Von der Engstligenalp zum Tierhöri

Von oben sieht die Engstligenalp mit ihrem Skigebiet wie winziges Spielzeug aus

Heute erwartete mich eine tolle Tour mit einer schönen tierischen Überraschung in der Nähe von Adelboden. Fast, als ob der Gipfel seinem Namen alle Ehre machen möchte, konnte ich direkt zweimal Gämse beobachten. Die Augen offen zu halten könnte sich also lohnen! Aber auch ohne Gams ist diese Schneeschuhwanderung eine Überlegung wert.

Auf dem Grat mit Blick auf die markante Erhebung des Tschingellochtighorn (Mitte links)

Los geht es zum Tierhörli (2’894m), auch Tierhörnli genannt, zuallererst ganz gemütlich mit der Seilbahn. Die Talstation der Bergbahn Unter dem Birg – Engstligenalp ist sowohl mit dem öffentlichen Nachverkehr als auch mit dem privaten PKW zu erreichen und verfügt zudem über einen grossen, kostenfreien Parkplatz. Für CHF 35 bringt die Luftseilbahn ihre Gäste von Adelboden hoch zur Engstligenalp und zurück, mit Halbtax ist die Hälfte zu veranschlagen. Im Winter sollte man diesen Service in Anspruch nehmen, da der Wanderweg hinauf unpassierbar und folglich gesperrt ist. Auf der Engstligenalp angekommen geht die eigentliche Tour los – ich war noch positiv überrascht wie wenig im Skigebiet los war.

Den Engstligengrat im Rücken und den Tierhörnli voraus

Weil ich mich prompt verlaufen habe, bin ich unplanmässig die Route anders gelaufen wie angedacht, aber im Nachhinein fand ich meinen Aufstiegsvariante toller als die Originalroute. Auch wenn sie länger gedauert hat. Von der Bergstation aus ging es für mich mehr oder weniger direkt vom Pavillion der Bockbar aus links Richtung Westen in Kehren den Hang hoch. Unterwegs entdeckte ich sogar eine Gams – ich war überrascht sie so nahe eines Touristen-Hotspots zu sehen. Oben angekommen führt ein Sommerwanderweg auf dem Grat entlang und diesem folgte ich grob südwestlich bis zum Tschingellochtighorn (2’735 m). Der Weg ist einfach, dennoch braucht es etwa 80 Minuten bis zum Fuss des Gipfels. Hier teilt sich der Sommerweg und umrundet das Tschingellochtighorn im Form eines Dreiecks. Der Wegweiser ist ein gute Orientierungshilfe. Ich möchte zum Tierhöri und quere den Berg darum rechts, weiter an der Flanke nach Südwesten Richtung Engligengrat. Schaut man zurück hat das Tschingellochtighorn die Form einer Rückenflosse eines Hais mit einem ausgreifendem Balkon am Rückenansatz. Ich muss unbedingt herausfinden ob man dort klettern gehen kann.

Nicht besonders scharf, aber trotzdem toll: Gämse auf der Chindbettihore

Weiter auf dem Grat biegt der Weg schliesslich nach Süden und nach weiteren 60 Minuten erreicht man schliesslich das Wegkreuz Englistengrat (2’615 m). Nach Westen geht es hinab zum Tällisee oder weiter über den Schwartzgratli zum Wyssi Flue (2’472 m). Nach Süden folge ich dem Grat weiter zum Chindbettipass (2’636 m), der nach 20min erreicht sein soll. Mich haben unterwegs allerdings einige Gämse aufgehalten, die auf der Chindbettihore (2’692 m) standen. Total begeistert von dieser Entdeckung musste ich erstmal Fotos machen. Irgendwann musste ich dann leide doch weiter und erreichte den Chindbettipass. Hier wäre von Norden die eigentliche Aufstiegsroute hochgekommen und man sieht etliche Gruppen, die auch diese Variante wählen. Angeblich waren bei dieser Aufstiegsvariante sogar Schneehühner zu sehen. Nagut, bei mir gabs Gämse. Es ist auf jeden Fall unbestreitbar schneller so aufzusteigen. Vom Pass aus gibt es jedenfalls keinen ausgeschilderten Wanderweg, der zum Tierhörnli (2’894 m) heraufführt. Dementsprechend geht es nun „weglos“ immer weiter auf der Schulter hinauf bis fast zum Ziel. Ich habe am Fuss gequert und bin hintenherum von Westen kommend an der Südseite aufgestiegen. Das war eine nicht ganz ungefährliche Kletterei und der kluge Mensch zieht dafür vorher seine Schneeschuhe aus. Die Skifahrer waren intelligenter, aber man lernt ja für den Rückweg. Zur Belohnung wartet neben einer bombastisch tollen Aussicht auch ein Gipfel, auf dem ein schönes Gipfelkreuz thront.

