Titlis Bergtrophy 2021

Schnappschuss vom Klein Titlis

Ich habe über ein Jahr auf diesen Tag gewartet und nun ist es endlich soweit 🙂 Diese Wanderung ist in mehrerer Hinsicht besonders. Zum einen kann man sie nicht ohne weiteres nachlaufen denn sie führt über einen Gletscher. Zum anderen ist sie organisiert gewesen und ich war mit über 600 anderen Teilnehmern unterwegs. Und zu guter Letzt bin ich 2’200 Höhenmeter hinaufgewandert und habe mich von der Seilbahn zurück zum Auto bringen lassen. Die Rede ist von der Titlis Bergtrophy am 14. August 2021.

Noch ist es flach und kühl, aber der Aufstieg zum Trübsee lässt nicht mehr lange auf sich warten

Der Titlis ist er höchste Berg des Kanton Obwalden, genauer markiert er die Grenze zwischen den Kantonen Bern und Obwalden. Man kommt normalerweise nur mit der Seilbahn hoch oder via Hochtour; nur einmal im Jahr wird der Gletscher für Wanderer präpariert. Seit ich das erste Mal davon gehört hatte, wartete ich auf die nächste Veranstaltung – und nun war es endlich soweit. Ab 6 Uhr ging es los und ich war schon ganz aufgeregt. Ob ich es wirklich schaffen würde? So viele Höhenmeter am Stück habe ich bisher noch nie gemacht und dementsprechend nervös war ich. Getröstet habe ich mich mit dem Gedanken, dass ich ja bis 16 Uhr Zeit habe – um 17 Uhr sollte die letzte Seilbahn vom Klein Titlis zurück nach Engelberg (996 m) gehen. Startpunkt ist die Talstation der Seilbahn Engelberg – Titlis, wo man für CHF 5 auch das Auto stehen lassen kann. Die Schlange war schon recht lang als ich um 5.50 Uhr ankam und als ich an der Reihe war gab es neben der Stempelkarte Wasser- und Teeflaschen, Riegel und Bananen zum Mitnehmen. Kaffee konnte bei Bedarf für einen kleinen Unkostenbeitrag erworben werden.

Aufstieg zum Trübsee. Manch einer wünscht sich sicherlich in die Gondel

Punkt 6.06 Uhr führt mich der Weg zurück über den Parkplatz und dann östlich entlang der Engelberger Aa. Wo sich die Rohrstrasse an der zweiten Brücke mit dem Bänklialpweg kreuzt, geht es rechts zum Hotel Bänklialp. Vor dem Hotel führt eine Stiege hinauf, ein Wegweiser der das erste Zwischenziel Trübsee (1’800 m) mit 2h 25min anzeigt ist unmittelbar davor platziert. Durch einen schattigen Wald führt der zuerst noch breite Schotterweg. Die ersten Personen sind hier bereits auf der Überholspur. Via Gerschnialp (1’262 m) geht es am Gasthaus Ritz vorbei. Immer der Beschilderung nach führt hinter der Gaststätte der rot-weiss markierte Bergweg ab. Über schöne Weideflächen läuft es sich zügig und über mir sehe ich bereits das Hotel mit der Bergstation Trübsee thronen. Der Anstieg ist steil, aber der Trupp, in dem ich gehe, hält das Tempo unvermindert. Ich bin ziemlich sicher, dass ich diese Geschwindigkeit nicht bis zum Gipfel durchhalte und wie ein Zeichen muss ich das auch nicht mehr. Auf dem schmalen Weg herrscht auf einmal Stau. In nun gemütlichem Tempo schlängeln wir uns immer weiter hinauf, freuen uns über das phantastische Wetter und die noch eher kühleren Morgenstunden. Als ich um 7.53 Uhr am Hotel Trübsee angekommen bin, war ich dann trotzdem etwas aus der Puste und schonmal recht stolz auf mich. Es erwartete uns neben Wasser und Tee auch Brühe, Brötchen, Obst und Birchermüsli – Letzteres finde ich persönlich ja wahnsinnig lecker.

