Kleiner Ausflug zur Gisliflue

Der Blick vom Parkplatz Staffelegg über den Staffelegghof

Eine wunderschöne kleine Tour, die sich auch für Familien mit kleineren Kindern eignet, habe ich unternommen als es für die grossen Berge bei ab mittags angekündigtem Gewitter einfach nicht gereicht hat. Aber sonst hätte ich wohl nie den Jurapark Aargau eines ernsthaften Blickes gewürdigt – und das hat er nicht verdient!

Der Gratweg vom Hombergegg zum Bergpass Gatter

Auf der Passhöhe Staffelegg gibt es zwei grosse kostenfreie Parkflächen, von denen es zum Ausflugsziel Gislifue auf 772 m Höhe geht. Sie ist der östliche Gipfel einer Bergkette, die sich nördlich der Aare bis Aareknie erhebt und in weniger als 1.5 h von Staffelegg aus zu erreichen ist. Vom Wegweiser ausgehend folgt man einem schönen Weg der Schwierigkeit T2 in Richtung Biberstein und Rohr und steht man knappe 20 Minuten später auf dem Hombergegg (776 m). Der Waldweg ist gut begehbar und schönschattig, allerdings ist dennoch etwas Trittsicherheit erforderlich. Kurz vor dem Gipfelsturm wird es sehr steil und wenn es geregnet hat ist es sehr rutschig. Auf dem Gipfel angekommen erwartet lediglich ein Wegweiser den Wanderer und die belohnende Aussicht lässt noch etwas auf sich warten. Der Hombergegg steht mitten im Wald und einen Eindruck von der grandiosen Aussicht lässt nur durch kleine Sichtfenster im Geäst erhaschen. Von hier führt links nun ein schöner Gratwanderweg zur Gatter (643 m), einem kleinen Bergpass, der nach etwa weiteren 35 Minuten erreicht ist. Der Wanderweg ist mit gelben Rauten gut markiert und an Gatter weist der Pfeiler die letzte Etappe zum Ziel, der Gisliflue (772 m) mit nur noch 20 Minuten Wegzeit Entfernung aus. Ein Katzensprung, sodass ich pünktlich zur Mittagszeit dort sein werde. Auf dem Pfad hinauf musste ich aufpassen nicht von Bikern überfahren zu werden, aber nachdem das geschafft war, kam die endlich: die phantastische Aussicht auf das Mittelland, dich Hochalpen und das östliche Jura. Zu sehen gibt es namentlich von West nach Ost (nicht abschliessend): Geissfluh, Wildhorn Blümlisalp, Matterhorn, Eiger, Mönch, Jungfrau, Schreckhorn, Wetterhorn, Schwalmis, Tödi, Pilatus, Speer, Säntis…

Blick von der Gisliflue Richtung von Westen nach Norden
Am fernen Horizont erstrecken sich die Alpen in ihrer Pracht

Ein Gewitter war im Anmarsch und so blieb mir nur  der Rückzug, wobei zurück zum Parkplatz etwa 1h 10min einzurechnen sind. Erst geht es den gleich Weg zurück, dann folgt man dem Waldweg jedoch geradeaus einfach weiter. Man kann hier auch gut die Reifenspuren der Biker sehen. 3 Minuten vor Gatter ist ein grosser Wegweiser installiert, der einen Alternativweg zurück nach Staffelegg ausweist. Diesen Weg nehmen wir; wer möchte kann sonntags aber erst noch einen Abstecher zum Naturfreundehaus machen und dort eine Rast bei Tagessuppe, Würstli oder Desserts machen. Am Waldrand entlang geht es nun auf breiten Schotterwegen immer der Nase lang, dem Hauptweg folgend. Der Weg ist hier nur noch mit T1 zu bewerten und begleitet von satten Wiesen und einem summenden Orchester ist auch dieser Abschnitt der Route ein besonderer Genuss.

