Schneeschuhwanderung auf den Firzstock

Der Nordgrat des Firzstock. Hier möchte ich hinauf!

Der Firzstock (1’923 m) ist ein schöner Wintergipfel, das heisst es führt im Sommer kein regulärer Wanderweg hinauf. Dementsprechend sucht man auf den Wegweisern den Firzstock auch vergeblich während man auf Skiern oder mit Schneeschuhen bester Stimmung seinen Ziel entgegenschreitet. Obwohl mit Mitte April schon recht spät dran, bin ich nichtsdestotrotz aufgebrochen um mir die Churfirsten einmal von der anderen Seite aus anzusehen.

Startpunkt ist Obstalden wo es einen kleinen kostenfreien Wanderparkplatz in der Strasse Oberdorf gibt; alternativ gibt es noch einen weiteren Parkplatz an der Kerenzerbergstrasse am Hotel Restaurant Sternen. Vom Wanderparkplatz bin ich dem gelb markierten Wanderweg gefolgt, der mich bis zu Hüttenberge (1’030 m) gebracht hat. Wenige Meter nach dem Parkplatz gibt es eine Bank mit wunderschöner Aussicht auf den Walensee und die Churfirsten, sodass die erste Fotopause bereits angebrochen war bevor ich mich gross vom Auto wegbewegt hatte. Ein gutes Stück oberhalb, mitten auf der Wiese, steht ein etwas verlassen wirkender Wegweiser: hier rechts Richtung Hüttenberge und Murg halten. Anschliessend der Hüttenbergstrasse immer weiter nach Südwesten folgen. Wo die Teerstrasse aufhört schliesst sich eine Schotterstrasse an und erst an deren Ende bei Ammeli (1’062 m) konnte ich die Schneeschuhe anziehen.

Eine traumhafte Kulisse mit dem Firzstock rechts und links den Churfirsten

Nun wurde es für mich kompliziert, gefühlte tausend Spure führten nach Rom beziehungsweise auf den Firzstock. Verlaufen kann man sich zwar nicht, aber Umwege gehen. Das ganze Gelände ist die Spielwiese der Aufstiegsfreudigen also habe ich versucht noch möglichst lange einem der Wanderwege durch den Wald an Altstafel (1’223 m) vorbei über die Alp Laui 1433 zu folgen bis es dann „weglos“ über den Rücken hinaufgeht. Ehrlicherweise hätte ich diesen Zwischenteil deutlich kürzer haben können – so wie er auch in der Routenbeschreibung des SAC beschrieben steht. Dafür gabs etwas Kulturprogramm: Eine Tafel unterwegs machte darauf aufmerksam, dass ich mich an der Schwelle zum UNESCO-Welterbe Tektonikarena Sardona befinde. Ein tolles Etappenziel ist die Firzalp auf 1’634 m. Man sieht hervorragend die Aufstiegsroute über den steilen Nordgrat und natürlich die westlichen Churfirsten. In langen Kehren geht es den bis zu 45° steilen Hang hinauf wofür weniger als 45 Minuten eingeplant werden muss. Oben angelangt gibt es zwar kein Gipfelkreuz, aber eine phantastische Aussicht – nicht nur Richtung Norden, sondern auch gen Süden. Fronalpstock, Rautispitz, Mürtschenstock und Glärnisch sind quasi nur die nächsten Nachbarn.

Im Vordergrund der Grat des Firzstocks, dahinter Walensee und die Churfirsten
Prominent der Mürtschenstock

