Via Glaralpina – Fridolinshütte nach Linthal*

Die Grünhornhütte vor dem Tödi gelegen

Die zehnte Etappe der Via Glaralpina auf dem Programm startet von der Fridolinshütte (2’111 m) am Fusse des Tödi (3’614 m) und endet in Hinter Obbort einer kleinen Ortschaft oberhalb von Linthal. Da sie mit 4 h Gehzeit eher zu den kürzeren Etappen zählt, habe ich am Morgen noch den Aufstieg zur Grünhornhütte (2’448 m) absolviert. Diese liegt 1 h Gehzeit von der Fridolinshütte entfernt und ist die älteste SAC-Hütte. Von ihr bietet sich ein traumhafter Blick auf den Bifertengletscher – viel näher kann man ihm nicht kommen wenn man als Wanderer unterwegs ist.

Die tiefen Spalten im Bifertengletscher beeindrucken

Das Wetter zeigte sich an diesem Morgen nicht von seiner besten Seite, aber es war zumindest trocken. Also habe ich beschlossen den Aufstieg zu wagen. Den Weg zur Hütte kann man hervorragend von der Fridolinshütte einsehen und so war mir auch bekannt, dass zwei Schneefelder passiert werden mussten. Gegen 8 Uhr bin ich als einziger Gast in diese Richtung aufgebrochen. Der Weg ist steil und hat einen alpinen Charakter. Unterhalb der Grünhornhütte ist der Weg zudem mit Ketten versiert; etwas Schwindelfreiheit mitzubringen ist nicht verkehrt. Wer neben dem atemberaubenden Blick auf den Gletscher, den Bifertenstock (3’419 m) und den Tödi noch Kapazitäten frei hat, dem empfiehlt es sich hin und wieder links und rechts entlang des Weges zu schauen. Viele Bergkristalle liegen dort, von denen einige schöne Exemplare auch in der und um die Fridolinshütte ausgestellt sind. Bei der Grünhornhütte habe ich mich dann sicherlich eine Stunde aufgehalten – dort ist viel über die Geschichte des Tödi und der Hütte zu lesen. Nicht zu vergessen ein Stempel zum 150-jährigen Jubiläum der Hütte. Draussen waren einige Gletscherspalten gut erkennbar; mit diesen möchte ich nicht nähere Bekanntschaft schliessen.

Die mächtigen Gipfel des Bifertenstock (links) und Tödi (rechts) von der Fridolinshütte aus

So beeindruckend es dort oben aber auch war, der Wind war eisig, der Nebel zog wieder auf und die Uhrzeit rückte auch gnadenlos immer weiter vor. Also folgte der Abstieg zurück zur Fridolinshütte, der sich schnell als anspruchsvoller als der Aufstieg herausstellte. Hauptsächlich wegen der Ausrutschgefahr. Nach kurzer Rast und einem Plausch mit dem Hüttenwart ging nun die eigentliche Etappe los.

Rückblick von der Alp Hinter Sand

Über einen sehr schönen Bergwanderweg führt die Route Richtung Norden nach Hinter Sand (1’305 m), immer mit dem Tödi im Rücken. Der Abstieg ist insgesamt gut zu gehen und auch wenn es bis zur Brücke auf etwa 1’580 m keine Abzweigungen gibt, ist die rot-weisse Markierung sehr gut. Die Landschaft führt über idyllische Bergwiesen und die Artenvielfalt bezaubert. Schliesslich sieht beziehungsweise hört man zuerst das Zwischenziel Hinter Sand. Auf der Alp weidet eine grössere Gruppe an Mutterkühen mit Jungtieren, die jedoch einen friedlichen Charakter hatten. Interessant zu wissen ist sicherlich, dass man sich ab dem Wegweiser Hinter Sand den restlichen Weg zu Fuss sparen kann. Nun führt eine Schotterpiste bis Tierfehd und es gibt tatsächlich einen Taxiservice. Buchen (Telefon: +41 79 297 55 55) kann man ihn schon von der Fridolinshütte; das Taxi wartet dann entsprechend. Oder eben bei Ankunft in Hinter Sand. Sowohl in der Hütte als auch am Wegweiser Hinter Sand ist die Telefonnummer ausgehängt.

