Zum Sigriswiler Rothorn

Blick zum Thunersee während des Aufstiegs oberhalb von Bodmi

Heute geht es zum Sigriswiler Rothorn (2’051 m), dieser Gipfel stand schon seit längerem auf meiner Merkliste. Startpunk ist Schwanden (1’077 m), Bushaltestelle Säge. Hier gibt es auch einige wenige kostenfreie Parkplätze, weiter an der Hauptstrasse gibt es allerdings keine öffentlichen Stellflächen. Dafür habe ich die Sternwarte Planetarium Sirius entdeckt, welche jeden Freitag ab 18 Uhr seine Türen öffnet. In meinen Augen wäre dies der perfekte Abschluss der Wanderung gewesen – abends noch einen Blick in den Sternenhimmel zu werfen. Nungut, es war Samstag…

Der Blick über die Schulter auf dem Weg zum Aussichtsgipfel Spitzi Flue

Der Wegweiser Schwanden Sagi gibt eine Aufstiegszeit von 3h 30min zum Rothorn an. Eine überschaubare Zeit mit der Möglichkeit lange auf dem Gipfel bleiben zu können. Doch zuvor führt die Route auf einer Strasse östlich nach Stampf (1’265 m), welches ich nach 30 Minuten erreicht habe. Der Blick zurück zeigt den Thunersee und im Hintergrund unter anderem den Niesen (2’362 m) – das macht Lust auf mehr! Weiter geht es nach Bodmi (1’422 m) und 30 Minuten später bin ich am Wegweiser Berglichäle (1’720 m) angekommen. Von hier aus besteht die Möglichkeit in 1.5 Stunden direkt zum Rothorn aufzustiegen oder einen kleinen Umweg über Unterbergli zu nehmen.

Die Platte des Spitzi Flue ist ohne Equipment zu steil

Ich hatte noch etwas anderes vor, ich wollte einen Abstecher zum Aussichtsgipfel Spitzi Flue (1’658 m) unternehmen. Die Richtung Wilerallmi stimmt erst einmal und so bin ich über Stein, Matsch und Kuhfladen abgestiegen. Es dauert ein bisschen, dann erreicht man einen Kreuzungspunkt wo ein Wegweiser nach Unterbergi, Oberbergli und Rothorn zeigt. Diesem Weg folgt man hinauf bis sich vor einem eine schöne Wiese öffnet. Ein Schild weist darauf hin, dass Wildcampen keine gute Idee ist: nachts weidet neben den üblichen Kühen auch ein Stier hier. Nachfragen und um Erlaubnis bitten sein Zelt aufzuschlagen sei deshalb dringend empfohlen. Klingt nachvollziehbar. Nach links führt dann ein Trampelpfad, der zum Spitzi Flue führt. Ich war schon sehr gespannt auf den kleinen Gipfel und hatte die Hoffnung dort allein ein zu dürfen. Die Hoffnung zerschlug sich jedoch schnell, denn andere Menschen hatten die gleiche Idee und scheiterten doch genauso wie ich an diesem kleinen Gipfel. Der Grund: der Gipfel kann nicht wandernd erreicht werden. Hätte ich mich vorher besser informiert wäre mir das auch bekannt gewesen, aber auf der Karte alleine war es mir nicht ersichtlich. Eine wunderschöne Platte führt hinauf, die mit diversen Bohrhaken abgesichert ist. Kletterschuhe, Seil, Klettergurt, Exen und Seilpartner im Gepäck ermöglichen einen fantastischen Blick auf den Thunersee aus einer einzigartigen Perspektive. So musste ich leider unten bleiben beziehungsweise mich damit begnügen nur bis zum Grat rechts vom Gipfel hinaufzuklettern. Diesen kommt man ohne Seil hinauf und noch wichtiger auch wieder heil hinab und wird dafür mit einem tollen Blick auf das Mittelland belohnt.

