Kleiner Ausflug zur Gisliflue

Der Blick vom Parkplatz Staffelegg über den Staffelegghof

Eine wunderschöne kleine Tour, die sich auch für Familien mit kleineren Kindern eignet, habe ich unternommen als es für die grossen Berge bei ab mittags angekündigtem Gewitter einfach nicht gereicht hat. Aber sonst hätte ich wohl nie den Jurapark Aargau eines ernsthaften Blickes gewürdigt – und das hat er nicht verdient!

Der Gratweg vom Hombergegg zum Bergpass Gatter

Auf der Passhöhe Staffelegg gibt es zwei grosse kostenfreie Parkflächen, von denen es zum Ausflugsziel Gislifue auf 772 m Höhe geht. Sie ist der östliche Gipfel einer Bergkette, die sich nördlich der Aare bis Aareknie erhebt und in weniger als 1.5 h von Staffelegg aus zu erreichen ist. Vom Wegweiser ausgehend folgt man einem schönen Weg der Schwierigkeit T2 in Richtung Biberstein und Rohr und steht man knappe 20 Minuten später auf dem Hombergegg (776 m). Der Waldweg ist gut begehbar und schönschattig, allerdings ist dennoch etwas Trittsicherheit erforderlich. Kurz vor dem Gipfelsturm wird es sehr steil und wenn es geregnet hat ist es sehr rutschig. Auf dem Gipfel angekommen erwartet lediglich ein Wegweiser den Wanderer und die belohnende Aussicht lässt noch etwas auf sich warten. Der Hombergegg steht mitten im Wald und einen Eindruck von der grandiosen Aussicht lässt nur durch kleine Sichtfenster im Geäst erhaschen. Von hier führt links nun ein schöner Gratwanderweg zur Gatter (643 m), einem kleinen Bergpass, der nach etwa weiteren 35 Minuten erreicht ist. Der Wanderweg ist mit gelben Rauten gut markiert und an Gatter weist der Pfeiler die letzte Etappe zum Ziel, der Gisliflue (772 m) mit nur noch 20 Minuten Wegzeit Entfernung aus. Ein Katzensprung, sodass ich pünktlich zur Mittagszeit dort sein werde. Auf dem Pfad hinauf musste ich aufpassen nicht von Bikern überfahren zu werden, aber nachdem das geschafft war, kam die endlich: die phantastische Aussicht auf das Mittelland, dich Hochalpen und das östliche Jura. Zu sehen gibt es namentlich von West nach Ost (nicht abschliessend): Geissfluh, Wildhorn Blümlisalp, Matterhorn, Eiger, Mönch, Jungfrau, Schreckhorn, Wetterhorn, Schwalmis, Tödi, Pilatus, Speer, Säntis…

Blick von der Gisliflue Richtung von Westen nach Norden
Am fernen Horizont erstrecken sich die Alpen in ihrer Pracht

Ein Gewitter war im Anmarsch und so blieb mir nur  der Rückzug, wobei zurück zum Parkplatz etwa 1h 10min einzurechnen sind. Erst geht es den gleich Weg zurück, dann folgt man dem Waldweg jedoch geradeaus einfach weiter. Man kann hier auch gut die Reifenspuren der Biker sehen. 3 Minuten vor Gatter ist ein grosser Wegweiser installiert, der einen Alternativweg zurück nach Staffelegg ausweist. Diesen Weg nehmen wir; wer möchte kann sonntags aber erst noch einen Abstecher zum Naturfreundehaus machen und dort eine Rast bei Tagessuppe, Würstli oder Desserts machen. Am Waldrand entlang geht es nun auf breiten Schotterwegen immer der Nase lang, dem Hauptweg folgend. Der Weg ist hier nur noch mit T1 zu bewerten und begleitet von satten Wiesen und einem summenden Orchester ist auch dieser Abschnitt der Route ein besonderer Genuss.