Wer fängt bei dieser Aussicht nicht an zu träumen?

Bei traumhaften Wetterbedingungen zeigen sich (nicht abschliessend): Grossstrubel (3’242 m), Wilhorn (3’248 m), Ammertespitz (2’614 m) Rotstock (2’635 m), Wetterhorn (3’688 m), Eiger (3’967 m), Blümlisalphorn (3’658) Doldenhorn (3’639 m), Breithorn (3’778 m), Aletschhorn (4’193 m), Balmhorn (3’697 m), Rinderhorn (3’449 m), Dom (4’545 m) und sogar der höchste Gipfel der Schweiz, die Dufourspitze (4’634 m)!

Der Grosstrubel erhebt sich markant in Linie zum Gipfelkreuz

Für den Rückweg muss sich jeder selbst überlegen auf welcher Route er oder sie sich sicher fühlt. Ich wollte die Abenteuerquerung vom Tierhörli zum Chindbettipass eigentlich nicht retour laufen; beim Blick in den Abgrund nach Osten von der Originalroute aus gesehen war ich jedoch der Meinung, dass Rückzug zum Chindbettipass eine grandiose Idee ist. Und so bin ich an der Flanke tatsächlich zurück, jedoch nicht ganz bis zum Pass. Etwa auf halber Höhe beschloss ich quer feldein abzusteigen. Der Schnee lies dies zu, dennoch wäre im Nachhinein der Aufstieg über den Chinbettipass der schnellere Weg gewesen. Denn so landete ich schliesslich mitten auf den Pisten des Skigebiets. Abgesehen davon, dass mir nun völlig die Orientierung fehlte, und es sicherlich nicht vorgesehen (oder erlaubt?) ist über die Piste zu spazieren, hab ich jeden Moment befürchtet überfahren zu werden. Grob gesagt sollte man versuchen dem Lift Dossen E02 oder E03 zu folgen, da dieser zum Restaurant Stäghorä führt. Ganz funktioniert dies nicht, vor Ort ist man gut beraten nordöstlich des Lifts am Rand der Piste 104 Gollet unterwegs zu sein.

Vom Restaurant Stäghorä der Blick zurück zum Tierhöri

Wer noch etwas mehr Energie übrig hat, kann auch den Umweg nehmen und sich nordwestlich des Lifts halten. Hier verläuft im Sommer ein Wanderweg im grossen Bogen; oder man versucht es mit den Pisten 107 Stäghorn beziehungsweise 102 Strubel. Vom Restaurant Stäghorä geht der Zubringer-Schlepplift E05 direkt zur Engstligenalp. Ebenerdig ist es nur noch Fleissarbeit bis an der Bockbar ein erfrischendes Getränk oder im Berghotel Engstligenalp ein leckeres Mahl wartet. Im Voraus gebucht kann man sich sogar über ein Fondue im Iglu freuen. Wer überlegt über Nacht zu bleiben hat ebenfalls die Qual der Wahl. Abenteuerlustigen steht sogar eine Nacht in einem solchen Iglu offen. Der Besucher, der eher das Altbekannte schätzt, findet neben dem Berghotel auch im Berghaus Bärtschi ein Herberge. Ansonsten geht’s mit der Bergbahn wieder zurück Richtung Adelboden.

Rundtour
Strecke9.3 km
Dauerca. 5.00 h
Aufstieg1’028 m
Abstieg1’028 m
Niedrigster Punkt1’946 m
Höchster Punkt2’894 m
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Eckdaten der Tour

Das Gipfelkreuz des Tierhöri

Von Oberstocken zum Stockhorn

Der Blick Richtung Süden in die herbstliche Alpenlandschaft

Heute geht es von Oberstocken aufs Stockhorn (2’190 m) im Kanton Bern. Obwohl es bereits sehr spät im Jahr ist, hat der Schnee noch wenig Einzug gehalten, sodass ich noch problemlos ohne Schneeschuhe unterwegs sein konnte.

Das Nebelmeer verdeckt das Mittelland

Zuerst gilt es jedoch den Parkplatz zu finden. Dafür folgt man an der Kreuzung Hausmatte, Bachmatte, Aegerten in Oberstocken dem kleine Strässchen Gässli bis zum Ende, der kostenfreie Parkplatz ist ab der Gabelung ausgeschildert. Für Freunde des öffentlichen Nahverkehr liegt die Bushaltestelle Kreuzgasse, Oberstocken in unmittelbarer Nähe. Vom Parkplatz läuft man zurück zur Gabelung und biegt in den für den Verkehr gesperrten Abzweig ein. Die Strasse verläuft zwischen zwei Wiesen in südliche Richtung und geht nach einiger Zeit in einen markierten Bergweg über. Nach circa 30 Minuten Gehzeit durch den Wald steht bei Schwand (1’000 m) nun der erste Wegweiser, auf dem auch das Stockhorn ausgeschildert ist.