Abstieg nach Hinter Sand. Hier der Blick zurück zum Bifertenstock

Von hier sind es noch knapp 1.5 h nach Tierfehd. Ein grosser Teil der Strecke ist Fleissarbeit denn es geht über ein unschwieriges, breites Fahrsträsschen weiter. Der Blick zurück lohnt sich fast mehr als der Blick voraus: der Tödi, der König der Berge, liegt nun im Rücken. Kurz vor Sandwald (1’080 m) taucht man dann in einen kühlen Wald ein. Beim Wegweiser Pantenbrugg Süd (1’001 m) gibt es etwas schliesslich Geschichte zu sehen, nämlich die Pantenbrücke. Sie steht unter Denkmalschutz und wurde erstmalig 1457 gebaut. Sie wurde mehrmals durch Lawinen und Steinschlag zerstört; die untere Brücke steht nun seit 1854, die direkt darüber verlaufende obere Brücke seit 1902. Vom Wegweiser Pantenbrugg Nord (988 m) sind es nur 5 Minuten Umweg zu einem Aussichtspunkt in die 1.4 km lange Linthalschlucht. Da derzeit noch der Wanderweg von Tierfehd auf den Aussichtspunkt über die Schlucht gesperrt ist, lohnt sich dieser Abstecher um einen Eindruck von der Schlucht zu erhalten.

Die denkmalgeschützte Pantenbrücke, die eigentlich aus zwei Brücken besteht

Tierfehd selbst hat mich nicht sonderlich beeindruckt. Sicherlich lohnt sich aber ein Besuch des Pumpspeicherwerks Limmern, welches regelmässig Führungen anbietet. Von hier startet zudem für CHF 10 die Seilbahn Tierfehd-Kalktrittli zur Muttseehütte (2’501 m), die das Ziel der elften Etappe ist. Nach Hinter Obbort folgt man leider der Hauptstrasse ohne Fussgängerstreifen, am Hotel Tödi vorbei, bis man an einen gelb markierten Abzweig in die Strasse Steingaden gelangt. Hier nach rechts gehen, an der Gabelung links und im Anschluss dem Wanderweg über eine Wiese folgen. Von der Hauptstrasse zum Berggasthof Obbort sind nochmals knapp 200 Höhenmeter hinauf zu überwinden. Wenn es feucht ist, ist der Weg über das Gras rutschig und bei hohem Gras schwieriger zu erkennen. Der Gasthof ist sogar unmittelbar vor Erreichen ausgeschildert: wer diesem Hinweis folgt, nimmt quasi den Schleichweg direkt in den Garten. Ansonsten kommt man auf der Strasse ein Stückchen oberhalb heraus und läuft dann wenige Meter wieder herab.

Ich habe im Berggasthaus Obbort übernachtet und den Tag bei Sonne und netter Gesellschaft ausklingen lassen. Das Wetter sollte nun endgültig umschlagen; Hagel, Schnee und Starkregen war für die kommende Woche eigentlich durchgehen angesagt. Von Hinter Obbort gibt es keine ÖV-Anbindung, d.h. man muss nach Linthal erst ein Stück einen gelben Wanderweg entlang folgen und wird später schlussendlich entlang der Strasse geführt. Nach Linthal sind vom Gasthof etwa 1.5 h einzuplanen, dies entspricht circa 5 km und 800 Höhenmeter abwärts. Wer möchte kann natürlich auch ohne Übernachtung in Obbort direkt heimreisen. Dafür braucht man übrigens nicht den Umweg über Hinter Obbort zu gehen, von Tierfehd aus gibt es einen direkteren Weg. Über den Linthalweg erreicht man so sein Ziel in 1h 45min.

Streckentour
Strecke15 km
Dauerca. 5.5 h
Aufstieg615 m
Abstieg1’668 m
Niedrigster Punkt802 m
Höchster Punkt2’446 m
GPX (mit Linthal)Download
Eckpunkte der Tour
Aussicht vom Berggasthof Obbort zurück Richtung Tierfehd

Via Glaralpina – Claridenhütte zur Fridolinshütte*

Abstieg vom Beggilüggi. Der Wolkenvorhang gibt kurz ein kleines Sichtfenster frei