Rundtour
Strecke9.1 km
Dauerca. 2.75 h
Aufstieg328 m
Abstieg328 m
Niedrigster Punkt616 m
Höchster Punkt778 m
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Eckpunkte der Tour
Ein fleissiger Helfer am Wegesrand

Gemsfairenstock und Clariden auf einen Streich

Urnerboden am Morgen

Das war bisher eindeutig meine anspruchsvollste Tour 🙂 Weniger aufgrund seiner Schwierigkeit obwohl es über einen Gletscher geht als vielmehr konditionell. Fast 10 Stunden war ich von Seilbahnabfahrt zu Seilbahnankunft unterwegs und die Pausen nicht so grosszügig wie sonst. Aber die Aussicht ist so atemberaubend, dass der Clariden als Herbsttour bereits fest eingeplant ist!

Die erste Aussicht vom Grat der Bergstation Richtung Süden

Ist der Klausenpass noch gesperrt und man selbst motiviert und fit gibt es die Möglichkeit den Clariden (3’267 m) von der Bergstation Fisetenpass (2’010 m) aus zu besteigen. Man kann an der Talstation Urnerboden kostenfrei parkieren und für die Hin- und Rückfahrt mit der Luftseilbahn Urnerboden-Fisetenstock CHF 18 einplanen. Zudem gibt es die Möglichkeit seine Fahrt in der 6er-Kabine gegen Aufschlag ab 6.00Uhr zu reservieren und so früher zu starten. Der Rest wird ab 8.00 Uhr befördert gemäss nächstmöglichem freien Zeitslot; wer zuerst kommt, darf folglich zuerst. Wir mussten mit Ankunft 7.45 Uhr gute 45 Minuten auf unsere Fahrt warten.

Das Rund Loch mit drei Skitourengänger. Sehr beeindruckend!

An der Bergstation zieht man sich direkt die Schneeschuhe an und los geht’s! Alle wollen zuerst auf den Gemsfairenstock (2’962 m) und dementsprechend voll wird es auf dem Gipfel sein, da kann man sich innerlich bereits drauf einstellen. Der Weg hinauf ist aber erstaunlich leer – dadurch, dass die Seilbahn nur sechs Personen auf einmal befördert verteilt sich der Ansturm weitreichend. Wer schnell ist, überholt dann auch zügig die Grüppchen der vorherigen Fahrten. Wegweiser gibt es unterwegs nicht, was aber kein Problem ist. Die Intelligenz der sichtbaren Herde weist den Weg, die Aufstiegsspuren ebenso und wer es aus eigenem Wissen schaffen möchte geht folgendermassen vor: Von der Bergstation aus steigt man ein kurzes Stück auf um sich dann unterhalb des Grates konstant Richtung Südwesten zu bewegen. Das Rund Loch (2’287 m), welches nach etwa 20 Minuten erreicht wird war ein beeindruckendes  kleines Highlight, von dem ich gar keine Notiz genommen hätte, wenn meine Begleitung mich nicht darauf aufmerksam gemacht hätte. Warum? Man läuft einfach darüber hinweg. Das Rund Loch ist eine ausgewaschener und ausgebrochener Durchbruch über den der Sommerwanderweg führt. Erst von der Seite wird das riesige Loch und die Felsbrücke sichtbar über die man sonst sorglos hinübertappst. Weiter zum Ober Sulzbalm erreicht man eine Steilrampe von 38° Steigung, die häufig als Schlüsselstelle beschrieben ist. Auf etwa 2’600 m kann man nun weiter dem zum Gemsfairenjoch aufsteigen um von Westen her auf den Gemsfairenstock aufzusteigen oder hält nun südlich in Kehren direkt auf den Gipfel zu. Der Aufstieg ist nicht schwierig und die letzten 350 Höhenmeter zügig hinter sich gebracht. Dementsprechend waren wir nach circa 2h 20min auch oben angekommen und wurden mit einen einzigartigen Blick auf die umliegende Bergwelt begrüsst. Eine kleine Auswahl: Hausstock, Selbsanft, Bifertenstock und der Tödi (3’613 m), der höchste Gipfel der Glarner Alpen, im Osten, Tüfelsstock, Boggtschlingel und unser heimliches Ziel Clariden im Süden.