Von der Hütte zum Gipfel (Mitte) sind auch andere Wanderer unterwegs

Zurück über die schöne Wiese ohne Stier bin ich nach kurzer Zeit bei der Alp Underbärgli (1’676 m) angekommen. Hier wird selbst hergestellter Käse verkauft und diverse Getränke. Ein schöner Rastplatz auf dem Weg zum Rothorn, der zum Verweilen einlädt und wo Picknicken ausdrücklich erlaubt ist. Nach einer Rast musste ich mich zunächst als Spurensucher probieren. Obwohl der Wegweiser die Richtung zum Rothorn (1h 20min) angibt, habe ich den Pfad verloren und erst ein gutes Stück später am Waldrand oberhalb wiedergefunden. Also von der Alp südöstlich halten und dann klappt es. Danach ist die Orientierung wieder einfach und der rot-weiss markierte Weg schlängelt sich gemütlich nach Oberbergli (1’818 m). Zwischen leichtem Karstgelände taucht irgendwann eine einsame Hütte mit Grillplatz auf. Ob sie rein privat ist, konnte ich allerdings nicht herausfinden.

Vom Rothorn mit Aussicht nach Norden

Wer aber nicht nur auf die Landschaft um sich herum achtet stellt fest, dass der Untergrund irgendwann sandig wird – ich hatte ein bisschen das Gefühl am Strand zwischen Dünen unterwegs zu sein. Schliesslich geht es dann aber steil bergauf und mittendrin habe ich mich daran erinnert, dass ich im Winter mit Schneeschuhen bereits hier gewesen sein musste: die Umgebung und er Aufstieg durch den Karst erschien mir unglaublich vertraut und ich habe damals auf Höhe der Hütte einen Hirsch gesehen. Damals habe ich ganz schön geschnauft und alles war unter einer unberührten Schneedecke versteckt. Kurz: Man kann die Route auch im Winter gehen. Auf 1’970 m steht erneut ein Wegweiser. Obwohl der Aufstieg auf das Rothorn rot-weiss markiert ist, gehört auch ein bisschen Kletterei dazu. Kein Vergleich zum Winter, wo ich wirklich mit vollem Körpereinsatz unterwegs war und mich gefragt hatte ob das klug sei was ich hier mache, aber eben auch kein Aufstieg wo man die Hände in den Hosentaschen lassen kann.

Gipfelblick Richtung Süden

Oben waren dann auch einige Gruppen anzutreffen, die wie ich das gute Wetter trotz des kalten Windes genutzt haben. Neben einem herrlichen Blick auf den Thunersee sind auch einige Grössen der nahen Bergwelt gut zu sehen: Doldenhorn (3’638 m), Blüemlisalphorn (3’658 m), Breithorn (3’778 m) im Süden, Jungfrau (4’158 m), Schreckhorn (4’078 m) und Wetterhorn (3’690 m). Wer ausgezeichnete Augen hat kann am Horizont auch Säntis (2’502 m) und Titlis (3’237 m) entdecken.

Während des Abstiegs vom Schafläger nach Oberi Matte

Angeblich benötigt man vom Wegpunkt auf 1’970 m über den Oberen Rothornzug nach Schafläger / Stäpfi (1’921 m) gerade einmal 20 Minuten. Ich habe vom Gipfel aus 55 Minuten gebraucht und hatte nicht das Gefühl wahnsinnig langsam unterwegs gewesen zu sein – obwohl der Sattel einfach nicht näher kommen wollte. Die Erklärung lieferte indirekt der Wegweiser am Zwischenzielort, der den Rückweg zum Rothorn mit 50 Minuten angibt. Erscheint mir die realistischere Angabe. Nach Schwanden / Säge sind es noch knappe 2 Stunden abzusteigen. Der Abstieg vergeht wie im Fluge: Immer weiter die idyllischen Bergwiesen hinab erreichte ich schliesslich nach 45 Minuten Oberi Matte (1’390 m). Über Underi Matte führt die Route dann wieder nach Stampf und von dort identisch zum Hinweg zum Parkplatz.

Rundtour
Strecke12.1 km
Dauerca. 5.5 h
Aufstieg1’259 m
Abstieg1’259 m
Niedrigster Punkt1’077 m
Höchster Punkt2’051 m
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Eckdaten der Tour
Gipfelkreuz des Sigriswiler Rothorn

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