Heute steht die neunte Etappe der Via Glaralpina auf dem Programm: von der Claridenhütte wird es zur Fridolinshütte gehen. Die Etappe bietet viele Optionen da für die Originalstrecke gerade einmal 3h 15min vorgesehen sind. Ich persönlich freute mich schon die ganze Zeit auf die rund 230 Millionen Jahre alten Spuren einer Gruppe Archosaurier. Diese von den Urahnen der Krokodile und Dinosauriern hinterlassenen Spuren werden auch Chirotheroidenfährten genannt und gehören zu den ältesten Wirbeltierfährten. Zudem hatte mir fest vorgenommen auch der Planurahütte, welche die höchstgelegendste Hütte der Ostschweiz ist, bei dieser Gelegenheit einen Besuch abzustatten. Leider war aufgrund des Schnees dieser Abstecher nicht durch die Erfüllung meiner Erwartung belohnt worden. Wer möchte kann als Tipp aber auch abseits der Route den Zuetribistock (2’645 m) und Beggistock (2’635 m) erklimmen. Es führt kein offizieller Weg hinauf, aber die Schwierigkeit ist mit T3+ noch im Rahmen.

Zum Baden erschien es mir doch etwas zu frisch

Das Wetter machte an diesem Tag leider keinen allzu guten Eindruck und dabei wird diese Etappe als besonders aussichtsreich beschrieben; mit permanentem Blick auf den Tödi (3’574 m), den König der Berge. Dennoch war sie wunderschön und ich habe eindeutig zu wenig zu erzählen um die ganzen fantastisch-mystischen Fotos passend einzubinden. Los ging es aber erst einmal durch den Schnee im Nebel von der Claridenhütte zur Beggilüggi (2’536 m), dem höchsten Punkt der heutigen Tour. Auf halber Strecke erwartet ein kleiner See den Wanderer, welcher im Hochsommer sicherlich eine erfrischende Abkühlung verspricht. Im Nebel und mit Blick auf das darin schwimmende Eis bin ich jedoch fröstelnd weitergelaufen. Mir ist heute noch schleierhaft, wie manch Gast auf der Claridenhütte am Vortag dort gebadet hat. Auch über die Beggilüggi bin ich dann hinweg, ohne viel Notiz von der Landschaft zu nehmen zu können. Im Anschluss führt der gut markierte rot-weisse Weg sanft über Alpweiden hinab und man hört die Glocken der Kühe schon aus grosser Entfernung. Die vielen Löcher verraten zudem, dass auch Murmeltiere sich hier Zuhause fühlen. Nach knapp 2 h habe ich schliesslich Ober Sand (1’927 m) erreicht; der Wegweiser spricht von 1 h Gehzeit. Von hier aus geht es entweder direkt geradeaus zur Fridolinshütte oder man wagt Richtung Südwesten den Abstecher zur Planurahütte. Unterwegs dorthin kommt man an den Saurierspuren vorbei – und die wollte ich schliesslich unbedingt sehen. Nebel hin oder her.

Der Chli Tödi links hüllt sich in Wolken, ebenso der Hinter Spitzalpelistock rechts

Entlang des Oberstafelbachs folgt man ab Ober Sand dem rot-weissen Wanderweg bis zum Sandpassweidli. Die Alp kann man nicht verfehlen und dahinter präsentiert sich eine malerische Landschaft. Der Aufstieg zur Planurahütte beziehungsweise zu den Saurierspuren verläuft zuerst gemütlich über die Wiese bevor es dann steiler wird. Es dauert nicht lange bis das Gras durch Stein abgelöst wird. Hier an diesem Übergang habe ich endlich Edelweiss am Wegesrand entdeckt – die ersten überhaupt!

Die Platten mit den Spuren sind zwar schneefrei, aber der Zugang dennoch versperrt. So muss die Kamera als Fernglas dienen

Wie ich nun zu den Saurierspuren, kommen sollte, war mir allerdings unklar. Es gibt keine Schilder oder farbliche Markierungen, die den Weg weisen. Und so bin ich nach Erreichen der 2’300 m-Höhenlinie über Schutt und Geröll querfeldein der Nase nach losmarschiert. Nunja, theoretisch sollen irgendwo zwischen 2’100 m und 2’300 m linksseitig Steinmännchen einen möglichen Weg markieren. Die Saurierspuren befinden sich nach den Schweizer Landeskoordinaten an der Stelle 711 700 / 186 900. Dies entspricht den GPS-Koordinaten 46°49’25.94″ N 8°54’9.20″ E. Die Steinmännchen habe ich zwar übersehen, stand irgendwann jedoch dennoch auf der Rippe, von wo aus man hinabklettern und den Fluss überqueren muss. Hier musste ich mich dann geschlagen geben. Die Platten mit den Spuren waren zwar toll zu sehen und schneefrei – ein Überqueren des Flusses jedoch unmöglich. Schnee und Eis bis zur Rippe, welche tosend vom Fluss unterspült wurden, erschienen mir nicht vertrauenswürdig. Und so musste ich schwer enttäuscht den Rückzug antreten.

