade einmal 20 Minuten. Ich habe vom Gipfel aus 55 Minuten gebraucht und hatte nicht das Gefühl wahnsinnig langsam unterwegs gewesen zu sein – obwohl der Sattel einfach nicht näher kommen wollte. Die Erklärung lieferte indirekt der Wegweiser am Zwischenzielort, der den Rückweg zum Rothorn mit 50 Minuten angibt. Erscheint mir die realistischere Angabe. Nach Schwanden / Säge sind es noch knappe 2 Stunden abzusteigen. Der Abstieg vergeht wie im Fluge: Immer weiter die idyllischen Bergwiesen hinab erreichte ich schliesslich nach 45 Minuten Oberi Matte (1’390 m). Über Underi Matte führt die Route dann wieder nach Stampf und von dort identisch zum Hinweg zum Parkplatz.

Rundtour
Strecke12.1 km
Dauerca. 5.5 h
Aufstieg1’259 m
Abstieg1’259 m
Niedrigster Punkt1’077 m
Höchster Punkt2’051 m
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Eckdaten der Tour
Gipfelkreuz des Sigriswiler Rothorn

7-Gipfel-Tour ab Tannenboden

Der Grosssee, im Rücken liegt das Hotel Seebenalp

Diese Tour von Heidiland Tourismus hat mich schnell begeistert. Sieben Gipfel während einer einzigen Tour zu besuchen und das auch noch in einer akzeptablen Zeit klang fantastisch. Von der Bergstation Maschgenkamm auf 2’020 m beginnt die offizielle Beschilderung mit der Nummer 7 und damit auch die sehr schöne Gratwanderung über insgesamt sieben Gipfel der Flumser Bergwelt. Sie führt über Ziger (2’074 m), Leist (2’222 m), Rainissalts (2’258 m), Mütschüelergulmen (2’315 m), Cuncels (1’937 m), Chli Güslen (1’868 m) und Gross Güslen (1’833 m). Und so ging es dann im September für mich los.

Links die Bergstation Prodkamm mit Blick auf die Churfirsten und ins Ratikon

Ausgangspunkt ist der grosse Parkplatz Tannenboden am Flumserberg. Entweder man parkiert kostenfrei an der Bushaltestelle Tannenboden Dorf, ein Stück oberhalb Richtung Seilbahn oder direkt unterhalb der Seilbahnanlage Flumserberg. Ich bin wie üblich ohne die Unterstützung der Seilbahn aufgebrochen, was die Tour mit 2 Stunden Gehzeit deutlich verlängert hat. Von Tannenboden Dorf (1’350 m) geht es erst einmal die Strasse hoch zur Seilbahnanlage. Wer nochmal auf Toilette muss, hat hier die Gelegenheit dazu. Weiter geht es hinter dem Bauernhof links, aber eigentlich ist es fast egal. Es gibt zig Wege hinauf, solang man der Beschilderung Chrüz als erste Zwischenetappe folgt ist alles gut. Hier gibt es neben dem Bergrestaurant Chrüz auch eine Sommerrodelbahn und einen Kletterturm, dementsprechend viele Gäste sind unterwegs. Vom Restaurant führt der Weg erst einmal in südöstliche Richtung weiter gen Prodalp. An der Abzweigung folgt man dem Wegweiser dann jedoch nach Südwesten zum Prodkamm (2’006 m).

Auf dem Weg zum Maschgenkamm mit dem markanten Spitzmeilen (2’501 m) im Sichtfeld

Der Weg ist leicht und relativ anspruchslos, man kommt also gut voran. Später wird die Beschilderung jedoch immer weniger und eine Vielzahl von Pfaden sorgt dafür dass man leicht vom eigentlichen Weg abkommt. Solange es weiter bergauf geht, ist dies prinzipiell nicht schlimm. Aufpassen muss man jedoch wenn man seinen Weg verloren hat und auf einen der vielen Trails der Mountainbiker stösst. Hier weiterzulaufen ist keine gute Idee – ich spreche aus Erfahrung. Lieber zügig queren  und den Trail nur als Orientierung nutzen. Auch der Prodkamm ist mit einer Seilbahnstation und einem Restaurant ausgestattet sowie einer Funkantenne; alles befindet sich jedoch unterhalb des Gipfels auf 1’934 m. Wer möchte, kann hier noch aufsteigen, ich habe darauf verzichtet. Vom Restaurant Prodkamm umrundet man in 40 Minuten den Gipfel von Osten über Süden nach Westen und passiert den Maschgenkamm (2’007 m) nördlich. Spuren zeigen, dass dieser durchaus regelmässig begangen wird auch wenn kein offizieller Weg hinaufführt. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass ein kurzes Stück weiter an einem Wegpunkt namens Maschgenlücke ein Kiosk mit Verpflegung aufwartet, noch, dass sich eine weitere Seilbahnstation und das Panoramarestaurant Maschgenkamm in der Nähe befinden. Was für ein durchkommerzialisierter Ort; im Winter muss die Hölle los sein. Nichts für mich.

