Lutersee und Aaschlucht

Salistock, Bockistock und Widderfeld Stock von Hüethütte aus gesehen

Über diese herrliche Tour der Schwierigkeit T3 vom Engelberg-Titlis Tourismus bin ich zufällig gestossen und fand sie ideal um die Brücke vom Winter zum Sommer zu schlagen. Ich war die einzige Wanderin unterwegs, allen anderen lag wohl noch zu viel Schnee während unten im Tal bereits die erste Hitzewelle grüsste. Dementsprechend gabs ab der Hütte der Alp Eggen keine Spuren mehr – dafür aber ein traumhafte Kulisse nur für mich.

Die Kabine des Bähnli kippt in Fahrtrichtung mit – nichts für schwache Nerven

Ich habe die Tour etwas verändert, denn ich mag es mir eine Route selbst zu erarbeiten und auf Seilbahnen zu verzichten. Die Höhenmeter wollte ich möglichst früh bewältigen, solange es noch kühl ist, und bin somit von Wolfenschiessen bei Engelberg aus gestartet. Dort gibt es direkt an der Brücke zur Seilbahnstation einen kostenfreien Wanderparkplatz; wer doch die abenteuerliche Seilbahn Mettlen-Rugisbalm für CHF 9 in Anspruch nehmen möchte kann auch an der Talstation ohne Aufpreis das Auto abstellen. Damit beginnt auch schon direkt der anspruchsvollste Teil dieser schönen Runde – durch den kühlen Wald und über saftige Weiden sind übers Flüemattli (880 m) etwa 800 Höhenmeter bis zur Bergstation Eggen der Seilbahn auf 1’418 m zurückzulegen. Die 2h 15min, die man hierfür braucht, schwinden jedoch wie im Flug. Was bei neugierigen Ziegen, die sich am liebsten ein paar Streicheleinheiten bei mir abgeholt hätte und der tollen Aussicht auch kein Wunder ist.

Es gab noch einige Schneefelder zu queren

Ich musste immer wieder einige Schneefelder überqueren, was mir nichts ausgemacht hat. Wer früh im Jahr unterwegs und unsicher ist, kann diese Passagen jedoch gut mit Grödeln bewältigen. Der Weg ist zudem gut erkennbar und ausreichend markiert, sodass keine Orientierungsschwierigkeiten auftreten sollten. Ab Eggen folgt der Aufstieg über Hüethütte (1’450 m) zum Lutersee mit einer Gehzeit von knapp 1.5 h. Der Weg führt östlich vom Storegghorn (1’872 m) und dem Storeggpass vorbei und nun erwartete mich eine weitestgehende Winterwelt. Der Schnee war jedoch nicht mehr tief und erstaunlich fest, sodass ich auch gut ohne Schneeschuhe vorwärts gekommen bin. Ab der Alp Eggen auf 1’616 m hörten allerdings die letzten Spurenreste zur einfachen Orientierung auf und ich musste mich selbst zurechtfinden. Die grössten Schwierigkeiten hatte ich hinter dem Abzweig Richtung Westen zum Storeggpass, wo ich nicht erkennen konnte wo der Weg am Chrüzegg (1’756 m) vorbeiführt. Pragmatisch wie ich bin, bin ich kurzerhand hochgelaufen um mir von oben einen Blick über die Lage zu verschaffen und in der Hoffnung den See zu entdecken. Den See hätte ich fast übersehen, da er mehr vereist und verschneit war als freiliegend, aber dafür umso deutlicher die umliegenden Hütten. Also frei der Nase nach zum nächsten Wegweiser spaziert und mein Glück kaum fassen könnend, hier der einzige Mensch weit und breit zu sein. Besonders beeindruckt hat mich der Widderfeld Stock (2’351 m), an dem ich mich nicht satt sehen konnte. Er überragt imposant die Hochebene und verleiht ihr mit Bockistock (2’225 m) und Klein Storchen (1’936 m) ein grandioses Flair. Im Westen ragt der Salistock (1’896 m) auf, der schliesslich südlich passiert wird.

Blick zurück Richtung Bergstation Eggen. Die Bergkette zwischen Widderfeld Stock und Stanserhorn trennt das Melchtal vom Tal der Engelberger Aa
Der Widderfeld Stock besticht durch seine eigentümliche Form. Auch der Titlis ist zu sehen

Weiter mit Blick auf Gross Spannort (3’198 m) und Hahnen (2’607 m) geht es nun aber immer nur bergab Richtung Engelberg. Der Weg verläuft nicht allzu steil und führt wie beim Aufstieg über Wiesen und durch den Wald. Ich konnte hier sogar das erste Murmeltier meiner persönlichen Sommersaison entdecken und habe mich riesig über das possierliche Tierchen gefreut. Es lohnt sich also mal eine Pause einzulegen und ein bisschen auf die Felsen um einen herum zu blicken. Vielleicht sitzt dort ein Murmeli beim Sonnenbad 🙂 Vom Oberen Lutersee bis nach Engelberg dauert es 2h 15min; Zwischenstation kann auf der Alp Zingel eingelegt werden. Ich möchte allerdings nicht bis in den Ortskern, sondern nur zum Eugenisee.

Der Eugenisee mit Blick nach Engelberg

Hier lassen sich ambitionierten Angler beobachten, das Schwimmen ist leider nicht gestattet. Wer nichtsdestotrotz hier ein bisschen Verweilen möchte, kommt bei herrlichem Seeblick mit Bergpanorama im Hintergrund auf seine Kosten. Die letzten zwei Stunden zurück zum Auto laufen sich fast wie von allein. Der Erlebnisweg Aaschlucht befindet sich aktuell noch in Wiederherstellung, da durch einen Erdrutsch ein Teil des Weges unpassierbar geworden ist. Aber eine Schar freiwilliger Helfer hat bereits den Weg umgeleitet und neue Brücken gebaut, sodass Besucher trotzdem die kühle Schlucht voll geniessen können. Die gewaltigen Brocken im Flussbett zeugen von der Kraft der Engelberger Aa. Hinter dem Kleinwasserkraftwerk laden immer wieder Grillstellen ein, die gerne von Besuchern genutzt werden. Ich war erst skeptisch ob sich dieser Abschnitt wirklich lohnt, da die Kantonsstrasse 374 in unmittelbarer Nachbarschaft verläuft. Aber entweder ist das Wasser so laut, dass man die Fahrzeuge nicht mehr hört oder die Bäume schlucken viele der Geräusche – jedenfalls war ich positiv überrascht. Stetig bergab vorbei am Gasthaus Grünewald und dem Kraftwerk Obermatt dauert es nicht mehr lange bis ich zufrieden zurück am Ausgangspunkt war. Auch ohne Gipfel eine wirklich schöne und empfehlenswerte Tour.

Rundtour
Strecke17.8 km
Dauerca. 7 h
Aufstieg1’304 m
Abstieg1’304 m
Niedrigster Punkt591 m
Höchster Punkt1’749 m
GPXDownload
Eckdaten der Tour
Die schwingende Hängebrücke über die Engelberger Aa

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