Schneeschuhspaziergang auf den Rotsandnollen

Das eingeschneite kleine Dorf Melchsee-Frutt

Melchsee-Frutt – mir bisher nur bekannt gewesen als Sportklettergebiet aber gleichzeitiges Ski-Mekka – ist Ausgangspunkt für diese kleine Tour in den Urner Alpen. Wobei, eigentlich beginnt sie mehr als 800 Meter tiefer an der Talstation Stöckalp auf 1’081 m. Etwa zwei Kilometer vor der Talstation passiert man vor dem Sportcamp Melchtal eine Schranke, an der man ein Parkticket ziehen muss. Dieses wird später an einer der Expresskassen oder gemeinsam mit dem Liftticket an der Kasse der Gondelbahn Stöckalp – Melchsee-Frutt gelöst und kostet CHF 5 für einen ganzen Tag. Dann geht es mit der Gondelbahn auf 1’916 m. Der Andrang ist gigantisch und man kann am Wochenende problemlos morgens um 8.30 Uhr eine Stunde zwischen parkieren und Ankunft in Melchsee-Frutt einplanen.

Links die Barglenkette, rechts daneben der Gipfel des Rotsandnollen

Hat man es endlich nach oben in den Ort geschafft, erwartet einen eine traumhafte Landschaft. Ich musste mich zwar erst an den Anblick gewöhnen, dass im Winter offensichtlich die Wege auf Skiern, Schlitten und Snowboards zurückgelegt werden. Aber dann ging es mit einem Grinsen auf dem Gesicht mit den Schneeschuhen unter den Füssen von der Bergstation Richtung Dorfzentrum und dann hinab am See am Panoramalift vorbei. Am Schild, dass den Weg zur Loipe bzw. auf die Strasse Richtung Tannalp (1’974 m) verweist, geht eine vielbegangene Spur ab die den Rotsandnollen zum Ziel hat. Und da wollte ich hin, dem höchsten Gipfel zwischen Jochpass und Storeggpass. Die Route ist auf der ganzen Strecke nicht ausgeschildert, markiert oder Teil der offiziellen Schneeschuhtrails. Das macht aber nichts, denn der Rotsandnollen ist ein gern anvisierter Gipfel der Tourenskigänger. Von seinem Gipfel aus können sie 1’700 m hinab zurück zur Talstation Stöckalp fahren – was ich persönlich wenn ich Skifahren könnte zumindest so ausführen würde. Zurück zur Route: Ich bin einfach der Aufstiegsspur der Karawane vor mir gefolgt. Diese verläuft eine Zeit nach Osten, bevor sie immer entlang der Barglenkette nordöstlich bis zum Gipfel auf 2’700 m führt. Den Tannensee lässt man dabei auf der rechten Seite hinter sich. Der Anstieg wird je weiter man sich dem Ziel nähert steiler, sodass sich ein kleines Päuschen auf dem Sattel Tannenrotisand auf etwa 2’480 m zwischen der Barglen, die auch Schiben (2’669 m) genannt wird, und dem Rotsandnollen anbietet. Einige aus der Aufstiegskarawane haben von hier aus den Rückweg angetreten; auch wenn es nicht so hoch aussieht, bleiben immerhin noch 200 Höhenmeter über den Rücken aufzusteigen. Vom Rotsandnollen durfte ich dann nahezu allein ein wundervolles Panoroma geniessen: Vor mir zeigten sich das Mittelland, der Graustock (2’662 m), Titlis (3’238 m) und die Wendenstöcke (3’042m) in ihre ganzen Pracht.

Blick vom Rotsandnollen zurück auf Bargleren (Mitte) und Melchsee-Frutt (links)
Das Gipfelbuch liegt auf einem Steinring

Nach einer ausgiebigen Pause, in der ich wieder etwas Luft gefunden habe, ging es den gleichen Weg zurück zur Bergstation. Ich war doch überrascht, dass ich bei „nur“ 820 Metern Aufstieg auf 2’700 m so geschnauft habe – das Leben im Flachland grüsst. Der Schnee ist mittlerweile sehr pappig und nass-schwer geworden. Die Sonne hat aber nicht nur den Schnee im Hochtal aufgeweicht sondern sorgte auch immer wieder für Schneeabgänge von der Barglenkette. Auch Steinschlag war immer wieder zu hören. Es schadet also nicht das Massiv etwas im Auge zu behalten. Je später man wiederum vom Gipfel aufbricht, umso einsamer und ruhiger wird es; auch das Skitreiben in Melchsee-Frutt ist vom Rotsandnollen in weite Ferne gerückt. Man hat während des ganzen folgenden Abstiegs über einen tollen Blick in das Tal, sodass man seine Rückroute in aller Ruhe anvisieren kann und die bestmögliche der vielen Spuren ausloten kann. Wer zudem den Rückweg etwas abwechslungsreicher gestalten möchte, kann über den Damm am Tannensee, der gut von der Aufstiegsspur her sichtbar ist, entweder auf die Tannalpstrasse wechseln, die in einen präparierten Winterwanderweg verwandelt wurde. Oder auch hier den Spuren folgend erneut aufsteigen und sich anschliessend südwestlich auf die Bergstation des Sessellifts Diestelboden-Erzegg zuhalten. Diese ist nicht zu verfehlen, da sie auch das Ziel der meisten Pistenfahrer darstellt. Von dort kann man neben der Piste wieder absteigen und dann der präparierten Strasse an der Frutt-Kapelle vorbei zum Panoramalift gelangen. Nachmittags herrscht hier etwas Betrieb, aber die meisten Besucher nehmen den Fussweg. An der Bergstation selbst ist wiederum einiges los. Wer also den Bus von der Talstation Stöckalp erreichen muss, sollte hier Zeit einplanen.

Rundtour
Strecke13.8 km
Dauerca. 7 h
Aufstieg820 m
Abstieg820 m
Niedrigster Punkt1’894 m
Höchster Punkt2’700 m
GPXLink
Eckdaten der Tour
Achtung, es kommt immer wieder von der Barglenkette etwas herunter

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