Ausblick vom Ochsenstock auf den Bifertenstock am Nachmittag
Bifertenstock, Gletscher, Grünhornhütte und Tödi präsentieren sich dann am späten Abend doch noch in voller Pracht

Da in Coronazeiten ein spontanes „Hallo, hier bin ich und würde gerne bei euch übernachten“ auf keiner Hütte möglich ist, fiel dann auch aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit der weitere Aufstieg zur Planurahütte aus. Fünf Sunden zusätzliche Gehzeit waren einfach nicht drin. Also zurück durchs Tal nach Ober Sand. Am Rossmättli, wo man auch den Oberstafelbach quert, gibt es allerdings einen alternativen Weg zur Fridolinshütte. Dieser ist weniger begangen und stellenweise etwas weniger gut markiert. Der Abwechslung halber habe ich die Variante gewählt und habe es nicht bereut.

Am Abend klarte es endlich auf – und der Tödi zeigte sich das erste Mal

So war ich am Fusse des Tödi – Sandgipfel (3’390 m) unterwegs und damit dem dicht in Wolken gehüllten König noch ein kleines bisschen näher. Wieder auf der Originalweg angekommen ging es nun die letzten Höhenmeter hinauf zum Ochsenstock (2’265 m). Von hier aus kann man nochmal ein wunderschönes Panorama auf den Bifertenstock (3’419 m) und die beiden Gipfel des Tödi (Glarner Tödi und Sandgipfel) geniessen bevor es hinab zur Fridolinshütte geht. Diese liegt in einem Talkessel, umschlossen von den zwei genannten mächtigen Bergmassiven. Kein Wunder, dass hier eine ganz eindrückliche Stimmung herrscht. Die Hütte wird zudem auch als Startpunkt für Hochtourengänger genutzt, die von hier aus den Tödi oder den Bifertenstock besteigen möchten. Wobei der Tödi sich unvergleichlich grösserer Beliebtheit erfreut. Das Personal gibt sich zudem Mühe Wanderer und Hochtourengänger zu trennen, damit man nicht unnötig um 3.30 Uhr geweckt wird. Wer möchte kann noch einen kleinen Abstecher zur Grünhornhütte machen. Diese liegt 1 h Gehzeit von der Fridolinshütte entfernt, ist nicht bewirtschaftet und verfügt über keine Schlafplätze. Sie ist aber mit Baujahr 1863 die älteste SAC-Hütte und damit etwas ganz besonderes. Ich habe sie am nächsten Tag besucht. Ansonsten bietet ein kleiner See unterhalb der Hütte eine schöne Gelegenheit sich zu erfrischen.

Streckentour
Strecke13.2 km
Dauerca. 5.25 h
Aufstieg833 m
Abstieg1’175 m
Niedrigster Punkt1’924 m
Höchster Punkt2’537 m
GPXDownload
Eckdaten der Tour
Die Fridolinshütte mit dem Bifertenstock im Hintergrund

Wintertour auf den Heustock

Das Üblital im Morgen

Diese konditionell anspruchsvolle Tour hatte für mich einige Überraschungen zu bieten. Nichtsdestotrotz lohnt sie sich für erfahrene und leistungsstarke Wanderer. Von Parkplatz Engi, Weberei am Hotel Hefti auf 812 m soll es heute 1’655 m hoch auf den Heustock gehen. Man kann mit dem Bus anreisen, sonntags ist auch der deutlich grössere Parkplatz der Firma Weseta Fabrikladen wenige Meter oberhalb des Dorfplatzes nutzbar. Oder man parkiert auf der grossen Parkfläche an der Kantonsstrasse gegenüber dem Gasthof zum Bahnhof – alles ist kostenfrei. Der Heustock ist ein Wintergipfel für Tourenskigänger und als solcher in den Karten verzeichnet. Stellenweise verläuft die Route in 40° steilem Gelände; das gilt es insbesondere als Schneeschuhgänger im Hinterkopf zu behalten.

