Über Scheltenpass und Hohe Winde

Rückweg von der Hohe Winde kurz oberhalb der Mittleren Rotmatt

Das Wetter war nicht gerade sonnig angesagt aber angesichts einer ganzen Woche in den heimischen vier Wänden wurde es Zeit trotzdem rauszugehen. Und so fiel die Wahl auf diese Rundtour mit Startpunkt in Schelten, der nördlichsten Gemeinde im Kanton Bern. Der Parkplatz vor den Restaurant Scheltenmühle ist Gästen vorbehalten, wer jedoch vom Pass aus gesehen hinter der Gaststätte links abbiegt (dort steht ein Sackgassenschild) findet wenige Meter später ebenfalls auf der linken Seite einen kleinen Wanderparkplatz. Alternativ kann am Aussichtspunkt Scheltenpass das Auto parkiert und die Tour begonnen werden. Wer wie ich im Winter über den Scheltenpass fährt beachte bitte die Schneekettenpflicht und prüfe, ob der Pass offen ist.

Eine der Weiden auf denen ich immer wieder plötzlich knietief versunken bin

Ausgehend von Schelten folgt man kurze Zeit auf der Teerstrasse der Beschilderung Richtung Scheltenpass / Hohe Winde. Der gelbe Weg ist allgemein gut ausgeschildert und markiert und solange nicht meterhoher Schnee liegt kann eigentlich kaum etwas schiefgehen. Von der Teerstrasse geht hinter dem grossen Hof nach der Kehre rechts ein Wanderweg ab – und ab jetzt lohnte es sich nicht mehr meine Schuhe sauberzumachen. Der breite Weg ist aufgrund der tagelangen Niederschläge vorher sehr matschig und rutschig gewesen. Am Hof in Rotlach erwartete mich allerdings eine unangenehme Überraschung. Der Hofhund schien mich nicht zu mögen oder aber seine Aufgabe als Wachhund sehr ernst zu nehmen. Nachdem ich 15 Minuten angebellt, angeknurrt und angedroht wurde, niemand reagierte und Ausweichen aufgrund der kopfhoch aufgetürmten Schneeberge nicht möglich war, fasste ich mir ein Herz zu versuchen am Hund vorbeizugehen. Er war nicht erfreut. Von hier aus ging es unspektakulär weiter zum Bergrestaurant Matzendörfer Stierenberg auf 1’185 m. Dieses hat im Winter geschlossen, bietet im Sommer aber neben Speise und Trank sogar Übernachtungen für maximal 4 Personen an. Obwohl die überquerten Weiden immer wieder stückweise schneefrei waren, bin ich in den nassen Schneefeldern oft knietief eingesunken. Bei jeder dieser Gelegenheiten habe ich mich dann gefragt ob der Untergrund plötzlich und spontan einen halben Meter abgesunken ist – denn links oder rechts neben mir lachte mich dann gerne ein braunes Wiesenstück spöttisch an. Sollte man wie ich gefühlt der erste Wanderer im Schnee sein, der um diese Zeit unterwegs ist, hilft der gute alte Orientierungssinn bei der Wegsuche weiter. Meist entdeckt man doch weit hinten an einem Baum eine gelbe Raute. Vom Restaurant aus gehen kluge Menschen nun einen mittelgrossen Bogen nach links im Uhrzeigersinn und bleiben so auf dem Weg, der sie zum vom oben sichtbaren Wegweiser und der angrenzenden Strasse bringt. Sie ersparen sich dann zweimaliges Klettern über den Stacheldrahtzaun. Kurze Zeit später erreicht man den Aussichtspunkt Scheltenpass (1’051 m).

Der Gratweg vom Parkplatz Scheltenpass zum Vorder Erzberg

Man quert die Scheltenpass-Strasse und geht einen tollen kurzen Gratweg entlang der lins un rechts vonBäumen gesäumt ist bis es links zum Vorder Erzberg geht. Hier kann man sich coronabedingt an einem Kühlschrank der Bergwirtschaft Vorder Erzberg draussen selbst bedienen oder ein kleines Take-Away in Anspruch nehmen. Oder die Hofkatze streicheln, die in meinem Fall sofort verschmust angelaufen gekommen war. Das hab ich gemacht und hätte sie am liebsten mitgenommen. Von hier aus sind es noch etwa 30 Minuten zum Gipfel der Hohe Winde auf 1’204 m, welcher ohne Shwierigkeiten und ohne Mühe erreicht wird. Etwa 10 Minuten unterhalb des Gipfels gibt es sogar eine Skiclubhütte mit Grillstelle, Spielplatz und traumhaft gelegen. Diese kann sogar zum Übernachten angemietet werden und wird in der Regel am Wochenende von Mai bis Dezember bewirtet. Schliesslich oben angekommen erwartet einen ein toller Ausblick. Bei klarer Sicht kann Richtung Süden bis in die Walliser Alpen geblickt werden, Richtung Norden erspähen die guten Augen die Vogesen und den Schwarzwald. Hier lässt es sich aushalten. Es sind noch ein wenige andere Wanderer oben und alle geniessen das Wolkenspiel unter und über uns.

Vom Bergrestaurant Matzendörfer Stierenberg schweift der Blick nach Nordosten
Von der Hohen Winde aus das Wolkenspiel zu betrachten war wunderschön

Runter geht es über die Mittlere Rotmatt. Im Winter spielt es kein Rolle, aber im Sommer weiden auf diesem Teil der Tour auf den Kuhweiden, die man überquert, nicht nur Mutterkühe mit ihren Kälbern sondern auch Stiere. An der Mittleren Rotmatt angekommen ist Schelten ausgewiesen und man läuft auf dem schlecht sichtbaren matschigen Wanderweg zurück. Ein bisschen hat mich die Stimmung, die an Stille und Einsamkeit in einer eine rauen, wilden Landschaft erinnerte, beeindruckt. Im Nachhinein hätte ich der Landschaft mehr Raum geben statt einfach zum Auto rennen sollen. Denn schwupps ist man auch schon zurück am Start.

Rundtour
Strecke11.1. km
Dauerca. 3.75 h
Aufstieg611 m
Abstieg611 m
Niedrigster Punkt746 m
Höchster Punkt1’204 m
GPXLink
Eckdaten der Tour
Das Bergrestaurant Matzendörfer Stierenberg

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