Über schöne Wiesen geht es immer weiter zum Stockhorn

Nach weiteren 25 Minuten erreichte ich Nesselboden (1’190 m). Hier gabelt sich der Weg, es sind zwei Aufstiegsvarianten, die beide 3 Stunden Zeit in Anspruch nehmen, möglich. Ich entschied mich für die Route über das Vorderälplital (1’595 m), welches nach 1h 15min erreicht sein soll. Die andere Möglichkeit hob ich mir für den Rückweg auf. Unterwegs lichtet sich der Wald immer mehr bis es in der Sonne über bereits herbstlich welke Wiesen zur Alp geht. Von hier aus führt der Bergweg über Ober Baach (1’722 m) und Baachegg (1’804 m), letzteres ist nach circa 30 Minuten erreicht. Kurz hinter Ober Baach konnte ich einige wenige Gämse in den ersten Schneefeldern beobachten, es lohnt sich also Ausschau zu halten.

Die hübsch gelegene Alp hat um diese Jahreszeit keine Bewohner mehr

Vom Pass Baachegg (1’804 m) ist es nun nicht mehr weit, genauer gesagt trenne mich laut Schild 1h 15min Gehzeit vom Gipfel. Es geht ein kurzes Stück bergauf dann ist erneut eine Kreuzung erreicht. Nach Osten haltend fängt man an das Stockhorn zu umrunden und sowohl das Panoramarestaurant Stockhorn als auch die Bergbahn und den Funkmasten ins Visier zu nehmen. Die Bergbahn Erlenbach im Simmental – Stockhorn bringt Gäste für CHF 60 (ohne Rabatt) auf den Gipfel und wieder hinab. Mittlerweile musste ich nun doch durch das ein oder andere Schneefeld stapfen, aber da der Schnee maximal wenige Zentimeter hoch war, bestand keine Gefahr oder war besondere Ausrüstung notwendig. Ich war im Gegenteil eigentlich eher überrascht wie wenig Schnee bisher gefallen war.

Im Aufstieg zum Stockhorn lohnt sich auch der Blick zurück

Im Bereich des schliesslich erreichten Restaurants stapeln sich dann die Wegweiser, ein Schild meint, es sind noch 5 Minuten bis zum Gipfel. Nun gut, das schaff ich auch noch. Ich gebe zu, ich frage mich jedes Mal, wenn ich einen Gipfel erwandert habe, wo auch eine Seilbahn hochführt, warum ich das gemacht habe. Ich weiss doch im Vorfeld schon wie ungemütlich überfüllt und laut die Gipfel dann sind. Naja, vermutlich weil die Aussicht so schön ist. Zu entdecken gibt es neben meinen Lieblingsdreien Eiger (3’967 m), Mönch (4’108 m) und Jungfrau (4’158 m), Titlis (3’237 m) Sustenhorn (3’498 m), Mittelhorn (3’703 m), Schreckhorn (4’077 m), Finsteraarhorn (4’274 m), Aletschhorn (4’193 m), Breithorn (3’778 m), Wyssi Frau (3’647 m), Balmhorn (3’697 m), Weisshorn (4’504 m), Schwarzhorn (3’104 m), Wildstrubel (3’244 m), Wildhorn (3’248 m), … Es wird Zeit das Kapitel Hochtouren aufzuschlagen 😀 Aber auch einige weniger hohe, aber für mich genauso bekannte Namen sind zu sehen: Pilatus (2’128 m), Hengst (2’092 m), Schiebengütsch (2’037 m), Hohgant (2’163 m) oder auch das Sigriswiler Rothorn (2’050 m), Gantrisch (2’176 m) und Möntschelespitz (2’021 m) sind zu sehen. Unter mir liegt der Thuner See, der Bielersee ist am Horizont zu erkennen.

Beim Abstieg nochmal ein Blick vom Bürglen und Gatrisch über Mönteschelespitz nach Bern

Sattgesehen hatte ich mich zwar noch lange nicht, aber mir wars einfach zu voll. Zurück geht’s erst einmal gleich wie auf dem Hinweg. Zu meiner Überraschung waren am Fels unweit des Restaurants Kletterer – mir war gar nicht bewusst, dass hier Routen eingerichtet sind. Könnte sich lohnen mal einen Blick in den Kletterführer zu werfen. Weiter geht es zun aber Richtung Baachegg. Damit aber die oben beschriebene Abwechslung ins Spiel kommt, nehme ich an der Gabelung am Ober Baach den Weg nach Unter Baach (50 Minuten) / Oberstocken (2h). An der Nordseite des Stockhorns geht es über Bärewang und mit dem Schafschopf (1’697 m) im Rücken am Unter Baach entlang. Hier gibt es keine Abzweigungen, erst an der Schneeweid ist es möglich wieder nach Baachegg aufzusteigen. Ich bin dem Weg weitergefolgt, dann trifft man quasi automatisch auf den Hinweg oberhalb des Nesselboden. Nun einfach der bekannten Strecke zurück nach Niederstocken folgen.