Blick Richtung Nordost vom Ziger. Gut zu sehen die Bergstation Maschgenkamm

Dafür beginnt nun die eigentliche Gipfeltour und wie von Geisterhand verschwinden die Massen. Dabei ist der Ziger nur einen Katzensprung vom Maschgenkamm entfernt. Vielleicht schreckt der Gratweg, an einigen Stellen ist es abschüssig und Trittsicherheit ist erforderlich. Dafür stand ich alleine mit einem anderen Wanderer dort oben und konnte die Landschaft um mich herum bestaunen. Wunderschön – wenn nur die ganzen Skilifte nicht wären. Egal wo man hinschaut, überall stehen die Lifte in der Gegend. Perfekt einzusehen ist der Weg bis zum Mütschüelergulmen, dem höchsten Gipfel auf meiner Route. Etwa 30 Minuten brauchte ich vom Ziger zum Kreuzungspunkt Zigerfurgglen, wo mich das letzte Mal ein Pulk an Menschen erwartete. Schnell bin ich schnurrgerade nach Westen wieder aufgestiegen. Der Weg wurde gerade neu gemacht, was ich recht traurig zur Kenntnis genommen habe. Bis zum Erreichen der Maschinen war der einst schöne Bergweg zu einer Autobahn in Bau verkommen. In meinem Augen ein völlig unnötiger Akt der Zerstörung für Nichts. Denn der Leist ist im Winter ebenfalls über eine Seilbahn zu erreichen und im Sommer unschwierig zu begehen – auch wenn hier wie bereits geschildert stimmt, dass man sehr leicht vom offiziellen Weg abkommen und stattdessen einem der vielen (Kuh-)Pfade folgt. Was aber immer noch kein Problem ist, denn der Gipfel ist unmöglich zu verfehlen und das Gelände auf den Kuhpfaden maximal einem T3 entspricht.

Vom Leist kann wunderbar der Weg bis zum Hoch Camatsch eingesehen werden

Vom Leist folgt man dem schönen Wiesenpfad weiter Richtung Südosten, passiert den Spitzmantel und hält sich an einer Weggabelung an den oberen Weg, also rechts. Nach einem kurzen Aufstieg erreichte ich den Aussichtspunkt am Rainissalts. Der Gipfel selbst liegt einige Meter vom markierten Aussichtspunkt entfernt, ist jedoch im Sommer trotzdem unerreichbar. Ausser man möchte über einen Stromzaun klettern und sich mitten in eine grosse Kuhherde stellen. Entlang des Zauns ging es für mich wieder hinab und auf dem Kamm schliesslich erneut hinauf. Diesmal auf den Mütschüelergulmen, Nummer 4 der Gipfeltour. Da es schon spät wurde, war die Pause, die ich hier einlegte, extrem kurz. Der Rückweg nimmt mit 4h 15min viel Zeit in Anspruch; mer als ich ursprünglich eingeplant hatte. Der Abstieg zum Wegpunkt Hoch Camatsch (2’224 m) ist recht steil und obwohl der Gipfel (2’237 m) verlockend aufragt, führt mich mein Weg abwärts Richtung Norden. An einem Bauernhof, der den vorerst tiefsten Punkte markiert, biegt der Weg rechts ab. Es folgt der Aufstieg zum Harfenseeli, am Munzfurgglen, Melchplatz und Hängstfelli vorbei zum Chrüzen (1’905 m). Letzterer ist vom Wegweiser Hoch Camatsch aus nach circa 1.5 h erreicht. Hier treffen einige Wanderwege aufeinander, zum Chli Güssi sind es aber nur noch 30 Minuten. Und so begleitete mich mit etwas Abstand ab hier eine Dreier-Gruppe, deren Gespräch in der sonstigen Stille fast schon störend wirkte.