Der Schnee war am Vormittag schon in keinem wirklich guten Zustand mehr und nachdem der Aufstieg selbst am Gipfel schon mehr durch den nassen Schnee gerutscht als selbstsicher gegangen war, entschied ich mich mit grossem Bedauern die Zeit hier oben so kurz wie möglich zu halten. Die weit über die Felskanten ragenden Schneeansammlungen wirkten nicht allzu vertrauenserweckend und die riesigen „Gucklöcher“ ins Tal stimmten mich nicht zuversichtlicher. Dazu ein sehr steiler Hang wo ich gucken sollte wo genau ich bei bestem Wetter hintrete damit es nicht plötzlich schneller abwärts geht als gewollt. Zum Glück beschränkten sich diese Schlitterpartien auf ein Minimum und 25 Minuten später war ich zurück an der Firzalp wo ich meine Pause dann nachgeholt habe. Für den weiteren Rückweg kann man seiner Aufstiegsroute folgen oder deutlich direkter laufen. Ich habe mich für letzteres entschieden – schneller, aber unsicherer. Es warteten wieder steile Hänge auf mich mit bis zu 40°, Achtung also bei Lawinengefahr und schlechten Schneebedingungen. In Hüttenberge gibt es neben einem kleinen Biohof am Abzweig nach Obstalden eine nette Bank mit wundervoller Aussicht und Tränke, die einen mit frischem Wasser versorgt. Das Angebot habe ich gerne angenommen denn Zuhause sollte mich der Regen erwarten. Aber irgendwann musste auch ich nach Hause und so bin ich die letzten Höhenmeter in etwa 30 Minuten zum Wanderparkplatz mit toller Aussicht voraus abgestiegen.

Rundtour
Strecke10.3 km
Dauer5.75 h
Aufstieg1’211 m
Abstieg1’211 m
Niedrigster Punkt712 m
Höchster Punkt1’923 m
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Eckdaten der Tour
Die Firzalp von oben

Starkenbach, Churfirst Selun und zurück

Der Alpstein mit dem Säntis als höchsten Gipfel der Kantone Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden

Um kurz nach 8 Uhr am Morgen habe ich das Auto am kleinen Parkplatz an der Talstation der Selunbahn parkiert und damit fast den letzten freien Stellplatz erwischt. Im Winter ist der Parkplatz kostenfrei, im Sommer den Nutzern der Kistenbahn Starkenbach-Selun vorbehalten – sofern man die Bahn findet und nicht wie ich zweimal an der winzigen Strasse am Restaurant Churfirsten vorbeifährt.

Auf dem Rücken des Selun (Mitte) geht es gemütich hinauf. Weiter rechts der Leistchamm
Die Churfirsten (links) sehen auch von dieser Perspektive beeindruckend aus

Der Selun (2’205 m) als Westlichster der Churfirsten ist Sommer wie Winter ein beliebtes Ausflugsziel und der Aufstieg ist unten im Tal mit circa 4h 15min angegeben. Die Route im Winter folgt tatsächlich weitestgehend dem Sommerweg und aufgrund seiner Beliebtheit sind in der Regel genügend Spuren vorhanden um die Orientierung zu erleichtern. Vom Parkplatz Säss (909 m) geht es allerdings erst einmal quer über die Wiese hoch hinauf und kurze Zeit später ist man dem Wanderweg folgend in Hofstatt auf 1’051 m angekommen. Von hier sind 3h 45min zum Gipfel und der Blick Richtung Nordosten zeigt schon das Bergmassiv des Säntis in voller Pracht. Immer weiter dem Wanderweg nach ist man dann auch schon so gut wie an der Bergstation der Seilbahn (Vordere Selunalp auf den Wegweisern) angekommen.

Die Alp Strichboden mit dem Säntis im Hintergrund

Kurz vorher hält man sich jedoch links um sich zur Wildmannli Hütte, einer im Winter leider geschlossene Alpwirtschaft, zu orientieren. Da die Hütte von der Bergstation aus sichtbar ist und nur wenige Minuten entfernt liegt, stellt dies kein Problem dar. Die Route führt allerdings oberhalb der Hütte vorbei, der Wegpunkt den man passiert heisst Strichboden und liegt auf 1’620 m. Leider hiess dies jedoch auch, dass ich nicht am Wildmannlisloch vorbeigekommen bin, einer alpinen Karsthöhle. Mittlerweile bedauer ich es, nicht den kleinen Umweg von 10 Minuten genommen zu haben um nachzuprüfen ob die Höhle begehbar ist. Ich war schlicht zu faul nochmal 40 Meter ab- und wieder aufzusteigen. Schande auf mein Haupt 😀 Die gute Nachricht: Von Strichboden sind es nur noch weniger als 600 Höhenmeter und gerade einmal 1h 35min bis zum Gipfel! Wer genau hinschaut kann auf dem Selun, der direkt vor einem liegt, die schwarzen Punkte erkennen die sich den Berg hinaufschlängeln. Dieser Aufstiegsroute über den breiten Rücken werde auch ich folgen und bin noch unschlüssig zu beantworten ob ich so langsam bin oder die anderen Winterfans einfach nur vor mir aufgestanden sind. Der restliche Anstieg Richtung Süden ist nur noch Fleissarbeit und weder technisch anspruchsvoll noch in der Tourenskispur besonders steil. Oben angekommen verzaubert die Aussicht auf den Walensee direkt unter mir, den Firzstock im Süden, den ich morgen besuchen werde, die benachbarten Churfirsten und natürlich den gegenüberliegenden Alpstein mit Schafberg und Säntis.