Rundtour
Strecke14.5 km
Dauerca. 6.25 h
Aufstieg1’488 m
Abstieg1’488 m
Niedrigster Punkt719 m
Höchster Punkt2’190 m
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Eckdaten der Tour
Der Sendemast am Gipfel des Stockhorn mit Panoramawalk

Wanderung im Nationalpark Gantrisch

Vom Panoramaweg aus bieten sich einzigartige Blicke auf einige der berühmtesten Schweizer Gipfel

Diese Wanderung im Nationalpark Gantrisch gehört zu den einfachsten Touren, die ich bisher in der Schweiz unternommen habe und ist auch hervorragend für Familien geeignet. Der Weg ist durchgehend gelb beschildert und entspricht dem Schwierigkeitsgrad T1-T2. Er kann auch bei Bedarf stark verkürzt werden, es gibt direkte Auf- und Abstiegsvarianten als die, die ich hier vorstelle. Der Weg über den Kamm ist zudem Teil des Gantrisch Panoramawegs, der immer wieder wunderbare Ausblicke ermöglicht. Und mit einer hübschen Grillstelle auf der Pfyffe (1’665 m), einem dem Gantrisch vorgelagerten Hügel, bietet diese Runde auch ein ideales Ziel für Kinder. Die Grillstelle ist zudem mit Holz ausgestattet, sodass nur für Feuer und das leibliche Wohl selbst gesorgen werden muss. Ich bin diese Tour gegangen als bereits der erste Schnee lag – da sie aber ausschliesslich dem Sommerweg folgt gehört sie für mich in erster Linie in die Sommerrubrik. Ich bin aber davon überzeugt, dass sich diese Tour im Winter hervorragend als Schneeschuhtour oder Winterwanderung durchführen lässt 😉

Die knuffige und neugierige Schafherde

Startpunkt ist Riffenmatt (1’077 m), wo auf dem Buswendeplatz am Gasthof Löwen Riffenmatt ein grosser, kostenpflichtiger Parkplatz zur Verfügung steht. Für ein Tagesticket bezahlt man dort CHF 5; weiterhin ist eine öffentliche und saubere Toilette verfügbar. Vom Parkplatz hält man sich links am Gebäude mit den Toiletten vorbei entlang dem Schotterweg Richtung Hinterm Grat (1’141 m). Wer etwas Glück hat, kann noch wenigen hundert Metern einer zutraulichen Schafherde begegnen. Die possierlichen Tiere kommen direkt angelaufen und hoffen auf etwas positive Zuwendung. Ich fand sie einfach goldig, insbesondere die kleinen Tiere. Dem breiten Schotterweg folgt man unbeirrt indem man sich an zwei Weggabelungen rechts hält, bis man auf die Landstrasse und die Alm Gratmatt trifft. Hier gibt es im Sommer frischen Alpkäse zu kaufen – ideal für das spätere Picknick. Nach dem Überqueren der Strasse führt der Weg immer weiter Richtung Südwesten, vorbei an Horbühlallmend, dem Burenbännli und dem Rossboden bis zum Underi Hällstett (1’405 m). Hierfür immer dem Wegweiser zum Horbüelpass (1’575 m) folgen, der ab Hinterm Grat mit 1h 40min ausgewiesen ist.

Oberhalb der Alm Uneri Hällstett macht der Panoramaweg seinem Namen alle Ehre

Von der Alm Underi Hällstett ist es noch eine gute Stunde bis zum Pass und wen der Hunger noch nicht lockt kann von dort einen Abstecher zur Cheeseren Höhle (1’627 m) machen. Hierfür ist ein Umweg von circa 25 Minuten zum Höhleneingang einzuplanen. Da ich im Vorfeld nicht auf solche Details geachtet hatte war mir nicht klar ob sich der Abstecher lohnen würde und habe mich dagegen entschieden. Im Nachhinein hat’s mich doch geärgert. Wer die Höhlenerkundung in Angriff nimmt, wir jedoch in seinem Eifer bereits nach circa 30 Metern ausgebremst. Ein grosser Felsblock versperrt den Weiterweg. Für Kinder aber bestimmt trotzdem mit der dazugehörigen Sage um die Feenkönigin Helva spannend. Wer allerdings jetzt schon Hunger hat findet dem Weg weiter folgend kurz oberhalb der Alm eine Grillstelle vor.