In den frühen Morgenstunden ist am See und um das Hotel herum noch nicht viel los

Nach dem Frühstück und der Toilettenpause bin ich um 8.08 Uhr zügig wieder aufgebrochen. Die nächste Etappe führt in südöstliche Richtung zum Laubersgrat auf 2’445 m. Zu Beginn handelt es sich um einen Wiesenweg, der später in einen bequemen Schotterweg übergeht. Ein Überholen von anderen Teilnehmern ist auf diesem Teilstück immer wieder gut möglich und wer noch etwas Puste hat, sollte die Aussicht geniessen. Es ist vielleicht die schönste Teilstrecke der Tour. Ich war überrascht, wie schnell ich die 600 Höhenmeter überwunden hatte. Es war nun 9.24 Uhr. Am Laubersgrat wartete wieder Essen und Trinken auf die Teilnehmer; für einen Toilettengang musst man jedoch bis zum Panoramarestaurant Titlis warten. Vom Laubergrat können nun alle die nicht über den Gletscher gehen möchten oder können in südliche Richtung nach Stand (2’428 m) queren. Von hier fährt die Luftseilbahn Stand – Titlis zum Klein Titlis (3’028 m). Die Nutzung der Seilbahn für Teiletappen der Tour ist ebenso wie das Abfahren im Ticketpreis von CHF 75 inkludiert.

Das Ziel ganz klein vor Augen: der Turm auf dem Klein Titlis ist gut zu erkennen

Vom Laubersgrat aus führt der Weg nach einer 5-minütigen Pause über den Gletscher. Hier bin ich sehr gespannt darauf, wie die Veranstalter diesen Abschnitt präpariert haben, denn Steigeisen und Pickel braucht man heute nicht. Doch zuerst wartet der nächste steile Anstieg im losen Schotter. Der kalte Wind pfeift mir so stark um die Ohren, dass ich mich trotzdem dafür entscheide mir etwas Wärmeres anzuziehen – der Zwiebellook passt schliesslich immer irgendwie. Nach kurzer Zeit über einen felsigen Bergweg erwartet mich die Schlüsselstelle der Tour. Im Netz hatte ich schon davon gelesen und den Beschreibungen nach musste es etwas absolut Beängstigend und Spektakuläres sein, wenn man um diese Stelle passieren zu können locker eine Stunde anstehen muss und Mut zugesprochen braucht. Nunja. Der Realitätscheck brachte folgendes: Man muss circa 5 Meter entweder über eine Leiter hinabsteigen oder nebenan mit Hilfe eines Seils absteigen. Dann geht es versiert nochmal vielleicht 10 bis 15 Meter weiter runter, ein Stück ebenerdig weiter und schon steht man vor dem Schneefeld. Es gibt wirklich Aufregenderes. Nach 30 Sekunden war ich unten. Ohne gut zureden.

Aufstieg vom Laubergrat mit Aussicht über den Trübsee

Und dann wurde endlich das Geheimnis gelüftet: Der Gletscher war nicht aufgrund des Schnees schneeweiss, sondern war weiträumig mit einem weissen Flies bedeckt worden. Auf diesem Teppich zu laufen, war etwas seltsam, aber ich habe mich dran gewöhnt. Eher ist es eine Kopfsache gewesen, dass man nicht sieht wo genau man hintritt und Vertrauen in das Material fassen musste. Es hält tatsächlich wenn man auf direktem Weg hochläuft, ich bin jedenfalls nicht weggerutscht. Nur mit einer Gletscherbegehung hat es nicht mehr so wirklich viel zu tun; ich hatte irgendwie erwartet, dass Stufen geschlagen und Fixseile verlegt worden wären. Eine lustige Erfahrung war es trotzdem und etwa auf Höhe des regulären Weges zum Titlis-Bergrestaurant endete dann auch der Flies. Es begann ein munteres Stapfen durch den aufgeweichten Schnee entlang des Pistenweges. Jetzt wurde es auch wieder voller – bei dem wunderbaren Wetter sind natürlich viele Gäste mit der Seilbahn auf den Titlis unterwegs. Und diese Ausflügler (meist in Jeans und Turnschuhen) schauten uns wiederum arg fasziniert an. Um 11.07 Uhr war ich an der Versorgungstation Klein Titlis angekommen. Etwas aus der Puste habe ich mir meinen dritten Stempel abgeholt und mit Tee, Riegeln und Banane Energie für das letzte Teilstück gesammelt. Jetzt wollte ich auch keine lange Pause mehr machen, jetzt wollte ich endlich oben sein.