Rundtour
Strecke9.1 km
Dauerca. 2.75 h
Aufstieg328 m
Abstieg328 m
Niedrigster Punkt616 m
Höchster Punkt778 m
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Eckpunkte der Tour
Ein fleissiger Helfer am Wegesrand

Gemsfairenstock und Clariden auf einen Streich

Urnerboden am Morgen

Das war bisher eindeutig meine anspruchsvollste Tour 🙂 Weniger aufgrund seiner Schwierigkeit obwohl es über einen Gletscher geht als vielmehr konditionell. Fast 10 Stunden war ich von Seilbahnabfahrt zu Seilbahnankunft unterwegs und die Pausen nicht so grosszügig wie sonst. Aber die Aussicht ist so atemberaubend, dass der Clariden als Herbsttour bereits fest eingeplant ist!

Die erste Aussicht vom Grat der Bergstation Richtung Süden

Ist der Klausenpass noch gesperrt und man selbst motiviert und fit gibt es die Möglichkeit den Clariden (3’267 m) von der Bergstation Fisetenpass (2’010 m) aus zu besteigen. Man kann an der Talstation Urnerboden kostenfrei parkieren und für die Hin- und Rückfahrt mit der Luftseilbahn Urnerboden-Fisetenstock CHF 18 einplanen. Zudem gibt es die Möglichkeit seine Fahrt in der 6er-Kabine gegen Aufschlag ab 6.00Uhr zu reservieren und so früher zu starten. Der Rest wird ab 8.00 Uhr befördert gemäss nächstmöglichem freien Zeitslot; wer zuerst kommt, darf folglich zuerst. Wir mussten mit Ankunft 7.45 Uhr gute 45 Minuten auf unsere Fahrt warten.

Das Rund Loch mit drei Skitourengänger. Sehr beeindruckend!

An der Bergstation zieht man sich direkt die Schneeschuhe an und los geht’s! Alle wollen zuerst auf den Gemsfairenstock (2’962 m) und dementsprechend voll wird es auf dem Gipfel sein, da kann man sich innerlich bereits drauf einstellen. Der Weg hinauf ist aber erstaunlich leer – dadurch, dass die Seilbahn nur sechs Personen auf einmal befördert verteilt sich der Ansturm weitreichend. Wer schnell ist, überholt dann auch zügig die Grüppchen der vorherigen Fahrten. Wegweiser gibt es unterwegs nicht, was aber kein Problem ist. Die Intelligenz der sichtbaren Herde weist den Weg, die Aufstiegsspuren ebenso und wer es aus eigenem Wissen schaffen möchte geht folgendermassen vor: Von der Bergstation aus steigt man ein kurzes Stück auf um sich dann unterhalb des Grates konstant Richtung Südwesten zu bewegen. Das Rund Loch (2’287 m), welches nach etwa 20 Minuten erreicht wird war ein beeindruckendes  kleines Highlight, von dem ich gar keine Notiz genommen hätte, wenn meine Begleitung mich nicht darauf aufmerksam gemacht hätte. Warum? Man läuft einfach darüber hinweg. Das Rund Loch ist eine ausgewaschener und ausgebrochener Durchbruch über den der Sommerwanderweg führt. Erst von der Seite wird das riesige Loch und die Felsbrücke sichtbar über die man sonst sorglos hinübertappst. Weiter zum Ober Sulzbalm erreicht man eine Steilrampe von 38° Steigung, die häufig als Schlüsselstelle beschrieben ist. Auf etwa 2’600 m kann man nun weiter dem zum Gemsfairenjoch aufsteigen um von Westen her auf den Gemsfairenstock aufzusteigen oder hält nun südlich in Kehren direkt auf den Gipfel zu. Der Aufstieg ist nicht schwierig und die letzten 350 Höhenmeter zügig hinter sich gebracht. Dementsprechend waren wir nach circa 2h 20min auch oben angekommen und wurden mit einen einzigartigen Blick auf die umliegende Bergwelt begrüsst. Eine kleine Auswahl: Hausstock, Selbsanft, Bifertenstock und der Tödi (3’613 m), der höchste Gipfel der Glarner Alpen, im Osten, Tüfelsstock, Boggtschlingel und unser heimliches Ziel Clariden im Süden.