Je höher ich kam umso winterlicher wurde es

Vomm Pass ist es jetzt nicht mehr weit bis zur Pfyffe, genauer gesagt 20 Minuten. Wer einen spektakulären Gipfel erwartet hat, wird ein wenig enttäuscht sein. Der Hügel bietet neben der Grillstelle samt Feuerholz, einem Tisch und zwei Sitzbänken eine wunderschöne Aussicht auf einige der bekanntesten Berge der Schweiz: Tödi (3’614 m), Eiger (3’970 m), Mönch (4’107 m) und Schreckhorn (4’078 m). Auch der namensgebende Gantrisch (2’175 m) zeigte sich von seiner besten Seite, welcher im Süden zusammen mit Nünenenfluh (2’101 m), Bürglen (2’165 m) und Ochsen (2’188 m) die Stockhornkette bildet. Allerdings bekommt man gar nicht mit auf dem Top des Hügels zu stehen – Richtung Norden stehen Bäume hinter der Aussichtsbank und verdecken den Blick und man hat eher das Gefühl mitten auf dem Weg zu stehen.

Auf dem Panorameweg in der Nähe das Gäggersteg gibt es auch freie Sicht auf das Berner Mittelland

Nach einer grösseren oder kleineren Rast geht es gut gestärkt dem Kamm entlang weiter zum Gägger (1’615 m), dem höchsten Punkt und Gipfel dieser Tour. Eta 5Minuten vor dem Gipfel beginnt der Gäggersteg, eine Holzkonstruktion die Besucher bis zu acht Metern über dem Boden schweben lässt. Ich bin nur ein kurzes Stück auf dem Steg gegangen bevor ich auf meine eigentliche Route zurück bin, mir war einfach zu viel los. Es geht erst durch ein Stückchen Wald bevor sich die Sicht weitet und man freie Sicht auf die Berner Alpen hat. Ein sehr schöner Anblick, der dementsprechend von vielen Besuchern genossen wird.

Der Gäggersteg

Vom Hauptweg am Wegweiser Gäggersteg führt Richtung Nordosten ein eher kurzer, aber für den bisherigen Weg verhältnismässig steiler 10-minütiger Abstieg hinunter nach Schwarzenbühl (1’491 m). Etwas unerwartet steht man dann vor dem Hotel Schwarzenbühl, welches im Sommer nicht nur Übernachtungsgäste Willkommen heisst sondern auch über ein Restaurant mit saisonalen Schweizer Gerichten verfügt. Zudem gibt es Parkplätze, Toiletten und eine Busanbindung. Nach links, das heisst in nordwestliche Richtung, folgt man der Strasse nun 4.5 km bis zurück zum Startpunkt in Riffenmatt. Dabei ist unbedingt auf den Verkehr zu achten, da der Wanderer sich die Strasse mit den PKWs teilt. Wer verständlicherweise nicht eine Stunde auf der Strasse unterwegs sein möchte, kann wenige Meter hinter dem Hotel von der Strasse nach links auf einen Wanderweg ausweichen. Dieser stellt einen grösseren Umweg dar; ist aber sicherlich unvergleichlich schöner.

Rundtour
Strecke15.2 km
Dauerca. 5 h
Aufstieg611 m
Abstieg611 m
Niedrigster Punkt1’077 m
Höchster Punkt1’665 m
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Eckdaten der Tour

Der Rückweg folgt beim direkten Abstieg der Strasse

Zum Sigriswiler Rothorn

Blick zum Thunersee während des Aufstiegs oberhalb von Bodmi

Heute geht es zum Sigriswiler Rothorn (2’051 m), dieser Gipfel stand schon seit längerem auf meiner Merkliste. Startpunk ist Schwanden (1’077 m), Bushaltestelle Säge. Hier gibt es auch einige wenige kostenfreie Parkplätze, weiter an der Hauptstrasse gibt es allerdings keine öffentlichen Stellflächen. Dafür habe ich die Sternwarte Planetarium Sirius entdeckt, welche jeden Freitag ab 18 Uhr seine Türen öffnet. In meinen Augen wäre dies der perfekte Abschluss der Wanderung gewesen – abends noch einen Blick in den Sternenhimmel zu werfen. Nungut, es war Samstag…

Der Blick über die Schulter auf dem Weg zum Aussichtsgipfel Spitzi Flue

Der Wegweiser Schwanden Sagi gibt eine Aufstiegszeit von 3h 30min zum Rothorn an. Eine überschaubare Zeit mit der Möglichkeit lange auf dem Gipfel bleiben zu können. Doch zuvor führt die Route auf einer Strasse östlich nach Stampf (1’265 m), welches ich nach 30 Minuten erreicht habe. Der Blick zurück zeigt den Thunersee und im Hintergrund unter anderem den Niesen (2’362 m) – das macht Lust auf mehr! Weiter geht es nach Bodmi (1’422 m) und 30 Minuten später bin ich am Wegweiser Berglichäle (1’720 m) angekommen. Von hier aus besteht die Möglichkeit in 1.5 Stunden direkt zum Rothorn aufzustiegen oder einen kleinen Umweg über Unterbergli zu nehmen.