Imposant erhebt sich der Tödi in den Glarner Alpen
Der Blick vom Gemsfairenstock zurück: Richtung Westen geht es nun für uns weiter zum Gemsfairenjoch und Clariden

Nach einer viel zu schnell vorbeigegangen einstündigen Pause (gefühlt waren das eher 10 Minuten) und reichlicher Überlegung haben wir doch beschlossen den Clariden zu besuchen. Wer vom Clariden über den Klausenpass absteigen möchte sollte unbedingt Steigeisen, Klettergurt, Selbstsicherung, Helm und Eispickel im Gepäck haben. Ein Seil und Eisschrauben schaden ebenfalls nicht. Wir hatten es nicht dabei und da die heimischen Bergführer uns unterwegs ohne Ausrüstung eindrücklich von dieser Route abgeraten haben und wir nicht noch mehr Experimente eingehen wollten, haben wir uns entschieden zum Fisetenpass zurückzulaufen. Aber erstmal ging es vom Gemsfairenstock nach Westen zum Gemsfairenjoch (2’848 m) um dann steil (35°) über den Südhang auf die Ebene des Claridenfirn (2’680 m) abzusteigen. Der Schnee war natürlich gegen Mittag schon weich, was den Abstieg angenehmer machte. Aber uns auch schon Sorgen bereitete wie wir die 150 Höhenmeter später wieder hinaufkommen wollten. Am Fuss von Speichstock, Tüfelsstock, Boggtschlingel (3’079 m) und Claridenjoch nördlich von einem selbst ging es ganz gemütlich auf 3’000 m hinauf. Die Steigung ist so gering, ich hatte das Gefühl nur Strecke, aber keinen einzigen Höhenmeter zurückzulegen. Das ändert sich jedoch schlagartig, wenn man an die Ostflanke des Clariden kommt. Die letzten 150 Höhenmeter wollen erarbeitet werden. Es ist mit 32° recht steil –  und mit den bereits absolvierten 1’300 Höhenmetern in den Knochen habe ich ewig für den Aufstieg gebraucht. Dementsprechend kurz fiel leider auch die Verschnaufpause oben aus. Was extrem Schade war. Der Tödi im Süden zieht majestätisch alle Blicke auf sich, aber auch Hüfifirn, Gross Düssi (3’256 m), Oberalpstock (3’328 m) und der Rückblick zum Gemsfairenstock sind eine Augenweide.

Auf dem Gipfel des Clariden. Die Überschreitung folgt am Gipfelkreuz vorbei Richtung Westen
Ebenfalls unglaublich schön der Blick vom Clariden gen Osten

In 17 Minuten hatte ich es zurück auf 3’000 m geschafft und nun ging es zurück zum Gemsfairenjoch. Der aufgeweichte Schnee hat das Gehen mühsamer gemacht, aber es ging besser als erwartet. Beim Aufstieg hat aber selbst meine beneidenswert fitte Begleitung geflucht. Balsam für mein Seelenheil 😀 Danach war es nur noch Fleissarbeit für die Beine zur Bergstation Fisetenpass zu laufen. Weil klar war, dass wir die letzte offizielle Bahn um 17.00 Uhr nicht erreichen würden, haben wir frühzeitig beim Betreiber angerufen um zu fragen ob wir eine Sonderfahrt buchen können. Um 18 Uhr waren wir angekommen und haben uns einen Keks gefreut nicht noch weitere 640 m absteigen zu müssen. Der Kabinenzuschlag von CHF 40 für die Sonderfahrt war das mehr als wert! Im Gasthof Urnerboden, der an der Bahn angeschlossen ist und wo man auch übernachten kann, kann man es sich schliesslich gut gehen lassen und die wunderschöne Tour Revue passieren lassen.

Rundtour
Strecke15.7 km
Dauerca. 8.25 h
Aufstieg1’728 m
Abstieg1’728 m
Niedrigster Punkt2’010 m
Höchster Punkt3’267 m
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Eckdaten der Tour
Gipfelkreuz des Gemsfairenstock mit dem Tödi im Hintergrund

