Via Alta Vallemaggia – Alpe Nimi Hütte zum Rifugio Alpe Masnee*

Abschied von der Ziegenalm Alpe Nimi

Die zweite Etappe der Via Alta Vallemaggia startet von der Alpe Nimi Hütte (1’718 m), auch als Capanna Alpe Nimi bezeichnet, und führt zum Rifugio Alpe Masnee (2’063 m). Die Etappe ist offiziell mit 3.5 h ausgewiesen, weshalb viele Leute diesen Tag mit der Folgeetappe zur Berghütte Alpe Spluga (1’838 m) zusammenlegen. Allerdings ist der dritte Routenabschnitt vor Ort mit 8 h Gehzeit markiert und mir hat sich unterwegs nicht erschlossen ob die Alpe Cuasca als Zwischenziel angesteuert werden kann. Zudem habe ich ganze 5 h für diese Tour gebraucht – rumgetrödelt habe ich dabei nur am Anfang des Tages.

Blickrichtung Westen nach Maggia vom Passo di Nimi

Die Nacht war trotz dem Glöckchenklingeln der Ziegen sehr erholsam und es gab zum Frühstück neben Brot und Konfitüre selbstgemachten Ziegenjoghurt. Die Atmosphäre ist auf der Alm sehr familiär und dementsprechend herzlich der Abschied. Man zahlt bar vor Ort, für die Übernachtung inklusive Halbpension ohne Getränke sind CHF 85 einzuplanen. Nach etwa einer Stunde langsamen Aufstieg zum Passo di Nimi sind es laut Beschilderung noch 2h 15min zum Rifugio Alpe Masnee. Das Wetter verschlechterte sich kontinuierlich und der aufgezogene Nebel trübte die Wanderfreude doch erheblich.  Nun wurde der blau-weisse Weg auch seiner Bezeichnung alpin gerecht: es erwartete mich fröhliche Blocksteinkletterei über gefühlte Stunden der Schwierigkeit T5-.

Blickrichtung Osten nach Lavertezzo vom Passo di Nimi

Doch folgt Richtung Norden erst einmal noch der weitere Aufstieg zur Cima di Nimi (2’191 m). Über sanfte Grashänge und einfaches Gehgelände ist der Gipfel schnell erreicht. Bei gutem Wetter bietet sich ein wunderschöner Blick ins Valle Maggia und natürlich zu den benachbarten Gipfeln wie die Cima Böis (2’259 m) und den Pizzo d’Orgnana (2’219 m). Nach circa 2 h Gehzeit gilt es entlang des schmalen Grats beziehungsweise auf diesem weiterzukommen und hier beginnt nun die Kletterei. Teilweise sehr ausgesetzt, aber es gab immer genug Griffe und Tritte für Hände und Füsse. Mich persönlich kostet Blockkletterei unfassbar viel Zeit, auch wenn ich keine Angst habe. Ich bewundere dann immer andere Wanderer, die leichtfüssig wie Steinböcke oder Gämse über die Felsen tänzeln. Ein Teil des Weges ist bei dieser Kletterei übrigens mit Ketten und Stahlbügeln entschärft, aber Novizen in den Bergen sollten Abstand von dieser Tour nehmen.

Kraxelei über den Grat. Aussicht gabs zur Belohnung leider nicht

Dies ist die anspruchsvollste Passage der heutigen Etappe gewesen und nach einem kurzem Abstieg kann noch der Madom da Sgióf (2’265 m) erstiegen werden. Ich denke dieser Abstecher lohnt sich, auch wenn bei meinem Besuch alles von Wolken verhangen war. Denn neben dem Verzasca-Tal eröffnet sich der Blick ins Valle del Salto und auch der Poncione d’Alnasca (2’301 m) beeindruckt mit seiner charakteristischen haiflossenähnlichen Form. Der Wegweiser zeigt für die folgenden Destinationen diese Zeiten an: Passo Deva 25 Minuten, Capanna Starlarèsc 45 Minuten und Rifugio Alpe Masnee 70 Minuten. Die Selbstversorgerhütte Capanna Starlarèsc liegt wunderschön direkt am Lago del Starlarèsc da Sgióf. Da die Etappe nicht tagesfüllend ist, ist hier eine tolle Möglichkeit eine Badepause einzulegen und es sich gut gehen zu lassen. Bei blauem Himmel und Sonne muss dies ein traumhafter Ort sein. Man erreicht sie indem man vom Gipfel den Abstieg in östliche Richtung wählt oder folgt der Via Alta Maggia über den Passo Deva (2’030 m), einem breiten Sattel zwischen Maggia und Brione, in nördliche Richtung. Hier bietet sich dann die Möglichkeit nach Westen ins Tal abzusteigen – oder eben nach Osten zum Lago del Starlarèsc da Sgióf. Nicht mehr weit ist es dann zum eigentlichen Ziel, dem Rifugio Alpe Masnee.

Der Lago del Starlarèsc da Sgióf mit der Selbstversorgerhütte Capanna Starlarèsc

Das Rifugio erinnert mich total an Machu Picchu, alles ist aus Steinfragmenten gebaut. Ursprünglich verfallene Ställe sieht es heute einfach unglaublich toll aus. Dazu gibt es sogar Strom, eine heisse Dusche, eine Küche und bequeme Betten. Das kleine Areal besteht aus mehreren Hütten und ist im Selbstversorgungsbetrieb geöffnet. Wobei Selbstversorgung zu tief gegriffen ist. Nehmen den bereits genannten Annehmlichkeiten gibt es diverse Getränke (Bier, Wein, Coca-Cola, Citro, Mineralwasser) und Essen (Spaghetti, Tomatensosse, Thunfisch) zum Selbstkostenpreis zu erwerben. Berechnet wird, was man verbraucht, alles basiert auf Vertrauen. Der Konsum wird im Hüttenbuch vermerkt und gezahlt wird entweder passend in bar mittels einem vorhandenem Briefumschlag, der im Tresor hinterlegt wird, oder nach Reiserückkehr bequem via Einzahlungsschein und Online-Banking. Ich war begeistert, dass dieses System heute tatsächlich funktioniert. Eine Übernachtung kostet CHF 25 und muss vorher reserviert werden.

Im Abenddämmerlicht gibt der Nebel die Sicht auf das Umland frei

Bei gutem Wetter lohnt es sich übrigens die Badesachen eingepackt zu haben. Denn etwa 150 Höhenmeter unterhalb des Rifugios befindet sich in westlicher Richtung der Laghetto Pianca. Mit einem Glas Wein lässt es sich hier bestimmt auch prima der Abend ausklingen lassen – mir blieb tagsüber bei dichtem Nebel und Regen der Blick auf den See allerdings verwehrt. Und nach dem Abendessen hinabzulaufen hatte ich zugegebenermassen keine Lust mehr…

Streckentour
Strecke4.7 km
Dauerca. 3.5 h
Aufstieg720 m
Abstieg370 m
Niedrigster Punkt1’721 m
Höchster Punkt2’245 m
GPXLink
Eckdaten der Tour
Rifugio Alpe Masnee im Abendlicht

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