Die Platte des Spitzi Flue ist ohne Equipment zu steil

Ich hatte noch etwas anderes vor, ich wollte einen Abstecher zum Aussichtsgipfel Spitzi Flue (1’658 m) unternehmen. Die Richtung Wilerallmi stimmt erst einmal und so bin ich über Stein, Matsch und Kuhfladen abgestiegen. Es dauert ein bisschen, dann erreicht man einen Kreuzungspunkt wo ein Wegweiser nach Unterbergi, Oberbergli und Rothorn zeigt. Diesem Weg folgt man hinauf bis sich vor einem eine schöne Wiese öffnet. Ein Schild weist darauf hin, dass Wildcampen keine gute Idee ist: nachts weidet neben den üblichen Kühen auch ein Stier hier. Nachfragen und um Erlaubnis bitten sein Zelt aufzuschlagen sei deshalb dringend empfohlen. Klingt nachvollziehbar. Nach links führt dann ein Trampelpfad, der zum Spitzi Flue führt. Ich war schon sehr gespannt auf den kleinen Gipfel und hatte die Hoffnung dort allein ein zu dürfen. Die Hoffnung zerschlug sich jedoch schnell, denn andere Menschen hatten die gleiche Idee und scheiterten doch genauso wie ich an diesem kleinen Gipfel. Der Grund: der Gipfel kann nicht wandernd erreicht werden. Hätte ich mich vorher besser informiert wäre mir das auch bekannt gewesen, aber auf der Karte alleine war es mir nicht ersichtlich. Eine wunderschöne Platte führt hinauf, die mit diversen Bohrhaken abgesichert ist. Kletterschuhe, Seil, Klettergurt, Exen und Seilpartner im Gepäck ermöglichen einen fantastischen Blick auf den Thunersee aus einer einzigartigen Perspektive. So musste ich leider unten bleiben beziehungsweise mich damit begnügen nur bis zum Grat rechts vom Gipfel hinaufzuklettern. Diesen kommt man ohne Seil hinauf und noch wichtiger auch wieder heil hinab und wird dafür mit einem tollen Blick auf das Mittelland belohnt.

Von der Hütte zum Gipfel (Mitte) sind auch andere Wanderer unterwegs

Zurück über die schöne Wiese ohne Stier bin ich nach kurzer Zeit bei der Alp Underbärgli (1’676 m) angekommen. Hier wird selbst hergestellter Käse verkauft und diverse Getränke. Ein schöner Rastplatz auf dem Weg zum Rothorn, der zum Verweilen einlädt und wo Picknicken ausdrücklich erlaubt ist. Nach einer Rast musste ich mich zunächst als Spurensucher probieren. Obwohl der Wegweiser die Richtung zum Rothorn (1h 20min) angibt, habe ich den Pfad verloren und erst ein gutes Stück später am Waldrand oberhalb wiedergefunden. Also von der Alp südöstlich halten und dann klappt es. Danach ist die Orientierung wieder einfach und der rot-weiss markierte Weg schlängelt sich gemütlich nach Oberbergli (1’818 m). Zwischen leichtem Karstgelände taucht irgendwann eine einsame Hütte mit Grillplatz auf. Ob sie rein privat ist, konnte ich allerdings nicht herausfinden.

Vom Rothorn mit Aussicht nach Norden

Wer aber nicht nur auf die Landschaft um sich herum achtet stellt fest, dass der Untergrund irgendwann sandig wird – ich hatte ein bisschen das Gefühl am Strand zwischen Dünen unterwegs zu sein. Schliesslich geht es dann aber steil bergauf und mittendrin habe ich mich daran erinnert, dass ich im Winter mit Schneeschuhen bereits hier gewesen sein musste: die Umgebung und er Aufstieg durch den Karst erschien mir unglaublich vertraut und ich habe damals auf Höhe der Hütte einen Hirsch gesehen. Damals habe ich ganz schön geschnauft und alles war unter einer unberührten Schneedecke versteckt. Kurz: Man kann die Route auch im Winter gehen. Auf 1’970 m steht erneut ein Wegweiser. Obwohl der Aufstieg auf das Rothorn rot-weiss markiert ist, gehört auch ein bisschen Kletterei dazu. Kein Vergleich zum Winter, wo ich wirklich mit vollem Körpereinsatz unterwegs war und mich gefragt hatte ob das klug sei was ich hier mache, aber eben auch kein Aufstieg wo man die Hände in den Hosentaschen lassen kann.