Alpstein, Churfirsten, Walensee – was will man mehr
Der Blick von Südwesten nach Norden

Nach einer fast 3-stündigen Mittagpause war dann doch mal Zeit für den Heimweg und dem Panorama im Süden erst einmal auf Wiedersehen zu sagen. Beim obligatorischen Gipfelkreuzfoto sollte ma jedoch aufpassen: der Mittelbalken ist lose. Zurück zum Parkplatz geht’s auf der gleichen Route die man hochgekommen ist und der Abstieg geht unfassbar flugs. Wer noch Lust und Energie hat, kann im Sommer bei Strichboden Richtung Westen einen Abstecher zur Ochsenhütte auf der Alp Selun machen, die in etwa 25 minütiger Entfernung liegt und sich dort statt in der Wildmannli Hütte stärken. Im Winter muss man warten bis man zurück im Tal ist, welches ich in einer guten Stunde erreicht hatte.

Übrigens: Wer von Starkenbach alle sieben Churfirsten (Selun, Frümsel, Brisi, Zuelstoll, Schibenstoll, Hinterrugg und Chäserrugg) an einem Tag bewältigt, hat erfolgreich die Kaiserroute begangen. Klingt als ob ich ein weiteres Sommerziel habe 🙂

Rundtour
Strecke11.3 km
Dauer6.15 h
Aufstieg1’294 m
Abstieg1’294 m
Niedrigster Punkt907 m
Höchster Punkt2’205 m
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Eckpunkte der Tour
Das noch halb eingeschneite Gipfelkreuz bei Ankunft. Der Himmel verbreitet keine einladende Stimmung

Von Nods auf den Chasseral

Der Aufstieg auf den Chasseral bietet bereits eine spektakuläre Aussicht

Mein Ausflug auf den Chasseral (1’607 m), der höchsten Erhebung im Berner Jura, war eigentlich nur eine ungeliebte Notlösung, da alles oberhalb  von 2’000 m mit Lawinengefahr Stufe 3 ausgewiesen war. Aber das Wetter war bombastisch, ich hatte frei – und bin zähneknirschend nach Nods aufgebrochen. Nun gebe ich zu: ich habe dem Chasseral Unrecht getan. Es lohnt sich, die Aussicht auf das Alpenpanorama vom Säntis bis zum Mont Blanc ist spektakulär und sowohl im Winter als auch im Sommer einen Besuch wert.

Der Blick Richtung Norden – Frankreich und Deutschland sind nur einen Katzensprung entfernt

Ausgangspunkt ist der grosse kostenfreie Parkplatz oberhalb vom französischsprachigen Nods an der Route de Chasseral. Hinauf gibt es unzählige Wanderwege, die auch im Winter als Schneeschuh- und Winterwanderwege ausgewiesen sind. Ich bin der Route de Chasseral vom Parkplatz aus weiter gefolgt bis es am Skilift Téléski nach rechts einen Wanderweg hochgeht. Diesem kann man gemütlich durch den Wald folgen, das Gelände ist nicht schwierig. Man kreuzt die Chemin des Bois Rares, die Chemin L’Itchette sowie die Chemin du Haut bis man am Aussichtspunkt des Hotels Chasseral steht. Ich war überrascht wie viel Schnee hier noch zwischen den Bäumen lag, auch wenn Schneeschuhe nicht mehr benötigt wurden. Am Hotel gibt es ebenfalls einen grossen Parkplatz, der sogar noch ausgeweitet werden kann. Das Hotel bietet ein Take-Away-Angebot an und der anliegende Spielplatz lädt Gross und Klein zum Verweilen ein. Von hier aus starten auch die Gleitschirmflieger, die elegant ihre Kreise zurück ins Tal drehen. Den Sendemast auf dem Chasseral kann man nicht übersehen und in weniger als 20 Minuten hat man auch die verbleibenden Höhenmeter auf der freigeräumten Strasse überwunden und  bei guter Fernsicht die phantastische Aussicht bewundern: Fronalpstock, Pilatus, Tödi, Titlis, Schreckhorn, Eiger, Mönch, Jungfrau und und und – alle auf einen Streich.

Blick auf die Alpen und den Bielersee

Den Rückweg habe ich zeitlich stark unterschätzt. Vom Sendemast läuft man fast 1h 15min auf dem Grat und Rücken bis zum Les Colisses du Haut auf 1’325 m und weitere 10 Minuten zum Clédar de Pierrefeu (1’291 m). Von hier geht es auf der Strasse Les Colisses zur Bison Ranch in Colisses du Bas (1’196 m), wo man übernachten und auch Speisen und Getränke erhalten kann.

Der Rückweg vom Sendeturm über den Bergrücken

Aktuell ist die Ranch noch geschlossen, aber im Sommer wird bestimmt viel Andrang herrschen, das Angebot an Aktivitäten ist umfangreich. Man quert den Hof und biegt gemäss der Beschilderung zum Forest Jump ab, folgt dem Weg rechts vorbei an den Hütten in den Wald. Auch wenn man hier nun den gelb ausgeschilderten Wanderweg verlassen hat, kann man sich nicht verlaufen. Der Schotterstrasse, die irgendwann Chemin des Prés-Vaillons heisst, folgt man nun über etwas mehr als vier Kilometer durch den Wald und später vorbei an schönen grünen Wiesen bis zum Parkplatz. Der Sendeturm des Chasseral ist auf der rechten Seite als Wegbegleiter immer wieder zu sehen. Auch wenn sich dieser Abschnitt wirklich zieht – wer die Augen offen hält kann sich aktuell an Glockenblumen und Krokussen am Wegesrand erfreuen und auch „von unten“ ab und zu den Blick auf das grandiose Alpenpanorama erhaschen. Und dazu noch nebenbei auf diejenigen ein ganz kleines bisschen neidisch sein, die hier ein Domizil haben.

Rundtour
Strecke16.0 km
Dauer5.25 h
Aufstieg666 m
Abstieg666 m
Niedrigster Punkt942 m
Höchster Punkt1’607 m
GPXLink
Eckdaten der Tour
Der 114 Meter hohe Sendeturm Chasseral auf dem Chasseral

Ab Realp zum Stotzigen Firsten

Das Tour des heutigen Tages auf enen Blick: von Realp (links oben) auf den Stotzigen Firsten (vom Ostgipfel aufgenommen)

Diesmal geht es vom Bahnhof Realp (1’537 m) zum Stotzigen Firsten auf 2’752 m, welcher den nördlichen Abschluss der Tessiner Alpen bildet. Es gibt etliche Parkflächen rund um den Bahnhof, die für eine Parkdauer von 18 Stunden CHF 5 kosten. Auf einigen wenigen Parkflächen oberhalb zahlt man 0.50 CHF/h; das Parkieren über Nacht ist überall verboten.

Die Privathütte auf dem Gässler ist bis zum Dach eingeschneit

Man folgt der Beschilderung Richtung Stotziger Firsten und biegt von der Bahnhofstrasse nach links auf die Furkastrasse. Dieser folgt man nur kurz bevor es entlang der Schweigstrasse parallel zu den Schienen der alten Furkabahnlinie weitergeht. Auf dieser Tour ist die Wahrscheinlichkeit allein unterwegs zu sein ausserordentlich gering, also schnallte ich mir hinter dem Bahnhof Realp DFB die Schneeschuhe mit gefühlt hundert anderen Wanderern beziehungsweise Skitourengängern unter die Füsse und fragte mich ob das wirklich eine lohnenswerte Tour sein würde. Die Antwort lautete ja, aber teilweise dadurch begründet, dass ich es geschafft hatte der Massenwanderung zu entkommen. Bei Geren habe ich die Strasse verlassen und bin dem Sommerwanderweg gefolgt. Nach den Spuren zu schliessen gehen die meisten anderen Leute noch in Stück die Strasse weiter, bevor sie auf den Weg queren. Für mich nicht schlimm; so hatte ich meine Ruhe. Kurze Zeit später habe ich Laubgädem (1’729 m) erreicht und ab hier ist man wieder gemeinsam unterwegs.

Den Spuren der Tourenskigänger ist sehr einfach und bequem zu folgen

Es gibt nun so viele Spuren und „Wegvorschläge“, dass man gar nicht weiss welcher Route man nun folgen soll. Das Gute an Massentouren ist, dass selbst wenn man absolut keinen Plan hat wo es hingehen soll, die anderen das gleiche Ziel haben: irgendwo wird man vor oder über sich jemanden herumlaufen sehen oder Spuren entdecken, die einem die Richtung anzeigen. Ich habe mir aus der Vielzahl der Möglichkeiten immer den Weg ausgesucht, der mir am stetigsten erschien. Man hält sich konstant Richtung Südwesten, die Beschilderung ist nun nicht mehr gegeben. Ist man an der Privathütte auf dem Gässler auf 2’366 m angekommen, ist man jedoch schonmal auf einem guten Weg. Den Stotzigen Firsten zu erreichen ist ein bisschen Fleissarbeit für den Kopf: immer wenn ich dachte, ich bin oben, taucht hinter der Kuppe eine neuer „Gipfel“ auf, auf den ich dann zustapfen durfte. Und der Weg entlang der Lägenden Firsten zieht sich. Als ich nach gut 3h 20min den Ostgipfel auf 2’747 m erreicht hatte, dachte ich nun sei ich endlich am Ziel – und war völlig irritiert, warum die Karte unbarmherzig der Meinung war, dass ich noch weiter muss 😀 Die Aussicht, die man unterwegs jedoch hat, entschädigt einen für alles. Ich habe es genossen in dieser Bergwelt so weit oben unterwegs zu sein und die Stille aufnehmen zu können. Der Ostgipfel des Stotzigen Firsten ist tatsächlich das Ziel für 99.9% aller anderen Wintersportler. Hier ist einiges los und es wird auf dem Gipfel wirklich eng. Darum bin ich fünf Meter abgestiegen und habe mich auf dem Nebengipfel niedergelassen bevor ich von zwei Tourenskigängerinnen verjagt worden bin. Es gab Platz ohne Ende für drei Personen, aber die zwei waren der Meinung, dass ich mir den besten Platz ausgesucht hatte (bis dato war ich auch allein gewesen) und haben sich mir quasi zum Gruppenkuscheln in Coronazeiten auf den Schoss gesetzt. So erfolgreich vertrieben habe ich den Übergang westwärts über den Grat zum etwas höheren Nordgipfel (2’752  m)  noch selbst gespurt und abseits aller anderen mein persönliches Alpenpanorama genossen. Der Blick schweifte dort in aller Ruhe und ungestört über den Muttengletscher, zurück im Osten Richtung Realp, Andermatt und Oberalppass sowie im Westen auf den Furkapass und ins Wallis.

Vom Gässler sind noch einige Höhenmeter zurückzulegen
In seiner weissen Pracht ist links der Muttengletscher zu sehen
Blick Richtung Osten vom Nordgipfel. Auf dem Ostgipfel sind gerade keine Menschen unterwegs

Zurück geht es entweder auf der gleichen Route wie man heraufgekommen ist. Man sieht die ganze Zeit wunderbar ins Witenwasserental, in dem Reap liegt und hält darauf zu. Die Aufstiegsspuren waren wie üblich bereits durch die Skitourenfahrer vollständig zerstört und der Schnee war weich und locker, sodass ich etwas aufpassen musste hinsichtlich Rutschgefahr. Ich selbst hatte mir eine Alternative gesucht, da ich nicht zum Ostgipfel zurückwollte. Also bin ich noch ein Stück weiter dem Kamm entlang gefolgt bis ich nach links abgestiegen bin um in weiten Bögen in der Ebene am Fuss des Firsten entlang zurück nach Realp zu gelangen. Selten scheinen hier Skifahrer abzufahren, sodass ich alleine im Winterparadies unterwegs war. Man kann gut dem Gelände folgen, meist geht es sanft hinab bis man erneut auf die Hütte auf dem Gässler trifft. Von hier nimmt man den bekannten Rückweg – und freut sich auf das Take-Away Angebot des Hotel des Alpes an der Furkastrasse in Realp.

Rundtour
Strecke15.5 km
Dauer7.25 h
Aufstieg1’218 m
Abstieg1’218 m
Niedrigster Punkt1’537 m
Höchster Punkt2’752 m
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Eckdaten der Tour
Der Rückblick am Nachmittag zurück Richtung Stotziger Firsten an der Reussbrücke

Zum Rossstock und Hagelstock und zurück

Die Lidernenhütte im Nebel versteckt. Das Schmalstöckli (2’012 m) ist im Hintergrund zu erkennen.

Auf dieser Runde können die ersten Höhenmeter ganz bequem mit der Seilbahn für CHF 16 (hin und retour) zurückgelegt werden. Mit dem öffentlichen Verkehr anzureisen ist nicht ganz einfach, es fährt lediglich zweimal pro Tag ein Bus. Für Autofahrer stehen vor der Seilbahn aber einige kostenfreie Parkplätze zur Verfügung. Die Luftseilbahn Chäppeliberg-Spilau im Riemenstaldner Tal bietet zwei Besonderheiten: Ihre Talstation liegt im Kanton Schwyz, die Bergstation dagegen im Kanton Uri. Des Weiteren ist die 4-Personengondel ein offener vergitterter Käfig, sodass alle Coronavorgaben zur Durchlüftung problemlos erfüllt werden. Wer Glück hat, kann während der Fahrt sogar Auerhühner beobachten! Von der Bergstation (1’717 m) kann man bereits die nur wenige Gehminuten entfernt östlich gelegene SAC Lidernenhütte (1’727 m) entdecken und dann auf sie zuhalten. Die Hütte ist geöffnet, Übernachtungen sind also möglich und es wird ein kleines Take-away Sortiment angeboten. Von hier aus geht es Richtung Südosten ungefähr entlang des Sommerwanderweges auf den Rossstock (2’461 m). Der Rossstock ist der höchste Gipfel dieser Tour und ist der meistbestiegene Gipfel der Chaiserstockkette. Der Winterweg ist nicht markiert und man kann nach eigenem Gutdünken aufsteigen oder orientiert sich an der Vielzahl der Spuren von Schneeschuh- und Tourenskigängern. Letzteres macht den Aufstieg bedeutend einfacher, da der Schnee dort festgetreten ist. Man steigt teils geradeaus und teils in geschwungenen Bahnen auf, das freie Gelände ist in der Regel nicht allzu steil. Auf der rechten Seite liegt der zugefrorene Spilauersee mit der Alp Spilau, auf der man im Sommer ebenfalls übernachten kann. Die letzten Höhenmeter zum Gipfel dem Rücken folgend steht man schliesslich auf einem Grat. Oben angekommen erwartete mich ein grandioser Rundumblick – bei guten Bedingungen sind der Vierwaldtstättersee und das gesamte Mittelland bis zum Schwarzwald zu überblicken. Deutlich näher und gut zu erkennen dagegen Chaiserstock (2’515 m) und Fulen (2’491 m).

Auf dem Rossstock über dem Nebelmeer mit Gipfelkreuz

Für den Abstieg sind wir erst einmal den gleichen Weg gefolgt wie hinauf. Manch einer mag es verlockend finden vom Rossstock nach Westen zum Spilauerstock (2’269 m) und sich von dort wieder entlang des Sommerweges zum Hagelstock zu orientieren. Allerdings konnte ich unterwegs immer wieder Reste von Lawinenabgänge sehen und fand es in diesem hügeligen Gelände tatsächlich schwieriger zu beurteilen, wo fester Untergrund ist und wo man auf der Kuppe einer Schneewehe eigentlich über dem Boden steht. Dementsprechend kam es auch dazu, dass ich abseits der Spuren unterwegs war, in sehr steilen Gelände, welches einem WT4 entsprach, und dann einen Hang ungalant und unfreiwillig auf dem Hintern hinunter zum See rutschte. Idealerweise geht man also so weit zurück bis man relativ flach Richtung Südwesten zum Spilauersee absteigen kann und erspart sich somit den Abenteueranteil der Tour. Der Hagelstock (2’181 m) ist ebenfalls ein beliebtes Ziel vom Lidernengebiet in die Eggbergen, sodass die Routenfindung immer nach Südwesten kein Problem darstellt. Der Schnee wird jedoch im Laufe des Tages bei Sonne sehr pappig, nass und schwer, was den Aufstieg vom See anstrengend macht. Einsinken vorprogrammiert und nicht zu vergessen, dass ich bereits 700 Höhenmeter hinter mir hatte. In der Senke zwischen dem fassförmigen Siwfass (2’180 m) und Hagelstock hält man sich links und erreicht nach wenigen Minuten den zweiten Gipfel dieser Tour. Auch er bietet eine tolle Aussicht auf die Urner Berge. Das Nebelmeer hatte sich weiter nach oben gearbeitet und der Blick auf den Urner See blieb mir dadurch zwar verborgen; aber alleine dort oben zu sein und das Nebelmeer mehr beobachten wie es durch sein Aufsteigen die Szenarie verändert war es vielleicht sogar noch schöner.

Auf der linken Bildseite der Rossstock vom Hagelstock betrachtet
Der Blick zurück Richtung Spilauersee und übers Mittelland

Um endgültig zurück in die Heimat zu gelangen läuft man auf dem selben Weg zurück Richtung Spilauersee. Diesmal bin ich jedoch ein Stück oberhalb des Sees an der Alp Spilau entlanglaufen. Der Schnee ist hier fester und man kommt leichter vorwärts. Dazu kann man hier auch nochmal eine kleine Rast einlegen, es gibt eine Feuerstelle die zum Verweilen einlädt. Wer eine Übernachtung in der Lidernenhütte gebucht hat, kann von hier aus dorthin gelangen oder Richtung Spilau zur Bergstation der Seilbahn absteigen. Beide Möglichkeiten verlaufen erst einmal gemeinsam nach Nordwesten, bevor es rechts zur SAC-Hütte und links nach Spilau geht. Zu diesem Zeitpunkt war es bereits so neblig, dass keine 20 Meter Sicht mehr vorherrschte; die Spuren weisen aber verlässlich den Weg und es ist leichtes Gehgelände. In Spilau wartete zum Abschluss noch eine beindruckende Überraschung: die Hütten waren bis über das Dach eingeschneit. Ein Paar hatte gerade ihre Hütte freigeschaufelt und aus dem Kamin rauchte es, sodass die Szenerie eine ganz eigene Stimmung hatte. Für diejenigen, die im Flachland aufgewachsen sind, ist das sehr beeindruckend zu sehen. Circa 15 Minuten später war ich an der Bergstation angekommen. Die letzte Bahn hinunter fährt um 16.30 Uhr, wer später hinab möchte, sollte unbedingt vorher anrufen und sich ankündigen. Die Betreiber sind sehr freundlich, freuen sich aber auch auf ihren Feierabend. Mittels dem Telefon vor Ort kann man dann seine Abfahrbereitschaft kundtun und unter das Nebelmeer hinabschweben.

Rundtour
Strecke10.3 km
Dauerca. 4.75 h
Aufstieg1’120 m
Abstieg1’120 m
Niedrigster Punkt1’717 m
Höchster Punkt2’461 m
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Eckdaten der Tour
Die 4-Personen-Gondel der Luftseilbahn Chäppeliberg-Spilau