Wintertour auf den Heustock

Das Üblital im Morgen

Diese konditionell anspruchsvolle Tour hatte für mich einige Überraschungen zu bieten. Nichtsdestotrotz lohnt sie sich für erfahrene und leistungsstarke Wanderer. Von Parkplatz Engi, Weberei am Hotel Hefti auf 812 m soll es heute 1’655 m hoch auf den Heustock gehen. Man kann mit dem Bus anreisen, sonntags ist auch der deutlich grössere Parkplatz der Firma Weseta Fabrikladen wenige Meter oberhalb des Dorfplatzes nutzbar. Oder man parkiert auf der grossen Parkfläche an der Kantonsstrasse gegenüber dem Gasthof zum Bahnhof – alles ist kostenfrei. Der Heustock ist ein Wintergipfel für Tourenskigänger und als solcher in den Karten verzeichnet. Stellenweise verläuft die Route in 40° steilem Gelände; das gilt es insbesondere als Schneeschuhgänger im Hinterkopf zu behalten.

Obwohl schon April sieht es auf etwa 1’500 m immer noch paradiesisch weiss aus

Bis zur Skihütte Mülibachtal folgt die Route der ausgeschilderten breiten Schotterstrasse durch lichte Waldstücke und zwischen Grünflächen hindurch. Das Gelände ist alles andere als anspruchsvoll weshalb man sehr gut und zügig vorwärtskommt. Wer Glück hat, kann in dem Wald etliche Rehe entdecken. Ich durfte zwei Gruppen dieser scheuen Waldbewohner beobachten. Während des Aufstiegs ist das Tagesziel, der Heustock (2’471 m), lange nicht zu sehen. Dafür wird man zu Beginn vom Güntelchamm begleitet, einem letzten Ausläufer im Grat Schwarzstöckli, dessen höchster Punkt der Gufelstock ist. Bereits nach einer Stunde erreicht man das Üblital, einer Alpweide, auf 1’190 m, das auf mich einen wundervollen, einladenden erhabenen Eindruck gemacht hat. Weiter geht es nach Gams auf 1’515 m. Diesen Ort kann man sich für den Rückweg schonmal merken.  Nur 45 Minuten später ist die Skihütte Mülibachtal (1’779 m) erreicht und die ersten 900 Höhenmeter absolviert. Zeit für eine kleine Pause! Wer sich vorangemeldet hat, kann hier übernachten und wird auch ganzjährig bewirtet.

Rückblick von Glattmatt auf die Glarner Alpen

Am Wegweiser wenige Meter der Strasse weiter folgend geht es nun in die einzige Richtung weiter, wo kein Hinweisschild hinzeigt: weiter geradeaus der Nase nach Richtung Norden. Dem Gelände nach zu urteilen scheint hier im Sommer tatsächlich ein Weg zur Alp herzuführen, der aber nicht markiert ist. Hier ist jedenfalls unser nächstes Zwischenziel. Der Heustock ist nur sehr selten begangen und dementsprechend einsam ist die Route. Ich liebe das, aber der Nachteil ist, man muss sich auf sich selbst verlassen. Auf der ganzen Strecke gibt es nur selten Handyempfang; Hilfe holen ist also schwierig. Und wer nicht wie ich das unvorstellbare Glück hat dass ein einsamer Tourenskifahrer einen Tag vorher eine Spur gelegt hat muss selbst den Weg hinauffinden. Auf der Höhe der Glattmatt, auf der auch die Alp liegt sieht man nun das erste Mal den Heustock. Der Rücken über den man aufsteigt erscheint nicht sonderlich schwierig und der Gipfel bereits zum Greifen nah. Ich konnte kaum glauben dass es immer noch mehr als 500 Höhenmeter zu absolvieren waren. In langen Kehren ging es nun recht zäh in der Südflanke zum Gipfel – aber jeder Meter davon hat mehr Aussicht auf die umliegenden Berge freigegeben. Ich habe es genossen! Und als ich schliesslich am Grat das Panorama des vor mir sah, war ich rundum begeistert.