Gipfelblick Richtung Süden

Oben waren dann auch einige Gruppen anzutreffen, die wie ich das gute Wetter trotz des kalten Windes genutzt haben. Neben einem herrlichen Blick auf den Thunersee sind auch einige Grössen der nahen Bergwelt gut zu sehen: Doldenhorn (3’638 m), Blüemlisalphorn (3’658 m), Breithorn (3’778 m) im Süden, Jungfrau (4’158 m), Schreckhorn (4’078 m) und Wetterhorn (3’690 m). Wer ausgezeichnete Augen hat kann am Horizont auch Säntis (2’502 m) und Titlis (3’237 m) entdecken.

Während des Abstiegs vom Schafläger nach Oberi Matte

Angeblich benötigt man vom Wegpunkt auf 1’970 m über den Oberen Rothornzug nach Schafläger / Stäpfi (1’921 m) gerade einmal 20 Minuten. Ich habe vom Gipfel aus 55 Minuten gebraucht und hatte nicht das Gefühl wahnsinnig langsam unterwegs gewesen zu sein – obwohl der Sattel einfach nicht näher kommen wollte. Die Erklärung lieferte indirekt der Wegweiser am Zwischenzielort, der den Rückweg zum Rothorn mit 50 Minuten angibt. Erscheint mir die realistischere Angabe. Nach Schwanden / Säge sind es noch knappe 2 Stunden abzusteigen. Der Abstieg vergeht wie im Fluge: Immer weiter die idyllischen Bergwiesen hinab erreichte ich schliesslich nach 45 Minuten Oberi Matte (1’390 m). Über Underi Matte führt die Route dann wieder nach Stampf und von dort identisch zum Hinweg zum Parkplatz.

Rundtour
Strecke12.1 km
Dauerca. 5.5 h
Aufstieg1’259 m
Abstieg1’259 m
Niedrigster Punkt1’077 m
Höchster Punkt2’051 m
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Eckdaten der Tour
Gipfelkreuz des Sigriswiler Rothorn

Von Aeschiried auf das Morgenberghorn

Oberhalb des Aussichtspunkts Aeschi lockt eine Grillstelle mit mindestens genauso einladendem Blick über den Thunersee

Das Morgenberghorn – irgendwie klingt das nach mystischen Begegnungen, Sagen, alten Legenden. Leider habe ich nichts entsprechendes dazu gefunden und so ist er am Ende doch nur ein Berg von vielen am Südufer des Thunersees. Dafür aber einer mit recht schöner Aussicht, der zudem auch nur zu Fuss erreicht werden kann. Trotzdem sollte man nicht den Fehler machen auch nur eine Sekunde lang zu hoffen, alleine auf dem Gipfel zu stehen.

Der Weg führt vom Aussichtspunkt sanft zur Brunnihütte. Es lohnt sich mal einen Blick über die Schulter zu werfen

Bei dieser tollen Rundtour kann das Auto auf dem grossen Parkplatz beim Schulhaus, welcher gleichzeitig als Buswende dient, in Aeschiried im Berner Oberland abgestellt werden. Es gibt keine Tagesgebühr; man muss selber am Automaten (Kleingeld dabei haben oder Twint nutzen) rechnen, wie lange man glaubt unterwegs zu sein; für 8 Stunden ist man mit CHF 5 dabei. Der mit 4.5 h ausgewiesene Aufstieg zum Morgenberghorn (2’249 m) beginnt ganz gemächlich indem man dem Allmigässli erst einmal folgt und vor einer grossen Linkskurve auf den Wanderweg abbiegt. Über Wiesen führt dieser Genussweg teilweise schattig und mit tollen Ausblicken auf den Greberegg (1’550 m).

Hier gehts mit Hilfe von Stahlseilen berghoch

Kaum zu glauben, dass man in knapp 30 Minuten an der Brunnihütte (1’647 m) sein soll und in 2.5 h bereits sein Lunchpaket vertilgt. Ein Zwischenstopp an der Brunnihütte lohnt sich übrigens doppelt: man sich kann eine kurze Verschnaufpause mit Getränke und Kuchen gönnen und – wichtig für später – sich mit frischen Alpprodukten wie Ziegenkäse eindecken. Die Käserei kann zudem sogar besichtigt werden! Und wer rechtzeitig reserviert kann dort sogar übernachten. Was will man mehr… Ab der Hütte wird der gelbe Wanderweg ein rot-weisser Bergwanderweg. Verlaufen ausgeschlossen – ab jetzt gibt es nur noch einen Weg ohne Abzweigungen. Bis zum Gipfel hat es jedoch zwei steile Stellen, die mit Stahlseilen abgesichert sind und man muss die Hände aus den Taschen nehmen um hochzukommen. Mir hat die Kraxelei Spass gemacht, so macht man schnell Höhenmeter! Aber auch das ist dann geschafft und man hält zielsicher auf den Gipfel zu. Bevor man sich dann jedoch auf einer der drei Bänke niederlassen und sich im Gipfelbuch eintragen kann, müssen die letzten Höhenmeter über Stock und Stein erklommen werden. Viele laufen hier irgendwie hoch statt dem Wanderweg zu folgen; was aber kein Problem ist solange die Marschrichtung nach oben zeigt. Ich habe übrigens knapp 3.5 h für den Aufstieg gebraucht und war damit deutlich schneller als der Wegweiser. Und dann gibt’s da oben endlich – nunja – Aussicht!

