Diese Tour ist gemütlich und streng zugleich, sodass sie in Abwandlung ohne den Leistchamm, der den anspruchsvollen Teil ausmacht, auch als Nachmittagsrunde zu gehen ist. Startpunkt ist der Ortsteil Arvenbüel von Amden, und wer dazu noch Leistkammstrasse ins Navigationsgerät eintippt hat die Wahl zwischen gefühlt hunderten mittelgrossen Parkflächen. Alle Bereiche sind kostenpflichtig, man zahlt am Automaten CHF 1 / Stunde. Man sollte Kleingeld dabei haben oder einen TWINT-Account besitzen, sonst kann nur die Hilfe der Einweiser beim Tausch Schein gegen Münzen retten. Von einem der Parkflächen ausgehend sucht man erst einmal den Weg hinab zu den Skiliften; hierzu der Leistkammstrasse folgen, am ersten Schild den Rundweg 2 einschlagen und wenige Meter später allerdings auf der Strasse bleiben und nicht weiter dem Rundweg nach. Man kommt am Skilift Arven vorbei und steht eine Minute später an einer kleinen Brücke über den Beerenbach nach der man die Schneeschuhe anziehen kann. Als ich diese Tour unternommen habe, hätte man jedoch auch auf Schneeschuhe verzichten können beziehungsweise waren einige als Winterwanderer unterwegs. Selbst das immer wieder knietiefe Einsinken am Leistchamm konnte sie nicht schrecken.
Ein Teil der Route ist ein ausgeschilderter Wintertrail, lediglich der Leistchamm ist im Winter unbeschildert. Von der Brücke bleibt man auf der Strasse, auch wenn diese im Schnee nicht erkennbar ist. Den Spuren ist einfach bis nach Looch zu folgen, man kann fast nichts falsch machen. Kurz vor der geschlossenen Alp Looch, deren Schicksal aktuell noch ungewiss ist, bin ich an der einzelnen Hütte auf der Egg vorbeigekommen, an der ein Wanderweg über Brittertannen nach Arvenbüel oder Altschen abführt. Die Hütte auf circa 1’470 m wird gerne als Pausenplatz genutzt, aber da die Sonne erst spät hierhergelangt und es noch früh war bin ich weitergelaufen. Kurz hinter Looch, welches aus mehreren Hütten besteht und im Sommer auch eine Bewirtung anbieten, hat man die Wahl dem schwarzen oder dem normalen Schneeschuhtrail zum Flügenspitz (1’701 m) zu folgen. Da kein grosses Lawinenrisiko bestand, bin ich dem schwarzen Weg gefolgt, der direkt und eher steil zum Gipfel führt. Die letzten Meter sind dann wirklich sehr steil und ich war froh, dort nicht wieder auf Schneeschuhen herunterzumüssen. Der Flügenspitz ist im Vergleich zum Leistchamm (2’101 m) zur eine kleine Anhöhe aber man hat einen malerischen Blick auf den Gulmen (1’789 m), Vorder Goggeien (1’631 m) und den Mittagberg (1’549 m). Auf dem Grat entlang Richtung Südosten geht es direkt auf den Leistchamm hinauf. Auf dem First auf 1’663 m steht ein Wegweiser, der den Sommerweg auf den Gipfel hinauf anzeigt. Wer nur eine gemütliche kleine Nachmittagstour unternehmen wollte, steigt einfach wieder nach Arvenbüel ab. Ich habe ab hier den markierten Schneeschuhtrail verlassen und bin im Schatten des Berges wieder aufgestiegen. Einen perfekt vorgespurten Weg dem alle folgen gibt es nicht, jeder ist sich selbst der Nächste. Heisst: Manche gehen auf gerader Linie im sehr steilen Gelände hinauf, andere queren im Zickzack tendenziell in östliche Richtung über Tritt (1’778 m) um dann über den Grat nahezu gemütlich aufzusteigen. Ein richtig gibt’s folglich nur für die Orientierungsangabe nach oben. Die Aussicht vom Leistenchamm ist dann fantastisch. Unter mir glänzte der Walensee in der Sonne, der Blick schweifte über die Glarner uns St. Galler Alpen, das Alpsteingebiet mit dem Säntis, ins Linthgebiet. Beeindruckend ist die Kante der Churfürsten, ich habe mich sofort gefragt ob es einen Weg hinüber gibt. Man möchte gar nicht mehr hinunter.
Nachdem ich nach fast zwei Stunden Rast und vom harschen Wind abgesehen paradiesischen Wetter schweren Herzens wieder absteigen musste war ich überrascht wie schnell ich wieder zum Wegweiser abgestiegen war. Denn die 400 Höhenmeter habe ich rutschend, gleitend und gehend in 40 Minuten zurückgelegt.
Für den Abstieg gilt das gleiche wie für den Aufstieg: das Ziel anpeilen und irgendwie wird man schon irgendwo einen für sich akzeptablen Weg stapfen. Oder rutschen. Was im Aufstieg an Steilheit aber noch gut machbar war, war im Abstieg nicht mehr so lustig. Ich habe mir immer wieder die Stellen gesucht, die nicht zu abschüssig waren und gleichzeitig viel Schnee geboten haben. Meine Überlegung diesbezüglich war, dass wenn ich dann falle, vom Schnee gebremst werde, weich lande und ansonsten gut gleiten kann. Andere denken bei dieser Taktik vielleicht eher an Achtung Lawinen. Man muss vor Ort in Abhängigkeit vom eigenen Können und der Schneesituation beurteilen, wo es eine gute Idee ist abzusteigen und auf welche Art und Weise. Ich schätze, dass dieser Teil gut als Schwierigkeit WT4 durchgeht. Ist man heil weder unten angekommen geht’s gemäss Wegweiser in 70 Minuten zurück nach Arvenbüel. Ich fand der Weg bis nach Looch hat sich ziemlich gezogen, aber vielleicht war ich auch einfach nur noch etwas wackelig auf den Beinen. Die Route ist schön, zwischen den Bäumen entlang und wer sich umdreht erhascht immer wieder einen tollen Blick auf den Leistchamm, auf dessen Gipfel man kurz zuvor noch gestanden hat. Von unten habe ich mich gefragt wie ich da eigentlich hoch- und schlimmer noch heruntergekommen bin. Von Looch aus ist der circa 45-minütige Rückweg schon fast bekannt. Ich bin bis zur Hütte gelaufen bis zu dem Punkt wo die Strass nach links abbiegt, der beschilderte Sommerwanderweg jedoch geradeaus weiterverläuft. Etwas Abwechslung muss sein und so bin ich diesmal dem Wanderweg gefolgt. Eine schöne Route die durch ein kleines Wäldchen führt. Flugs steht man dann auch schon wieder an der Brücke und braucht dann nur noch entlang der Strasse zum Parkplatz zu laufen.
Rundtour | |
Strecke | 10.0 km |
Dauer | ca. 5.25 h |
Aufstieg | 940 m |
Abstieg | 940 m |
Niedrigster Punkt | 1’236 m |
Höchster Punkt | 2’101 m |
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