Imposant erhebt sich der Tödi in den Glarner Alpen
Der Blick vom Gemsfairenstock zurück: Richtung Westen geht es nun für uns weiter zum Gemsfairenjoch und Clariden

Nach einer viel zu schnell vorbeigegangen einstündigen Pause (gefühlt waren das eher 10 Minuten) und reichlicher Überlegung haben wir doch beschlossen den Clariden zu besuchen. Wer vom Clariden über den Klausenpass absteigen möchte sollte unbedingt Steigeisen, Klettergurt, Selbstsicherung, Helm und Eispickel im Gepäck haben. Ein Seil und Eisschrauben schaden ebenfalls nicht. Wir hatten es nicht dabei und da die heimischen Bergführer uns unterwegs ohne Ausrüstung eindrücklich von dieser Route abgeraten haben und wir nicht noch mehr Experimente eingehen wollten, haben wir uns entschieden zum Fisetenpass zurückzulaufen. Aber erstmal ging es vom Gemsfairenstock nach Westen zum Gemsfairenjoch (2’848 m) um dann steil (35°) über den Südhang auf die Ebene des Claridenfirn (2’680 m) abzusteigen. Der Schnee war natürlich gegen Mittag schon weich, was den Abstieg angenehmer machte. Aber uns auch schon Sorgen bereitete wie wir die 150 Höhenmeter später wieder hinaufkommen wollten. Am Fuss von Speichstock, Tüfelsstock, Boggtschlingel (3’079 m) und Claridenjoch nördlich von einem selbst ging es ganz gemütlich auf 3’000 m hinauf. Die Steigung ist so gering, ich hatte das Gefühl nur Strecke, aber keinen einzigen Höhenmeter zurückzulegen. Das ändert sich jedoch schlagartig, wenn man an die Ostflanke des Clariden kommt. Die letzten 150 Höhenmeter wollen erarbeitet werden. Es ist mit 32° recht steil –  und mit den bereits absolvierten 1’300 Höhenmetern in den Knochen habe ich ewig für den Aufstieg gebraucht. Dementsprechend kurz fiel leider auch die Verschnaufpause oben aus. Was extrem Schade war. Der Tödi im Süden zieht majestätisch alle Blicke auf sich, aber auch Hüfifirn, Gross Düssi (3’256 m), Oberalpstock (3’328 m) und der Rückblick zum Gemsfairenstock sind eine Augenweide.

Auf dem Gipfel des Clariden. Die Überschreitung folgt am Gipfelkreuz vorbei Richtung Westen
Ebenfalls unglaublich schön der Blick vom Clariden gen Osten

In 17 Minuten hatte ich es zurück auf 3’000 m geschafft und nun ging es zurück zum Gemsfairenjoch. Der aufgeweichte Schnee hat das Gehen mühsamer gemacht, aber es ging besser als erwartet. Beim Aufstieg hat aber selbst meine beneidenswert fitte Begleitung geflucht. Balsam für mein Seelenheil 😀 Danach war es nur noch Fleissarbeit für die Beine zur Bergstation Fisetenpass zu laufen. Weil klar war, dass wir die letzte offizielle Bahn um 17.00 Uhr nicht erreichen würden, haben wir frühzeitig beim Betreiber angerufen um zu fragen ob wir eine Sonderfahrt buchen können. Um 18 Uhr waren wir angekommen und haben uns einen Keks gefreut nicht noch weitere 640 m absteigen zu müssen. Der Kabinenzuschlag von CHF 40 für die Sonderfahrt war das mehr als wert! Im Gasthof Urnerboden, der an der Bahn angeschlossen ist und wo man auch übernachten kann, kann man es sich schliesslich gut gehen lassen und die wunderschöne Tour Revue passieren lassen.

Rundtour
Strecke15.7 km
Dauerca. 8.25 h
Aufstieg1’728 m
Abstieg1’728 m
Niedrigster Punkt2’010 m
Höchster Punkt3’267 m
GPXDownload
Eckdaten der Tour
Gipfelkreuz des Gemsfairenstock mit dem Tödi im Hintergrund