Obwohl schon April sieht es auf etwa 1’500 m immer noch paradiesisch weiss aus

Bis zur Skihütte Mülibachtal folgt die Route der ausgeschilderten breiten Schotterstrasse durch lichte Waldstücke und zwischen Grünflächen hindurch. Das Gelände ist alles andere als anspruchsvoll weshalb man sehr gut und zügig vorwärtskommt. Wer Glück hat, kann in dem Wald etliche Rehe entdecken. Ich durfte zwei Gruppen dieser scheuen Waldbewohner beobachten. Während des Aufstiegs ist das Tagesziel, der Heustock (2’471 m), lange nicht zu sehen. Dafür wird man zu Beginn vom Güntelchamm begleitet, einem letzten Ausläufer im Grat Schwarzstöckli, dessen höchster Punkt der Gufelstock ist. Bereits nach einer Stunde erreicht man das Üblital, einer Alpweide, auf 1’190 m, das auf mich einen wundervollen, einladenden erhabenen Eindruck gemacht hat. Weiter geht es nach Gams auf 1’515 m. Diesen Ort kann man sich für den Rückweg schonmal merken.  Nur 45 Minuten später ist die Skihütte Mülibachtal (1’779 m) erreicht und die ersten 900 Höhenmeter absolviert. Zeit für eine kleine Pause! Wer sich vorangemeldet hat, kann hier übernachten und wird auch ganzjährig bewirtet.

Rückblick von Glattmatt auf die Glarner Alpen

Am Wegweiser wenige Meter der Strasse weiter folgend geht es nun in die einzige Richtung weiter, wo kein Hinweisschild hinzeigt: weiter geradeaus der Nase nach Richtung Norden. Dem Gelände nach zu urteilen scheint hier im Sommer tatsächlich ein Weg zur Alp herzuführen, der aber nicht markiert ist. Hier ist jedenfalls unser nächstes Zwischenziel. Der Heustock ist nur sehr selten begangen und dementsprechend einsam ist die Route. Ich liebe das, aber der Nachteil ist, man muss sich auf sich selbst verlassen. Auf der ganzen Strecke gibt es nur selten Handyempfang; Hilfe holen ist also schwierig. Und wer nicht wie ich das unvorstellbare Glück hat dass ein einsamer Tourenskifahrer einen Tag vorher eine Spur gelegt hat muss selbst den Weg hinauffinden. Auf der Höhe der Glattmatt, auf der auch die Alp liegt sieht man nun das erste Mal den Heustock. Der Rücken über den man aufsteigt erscheint nicht sonderlich schwierig und der Gipfel bereits zum Greifen nah. Ich konnte kaum glauben dass es immer noch mehr als 500 Höhenmeter zu absolvieren waren. In langen Kehren ging es nun recht zäh in der Südflanke zum Gipfel – aber jeder Meter davon hat mehr Aussicht auf die umliegenden Berge freigegeben. Ich habe es genossen! Und als ich schliesslich am Grat das Panorama des vor mir sah, war ich rundum begeistert.

Bützistock und Rottor links, Walensee und Churfirsten sind bereits von den Wolken verschluckt, dem Ruchsitenstöckli droht bereits ein ähnliches Schicksal
Das Wolkenspiel zu beobachten war faszinierend

Ich hätte Stunden dort oben bleiben können und das Wolken- und Nebelspiel beobachten können. Nur leider war mein Blick auf den Süden verhaftet anstatt auch mal zurück zum Walensee und die Churfirsten zu schweifen. Dementsprechend bin ich von dem White-out, das hinter mir aufzog überrascht worden. Einzige Warnung war die plötzliche eisige Kälte und der aufkommende Wind, aber da war es schon zu spät. Mit Sicht von weniger als 5 Meter habe ich mich dann eilig an den Abstieg gemacht. Der Aufstieg war bereits im weichsten Pulverschnee eine einzige Rutschpartie gewesen. Jetzt ohne Sicht, blieb mir nichts übrig als eins zu eins meiner Aufstiegsspur zu folgen. Nach 300 Höhenmeter Abstieg war ich wieder aus der Nebelwolke raus und habe zugesehen so schnell wie möglich zur Alp weiter abzusteigen und auf die sichere Strasse an der Skihütte zu gelangen. Falls der Nebel noch tiefer fallen sollte wäre dann zumindest sichergestellt, dass ich nicht die Orientierung verliere. In Gams bin ich jedoch diesmal von der Strasse abgegangen und der Skiroute gefolgt. Man folgt dem Wegweiser nach Engi-Matt über die Brücke und läuft dann parallel der Strasse auf der anderen Seite des Fusses nach. Die Strasse ist deutlich einfacher zu gehen, die Skiroute ist steil und aufgeweicht. Dafür jedoch deutlich schöner über Wiesen und durch den Wald verlaufend. Dieser Weg trifft in der Nähe des Webweisers Üblital wieder auf die Schotterstrasse, der man nun gemütlich zurück nach Engi folgt. Für den Aufstieg habe ich 4.5h benötigt, zurück gerade einmal 2.5h.