Auf dem Weg zum Cuncels, Gipfel Nummer 5

Zum Cuncels ist es nun nicht mehr weit, immer auf dem Grat entlang bieten sich zudem tolle Ausblicke. Auch der Blick zurück sollte dabei nicht vergessen werden, denn in den späten Nachmittagsstunden im Spätsommer beziehungsweise Frühherbst ist ein wirklich schönes Farbenspiel zu beobachten. Immer weiter Richtung Norden folgen schliesslich die Chli Güslen und Gross Güslen und damit die letzten Gipfel der Tour. Auf letzterem ist sogar eine Bank, die den perfekten Blick auf den Walensee und die Churfirsten bietet.

Vom letzten der 7 Gipfel, dem Gross Güslen, geht es hinunter zur Seebenalp (rechs)

Nun geht es 35 Minuten nur noch bergab und meine Motivation sank zugegebenermassen parallel dazu enorm. Dabei warten nun der Heusee (1’620 m), der Grosssee und der Schwarzsee auf Gäste. Wer unterwegs mitgezählt hat, sollte laut Heidiland tatsächlich insgesamt 14 Seen auf dieser Tour entdeckt haben. Ich gebe zu, ich habe dies nicht geprüft. Zwischen Schwarzsee und Grosssee liegt das Bergrestaurant und Hotel Seebenalp (1’622 m), in welchem natürlich auch übernachtet werden kann. Zusätzlich bietet sich die Gelegenheit für eine Bootstour und sind wir ehrlich – solange man die Schotterstrasse zur Alp ignoriert ist es ein sehr idyllisches Plätzchen Erde wo man gut verweilen kann. Die Fleissarbeit für die Beine beginnt aber erst jetzt so richtig: stolze 5 Kilometer möchten noch zurückgelegt werden bis Tannenboden Dorf und dafür ist noch eine weitere gute Stunde einzurechnen. Auf der Schotterstrasse geht es zügig voran und an einer grossen Kreuzung gibt es die Möglichkeit nach Osten zum Bergrestaurant Chrüz zu queren um die Seilbahn als Abkürzungzu nutzen. Ansonsten führt der Weg immer weiter nach Nordosten zurück zu der Talstation der verschiedenen Seilbahnen.

Rundtour
Strecke19.3 km
Dauer7.25 h
Aufstieg1’281 m
Abstieg1’281 m
Niedrigster Punkt1’351 m
Höchster Punkt2’316 m
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Eckdaten der Tour
Selbst Asterix und Obelix sind hier schon vorbeigekommen 😉

Säntis via Rotsteinpass und Tierwies

Oberhalb des Berggasthauses Alter Säntis

Der Säntis ist der höchste Gipfel der Kantone Appenzell-Innerrhoden und Appenzell-Ausserrhoden und markiert gleichzeitig die Grenze zum Kanton St. Gallen. Er gilt als „Must-Have“, irgendwann muss man oben gewesen sein wenn man in der Schweiz wohnt. Also habe ich mich entschlossen an einem schönen Tag im August diesem Touristenmagneten ebenfalls einen Besuch abzustatten.

Die Aufpasser am Wegesrand

Gestartet bin ich vom Parkplatz Laui, 9657 Alt St. Johann in St. Gallen. Dort gibt es neben einem Grillplatz auch einen kleinen Kiosk und eine Toilette  – ein Ausflugsziel unabhängig vom Säntis. Der Parkplatz ist gross und kostet CHF 5 pro Tag. Ich hatte vor einiger Zeit gehört, dass diese Aufstiegsroute auch im Winter möglich ist und wollte es mir mal anschauen. Im Gegensatz zur Normalroute welche über die sogenannte Himmelsleiter führt, hatte ich auch die Hoffnung, unterwegs auf weniger Menschen zu stossen. Insgesamt war ich mit dieser Variante inklusive Pausen 9.5 h unterwegs. Etwas Zeit mitbringen ist also eine gute Idee.

Man folgt der Strasse Richtung Nordosten und erreicht nach circa 10 Minuten Alpli auf 1’085 m. Der Wegweiser verspricht eine Aufstiegszeit zum Säntis von 5 Stunden über Tierwies, aber ich wollte ja zum Rotsteinpass (2’122 m) welcher mit 3h 40min angegeben ist. Vorbei an Thurwies (1’205 m) und Gersellen (1’266 m), das Ziel stets im Blick, geht es immer weiter auf einem sehr einfachen rot-weiss markerten Bergweg hinauf bis nach Schofbode-Brünne (1’868 m). Hier trennt sich der Weg, die Differenz zwischen Tierwies und Rotsteinpass wird mit 10 Minuten Gehzeit angegeben. Bis hierher habe ich 2 h gebraucht und die Aussicht das Berggasthaus Rotsteinpass in 45 Minuten zu erreichen liess mich meine notwendige Pause doch nochmal nach hinten verschieben. Insbesondere da der Weg so leicht ist und es keine anspruchsvollen Schlüsselstellen bis zum Gasthaus gibt konnte ich das gut verantworten.