Was ist Berg und was ist Wolke? Der Thunersee ist übrigens durch die grosse Wolke rechts versteckt

(Kleine Anekdote: beim Abstieg etwa auf Höhe des Wasserfalls Pochtenfall traf ich ein Paar mittleren Alters, die sich bei mir erkundigt haben, wie weit es noch zum Morgenberghorn sei. Nach meiner Antwort fragte die Dame begierig, was man denn dort oben erwarten könne. Ich schaute sie etwas überrascht an und meinte, eine tolle Aussicht. Sie war sehr enttäuscht dass weder Seilbahn noch Restaurants auf ihren Besuch warten.)

„Nur etwas Aussicht“

Wer also auch lediglich mit Aussicht zufrieden ist, hat auch schon eine Menge zu gucken: den Thunersee im Norden zum Beispiel, im Nordosten den Brienzersee, und je weiter der Blick schlussendlich in den Westen schweift lassen sich noch ein paar der ganz Grossen aus der Nähe betrachten. Eiger, Jungfrau, Mönch, Schreckhorn, Finsteraarhorn, Aletschhorn, Breithorn, Blümlisalphorn… Ist doch auch was. Vielleicht. Oder?

Rückblickend nach Mittelberg geht es nur noch auf gelben Wanderwegen zurück nach Aeschiried

Der Rückweg braucht ein bisschen Zeit und zu meiner grossen Überraschung gilt der Abstieg zum Rengglipass (1’1879 m) als T4 und ist blau-weiss markiert. Ich hab keine Ahnung wieso, meinem Empfinden nach war der Aufstieg anspruchsvoller. Vielleicht lag es daran, dass man ein kurzes Stück auf dem Grat unterwegs ist und die zwei Stellen, welche mit Stahlseilen versiert sind, deutlich länger waren als im Aufstieg. Wer im Aufstieg also keine Probleme hatte, braucht auch keine im Abstieg zu erwarten – blau-weisser Alpinwanderweg hin oder her. Hier endet zugleich auch schon fast der Bergcharakter der Wanderung; bis Mittelberg (1’573 m) sind es noch 30 Minuten wo es mehr oder minder steil zügig bergab geht.

Ein der vielen Grillstellen unterhalb von Suld

Danach folgt die Fleissarbeit für die Füsse auf dem nun wieder gelb markierten Weg Richtung Aeschi. Gut, es ist eine Strasse. Spätestens ab dem Aussichtspunkt Pochtenfall, der einen tollen Blick auf den Wasserfall bereithält, ist mit Trupps an normalen Spaziergängern zu rechnen. Es sind nur 15 Minuten Fussweg vom Restaurant Pochtenfall in Suld (1’080 m) zum Aussichtspunkt und man kann mit dem Auto bis zum Restaurant vorfahren. Ein zweiter Grund warum ab Suld, welches etwa eine Stunde von Mittelberg entfernt liegt, dann so viel los ist: Etliche Familien nutzen die idyllische Landschaft am Fluss, die schattigen Wälder und die vielen Grillstellen am Wegesrand bis nach Aschiried für eine schöne Zeit mit Freunden und Angehörigen. Es lohnt sich also auch herzukommen ohne gleich die Wanderschuhe schnüren zu müssen. Wer nett fragt darf bestimmt auch eine Grillwurst mit aufs Rost legen. Weiterhin gibt es eine Senn-Hütte am grossen Wegweiser oberhalb des Restaurats, in der ebenfalls Alpprodukte wie Berner Alpkäse oder Trockenfleisch verkauft werden. Eine gute Gelegenhet für einen Einkauf! Über Suldweid und Staldenweit ist man schliesslich 60 Minuten später zurück am Parkplatz angelangt. Zumindest ich war dann auch froh, nicht länger immer wieder Abschnitte des Weges mit den Autos teilen zu müssen. Die ausgeschilderte Umleitung für Wanderer aufgrund von Hochwasserschäden sollte zudem auch bald wieder verschwunden sein.

Rundtour
Strecke16.8 km
Dauerca. 7 h
Aufstieg1’386 m
Abstieg1’386 m
Niedrigster Punkt979 m
Höchster Punkt2’249 m
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Eckdaten der Tour
Der Pochtenfall bei Suld