Rundtour
Strecke14.9 km
Dauer8 h
Aufstieg1’665 m
Abstieg1’665 m
Niedrigster Punkt812 m
Höchster Punkt2’471 m
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Eckpunkte der Tour
Die Skihütte Mülibachtal

Schneeschuhwanderung auf den Firzstock

Der Nordgrat des Firzstock. Hier möchte ich hinauf!

Der Firzstock (1’923 m) ist ein schöner Wintergipfel, das heisst es führt im Sommer kein regulärer Wanderweg hinauf. Dementsprechend sucht man auf den Wegweisern den Firzstock auch vergeblich während man auf Skiern oder mit Schneeschuhen bester Stimmung seinen Ziel entgegenschreitet. Obwohl mit Mitte April schon recht spät dran, bin ich nichtsdestotrotz aufgebrochen um mir die Churfirsten einmal von der anderen Seite aus anzusehen.

Startpunkt ist Obstalden wo es einen kleinen kostenfreien Wanderparkplatz in der Strasse Oberdorf gibt; alternativ gibt es noch einen weiteren Parkplatz an der Kerenzerbergstrasse am Hotel Restaurant Sternen. Vom Wanderparkplatz bin ich dem gelb markierten Wanderweg gefolgt, der mich bis zu Hüttenberge (1’030 m) gebracht hat. Wenige Meter nach dem Parkplatz gibt es eine Bank mit wunderschöner Aussicht auf den Walensee und die Churfirsten, sodass die erste Fotopause bereits angebrochen war bevor ich mich gross vom Auto wegbewegt hatte. Ein gutes Stück oberhalb, mitten auf der Wiese, steht ein etwas verlassen wirkender Wegweiser: hier rechts Richtung Hüttenberge und Murg halten. Anschliessend der Hüttenbergstrasse immer weiter nach Südwesten folgen. Wo die Teerstrasse aufhört schliesst sich eine Schotterstrasse an und erst an deren Ende bei Ammeli (1’062 m) konnte ich die Schneeschuhe anziehen.

Eine traumhafte Kulisse mit dem Firzstock rechts und links den Churfirsten

Nun wurde es für mich kompliziert, gefühlte tausend Spure führten nach Rom beziehungsweise auf den Firzstock. Verlaufen kann man sich zwar nicht, aber Umwege gehen. Das ganze Gelände ist die Spielwiese der Aufstiegsfreudigen also habe ich versucht noch möglichst lange einem der Wanderwege durch den Wald an Altstafel (1’223 m) vorbei über die Alp Laui 1433 zu folgen bis es dann „weglos“ über den Rücken hinaufgeht. Ehrlicherweise hätte ich diesen Zwischenteil deutlich kürzer haben können – so wie er auch in der Routenbeschreibung des SAC beschrieben steht. Dafür gabs etwas Kulturprogramm: Eine Tafel unterwegs machte darauf aufmerksam, dass ich mich an der Schwelle zum UNESCO-Welterbe Tektonikarena Sardona befinde. Ein tolles Etappenziel ist die Firzalp auf 1’634 m. Man sieht hervorragend die Aufstiegsroute über den steilen Nordgrat und natürlich die westlichen Churfirsten. In langen Kehren geht es den bis zu 45° steilen Hang hinauf wofür weniger als 45 Minuten eingeplant werden muss. Oben angelangt gibt es zwar kein Gipfelkreuz, aber eine phantastische Aussicht – nicht nur Richtung Norden, sondern auch gen Süden. Fronalpstock, Rautispitz, Mürtschenstock und Glärnisch sind quasi nur die nächsten Nachbarn.