Bützistock und Rottor links, Walensee und Churfirsten sind bereits von den Wolken verschluckt, dem Ruchsitenstöckli droht bereits ein ähnliches Schicksal
Das Wolkenspiel zu beobachten war faszinierend

Ich hätte Stunden dort oben bleiben können und das Wolken- und Nebelspiel beobachten können. Nur leider war mein Blick auf den Süden verhaftet anstatt auch mal zurück zum Walensee und die Churfirsten zu schweifen. Dementsprechend bin ich von dem White-out, das hinter mir aufzog überrascht worden. Einzige Warnung war die plötzliche eisige Kälte und der aufkommende Wind, aber da war es schon zu spät. Mit Sicht von weniger als 5 Meter habe ich mich dann eilig an den Abstieg gemacht. Der Aufstieg war bereits im weichsten Pulverschnee eine einzige Rutschpartie gewesen. Jetzt ohne Sicht, blieb mir nichts übrig als eins zu eins meiner Aufstiegsspur zu folgen. Nach 300 Höhenmeter Abstieg war ich wieder aus der Nebelwolke raus und habe zugesehen so schnell wie möglich zur Alp weiter abzusteigen und auf die sichere Strasse an der Skihütte zu gelangen. Falls der Nebel noch tiefer fallen sollte wäre dann zumindest sichergestellt, dass ich nicht die Orientierung verliere. In Gams bin ich jedoch diesmal von der Strasse abgegangen und der Skiroute gefolgt. Man folgt dem Wegweiser nach Engi-Matt über die Brücke und läuft dann parallel der Strasse auf der anderen Seite des Fusses nach. Die Strasse ist deutlich einfacher zu gehen, die Skiroute ist steil und aufgeweicht. Dafür jedoch deutlich schöner über Wiesen und durch den Wald verlaufend. Dieser Weg trifft in der Nähe des Webweisers Üblital wieder auf die Schotterstrasse, der man nun gemütlich zurück nach Engi folgt. Für den Aufstieg habe ich 4.5h benötigt, zurück gerade einmal 2.5h.

Rundtour
Strecke14.9 km
Dauer8 h
Aufstieg1’665 m
Abstieg1’665 m
Niedrigster Punkt812 m
Höchster Punkt2’471 m
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Eckpunkte der Tour
Die Skihütte Mülibachtal

Schneeschuhwanderung auf den Firzstock

Der Nordgrat des Firzstock. Hier möchte ich hinauf!

Der Firzstock (1’923 m) ist ein schöner Wintergipfel, das heisst es führt im Sommer kein regulärer Wanderweg hinauf. Dementsprechend sucht man auf den Wegweisern den Firzstock auch vergeblich während man auf Skiern oder mit Schneeschuhen bester Stimmung seinen Ziel entgegenschreitet. Obwohl mit Mitte April schon recht spät dran, bin ich nichtsdestotrotz aufgebrochen um mir die Churfirsten einmal von der anderen Seite aus anzusehen.

Startpunkt ist Obstalden wo es einen kleinen kostenfreien Wanderparkplatz in der Strasse Oberdorf gibt; alternativ gibt es noch einen weiteren Parkplatz an der Kerenzerbergstrasse am Hotel Restaurant Sternen. Vom Wanderparkplatz bin ich dem gelb markierten Wanderweg gefolgt, der mich bis zu Hüttenberge (1’030 m) gebracht hat. Wenige Meter nach dem Parkplatz gibt es eine Bank mit wunderschöner Aussicht auf den Walensee und die Churfirsten, sodass die erste Fotopause bereits angebrochen war bevor ich mich gross vom Auto wegbewegt hatte. Ein gutes Stück oberhalb, mitten auf der Wiese, steht ein etwas verlassen wirkender Wegweiser: hier rechts Richtung Hüttenberge und Murg halten. Anschliessend der Hüttenbergstrasse immer weiter nach Südwesten folgen. Wo die Teerstrasse aufhört schliesst sich eine Schotterstrasse an und erst an deren Ende bei Ammeli (1’062 m) konnte ich die Schneeschuhe anziehen.