Vom Berggasthaus Rotsteinpass führt der Lisengrat zum Säntis

Nur als ich 30 Minuten später dort ankam, traf mich fast der Schlag. Das Gasthaus platzte aus allen Nähten, jedes Plätzchen in der Sonne war belegt und alles wuselte wie in einem Ameisenhaufen. Dabei war es erst 10.40 Uhr und mir schwante das erste Mal was mich auf dem Säntis erwarten würde. Die ganzen Menschen mussten schliesslich irgendwo hergekommenen und mein Weg war tatsächlich bisher recht einsam gewesen. Also wurde die Pause auf das absolute Minimum beschränkt um schnell weiterzukommen; denn entspannt fand ich es hier nicht. Trotzdem lohnt sich ein Blick umher – die Aussicht ins Appenzellerland und Toggenburg ist wunderschön.

Der Lisengrat erfodert Trittsicherheit und Schwindelfreiheit

1h 35min zum Gipfel klang zudem fair und so marschierte ich frohgemut los. Erwartet hatte ich weiterhin einen gemütlichen Wanderweg, aber schnell musste ich diese Vorstellung revidieren. Der Weg wurde ein schöner Steig, nahezu vollständig mit Ketten versiert, viel auf und ab, toller Aussicht. Schwindelfreiheit ist ein Muss, denn der Lisengrat ist schmal und beinhaltet auch Kraxelei, sodass häufig ein Überholen oder Ausweichen nicht möglich ist. Ein Nadelöhr also bei viel Betrieb. Ich hatte Glück und es war noch nicht allzu viel los, sodass ich gut durchgekommen bin. Leider habe ich durch den selbstgemachte Druck, dass mir jederzeit eine grosse Gruppe entgegenkommen könnte, das Panorama viel zu wenig genossen. Stattdessen habe ich mich durch den Steig gehetzt – das nächste Mal würde ich es mit einer gelasseneren Einstellung versuchen. Die letzten 400 Höhenmeter zum Gipfel des Säntis waren also eher stressig, was aber an mir lag und nicht an der Route selbst. Der Steig kostet Zeit denn so wirklich viel Höhenmeter Richtung Gipfel macht man nicht – eher Strecke. Umso mehr habe ich mich gefreut, als hinter dem Steig, vor dem Chalbersäntis (2’370 m) ein wunderschönes Plateau wartete. Hier sassen schon wenige andere Säntis-Aspiranten und haben die Landschaft auf sich wirken lassen. Es lohnt sich hier eine Rast einzulegen. Obwohl am Weg gelegen ist viel weniger los als am Gipfel, die Menschen verteilen sich und alles wirkt etwas entrückter.

Der Blick zurück. Links der Lisengrat, rechts der Säntisgipfel, mittig eine Auf-/Abstiegsvariante Richtung Laui

Von hier aus geht es dann hinauf zum Berggasthaus Alter Säntis, wo man als Alternative zum Säntis-Hotel ebenfalls übernachten kann. Ich habe etwas gebraucht um mich danach zurechtzufinden – auf 2’460 m steht ein Wegweiser mit Standort Säntis, der noch 10 min Gehzeit bis zur Seilbahn Säntis-Schwebebahn anzeigt. Die Seilbahn verläuft parallel zur Normalroute und kostet ohne Rabatte CHF 38 pro Person für eine Einzelfahrt. Sie lässt sich somit gut nach dem eigenständigen Aufstieg via Himmelsleiter für den Rückweg nutzen. Meine Route verlief dann am Gebäude links vorbei durch einen offenen Tunnel und über etliche kleine Treppen bis ich nach einigem kreuz und quer sowie einer unbeabsichtigten Stipvisite am Terrassen-Restaurant, schliesslich den höchsten Punkt ausgemacht hatte.  Nach weniger als 4 Stunden war ich also oben! Und war doch so enttäuscht. Vom Säntis aus kann man bei gutem Wetter in sechs Länder sehen: Frankreich, Deutschland, Österreich, Lichtenstein, Italien und natürlich die Schweiz selbst. Hier begegnete mir das erste Mal ein Gipfel namens Kuchenspitz (3’148 m) in den Österreichischen Alpen, aber auch bekanntere Namen wie Piz Bernina (4’049 m), Piz Sardona (3’056m), Bifertenstock (3’421 m), Selun (2’205 m), Tödi (3’614 m), Clariden (3’268 m), Leistkamm (2’101 m), Finsteraarhorn (4’274 m), Schreckhorn (4’078 m), Titlis (3’238 m) und Wetterhorn (3`701 m).

