Diese konditionell anspruchsvolle Tour hatte für mich einige Überraschungen zu bieten. Nichtsdestotrotz lohnt sie sich für erfahrene und leistungsstarke Wanderer. Von Parkplatz Engi, Weberei am Hotel Hefti auf 812 m soll es heute 1’655 m hoch auf den Heustock gehen. Man kann mit dem Bus anreisen, sonntags ist auch der deutlich grössere Parkplatz der Firma Weseta Fabrikladen wenige Meter oberhalb des Dorfplatzes nutzbar. Oder man parkiert auf der grossen Parkfläche an der Kantonsstrasse gegenüber dem Gasthof zum Bahnhof – alles ist kostenfrei. Der Heustock ist ein Wintergipfel für Tourenskigänger und als solcher in den Karten verzeichnet. Stellenweise verläuft die Route in 40° steilem Gelände; das gilt es insbesondere als Schneeschuhgänger im Hinterkopf zu behalten.
Bis zur Skihütte Mülibachtal folgt die Route der ausgeschilderten breiten Schotterstrasse durch lichte Waldstücke und zwischen Grünflächen hindurch. Das Gelände ist alles andere als anspruchsvoll weshalb man sehr gut und zügig vorwärtskommt. Wer Glück hat, kann in dem Wald etliche Rehe entdecken. Ich durfte zwei Gruppen dieser scheuen Waldbewohner beobachten. Während des Aufstiegs ist das Tagesziel, der Heustock (2’471 m), lange nicht zu sehen. Dafür wird man zu Beginn vom Güntelchamm begleitet, einem letzten Ausläufer im Grat Schwarzstöckli, dessen höchster Punkt der Gufelstock ist. Bereits nach einer Stunde erreicht man das Üblital, einer Alpweide, auf 1’190 m, das auf mich einen wundervollen, einladenden erhabenen Eindruck gemacht hat. Weiter geht es nach Gams auf 1’515 m. Diesen Ort kann man sich für den Rückweg schonmal merken. Nur 45 Minuten später ist die Skihütte Mülibachtal (1’779 m) erreicht und die ersten 900 Höhenmeter absolviert. Zeit für eine kleine Pause! Wer sich vorangemeldet hat, kann hier übernachten und wird auch ganzjährig bewirtet.
Am Wegweiser wenige Meter der Strasse weiter folgend geht es nun in die einzige Richtung weiter, wo kein Hinweisschild hinzeigt: weiter geradeaus der Nase nach Richtung Norden. Dem Gelände nach zu urteilen scheint hier im Sommer tatsächlich ein Weg zur Alp herzuführen, der aber nicht markiert ist. Hier ist jedenfalls unser nächstes Zwischenziel. Der Heustock ist nur sehr selten begangen und dementsprechend einsam ist die Route. Ich liebe das, aber der Nachteil ist, man muss sich auf sich selbst verlassen. Auf der ganzen Strecke gibt es nur selten Handyempfang; Hilfe holen ist also schwierig. Und wer nicht wie ich das unvorstellbare Glück hat dass ein einsamer Tourenskifahrer einen Tag vorher eine Spur gelegt hat muss selbst den Weg hinauffinden. Auf der Höhe der Glattmatt, auf der auch die Alp liegt sieht man nun das erste Mal den Heustock. Der Rücken über den man aufsteigt erscheint nicht sonderlich schwierig und der Gipfel bereits zum Greifen nah. Ich konnte kaum glauben dass es immer noch mehr als 500 Höhenmeter zu absolvieren waren. In langen Kehren ging es nun recht zäh in der Südflanke zum Gipfel – aber jeder Meter davon hat mehr Aussicht auf die umliegenden Berge freigegeben. Ich habe es genossen! Und als ich schliesslich am Grat das Panorama des vor mir sah, war ich rundum begeistert.
Ich hätte Stunden dort oben bleiben können und das Wolken- und Nebelspiel beobachten können. Nur leider war mein Blick auf den Süden verhaftet anstatt auch mal zurück zum Walensee und die Churfirsten zu schweifen. Dementsprechend bin ich von dem White-out, das hinter mir aufzog überrascht worden. Einzige Warnung war die plötzliche eisige Kälte und der aufkommende Wind, aber da war es schon zu spät. Mit Sicht von weniger als 5 Meter habe ich mich dann eilig an den Abstieg gemacht. Der Aufstieg war bereits im weichsten Pulverschnee eine einzige Rutschpartie gewesen. Jetzt ohne Sicht, blieb mir nichts übrig als eins zu eins meiner Aufstiegsspur zu folgen. Nach 300 Höhenmeter Abstieg war ich wieder aus der Nebelwolke raus und habe zugesehen so schnell wie möglich zur Alp weiter abzusteigen und auf die sichere Strasse an der Skihütte zu gelangen. Falls der Nebel noch tiefer fallen sollte wäre dann zumindest sichergestellt, dass ich nicht die Orientierung verliere. In Gams bin ich jedoch diesmal von der Strasse abgegangen und der Skiroute gefolgt. Man folgt dem Wegweiser nach Engi-Matt über die Brücke und läuft dann parallel der Strasse auf der anderen Seite des Fusses nach. Die Strasse ist deutlich einfacher zu gehen, die Skiroute ist steil und aufgeweicht. Dafür jedoch deutlich schöner über Wiesen und durch den Wald verlaufend. Dieser Weg trifft in der Nähe des Webweisers Üblital wieder auf die Schotterstrasse, der man nun gemütlich zurück nach Engi folgt. Für den Aufstieg habe ich 4.5h benötigt, zurück gerade einmal 2.5h.
Rundtour | |
Strecke | 14.9 km |
Dauer | 8 h |
Aufstieg | 1’665 m |
Abstieg | 1’665 m |
Niedrigster Punkt | 812 m |
Höchster Punkt | 2’471 m |
GPX | Download |