Im Vordergrund der Grat des Firzstocks, dahinter Walensee und die Churfirsten
Prominent der Mürtschenstock

Der Schnee war am Vormittag schon in keinem wirklich guten Zustand mehr und nachdem der Aufstieg selbst am Gipfel schon mehr durch den nassen Schnee gerutscht als selbstsicher gegangen war, entschied ich mich mit grossem Bedauern die Zeit hier oben so kurz wie möglich zu halten. Die weit über die Felskanten ragenden Schneeansammlungen wirkten nicht allzu vertrauenserweckend und die riesigen „Gucklöcher“ ins Tal stimmten mich nicht zuversichtlicher. Dazu ein sehr steiler Hang wo ich gucken sollte wo genau ich bei bestem Wetter hintrete damit es nicht plötzlich schneller abwärts geht als gewollt. Zum Glück beschränkten sich diese Schlitterpartien auf ein Minimum und 25 Minuten später war ich zurück an der Firzalp wo ich meine Pause dann nachgeholt habe. Für den weiteren Rückweg kann man seiner Aufstiegsroute folgen oder deutlich direkter laufen. Ich habe mich für letzteres entschieden – schneller, aber unsicherer. Es warteten wieder steile Hänge auf mich mit bis zu 40°, Achtung also bei Lawinengefahr und schlechten Schneebedingungen. In Hüttenberge gibt es neben einem kleinen Biohof am Abzweig nach Obstalden eine nette Bank mit wundervoller Aussicht und Tränke, die einen mit frischem Wasser versorgt. Das Angebot habe ich gerne angenommen denn Zuhause sollte mich der Regen erwarten. Aber irgendwann musste auch ich nach Hause und so bin ich die letzten Höhenmeter in etwa 30 Minuten zum Wanderparkplatz mit toller Aussicht voraus abgestiegen.

Rundtour
Strecke10.3 km
Dauer5.75 h
Aufstieg1’211 m
Abstieg1’211 m
Niedrigster Punkt712 m
Höchster Punkt1’923 m
GPXDownload
Eckdaten der Tour
Die Firzalp von oben

Auf den Rautispitz

Der Blick vom Start aufs Ziel bereits am frühen Morgen

Diese Tour ist nur etwas für konditionsstarke, erfahrene Schneeschuhgänger die es gewohnt sind im unmarkierten Gelände unterwegs zu sein und auch mit unterschiedlichen Schneeverhältnissen zurechtkommen.

Der zugefrorene Obersee mit Blick auf den Brünnelistock (2’133 m)

Los geht’s vom Berghotel Obersee auf 992 m bei Näfels im Kanton Glarus. Allerdings muss man hier erstmal hinkommen. Als mein Navigationsgerät der Meinung war, dass für die letzten fünf Kilometer zum See 25 Minuten einzuplanen sind, dachte ich an einen elektronischen Scherz. Und wurde eines besseren belehrt. Auf der sehr engen und kurvigen Strasse ist maximal 30 km/h erlaubt, für die letzten 1.5 Kilometer gilt Schneekettenpflicht. Die Strasse war nur auf der Radspur mit leichten Schnee- und Eisresten bedeckt, der Asphalt lag in der Mitte frei, weshalb ich wie die anderen Gäste ohne Schneeketten unterwegs war. Auf dem Rückweg durfte ich allerdings feststellen, dass manche Fahrzeuge hier schon ihre Schwierigkeiten hatten – trotz Schneeanfahrhilfe mit Spikes war für ein entgegenkommendes Fahrzeug kein Weiterfahren möglich. Vom kostenfreien kleinen Parkplatz geht es über den Lehrpfad am Fusse des Rautispitz erst einmal an seiner Flanke entlang Richtung Westen. Im Prinzip handelt es sich bei der hier beschriebenen Route um die längere Sommeraufstiegsvariante, die man im Schnee jedoch kaum erkennt. Obwohl wenig markiert, kann man den Weg im ersten Drittel bis zur Grapplistafel nicht verfehlen, da der Rautispitz ein attraktives Ziel für Tourenskigänger und dementsprechend gut gespurt ist. Ein Wegweiser auf der Grapplialp auf 1’359 m zeigt den Direktweg zum Rautispitz via Geisschappel und den längeren Weg via Rautialp an. Letzterer ist mit 2h 45min angegeben und der Weg, dem ich mit auf den Spuren anderer gefolgt bin. Allerdings wird es ab Grappistafel anstrengend und die Schlüsselstelle ist nicht weit. Es handelt sich hier um ein sehr steiles Teilstück, was morgens mit Schneeschuhen bei festerem Schnee bis zum Abzweig zu den Rautihütten etwas leichter bewältigt werden kann. Kleine Anmerkung: auf der Rautialp kann man im Sommer sogar übernachten. Ab jetzt folgt man den deutlich weniger gut festgelaufenen Spur einzelner Skitourengänger im freien Gelände. Einsinken ist fast vorprogrammiert und das Vorwärtskommen wird mühsamer. Man befindet sich nun auf der Südseite des Rautispitz, rechts ragen der Chli Gumen (2’247 m), der Gumenstock (2’256 m) und der Wiggis (2’282 m) empor.