Der Blick zurück zum Laubergrat und denn mit weissem Tuch abgedeckten Gletscher
Die letzten Höhenmeter zum Gipfel – hier im Vordergrund der Klein Titlis von dem die Teilnehmer aufsteigen

Frisch gestärkt bin ich dann die verbleibenden 200 Höhenmeter auf den Gross Titlis (3’239 m) aufgestiegen. Kurz unterhalb des Gipfels war ein grosser Stau: der letzte Versorgungsposten grüsste mit Stempel Nummer vier, Wasser, Orangensaft, Apfelschorle und Wein sowie einem Beweisfoto mit Titlis-Schild. Alles knubbelte sich dort –  es dauerte eine Weile bis ich Herausgefunden hatte, dass man auch einfach erstmal in Ruhe auf den Gipfel spazieren kann. Um 11.40 Uhr war ich dann oben! Die Aussicht ist einfach phänomenal, ich hätte Stunden dort verbringen können. Jungfrau (4’158) m, Eiger (3’970 m), Mönch (4’099 m), Wildhorn (3’248 m), Schilthorn (2’970 m), Schwarzhorn (2’928 m), Niesen (2’362 m), Schrattenflue (2’092 m), Pilatus (2’129 m), Stanserhorn (1’898 m), Rigidalstock (2’593 m), Rigi (1’798 m), Brisen (2’414 m), Grosser Mythen (1’898 m), Mürtschenstock (2’441 m, Clariden (3’267 m), Tödi (3’614 m), Krönten (3’108 m), Bernina (4’049 m), Fleckistock (3’412 m), Sustenhorn (3’502 m), Matterhorn (4’478 m), Finsteraarhorn (4’274 m) –  muss ich noch mehr sagen 😉

Der Ausblick ist einfach nur atemberaubend und wunderschön

Ein paar Meter tiefer gab es dann auch für mich das wohlverdiente Titlis-Schildfoto und ein kleines Glas Wein und viel O-Saft. Schnell wurde es mir aber zu voll auf dem engen Raum und so bin ich weiter zum Restaurant um meinen Hunger zu stillen. Nudeln Bolognese all-you-can-eat klingt für einen ausgehungerten Titlis-Besteiger einfach extrem verlockend und magisch anziehend. Und so sass ich dann auch kurze Zeit später mit zig anderen Teilnehmern futternd im extra für uns bereitgestellten grossen Saal. Gesättigt habe ich nach Besichtigung der Gletschergrotte den Rest des Tages auf der Terrasse die Sonne genossen bevor ich gegen 15.45 Uhr die Seilbahn genommen habe. Bevor es zurückging habe ich mir jedoch noch meine Teilnehmergeschenke abgeholt: ein Titlis-Risotto am Titlis-Restaurant und ein Paar Sportsocken von Intersport am Trübsee. Coole Sache! Mit etwas Bedauern bin ich jedoch schon in Engelberg aus der Bahn gestiegen. Ich fand den Tag grossartig und war traurig, dass er „schon“ vorbei war. Er hat sich gelohnt.

Rundtour
Strecke12.1 km
Dauer6 h
Aufstieg2.257 m
Abstieg209 m
Niedrigster Punkt996 m
Höchster Punkt3’238 m
GPXDownload
Eckdaten der Tour
Vierte Versorgungs- und Fotostation auf dem Gross Titlis

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