Eine traumhafte Kulisse mit dem Firzstock rechts und links den Churfirsten

Nun wurde es für mich kompliziert, gefühlte tausend Spure führten nach Rom beziehungsweise auf den Firzstock. Verlaufen kann man sich zwar nicht, aber Umwege gehen. Das ganze Gelände ist die Spielwiese der Aufstiegsfreudigen also habe ich versucht noch möglichst lange einem der Wanderwege durch den Wald an Altstafel (1’223 m) vorbei über die Alp Laui 1433 zu folgen bis es dann „weglos“ über den Rücken hinaufgeht. Ehrlicherweise hätte ich diesen Zwischenteil deutlich kürzer haben können – so wie er auch in der Routenbeschreibung des SAC beschrieben steht. Dafür gabs etwas Kulturprogramm: Eine Tafel unterwegs machte darauf aufmerksam, dass ich mich an der Schwelle zum UNESCO-Welterbe Tektonikarena Sardona befinde. Ein tolles Etappenziel ist die Firzalp auf 1’634 m. Man sieht hervorragend die Aufstiegsroute über den steilen Nordgrat und natürlich die westlichen Churfirsten. In langen Kehren geht es den bis zu 45° steilen Hang hinauf wofür weniger als 45 Minuten eingeplant werden muss. Oben angelangt gibt es zwar kein Gipfelkreuz, aber eine phantastische Aussicht – nicht nur Richtung Norden, sondern auch gen Süden. Fronalpstock, Rautispitz, Mürtschenstock und Glärnisch sind quasi nur die nächsten Nachbarn.

Im Vordergrund der Grat des Firzstocks, dahinter Walensee und die Churfirsten
Prominent der Mürtschenstock

Der Schnee war am Vormittag schon in keinem wirklich guten Zustand mehr und nachdem der Aufstieg selbst am Gipfel schon mehr durch den nassen Schnee gerutscht als selbstsicher gegangen war, entschied ich mich mit grossem Bedauern die Zeit hier oben so kurz wie möglich zu halten. Die weit über die Felskanten ragenden Schneeansammlungen wirkten nicht allzu vertrauenserweckend und die riesigen „Gucklöcher“ ins Tal stimmten mich nicht zuversichtlicher. Dazu ein sehr steiler Hang wo ich gucken sollte wo genau ich bei bestem Wetter hintrete damit es nicht plötzlich schneller abwärts geht als gewollt. Zum Glück beschränkten sich diese Schlitterpartien auf ein Minimum und 25 Minuten später war ich zurück an der Firzalp wo ich meine Pause dann nachgeholt habe. Für den weiteren Rückweg kann man seiner Aufstiegsroute folgen oder deutlich direkter laufen. Ich habe mich für letzteres entschieden – schneller, aber unsicherer. Es warteten wieder steile Hänge auf mich mit bis zu 40°, Achtung also bei Lawinengefahr und schlechten Schneebedingungen. In Hüttenberge gibt es neben einem kleinen Biohof am Abzweig nach Obstalden eine nette Bank mit wundervoller Aussicht und Tränke, die einen mit frischem Wasser versorgt. Das Angebot habe ich gerne angenommen denn Zuhause sollte mich der Regen erwarten. Aber irgendwann musste auch ich nach Hause und so bin ich die letzten Höhenmeter in etwa 30 Minuten zum Wanderparkplatz mit toller Aussicht voraus abgestiegen.

Rundtour
Strecke10.3 km
Dauer5.75 h
Aufstieg1’211 m
Abstieg1’211 m
Niedrigster Punkt712 m
Höchster Punkt1’923 m
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Eckdaten der Tour
Die Firzalp von oben

Starkenbach, Churfirst Selun und zurück

Der Alpstein mit dem Säntis als höchsten Gipfel der Kantone Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden

Um kurz nach 8 Uhr am Morgen habe ich das Auto am kleinen Parkplatz an der Talstation der Selunbahn parkiert und damit fast den letzten freien Stellplatz erwischt. Im Winter ist der Parkplatz kostenfrei, im Sommer den Nutzern der Kistenbahn Starkenbach-Selun vorbehalten – sofern man die Bahn findet und nicht wie ich zweimal an der winzigen Strasse am Restaurant Churfirsten vorbeifährt.