Durch dieses eingekesselte Hochtal führt die Aufstiegsroute zum Rautispitz und Wiggis

Diesem Kessel folgt man ostwärts bis zur Senke zwischen Rautispitz und Wiggis, wo auch ein Wegweiser stet. Dieser Abschnitt hat mich unglaublich viel Zeit gekostet, da plötzlich ein scharfer Wind im Kessel die Sicht mit kleinen Schneekristallen blockierte und das Gehen im Triebschnee enorm Kraft gekostet hat. Ich verlor die Tourenskigänger zudem aus dem Blick und der Wind verwischte innerhalb kürzester Zeit ihre Spuren, sodass ich meine eigene  Route suchen musste. Statt der angegebenen vier Stunden zum Gipfel brauchte ich insgesamt 5h 30min. Genauso abrupt wie er aufgekommen war stoppte der Wind auch wieder. Die letzten 130 Höhenmeter von der Senke aus steigen nur noch sanft an, das Gehen auf dem Grat ist einfach, auch wenn man Mühe hat zu glauben es bald geschafft zu haben. Denn das Gipfelkreuz ist erst kurz vor Erreichen des Gipfels zu sehen ist. Der Rautispitz belohnt auf 2’283 m mit einem wunderbaren Blick auf den Walensee, Mollis und Näfels liegen einem zu Füssen. Unvergleichlich ist bei guten Bedingungen jedoch der Berghorizont: Das Alpsteingebirge in Nordosten, der Mürtschenstock im Osten, der Glärnisch im Süden, die Urner Alpen im Westen. Auch meine „Hausberge“ Pilatus, Rigi und die Mythen sind dann zu sehen.

Mittig sind Näfels und ein Teil des Walensees zu erkennen. Der Obersee liegt direkt unterhalb der Kante.
Rechts ist der Wegweiser vom Sattel und im Vordergrund der Wiggis zu erkennen

Ein herrlicher Ausblick, der die Strapazen dieses Aufstiegs belohnt. Da es schon spät war, konnte ich jedoch nur eine kurze Erholungspause einlegen. Zurück ging es den gleichen Weg den ich hergekommen war, was ich jedoch nur bedingt empfehlen kann. Bis zu der Rautialp konnte ich gut im Triebschnee absteigen – beziehungsweise abgleiten – dann folgte jedoch der knifflige und steile Teilabschnitt. Spätestens an der Schlüsselstelle gilt es aufzupassen. Durch die Skifahrer ist es in diesem Bereich fast spiegelglatt und an Steilheit hat der Abschnitt nichts eingebüsst – im Gegenteil. Ich bin dort ausgerutscht und wäre beinahe fast senkrecht fünf Meter hinuntergeschlittert. Mit Schneeschuhen an den Füssen, die sich im Zweifel irgendwo doch verkanten können, ein enormes Verletzungsrisiko. Hat man es jedoch heil hinunter geschafft ist es ab jetzt nur noch gemütliches bergablaufen. Nach etwa 45 Minuten ist man zurück am Obersee und kann den Familien beim Schlitten fahren oder eislaufen zusehen. Alternativ und vielleicht sinnvoller ist es an der Rautialp der Strasse über Sulz, Sulzboden und dem Campingplatz Obersee zu folgen. Dieser Umweg kostet etwas Zeit, ist dafür jedoch wahrscheinlich viel einfacher zu gehen. Eine Familie mit zwei Kindern im Alter von 5 und 9 haben sich für ihre weitere Tourenskiabfahrt aus Sicherheitsgründen jedenfalls für diese Variante entschieden. Ich habe immer noch tiefsten Respekt vor den zwei Jungs.

Runddtour
Strecke14.6 km
Dauerca. 7.25 h
Aufstieg1’296 m
Abstieg1’296 m
Niedrigster Punkt992 m
Höchster Punkt2’283 m
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Eckdaten der Tour
Das Gipfelkreuz des Rautispitz im strahlenden Sonnenschein