
Die zehnte Etappe der Via Glaralpina auf dem Programm startet von der Fridolinshütte (2’111 m) am Fusse des Tödi (3’614 m) und endet in Hinter Obbort einer kleinen Ortschaft oberhalb von Linthal. Da sie mit 4 h Gehzeit eher zu den kürzeren Etappen zählt, habe ich am Morgen noch den Aufstieg zur Grünhornhütte (2’448 m) absolviert. Diese liegt 1 h Gehzeit von der Fridolinshütte entfernt und ist die älteste SAC-Hütte. Von ihr bietet sich ein traumhafter Blick auf den Bifertengletscher – viel näher kann man ihm nicht kommen wenn man als Wanderer unterwegs ist.

Das Wetter zeigte sich an diesem Morgen nicht von seiner besten Seite, aber es war zumindest trocken. Also habe ich beschlossen den Aufstieg zu wagen. Den Weg zur Hütte kann man hervorragend von der Fridolinshütte einsehen und so war mir auch bekannt, dass zwei Schneefelder passiert werden mussten. Gegen 8 Uhr bin ich als einziger Gast in diese Richtung aufgebrochen. Der Weg ist steil und hat einen alpinen Charakter. Unterhalb der Grünhornhütte ist der Weg zudem mit Ketten versiert; etwas Schwindelfreiheit mitzubringen ist nicht verkehrt. Wer neben dem atemberaubenden Blick auf den Gletscher, den Bifertenstock (3’419 m) und den Tödi noch Kapazitäten frei hat, dem empfiehlt es sich hin und wieder links und rechts entlang des Weges zu schauen. Viele Bergkristalle liegen dort, von denen einige schöne Exemplare auch in der und um die Fridolinshütte ausgestellt sind. Bei der Grünhornhütte habe ich mich dann sicherlich eine Stunde aufgehalten – dort ist viel über die Geschichte des Tödi und der Hütte zu lesen. Nicht zu vergessen ein Stempel zum 150-jährigen Jubiläum der Hütte. Draussen waren einige Gletscherspalten gut erkennbar; mit diesen möchte ich nicht nähere Bekanntschaft schliessen.

So beeindruckend es dort oben aber auch war, der Wind war eisig, der Nebel zog wieder auf und die Uhrzeit rückte auch gnadenlos immer weiter vor. Also folgte der Abstieg zurück zur Fridolinshütte, der sich schnell als anspruchsvoller als der Aufstieg herausstellte. Hauptsächlich wegen der Ausrutschgefahr. Nach kurzer Rast und einem Plausch mit dem Hüttenwart ging nun die eigentliche Etappe los.

Über einen sehr schönen Bergwanderweg führt die Route Richtung Norden nach Hinter Sand (1’305 m), immer mit dem Tödi im Rücken. Der Abstieg ist insgesamt gut zu gehen und auch wenn es bis zur Brücke auf etwa 1’580 m keine Abzweigungen gibt, ist die rot-weisse Markierung sehr gut. Die Landschaft führt über idyllische Bergwiesen und die Artenvielfalt bezaubert. Schliesslich sieht beziehungsweise hört man zuerst das Zwischenziel Hinter Sand. Auf der Alp weidet eine grössere Gruppe an Mutterkühen mit Jungtieren, die jedoch einen friedlichen Charakter hatten. Interessant zu wissen ist sicherlich, dass man sich ab dem Wegweiser Hinter Sand den restlichen Weg zu Fuss sparen kann. Nun führt eine Schotterpiste bis Tierfehd und es gibt tatsächlich einen Taxiservice. Buchen (Telefon: +41 79 297 55 55) kann man ihn schon von der Fridolinshütte; das Taxi wartet dann entsprechend. Oder eben bei Ankunft in Hinter Sand. Sowohl in der Hütte als auch am Wegweiser Hinter Sand ist die Telefonnummer ausgehängt.

Von hier sind es noch knapp 1.5 h nach Tierfehd. Ein grosser Teil der Strecke ist Fleissarbeit denn es geht über ein unschwieriges, breites Fahrsträsschen weiter. Der Blick zurück lohnt sich fast mehr als der Blick voraus: der Tödi, der König der Berge, liegt nun im Rücken. Kurz vor Sandwald (1’080 m) taucht man dann in einen kühlen Wald ein. Beim Wegweiser Pantenbrugg Süd (1’001 m) gibt es etwas schliesslich Geschichte zu sehen, nämlich die Pantenbrücke. Sie steht unter Denkmalschutz und wurde erstmalig 1457 gebaut. Sie wurde mehrmals durch Lawinen und Steinschlag zerstört; die untere Brücke steht nun seit 1854, die direkt darüber verlaufende obere Brücke seit 1902. Vom Wegweiser Pantenbrugg Nord (988 m) sind es nur 5 Minuten Umweg zu einem Aussichtspunkt in die 1.4 km lange Linthalschlucht. Da derzeit noch der Wanderweg von Tierfehd auf den Aussichtspunkt über die Schlucht gesperrt ist, lohnt sich dieser Abstecher um einen Eindruck von der Schlucht zu erhalten.

Tierfehd selbst hat mich nicht sonderlich beeindruckt. Sicherlich lohnt sich aber ein Besuch des Pumpspeicherwerks Limmern, welches regelmässig Führungen anbietet. Von hier startet zudem für CHF 10 die Seilbahn Tierfehd-Kalktrittli zur Muttseehütte (2’501 m), die das Ziel der elften Etappe ist. Nach Hinter Obbort folgt man leider der Hauptstrasse ohne Fussgängerstreifen, am Hotel Tödi vorbei, bis man an einen gelb markierten Abzweig in die Strasse Steingaden gelangt. Hier nach rechts gehen, an der Gabelung links und im Anschluss dem Wanderweg über eine Wiese folgen. Von der Hauptstrasse zum Berggasthof Obbort sind nochmals knapp 200 Höhenmeter hinauf zu überwinden. Wenn es feucht ist, ist der Weg über das Gras rutschig und bei hohem Gras schwieriger zu erkennen. Der Gasthof ist sogar unmittelbar vor Erreichen ausgeschildert: wer diesem Hinweis folgt, nimmt quasi den Schleichweg direkt in den Garten. Ansonsten kommt man auf der Strasse ein Stückchen oberhalb heraus und läuft dann wenige Meter wieder herab.
Ich habe im Berggasthaus Obbort übernachtet und den Tag bei Sonne und netter Gesellschaft ausklingen lassen. Das Wetter sollte nun endgültig umschlagen; Hagel, Schnee und Starkregen war für die kommende Woche eigentlich durchgehen angesagt. Von Hinter Obbort gibt es keine ÖV-Anbindung, d.h. man muss nach Linthal erst ein Stück einen gelben Wanderweg entlang folgen und wird später schlussendlich entlang der Strasse geführt. Nach Linthal sind vom Gasthof etwa 1.5 h einzuplanen, dies entspricht circa 5 km und 800 Höhenmeter abwärts. Wer möchte kann natürlich auch ohne Übernachtung in Obbort direkt heimreisen. Dafür braucht man übrigens nicht den Umweg über Hinter Obbort zu gehen, von Tierfehd aus gibt es einen direkteren Weg. Über den Linthalweg erreicht man so sein Ziel in 1h 45min.
Streckentour | |
Strecke | 15 km |
Dauer | ca. 5.5 h |
Aufstieg | 615 m |
Abstieg | 1’668 m |
Niedrigster Punkt | 802 m |
Höchster Punkt | 2’446 m |
GPX (mit Linthal) | Download |