Links ist das Berggasthaus Alter Säntis zu erkennen. Ein schönerer Pausenort als der Gipfel selbst

Nach 1.5 h Stunden oben, die ich eher halb dösend auf einer der Bänke verbracht habe als wirklich geniessend, war klar, dass ich einen anderen Weg hinab als hinauf nehmen wollte. Ein Blick auf die Karte verriet, dass der Weg über Tierwies eine gute Option sei und so bestand nun die Herausforderung darin herauszufinden wo ich dafür denn nun absteigen müsste. Etwas ziellos irrte ich dafür am und um den Gipfel herum, habe dabei die Säntis-Ausstellung inspiziert und irgendwann endlich den „Ausgang“ gefunden. Durch das grosse Treppenhaus herunter, an einer Tür, die aussieht wie ein Notausgang, ist ein Wanderschild angebracht. Dort hindurch, über eine Wendeltreppe hinunter, durch einen Tunnel, der Beschilderung nach links Tierwies folgen und dann stand ich dort, wo ich eigentlich gehofft hatte, drum herum zu kommen: an der Himmelsleiter.

Gipfel, Seilbahn und Himmelsleiter direkt im Fokus

Die Himmelsleiter ist schmal und recht steil, durchgehend mit Ketten abgesichert und gut zu passieren. Zum Teil sind Stufen präpariert, meist sind jedoch natürliche Tritte zu benutzen. Durch die Enge und Ausgesetztheit hat es alpinen Charakter, ist jedoch sonst unschwierig. Aber eben ein Nadelöhr. Stau ist vorprogrammiert allein schon durch die unvorstellbare Menschenmasse, die sich dort entlang wälzt. Und so ging es nur im Schneckentempo voran. Für diese wenigen Meter habe ich 10 Minuten im Abstieg benötigt und hatte dabei wahnsinnig Glück, dass meine Truppe zu den trittsicheren Personen gehörte. So sind wir zügig abgestiegen und sind überall, wo es auch nur ansatzweise möglich war, der Menschenmasse auf der Leiter ausgewichen. Ich denke, 30 Minuten Zeit sollte man mindestens für diese Stelle einplanen – insbesondere im Aufstieg. Unten angekommen wollte ich noch auf den Girenspitz (2’448 m), nördlich vom Säntis gelegen. Dieser eher unscheinbare Gipfel hat für alles entschädigt: Eine zumindest nach Norden hin unverbaute Panoramasicht, Unterhaltungsprogramm im voreingestellten Sender „Himmelsleiter“, Ruhe und Einsamkeit. Wir waren zu dritt auf diesem vergessenen Berg und haben hier das gefunden, was wir auf dem Säntis so vermisst haben. Hätte ich das vorher gewusst.

Aussicht Richtung Südost-Süd vom Girenspitz

20 Minuten später habe ich mich dann schweren Herzens an den Abstieg gemacht, eingeplant hatte ich hierfür ursprünglich mal 2.5 h, 3h 15min sind realistischer. Nach Tierwies (2’085 m) ist es etwas mehr als eine Stunde vom Kreuzungspunkt unterhalb der Himmelsleiter. Dieser Wegabschnitt war wieder deutlich weniger begangen, im Vergleich zum Aufstieg bis zum Lisengrat verhältnismässig anspruchsvoll und sehr schön in die Karstlandschaft eingebettet. Ab dem Berggasthaus Tierwis führt der rot-weisse Wanderweg knapp 2 Stunden wieder nach Süden, bis Thurwies, von wo der Weg wieder bekannt ist. Spätestens hier wird es ruhig um einen herum. Vom Gefühl her zieht sich der Abstieg, immerhin sind es noch 1’000 Höhenmeter zum Parkplatz Laui. Nichtsdestotrotz ein genussvoller Abstieg, ich hätte gerne ein Zelt zum Übernachten aufgeschlagen. Zurück in Laui überraschte mich eine Hochzeitsgesellschaft; ich konnte problemlos nachvollziehen warum sie sich diesen Ort für ihre Feier ausgesucht hatten.

Rundtour
Strecke17.2 km
Dauer7.5 h
Aufstieg1’553 m
Abstieg1’553 m
Niedrigster Punkt1’072 m
Höchster Punkt2’502 m
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Eckdaten der Tour
Der Abstieg von Tierwies nach Laui