Auf dem Rücken des Selun (Mitte) geht es gemütich hinauf. Weiter rechts der Leistchamm
Die Churfirsten (links) sehen auch von dieser Perspektive beeindruckend aus

Der Selun (2’205 m) als Westlichster der Churfirsten ist Sommer wie Winter ein beliebtes Ausflugsziel und der Aufstieg ist unten im Tal mit circa 4h 15min angegeben. Die Route im Winter folgt tatsächlich weitestgehend dem Sommerweg und aufgrund seiner Beliebtheit sind in der Regel genügend Spuren vorhanden um die Orientierung zu erleichtern. Vom Parkplatz Säss (909 m) geht es allerdings erst einmal quer über die Wiese hoch hinauf und kurze Zeit später ist man dem Wanderweg folgend in Hofstatt auf 1’051 m angekommen. Von hier sind 3h 45min zum Gipfel und der Blick Richtung Nordosten zeigt schon das Bergmassiv des Säntis in voller Pracht. Immer weiter dem Wanderweg nach ist man dann auch schon so gut wie an der Bergstation der Seilbahn (Vordere Selunalp auf den Wegweisern) angekommen.

Die Alp Strichboden mit dem Säntis im Hintergrund

Kurz vorher hält man sich jedoch links um sich zur Wildmannli Hütte, einer im Winter leider geschlossene Alpwirtschaft, zu orientieren. Da die Hütte von der Bergstation aus sichtbar ist und nur wenige Minuten entfernt liegt, stellt dies kein Problem dar. Die Route führt allerdings oberhalb der Hütte vorbei, der Wegpunkt den man passiert heisst Strichboden und liegt auf 1’620 m. Leider hiess dies jedoch auch, dass ich nicht am Wildmannlisloch vorbeigekommen bin, einer alpinen Karsthöhle. Mittlerweile bedauer ich es, nicht den kleinen Umweg von 10 Minuten genommen zu haben um nachzuprüfen ob die Höhle begehbar ist. Ich war schlicht zu faul nochmal 40 Meter ab- und wieder aufzusteigen. Schande auf mein Haupt 😀 Die gute Nachricht: Von Strichboden sind es nur noch weniger als 600 Höhenmeter und gerade einmal 1h 35min bis zum Gipfel! Wer genau hinschaut kann auf dem Selun, der direkt vor einem liegt, die schwarzen Punkte erkennen die sich den Berg hinaufschlängeln. Dieser Aufstiegsroute über den breiten Rücken werde auch ich folgen und bin noch unschlüssig zu beantworten ob ich so langsam bin oder die anderen Winterfans einfach nur vor mir aufgestanden sind. Der restliche Anstieg Richtung Süden ist nur noch Fleissarbeit und weder technisch anspruchsvoll noch in der Tourenskispur besonders steil. Oben angekommen verzaubert die Aussicht auf den Walensee direkt unter mir, den Firzstock im Süden, den ich morgen besuchen werde, die benachbarten Churfirsten und natürlich den gegenüberliegenden Alpstein mit Schafberg und Säntis.

Alpstein, Churfirsten, Walensee – was will man mehr
Der Blick von Südwesten nach Norden

Nach einer fast 3-stündigen Mittagpause war dann doch mal Zeit für den Heimweg und dem Panorama im Süden erst einmal auf Wiedersehen zu sagen. Beim obligatorischen Gipfelkreuzfoto sollte ma jedoch aufpassen: der Mittelbalken ist lose. Zurück zum Parkplatz geht’s auf der gleichen Route die man hochgekommen ist und der Abstieg geht unfassbar flugs. Wer noch Lust und Energie hat, kann im Sommer bei Strichboden Richtung Westen einen Abstecher zur Ochsenhütte auf der Alp Selun machen, die in etwa 25 minütiger Entfernung liegt und sich dort statt in der Wildmannli Hütte stärken. Im Winter muss man warten bis man zurück im Tal ist, welches ich in einer guten Stunde erreicht hatte.

Übrigens: Wer von Starkenbach alle sieben Churfirsten (Selun, Frümsel, Brisi, Zuelstoll, Schibenstoll, Hinterrugg und Chäserrugg) an einem Tag bewältigt, hat erfolgreich die Kaiserroute begangen. Klingt als ob ich ein weiteres Sommerziel habe 🙂

Rundtour
Strecke11.3 km
Dauer6.15 h
Aufstieg1’294 m
Abstieg1’294 m
Niedrigster Punkt907 m
Höchster Punkt2’205 m
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Eckpunkte der Tour
Das noch halb eingeschneite Gipfelkreuz bei Ankunft. Der Himmel verbreitet keine einladende Stimmung