Säntis via Rotsteinpass und Tierwies

Oberhalb des Berggasthauses Alter Säntis

Der Säntis ist der höchste Gipfel der Kantone Appenzell-Innerrhoden und Appenzell-Ausserrhoden und markiert gleichzeitig die Grenze zum Kanton St. Gallen. Er gilt als „Must-Have“, irgendwann muss man oben gewesen sein wenn man in der Schweiz wohnt. Also habe ich mich entschlossen an einem schönen Tag im August diesem Touristenmagneten ebenfalls einen Besuch abzustatten.

Die Aufpasser am Wegesrand

Gestartet bin ich vom Parkplatz Laui, 9657 Alt St. Johann in St. Gallen. Dort gibt es neben einem Grillplatz auch einen kleinen Kiosk und eine Toilette  – ein Ausflugsziel unabhängig vom Säntis. Der Parkplatz ist gross und kostet CHF 5 pro Tag. Ich hatte vor einiger Zeit gehört, dass diese Aufstiegsroute auch im Winter möglich ist und wollte es mir mal anschauen. Im Gegensatz zur Normalroute welche über die sogenannte Himmelsleiter führt, hatte ich auch die Hoffnung, unterwegs auf weniger Menschen zu stossen. Insgesamt war ich mit dieser Variante inklusive Pausen 9.5 h unterwegs. Etwas Zeit mitbringen ist also eine gute Idee.

Man folgt der Strasse Richtung Nordosten und erreicht nach circa 10 Minuten Alpli auf 1’085 m. Der Wegweiser verspricht eine Aufstiegszeit zum Säntis von 5 Stunden über Tierwies, aber ich wollte ja zum Rotsteinpass (2’122 m) welcher mit 3h 40min angegeben ist. Vorbei an Thurwies (1’205 m) und Gersellen (1’266 m), das Ziel stets im Blick, geht es immer weiter auf einem sehr einfachen rot-weiss markerten Bergweg hinauf bis nach Schofbode-Brünne (1’868 m). Hier trennt sich der Weg, die Differenz zwischen Tierwies und Rotsteinpass wird mit 10 Minuten Gehzeit angegeben. Bis hierher habe ich 2 h gebraucht und die Aussicht das Berggasthaus Rotsteinpass in 45 Minuten zu erreichen liess mich meine notwendige Pause doch nochmal nach hinten verschieben. Insbesondere da der Weg so leicht ist und es keine anspruchsvollen Schlüsselstellen bis zum Gasthaus gibt konnte ich das gut verantworten.

Vom Berggasthaus Rotsteinpass führt der Lisengrat zum Säntis

Nur als ich 30 Minuten später dort ankam, traf mich fast der Schlag. Das Gasthaus platzte aus allen Nähten, jedes Plätzchen in der Sonne war belegt und alles wuselte wie in einem Ameisenhaufen. Dabei war es erst 10.40 Uhr und mir schwante das erste Mal was mich auf dem Säntis erwarten würde. Die ganzen Menschen mussten schliesslich irgendwo hergekommenen und mein Weg war tatsächlich bisher recht einsam gewesen. Also wurde die Pause auf das absolute Minimum beschränkt um schnell weiterzukommen; denn entspannt fand ich es hier nicht. Trotzdem lohnt sich ein Blick umher – die Aussicht ins Appenzellerland und Toggenburg ist wunderschön.

Der Lisengrat erfodert Trittsicherheit und Schwindelfreiheit

1h 35min zum Gipfel klang zudem fair und so marschierte ich frohgemut los. Erwartet hatte ich weiterhin einen gemütlichen Wanderweg, aber schnell musste ich diese Vorstellung revidieren. Der Weg wurde ein schöner Steig, nahezu vollständig mit Ketten versiert, viel auf und ab, toller Aussicht. Schwindelfreiheit ist ein Muss, denn der Lisengrat ist schmal und beinhaltet auch Kraxelei, sodass häufig ein Überholen oder Ausweichen nicht möglich ist. Ein Nadelöhr also bei viel Betrieb. Ich hatte Glück und es war noch nicht allzu viel los, sodass ich gut durchgekommen bin. Leider habe ich durch den selbstgemachte Druck, dass mir jederzeit eine grosse Gruppe entgegenkommen könnte, das Panorama viel zu wenig genossen. Stattdessen habe ich mich durch den Steig gehetzt – das nächste Mal würde ich es mit einer gelasseneren Einstellung versuchen. Die letzten 400 Höhenmeter zum Gipfel des Säntis waren also eher stressig, was aber an mir lag und nicht an der Route selbst. Der Steig kostet Zeit denn so wirklich viel Höhenmeter Richtung Gipfel macht man nicht – eher Strecke. Umso mehr habe ich mich gefreut, als hinter dem Steig, vor dem Chalbersäntis (2’370 m) ein wunderschönes Plateau wartete. Hier sassen schon wenige andere Säntis-Aspiranten und haben die Landschaft auf sich wirken lassen. Es lohnt sich hier eine Rast einzulegen. Obwohl am Weg gelegen ist viel weniger los als am Gipfel, die Menschen verteilen sich und alles wirkt etwas entrückter.

Der Blick zurück. Links der Lisengrat, rechts der Säntisgipfel, mittig eine Auf-/Abstiegsvariante Richtung Laui

Von hier aus geht es dann hinauf zum Berggasthaus Alter Säntis, wo man als Alternative zum Säntis-Hotel ebenfalls übernachten kann. Ich habe etwas gebraucht um mich danach zurechtzufinden – auf 2’460 m steht ein Wegweiser mit Standort Säntis, der noch 10 min Gehzeit bis zur Seilbahn Säntis-Schwebebahn anzeigt. Die Seilbahn verläuft parallel zur Normalroute und kostet ohne Rabatte CHF 38 pro Person für eine Einzelfahrt. Sie lässt sich somit gut nach dem eigenständigen Aufstieg via Himmelsleiter für den Rückweg nutzen. Meine Route verlief dann am Gebäude links vorbei durch einen offenen Tunnel und über etliche kleine Treppen bis ich nach einigem kreuz und quer sowie einer unbeabsichtigten Stipvisite am Terrassen-Restaurant, schliesslich den höchsten Punkt ausgemacht hatte.  Nach weniger als 4 Stunden war ich also oben! Und war doch so enttäuscht. Vom Säntis aus kann man bei gutem Wetter in sechs Länder sehen: Frankreich, Deutschland, Österreich, Lichtenstein, Italien und natürlich die Schweiz selbst. Hier begegnete mir das erste Mal ein Gipfel namens Kuchenspitz (3’148 m) in den Österreichischen Alpen, aber auch bekanntere Namen wie Piz Bernina (4’049 m), Piz Sardona (3’056m), Bifertenstock (3’421 m), Selun (2’205 m), Tödi (3’614 m), Clariden (3’268 m), Leistkamm (2’101 m), Finsteraarhorn (4’274 m), Schreckhorn (4’078 m), Titlis (3’238 m) und Wetterhorn (3`701 m).

Links ist das Berggasthaus Alter Säntis zu erkennen. Ein schönerer Pausenort als der Gipfel selbst

Nach 1.5 h Stunden oben, die ich eher halb dösend auf einer der Bänke verbracht habe als wirklich geniessend, war klar, dass ich einen anderen Weg hinab als hinauf nehmen wollte. Ein Blick auf die Karte verriet, dass der Weg über Tierwies eine gute Option sei und so bestand nun die Herausforderung darin herauszufinden wo ich dafür denn nun absteigen müsste. Etwas ziellos irrte ich dafür am und um den Gipfel herum, habe dabei die Säntis-Ausstellung inspiziert und irgendwann endlich den „Ausgang“ gefunden. Durch das grosse Treppenhaus herunter, an einer Tür, die aussieht wie ein Notausgang, ist ein Wanderschild angebracht. Dort hindurch, über eine Wendeltreppe hinunter, durch einen Tunnel, der Beschilderung nach links Tierwies folgen und dann stand ich dort, wo ich eigentlich gehofft hatte, drum herum zu kommen: an der Himmelsleiter.

Gipfel, Seilbahn und Himmelsleiter direkt im Fokus

Die Himmelsleiter ist schmal und recht steil, durchgehend mit Ketten abgesichert und gut zu passieren. Zum Teil sind Stufen präpariert, meist sind jedoch natürliche Tritte zu benutzen. Durch die Enge und Ausgesetztheit hat es alpinen Charakter, ist jedoch sonst unschwierig. Aber eben ein Nadelöhr. Stau ist vorprogrammiert allein schon durch die unvorstellbare Menschenmasse, die sich dort entlang wälzt. Und so ging es nur im Schneckentempo voran. Für diese wenigen Meter habe ich 10 Minuten im Abstieg benötigt und hatte dabei wahnsinnig Glück, dass meine Truppe zu den trittsicheren Personen gehörte. So sind wir zügig abgestiegen und sind überall, wo es auch nur ansatzweise möglich war, der Menschenmasse auf der Leiter ausgewichen. Ich denke, 30 Minuten Zeit sollte man mindestens für diese Stelle einplanen – insbesondere im Aufstieg. Unten angekommen wollte ich noch auf den Girenspitz (2’448 m), nördlich vom Säntis gelegen. Dieser eher unscheinbare Gipfel hat für alles entschädigt: Eine zumindest nach Norden hin unverbaute Panoramasicht, Unterhaltungsprogramm im voreingestellten Sender „Himmelsleiter“, Ruhe und Einsamkeit. Wir waren zu dritt auf diesem vergessenen Berg und haben hier das gefunden, was wir auf dem Säntis so vermisst haben. Hätte ich das vorher gewusst.

Aussicht Richtung Südost-Süd vom Girenspitz

20 Minuten später habe ich mich dann schweren Herzens an den Abstieg gemacht, eingeplant hatte ich hierfür ursprünglich mal 2.5 h, 3h 15min sind realistischer. Nach Tierwies (2’085 m) ist es etwas mehr als eine Stunde vom Kreuzungspunkt unterhalb der Himmelsleiter. Dieser Wegabschnitt war wieder deutlich weniger begangen, im Vergleich zum Aufstieg bis zum Lisengrat verhältnismässig anspruchsvoll und sehr schön in die Karstlandschaft eingebettet. Ab dem Berggasthaus Tierwis führt der rot-weisse Wanderweg knapp 2 Stunden wieder nach Süden, bis Thurwies, von wo der Weg wieder bekannt ist. Spätestens hier wird es ruhig um einen herum. Vom Gefühl her zieht sich der Abstieg, immerhin sind es noch 1’000 Höhenmeter zum Parkplatz Laui. Nichtsdestotrotz ein genussvoller Abstieg, ich hätte gerne ein Zelt zum Übernachten aufgeschlagen. Zurück in Laui überraschte mich eine Hochzeitsgesellschaft; ich konnte problemlos nachvollziehen warum sie sich diesen Ort für ihre Feier ausgesucht hatten.

Rundtour
Strecke17.2 km
Dauer7.5 h
Aufstieg1’553 m
Abstieg1’553 m
Niedrigster Punkt1’072 m
Höchster Punkt2’502 m
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Eckdaten der Tour
Der Abstieg von Tierwies nach Laui

Titlis Bergtrophy 2021

Schnappschuss vom Klein Titlis

Ich habe über ein Jahr auf diesen Tag gewartet und nun ist es endlich soweit 🙂 Diese Wanderung ist in mehrerer Hinsicht besonders. Zum einen kann man sie nicht ohne weiteres nachlaufen denn sie führt über einen Gletscher. Zum anderen ist sie organisiert gewesen und ich war mit über 600 anderen Teilnehmern unterwegs. Und zu guter Letzt bin ich 2’200 Höhenmeter hinaufgewandert und habe mich von der Seilbahn zurück zum Auto bringen lassen. Die Rede ist von der Titlis Bergtrophy am 14. August 2021.

Noch ist es flach und kühl, aber der Aufstieg zum Trübsee lässt nicht mehr lange auf sich warten

Der Titlis ist er höchste Berg des Kanton Obwalden, genauer markiert er die Grenze zwischen den Kantonen Bern und Obwalden. Man kommt normalerweise nur mit der Seilbahn hoch oder via Hochtour; nur einmal im Jahr wird der Gletscher für Wanderer präpariert. Seit ich das erste Mal davon gehört hatte, wartete ich auf die nächste Veranstaltung – und nun war es endlich soweit. Ab 6 Uhr ging es los und ich war schon ganz aufgeregt. Ob ich es wirklich schaffen würde? So viele Höhenmeter am Stück habe ich bisher noch nie gemacht und dementsprechend nervös war ich. Getröstet habe ich mich mit dem Gedanken, dass ich ja bis 16 Uhr Zeit habe – um 17 Uhr sollte die letzte Seilbahn vom Klein Titlis zurück nach Engelberg (996 m) gehen. Startpunkt ist die Talstation der Seilbahn Engelberg – Titlis, wo man für CHF 5 auch das Auto stehen lassen kann. Die Schlange war schon recht lang als ich um 5.50 Uhr ankam und als ich an der Reihe war gab es neben der Stempelkarte Wasser- und Teeflaschen, Riegel und Bananen zum Mitnehmen. Kaffee konnte bei Bedarf für einen kleinen Unkostenbeitrag erworben werden.

Aufstieg zum Trübsee. Manch einer wünscht sich sicherlich in die Gondel

Punkt 6.06 Uhr führt mich der Weg zurück über den Parkplatz und dann östlich entlang der Engelberger Aa. Wo sich die Rohrstrasse an der zweiten Brücke mit dem Bänklialpweg kreuzt, geht es rechts zum Hotel Bänklialp. Vor dem Hotel führt eine Stiege hinauf, ein Wegweiser der das erste Zwischenziel Trübsee (1’800 m) mit 2h 25min anzeigt ist unmittelbar davor platziert. Durch einen schattigen Wald führt der zuerst noch breite Schotterweg. Die ersten Personen sind hier bereits auf der Überholspur. Via Gerschnialp (1’262 m) geht es am Gasthaus Ritz vorbei. Immer der Beschilderung nach führt hinter der Gaststätte der rot-weiss markierte Bergweg ab. Über schöne Weideflächen läuft es sich zügig und über mir sehe ich bereits das Hotel mit der Bergstation Trübsee thronen. Der Anstieg ist steil, aber der Trupp, in dem ich gehe, hält das Tempo unvermindert. Ich bin ziemlich sicher, dass ich diese Geschwindigkeit nicht bis zum Gipfel durchhalte und wie ein Zeichen muss ich das auch nicht mehr. Auf dem schmalen Weg herrscht auf einmal Stau. In nun gemütlichem Tempo schlängeln wir uns immer weiter hinauf, freuen uns über das phantastische Wetter und die noch eher kühleren Morgenstunden. Als ich um 7.53 Uhr am Hotel Trübsee angekommen bin, war ich dann trotzdem etwas aus der Puste und schonmal recht stolz auf mich. Es erwartete uns neben Wasser und Tee auch Brühe, Brötchen, Obst und Birchermüsli – Letzteres finde ich persönlich ja wahnsinnig lecker.

In den frühen Morgenstunden ist am See und um das Hotel herum noch nicht viel los

Nach dem Frühstück und der Toilettenpause bin ich um 8.08 Uhr zügig wieder aufgebrochen. Die nächste Etappe führt in südöstliche Richtung zum Laubersgrat auf 2’445 m. Zu Beginn handelt es sich um einen Wiesenweg, der später in einen bequemen Schotterweg übergeht. Ein Überholen von anderen Teilnehmern ist auf diesem Teilstück immer wieder gut möglich und wer noch etwas Puste hat, sollte die Aussicht geniessen. Es ist vielleicht die schönste Teilstrecke der Tour. Ich war überrascht, wie schnell ich die 600 Höhenmeter überwunden hatte. Es war nun 9.24 Uhr. Am Laubersgrat wartete wieder Essen und Trinken auf die Teilnehmer; für einen Toilettengang musst man jedoch bis zum Panoramarestaurant Titlis warten. Vom Laubergrat können nun alle die nicht über den Gletscher gehen möchten oder können in südliche Richtung nach Stand (2’428 m) queren. Von hier fährt die Luftseilbahn Stand – Titlis zum Klein Titlis (3’028 m). Die Nutzung der Seilbahn für Teiletappen der Tour ist ebenso wie das Abfahren im Ticketpreis von CHF 75 inkludiert.

Das Ziel ganz klein vor Augen: der Turm auf dem Klein Titlis ist gut zu erkennen

Vom Laubersgrat aus führt der Weg nach einer 5-minütigen Pause über den Gletscher. Hier bin ich sehr gespannt darauf, wie die Veranstalter diesen Abschnitt präpariert haben, denn Steigeisen und Pickel braucht man heute nicht. Doch zuerst wartet der nächste steile Anstieg im losen Schotter. Der kalte Wind pfeift mir so stark um die Ohren, dass ich mich trotzdem dafür entscheide mir etwas Wärmeres anzuziehen – der Zwiebellook passt schliesslich immer irgendwie. Nach kurzer Zeit über einen felsigen Bergweg erwartet mich die Schlüsselstelle der Tour. Im Netz hatte ich schon davon gelesen und den Beschreibungen nach musste es etwas absolut Beängstigend und Spektakuläres sein, wenn man um diese Stelle passieren zu können locker eine Stunde anstehen muss und Mut zugesprochen braucht. Nunja. Der Realitätscheck brachte folgendes: Man muss circa 5 Meter entweder über eine Leiter hinabsteigen oder nebenan mit Hilfe eines Seils absteigen. Dann geht es versiert nochmal vielleicht 10 bis 15 Meter weiter runter, ein Stück ebenerdig weiter und schon steht man vor dem Schneefeld. Es gibt wirklich Aufregenderes. Nach 30 Sekunden war ich unten. Ohne gut zureden.

Aufstieg vom Laubergrat mit Aussicht über den Trübsee

Und dann wurde endlich das Geheimnis gelüftet: Der Gletscher war nicht aufgrund des Schnees schneeweiss, sondern war weiträumig mit einem weissen Flies bedeckt worden. Auf diesem Teppich zu laufen, war etwas seltsam, aber ich habe mich dran gewöhnt. Eher ist es eine Kopfsache gewesen, dass man nicht sieht wo genau man hintritt und Vertrauen in das Material fassen musste. Es hält tatsächlich wenn man auf direktem Weg hochläuft, ich bin jedenfalls nicht weggerutscht. Nur mit einer Gletscherbegehung hat es nicht mehr so wirklich viel zu tun; ich hatte irgendwie erwartet, dass Stufen geschlagen und Fixseile verlegt worden wären. Eine lustige Erfahrung war es trotzdem und etwa auf Höhe des regulären Weges zum Titlis-Bergrestaurant endete dann auch der Flies. Es begann ein munteres Stapfen durch den aufgeweichten Schnee entlang des Pistenweges. Jetzt wurde es auch wieder voller – bei dem wunderbaren Wetter sind natürlich viele Gäste mit der Seilbahn auf den Titlis unterwegs. Und diese Ausflügler (meist in Jeans und Turnschuhen) schauten uns wiederum arg fasziniert an. Um 11.07 Uhr war ich an der Versorgungstation Klein Titlis angekommen. Etwas aus der Puste habe ich mir meinen dritten Stempel abgeholt und mit Tee, Riegeln und Banane Energie für das letzte Teilstück gesammelt. Jetzt wollte ich auch keine lange Pause mehr machen, jetzt wollte ich endlich oben sein.

Der Blick zurück zum Laubergrat und denn mit weissem Tuch abgedeckten Gletscher
Die letzten Höhenmeter zum Gipfel – hier im Vordergrund der Klein Titlis von dem die Teilnehmer aufsteigen

Frisch gestärkt bin ich dann die verbleibenden 200 Höhenmeter auf den Gross Titlis (3’239 m) aufgestiegen. Kurz unterhalb des Gipfels war ein grosser Stau: der letzte Versorgungsposten grüsste mit Stempel Nummer vier, Wasser, Orangensaft, Apfelschorle und Wein sowie einem Beweisfoto mit Titlis-Schild. Alles knubbelte sich dort –  es dauerte eine Weile bis ich Herausgefunden hatte, dass man auch einfach erstmal in Ruhe auf den Gipfel spazieren kann. Um 11.40 Uhr war ich dann oben! Die Aussicht ist einfach phänomenal, ich hätte Stunden dort verbringen können. Jungfrau (4’158) m, Eiger (3’970 m), Mönch (4’099 m), Wildhorn (3’248 m), Schilthorn (2’970 m), Schwarzhorn (2’928 m), Niesen (2’362 m), Schrattenflue (2’092 m), Pilatus (2’129 m), Stanserhorn (1’898 m), Rigidalstock (2’593 m), Rigi (1’798 m), Brisen (2’414 m), Grosser Mythen (1’898 m), Mürtschenstock (2’441 m, Clariden (3’267 m), Tödi (3’614 m), Krönten (3’108 m), Bernina (4’049 m), Fleckistock (3’412 m), Sustenhorn (3’502 m), Matterhorn (4’478 m), Finsteraarhorn (4’274 m) –  muss ich noch mehr sagen 😉

Der Ausblick ist einfach nur atemberaubend und wunderschön

Ein paar Meter tiefer gab es dann auch für mich das wohlverdiente Titlis-Schildfoto und ein kleines Glas Wein und viel O-Saft. Schnell wurde es mir aber zu voll auf dem engen Raum und so bin ich weiter zum Restaurant um meinen Hunger zu stillen. Nudeln Bolognese all-you-can-eat klingt für einen ausgehungerten Titlis-Besteiger einfach extrem verlockend und magisch anziehend. Und so sass ich dann auch kurze Zeit später mit zig anderen Teilnehmern futternd im extra für uns bereitgestellten grossen Saal. Gesättigt habe ich nach Besichtigung der Gletschergrotte den Rest des Tages auf der Terrasse die Sonne genossen bevor ich gegen 15.45 Uhr die Seilbahn genommen habe. Bevor es zurückging habe ich mir jedoch noch meine Teilnehmergeschenke abgeholt: ein Titlis-Risotto am Titlis-Restaurant und ein Paar Sportsocken von Intersport am Trübsee. Coole Sache! Mit etwas Bedauern bin ich jedoch schon in Engelberg aus der Bahn gestiegen. Ich fand den Tag grossartig und war traurig, dass er „schon“ vorbei war. Er hat sich gelohnt.

Rundtour
Strecke12.1 km
Dauer6 h
Aufstieg2.257 m
Abstieg209 m
Niedrigster Punkt996 m
Höchster Punkt3’238 m
GPXDownload
Eckdaten der Tour
Vierte Versorgungs- und Fotostation auf dem Gross Titlis

Via Glaralpina – Fridolinshütte nach Linthal*

Die Grünhornhütte vor dem Tödi gelegen

Die zehnte Etappe der Via Glaralpina auf dem Programm startet von der Fridolinshütte (2’111 m) am Fusse des Tödi (3’614 m) und endet in Hinter Obbort einer kleinen Ortschaft oberhalb von Linthal. Da sie mit 4 h Gehzeit eher zu den kürzeren Etappen zählt, habe ich am Morgen noch den Aufstieg zur Grünhornhütte (2’448 m) absolviert. Diese liegt 1 h Gehzeit von der Fridolinshütte entfernt und ist die älteste SAC-Hütte. Von ihr bietet sich ein traumhafter Blick auf den Bifertengletscher – viel näher kann man ihm nicht kommen wenn man als Wanderer unterwegs ist.

Die tiefen Spalten im Bifertengletscher beeindrucken

Das Wetter zeigte sich an diesem Morgen nicht von seiner besten Seite, aber es war zumindest trocken. Also habe ich beschlossen den Aufstieg zu wagen. Den Weg zur Hütte kann man hervorragend von der Fridolinshütte einsehen und so war mir auch bekannt, dass zwei Schneefelder passiert werden mussten. Gegen 8 Uhr bin ich als einziger Gast in diese Richtung aufgebrochen. Der Weg ist steil und hat einen alpinen Charakter. Unterhalb der Grünhornhütte ist der Weg zudem mit Ketten versiert; etwas Schwindelfreiheit mitzubringen ist nicht verkehrt. Wer neben dem atemberaubenden Blick auf den Gletscher, den Bifertenstock (3’419 m) und den Tödi noch Kapazitäten frei hat, dem empfiehlt es sich hin und wieder links und rechts entlang des Weges zu schauen. Viele Bergkristalle liegen dort, von denen einige schöne Exemplare auch in der und um die Fridolinshütte ausgestellt sind. Bei der Grünhornhütte habe ich mich dann sicherlich eine Stunde aufgehalten – dort ist viel über die Geschichte des Tödi und der Hütte zu lesen. Nicht zu vergessen ein Stempel zum 150-jährigen Jubiläum der Hütte. Draussen waren einige Gletscherspalten gut erkennbar; mit diesen möchte ich nicht nähere Bekanntschaft schliessen.

Die mächtigen Gipfel des Bifertenstock (links) und Tödi (rechts) von der Fridolinshütte aus

So beeindruckend es dort oben aber auch war, der Wind war eisig, der Nebel zog wieder auf und die Uhrzeit rückte auch gnadenlos immer weiter vor. Also folgte der Abstieg zurück zur Fridolinshütte, der sich schnell als anspruchsvoller als der Aufstieg herausstellte. Hauptsächlich wegen der Ausrutschgefahr. Nach kurzer Rast und einem Plausch mit dem Hüttenwart ging nun die eigentliche Etappe los.

Rückblick von der Alp Hinter Sand

Über einen sehr schönen Bergwanderweg führt die Route Richtung Norden nach Hinter Sand (1’305 m), immer mit dem Tödi im Rücken. Der Abstieg ist insgesamt gut zu gehen und auch wenn es bis zur Brücke auf etwa 1’580 m keine Abzweigungen gibt, ist die rot-weisse Markierung sehr gut. Die Landschaft führt über idyllische Bergwiesen und die Artenvielfalt bezaubert. Schliesslich sieht beziehungsweise hört man zuerst das Zwischenziel Hinter Sand. Auf der Alp weidet eine grössere Gruppe an Mutterkühen mit Jungtieren, die jedoch einen friedlichen Charakter hatten. Interessant zu wissen ist sicherlich, dass man sich ab dem Wegweiser Hinter Sand den restlichen Weg zu Fuss sparen kann. Nun führt eine Schotterpiste bis Tierfehd und es gibt tatsächlich einen Taxiservice. Buchen (Telefon: +41 79 297 55 55) kann man ihn schon von der Fridolinshütte; das Taxi wartet dann entsprechend. Oder eben bei Ankunft in Hinter Sand. Sowohl in der Hütte als auch am Wegweiser Hinter Sand ist die Telefonnummer ausgehängt.

Abstieg nach Hinter Sand. Hier der Blick zurück zum Bifertenstock

Von hier sind es noch knapp 1.5 h nach Tierfehd. Ein grosser Teil der Strecke ist Fleissarbeit denn es geht über ein unschwieriges, breites Fahrsträsschen weiter. Der Blick zurück lohnt sich fast mehr als der Blick voraus: der Tödi, der König der Berge, liegt nun im Rücken. Kurz vor Sandwald (1’080 m) taucht man dann in einen kühlen Wald ein. Beim Wegweiser Pantenbrugg Süd (1’001 m) gibt es etwas schliesslich Geschichte zu sehen, nämlich die Pantenbrücke. Sie steht unter Denkmalschutz und wurde erstmalig 1457 gebaut. Sie wurde mehrmals durch Lawinen und Steinschlag zerstört; die untere Brücke steht nun seit 1854, die direkt darüber verlaufende obere Brücke seit 1902. Vom Wegweiser Pantenbrugg Nord (988 m) sind es nur 5 Minuten Umweg zu einem Aussichtspunkt in die 1.4 km lange Linthalschlucht. Da derzeit noch der Wanderweg von Tierfehd auf den Aussichtspunkt über die Schlucht gesperrt ist, lohnt sich dieser Abstecher um einen Eindruck von der Schlucht zu erhalten.

Die denkmalgeschützte Pantenbrücke, die eigentlich aus zwei Brücken besteht

Tierfehd selbst hat mich nicht sonderlich beeindruckt. Sicherlich lohnt sich aber ein Besuch des Pumpspeicherwerks Limmern, welches regelmässig Führungen anbietet. Von hier startet zudem für CHF 10 die Seilbahn Tierfehd-Kalktrittli zur Muttseehütte (2’501 m), die das Ziel der elften Etappe ist. Nach Hinter Obbort folgt man leider der Hauptstrasse ohne Fussgängerstreifen, am Hotel Tödi vorbei, bis man an einen gelb markierten Abzweig in die Strasse Steingaden gelangt. Hier nach rechts gehen, an der Gabelung links und im Anschluss dem Wanderweg über eine Wiese folgen. Von der Hauptstrasse zum Berggasthof Obbort sind nochmals knapp 200 Höhenmeter hinauf zu überwinden. Wenn es feucht ist, ist der Weg über das Gras rutschig und bei hohem Gras schwieriger zu erkennen. Der Gasthof ist sogar unmittelbar vor Erreichen ausgeschildert: wer diesem Hinweis folgt, nimmt quasi den Schleichweg direkt in den Garten. Ansonsten kommt man auf der Strasse ein Stückchen oberhalb heraus und läuft dann wenige Meter wieder herab.

Ich habe im Berggasthaus Obbort übernachtet und den Tag bei Sonne und netter Gesellschaft ausklingen lassen. Das Wetter sollte nun endgültig umschlagen; Hagel, Schnee und Starkregen war für die kommende Woche eigentlich durchgehen angesagt. Von Hinter Obbort gibt es keine ÖV-Anbindung, d.h. man muss nach Linthal erst ein Stück einen gelben Wanderweg entlang folgen und wird später schlussendlich entlang der Strasse geführt. Nach Linthal sind vom Gasthof etwa 1.5 h einzuplanen, dies entspricht circa 5 km und 800 Höhenmeter abwärts. Wer möchte kann natürlich auch ohne Übernachtung in Obbort direkt heimreisen. Dafür braucht man übrigens nicht den Umweg über Hinter Obbort zu gehen, von Tierfehd aus gibt es einen direkteren Weg. Über den Linthalweg erreicht man so sein Ziel in 1h 45min.

Streckentour
Strecke15 km
Dauerca. 5.5 h
Aufstieg615 m
Abstieg1’668 m
Niedrigster Punkt802 m
Höchster Punkt2’446 m
GPX (mit Linthal)Download
Eckpunkte der Tour
Aussicht vom Berggasthof Obbort zurück Richtung Tierfehd

Via Glaralpina – Claridenhütte zur Fridolinshütte*

Abstieg vom Beggilüggi. Der Wolkenvorhang gibt kurz ein kleines Sichtfenster frei

Heute steht die neunte Etappe der Via Glaralpina auf dem Programm: von der Claridenhütte wird es zur Fridolinshütte gehen. Die Etappe bietet viele Optionen da für die Originalstrecke gerade einmal 3h 15min vorgesehen sind. Ich persönlich freute mich schon die ganze Zeit auf die rund 230 Millionen Jahre alten Spuren einer Gruppe Archosaurier. Diese von den Urahnen der Krokodile und Dinosauriern hinterlassenen Spuren werden auch Chirotheroidenfährten genannt und gehören zu den ältesten Wirbeltierfährten. Zudem hatte mir fest vorgenommen auch der Planurahütte, welche die höchstgelegendste Hütte der Ostschweiz ist, bei dieser Gelegenheit einen Besuch abzustatten. Leider war aufgrund des Schnees dieser Abstecher nicht durch die Erfüllung meiner Erwartung belohnt worden. Wer möchte kann als Tipp aber auch abseits der Route den Zuetribistock (2’645 m) und Beggistock (2’635 m) erklimmen. Es führt kein offizieller Weg hinauf, aber die Schwierigkeit ist mit T3+ noch im Rahmen.

Zum Baden erschien es mir doch etwas zu frisch

Das Wetter machte an diesem Tag leider keinen allzu guten Eindruck und dabei wird diese Etappe als besonders aussichtsreich beschrieben; mit permanentem Blick auf den Tödi (3’574 m), den König der Berge. Dennoch war sie wunderschön und ich habe eindeutig zu wenig zu erzählen um die ganzen fantastisch-mystischen Fotos passend einzubinden. Los ging es aber erst einmal durch den Schnee im Nebel von der Claridenhütte zur Beggilüggi (2’536 m), dem höchsten Punkt der heutigen Tour. Auf halber Strecke erwartet ein kleiner See den Wanderer, welcher im Hochsommer sicherlich eine erfrischende Abkühlung verspricht. Im Nebel und mit Blick auf das darin schwimmende Eis bin ich jedoch fröstelnd weitergelaufen. Mir ist heute noch schleierhaft, wie manch Gast auf der Claridenhütte am Vortag dort gebadet hat. Auch über die Beggilüggi bin ich dann hinweg, ohne viel Notiz von der Landschaft zu nehmen zu können. Im Anschluss führt der gut markierte rot-weisse Weg sanft über Alpweiden hinab und man hört die Glocken der Kühe schon aus grosser Entfernung. Die vielen Löcher verraten zudem, dass auch Murmeltiere sich hier Zuhause fühlen. Nach knapp 2 h habe ich schliesslich Ober Sand (1’927 m) erreicht; der Wegweiser spricht von 1 h Gehzeit. Von hier aus geht es entweder direkt geradeaus zur Fridolinshütte oder man wagt Richtung Südwesten den Abstecher zur Planurahütte. Unterwegs dorthin kommt man an den Saurierspuren vorbei – und die wollte ich schliesslich unbedingt sehen. Nebel hin oder her.

Der Chli Tödi links hüllt sich in Wolken, ebenso der Hinter Spitzalpelistock rechts

Entlang des Oberstafelbachs folgt man ab Ober Sand dem rot-weissen Wanderweg bis zum Sandpassweidli. Die Alp kann man nicht verfehlen und dahinter präsentiert sich eine malerische Landschaft. Der Aufstieg zur Planurahütte beziehungsweise zu den Saurierspuren verläuft zuerst gemütlich über die Wiese bevor es dann steiler wird. Es dauert nicht lange bis das Gras durch Stein abgelöst wird. Hier an diesem Übergang habe ich endlich Edelweiss am Wegesrand entdeckt – die ersten überhaupt!

Die Platten mit den Spuren sind zwar schneefrei, aber der Zugang dennoch versperrt. So muss die Kamera als Fernglas dienen

Wie ich nun zu den Saurierspuren, kommen sollte, war mir allerdings unklar. Es gibt keine Schilder oder farbliche Markierungen, die den Weg weisen. Und so bin ich nach Erreichen der 2’300 m-Höhenlinie über Schutt und Geröll querfeldein der Nase nach losmarschiert. Nunja, theoretisch sollen irgendwo zwischen 2’100 m und 2’300 m linksseitig Steinmännchen einen möglichen Weg markieren. Die Saurierspuren befinden sich nach den Schweizer Landeskoordinaten an der Stelle 711 700 / 186 900. Dies entspricht den GPS-Koordinaten 46°49’25.94″ N 8°54’9.20″ E. Die Steinmännchen habe ich zwar übersehen, stand irgendwann jedoch dennoch auf der Rippe, von wo aus man hinabklettern und den Fluss überqueren muss. Hier musste ich mich dann geschlagen geben. Die Platten mit den Spuren waren zwar toll zu sehen und schneefrei – ein Überqueren des Flusses jedoch unmöglich. Schnee und Eis bis zur Rippe, welche tosend vom Fluss unterspült wurden, erschienen mir nicht vertrauenswürdig. Und so musste ich schwer enttäuscht den Rückzug antreten.

Ausblick vom Ochsenstock auf den Bifertenstock am Nachmittag
Bifertenstock, Gletscher, Grünhornhütte und Tödi präsentieren sich dann am späten Abend doch noch in voller Pracht

Da in Coronazeiten ein spontanes „Hallo, hier bin ich und würde gerne bei euch übernachten“ auf keiner Hütte möglich ist, fiel dann auch aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit der weitere Aufstieg zur Planurahütte aus. Fünf Sunden zusätzliche Gehzeit waren einfach nicht drin. Also zurück durchs Tal nach Ober Sand. Am Rossmättli, wo man auch den Oberstafelbach quert, gibt es allerdings einen alternativen Weg zur Fridolinshütte. Dieser ist weniger begangen und stellenweise etwas weniger gut markiert. Der Abwechslung halber habe ich die Variante gewählt und habe es nicht bereut.

Am Abend klarte es endlich auf – und der Tödi zeigte sich das erste Mal

So war ich am Fusse des Tödi – Sandgipfel (3’390 m) unterwegs und damit dem dicht in Wolken gehüllten König noch ein kleines bisschen näher. Wieder auf der Originalweg angekommen ging es nun die letzten Höhenmeter hinauf zum Ochsenstock (2’265 m). Von hier aus kann man nochmal ein wunderschönes Panorama auf den Bifertenstock (3’419 m) und die beiden Gipfel des Tödi (Glarner Tödi und Sandgipfel) geniessen bevor es hinab zur Fridolinshütte geht. Diese liegt in einem Talkessel, umschlossen von den zwei genannten mächtigen Bergmassiven. Kein Wunder, dass hier eine ganz eindrückliche Stimmung herrscht. Die Hütte wird zudem auch als Startpunkt für Hochtourengänger genutzt, die von hier aus den Tödi oder den Bifertenstock besteigen möchten. Wobei der Tödi sich unvergleichlich grösserer Beliebtheit erfreut. Das Personal gibt sich zudem Mühe Wanderer und Hochtourengänger zu trennen, damit man nicht unnötig um 3.30 Uhr geweckt wird. Wer möchte kann noch einen kleinen Abstecher zur Grünhornhütte machen. Diese liegt 1 h Gehzeit von der Fridolinshütte entfernt, ist nicht bewirtschaftet und verfügt über keine Schlafplätze. Sie ist aber mit Baujahr 1863 die älteste SAC-Hütte und damit etwas ganz besonderes. Ich habe sie am nächsten Tag besucht. Ansonsten bietet ein kleiner See unterhalb der Hütte eine schöne Gelegenheit sich zu erfrischen.

Streckentour
Strecke13.2 km
Dauerca. 5.25 h
Aufstieg833 m
Abstieg1’175 m
Niedrigster Punkt1’924 m
Höchster Punkt2’537 m
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Eckdaten der Tour
Die Fridolinshütte mit dem Bifertenstock im Hintergrund

Via Glaralpina – Urnerboden zur Claridenhütte*

Das Ziel des heutigen Tages: die Claridenhütte

Ein perfekter Start in den Tag – Die Sonne strahlt vom blauen Himmel herunter und es wartet der Gemsfairenstock auf mich, den ich bereits im Winter mit Schneeschuhen besucht habe. Im Gegensatz zu meiner Wintertour nimmt die Luftseilbahn Urnerboden – Fisetenpass mir diesmal aber keine Höhenmeter ab. Denn heute werde ich die achte Etappe der Via Glaralpina erwandern.

Darf ich vorstellen? Firner Loch, Läckistock, Rot Nossen, Signalstock und Jegerstöck

Nach dem reichhaltigen Frühstücksbuffet des Gasthofs Urnerboden rolle ich die wenigen Meter zum Wegweiser Underm Port am Fätschbach. Dieser verspricht, dass die Claridenhütte in 5h 10min erreicht sei und das Gemsfairenjoch, von dem aus der Abstecher zum Gemsfairenstock eingeleitet wird, in 4h 20min. Ich bin gespannt und kann die Angaben noch nicht so wirklich glauben. Selbst ohne Gipfel sollen es 1’510 Höhenmeter zu absolvieren sein – und ich sollte Recht behalten.

Das Griessseeli erscheint noch etwas kühl zum Baden

Man überquert das Flüsschen über eine Brücke und beginnt mit dem Aufstieg zum Fisetengrat. Der rot-weisse Weg ist gut markiert und unschwierig, sodass nach einer Stunde bereits Lang Boden auf 1’728 m erreicht ist. Hier wohnen einige Murmeltiere, also die Augen aufhalten! Weitere 50 Minuten später war ich an der Bergstation der Seilbahn (2’010 m) angelangt, zum Pass (2’036 m) selbst sind es nur noch wenige Meter. Es bietet sich von dort ein tolles Panorama zurück zum Firner Loch (2’248 m), Läckistock (2’486 m), Rot Nossen (2’502 m), Signalstock (2’573 m) und Jegerstöck (2’584 m). Der Blick Richtung Norden wird unter anderem vom Tödi (3’614 m) und Bifertenstock (3’420 m) angezogen. Über eine schöne Hochwiese geht es nun via Ober Orthalten dem blau-weiss markierten Alpinweg entlang nach Südwesten. Der „Einstieg“ täuscht, nach einiger Zeit wird der Weg schroffer und felsiger. Das Rund Loch (2’287 m) ist auch im Sommer ein kleines Highlight, welches ich allerdings beinahe wieder einfach überlaufen hätte. Und flugs dann kam auch das erste Schneefeld in Sicht. Ab diesem Zeitpunkt wurde der Aufstieg anspruchsvoll: über Schnee und Fels zog sich der Alpinweg stellenweise seilversiert bis zum Gemsfairenjoch (2’848 m). Wohl dem, der Gamaschen dabei hatte! Meine Füsse waren recht schnell pitschnass. Kurz habe ich überlegt ob es eine Option wäre, dem Gemsfairenstock auszulassen und nur der Originalroute zu folgen. Immerhin galt es noch bis zur Claridenhütte abzusteigen und der Weg über den Gletscher und durch den Schnee würde sich ziemlich ziehen. Aber das kam nicht in Frage und so stand ich 5 Stunden nach Abmarsch allein auf dem Gipfel und war ziemlich stolz auf mich. Neben der Claridenhütte zu meinen Füssen ist die Berglandschaft mit Blick über die bereits genannten Gipfel über den Chli Tödi (3’076 m) bis zum Clariden (3’268 m) einfach fantastisch.

Links auf dem Plateau die im Vergleich winzige Claridenhütte während sich mittig der Tödi imposant erhebt

Ab 16 Uhr war Regen angesagt und so hatte ich es doch etwas eilig wieder hinunterzukommen. Nasse Füsse hin oder her – in den Bergen bin ich eher wasserscheu. Zumindest wenn das Wasser unter freiem Himmel von oben kommt. Also habe ich den Aufenthalt auf traurige 15 Minuten begrenzt und war 20 Minuten später wieder am Joch. Nun folgte der Abstieg auf den Claridenfirn. Im Winter mit Schneeschuhen hatte das sicherlich professioneller ausgesehen. Jetzt war der Schnee in einem schlechten Zustand und so bin ich die ersten 100 Meter mehr hinabgerutscht als gelaufen. Vermutlich gibt es schneefreien Zeiten einen richtigen Weg hinunter. Auf dem Firn angelangt ging es immer den Spuren der anderen Wanderer nach. Gesehen hatte ich schon lange niemanden mehr, aber zwei Wanderinnen waren noch hinter mir. Das Gestapfe war mühsam, aber besser als erwartet. Dennoch habe ich mich über jeden Felsabschnitt gefreut, der aus dem Schnee ragte und zudem noch blau-weiss markiert war. Offensichtlich läuft man normalerweise tatsächlich auf felsigem Untergrund und es geht deutlich schneller voran.

Auf dem Weg zur Claridenhütte sind einige Schneefelder zu passieren

Nach gefühlten Ewigkeiten rückte die Claridenhütte (2’453 m) ins Blickfeld und damit kam auch die Vorfreude auf die gemütliche Hütteneinkehr. Kurz bevor man die Hütte erreicht wird man vor dem ansässigen Hüttenhund gewarnt: Dieser begrüsst jeden ankommenden Gast mit lautem Gebell, ist sonst jedoch harmlos. