
Die Via Alta Vallemaggia – 2009 eröffnet und zwischen dem Maggiatal und Verzasca gelegen. Das Auto durfte diesmal Zuhause bleiben, denn ich wusste nicht wo ich es sinnvollerweise hätte abstellen können. Stattdessen fuhr die Bahn komfortabel nach Locarno und brachte mich zu meinem erster Besuch im Tessin. Locarno liegt am Lago Maggiore und mit dem Alpen im Hintergrund kann ich problemlos nachvollziehen warum so viele Menschen hier gerne Urlaub machen.

Meine grösste Herausforderung bestand nun jedoch darin vom Bahnhof zur Cimetta (1’671 m) zu gelangen, dem Startpunkt meine Tour. Dafür wendet man sich vom Bahnhof aus nach links und läuft an der Hauptstrasse einige Meter nach Süden zur Seilbahn Locarno Funicolare. Für CHF 4.80 erwirbt man ein Ticket nach Orselina, akzeptiert wird nur Barzahlung oder Reka-Checks. Dort angekommen muss man umsteigen und ein neues Ticket lösen. An der Seil- und Sesselbahn Orselina – Cardada – Cimetta kann die Fahrt auf den Gipfel der Cimetta für CHF 30 durchgelöst werden; GA- und Halbtax-Besitzer erhalten 50% Rabatt. Die Aussicht während der Seilbahnfahrt nach Cardada ist wirklich hübsch anzuschauen. Ein bisschen Sehnsucht kam sogar in mir hoch mit einem Segelboot über den Lago Maggiore in der Sonne zu gleiten. Noch einmal muss man nun umsteigen und der Sessellift ist etwas versteckt; zumindest ich habe den Weg dorthin nicht auf Anhieb gefunden (was aber nichts heissen mag). Von der Bergstation beziehungsweise dem Aussichtspunkt mit dem Bergrestaurant Capanna Cardada hält man sich rechts und folgt dem breiten Weg etwa 5 Minuten lang. Dann taucht der Sessellift vor einem auf, der mich endlich zum Ziel brachte. 1’500 Höhenmeter sind mir so erspart geblieben, um 10 Uhr konnte es endlich zur Ziegenalm Nimi losgehen. Nur ich hatte leider Pech und während der Lago Maggiore in der Sonne glitzerte erwartete mich zum Start auf dem Gipfel der Cimetta eiskalter Wind und Regen.

Von der Cimetta geht es zuerst auf dem rot-weissen Bergweg zur Cima della Trosa (1’869 m). Hinter der Bergstation führt der Weg in nördliche beziehungsweise nordöstliche Richtung bergab, ich musste ihn etwas suchen, da ich den Hang eher für eine Halde gehalten hatte. Wer am Capanna Ristorante Cimetta steht, ist für den Abzweig bereits zu wie gelaufen. Etwa nach 10 Minuten Gehzeit erreicht man Bassa di Cardada (1’613 m). Auf dem Wegweiser ist auch Capanna Nimi, das Ziel des heutigen Tages, ausgezeichnet wenn auch ohne Zeitangabe. Mittlerweile scheint auch wieder die Sonne und nach insgesamt einer Stunde seit Aufbruch von der Cimetta stehe ich auf dem Gipfel Cima della Trosa. Da man von der Seilbahn recht schnell und einfach dorthin gelangt und kurz unterhalb des Gipfels eine Grillstelle lockt, sind bei gutem Wetter einige andere Gäste zu erwarten – und die Aussicht spricht für sich. In der Ferne in westlicher Richtung sind einige der ganz Grossen zu sehen: Monte Rosa (4’554 m), Pizo Dufour (4’634 m), Allalinhorn (4’027 m), Täschhorn (4’491 m) und Altschhorn (4’195 m).

Ab hier beginnt weiter dann der Alpinweg, welcher mit blauen Punkten markiert ist. Blaue Pfeile wiederum markieren den Abstieg nach Norden, ich hatte sie erst übersehen. Über einen angenehmen Bergweg geht es innerhalb von 1h 15min zum Madone (2’051 m). Etwas verwirrend sind die sich immer wieder abwechselnden Berg- und Alpinwege. Wer auf den Madone aufsteigen möchte, kann am Wegweiser kurz unterhalb des Gipfels den rot-weissen Bergweg verlassen und dem blauen Schild ohne Beschriftung auf einem unmarkierten Trampelpfad folgen. Vorbei an einigen irritierten Schafen, die jedoch beim besten Willen nicht einsehen Platz zu machen, läuft man am Grat entlang. Oder man folgt dem Bergweg weiter und nimmt den rot markierten Pfad, der mir nur als Abstiegsroute gedient hat. Der Madone ist wie der Cimi della Trosa mit einem Gipfelkreuz ausgestattet und lädt zu einer längeren Pause ein. Es folgt der erneute Abstieg. Bei so viel hoch und runter braucht es etwas Motivation, denn normalerweise bin ich es gewohnt dass nach dem ersten (und einzigen) Gipfelpanorama des Tages die Tour sich gedanklich dem Ende nähert. Hier nicht, denn nun wartet der Pizzo di Corbella (2’066 m) auf mich.

Auf circa 1’900 m muss jedoch eine Entscheidung getroffen werden: Entweder man folgt blau weiter der Via Alta Vallemaggia, häufig als VAMA abgekürzt, oder man verzichtet auf etliche Höhenmeter und folgt weiter rot dem Bergweg. Beide Varianten führen zur Ziegenfarm, der Bergweg ist allerdings kürzer. Ich habe mich für den Alpinweg entschieden und bin den Pizzo di Corbella hinaufgelaufen. Ich war bis dahin überrascht wie untypisch ich diesen Alpenweg bisher empfunden habe. Sehr schön, relativ unschwierig und von den fehlenden Bäumen abgesehen hatte ich kaum das Gfühl wirklich in den Alpen unterwegs zu sein. Das sollte sich jedoch am nächsten Tag schlagartig ändern und einen ersten Vorgeschmack erhielt ich nun. Immer weiter auf den blau markierten Weg geht es erneut hinab und über einige Platten wieder hoch Richtung Pizzo d’Orgnana (2’210 m). An diesem läuft man südich vorbei bevor der Weg sich anschliessend nach Nordwesten weiterschlängelt. Das Vorwärtskommen ist im Vergleich zu Beginn der Tour deutlich mühsamer, das Gelände anspruchsvoller. Ich musste mich teilweise doch recht konzentrieren wo ich meinen Fuss hinsetze.

In der Ferne konnte ich beobachten wie es regnet – und natürlich zog kurze Zeit später die Regenfront auch über meinen Kopf hinweg. Also Regensachen an und über das rutschige Gras wieder absteigen. Nach einiger Zeit erreichte ich eine Weggabelung, dem Passo di Nimi. Links hinab geht es zur Alp Nimi, weiter geradeaus erhebt sich der Cima di Nimi (2’191 m) über den die nächste Etappe führt. Also westwärts den 30-minütigen Abstieg zum Schlafplatz wählend kam auch wieder die Sonne raus. Der Weg zur Cimetta zurück soll von hier aus übrigens 6h dauern – realistischer als die angegebenen 5h 30min für den ganzen Weg vom Ascona-Locarno Tourismus. Der Abstieg ist gefühlt recht lang und steil, bei Nässe muss man aufpassen nicht auszurutschen. Auf der Ziegenalm erwartet einen jedoch ein absolutes Highlight: ein fantastischer Aperó. Dieser besteht aus Käsekuchen, Brot, eingelegtem Gemüse, Schinken, Salami und Käse. Alles selbst hergestellt und frisch. Unglaublich lecker. Wir Gäste mussten uns sehr bemühen noch etwas Platz im Magen zu lassen für das eigentliche Abendessen, welches für alle vegetarischer Natur war. Und so klang der Abend dann auch in einer entspannt, lockeren Atmosphäre aus.
Streckentour | |
Strecke | 10.3 km |
Dauer | ca. 5.5 h |
Aufstieg | 1’170 m |
Abstieg | 1’090 m |
Niedrigster Punkt | 1’608 m |
Höchster Punkt | 2’167 m |
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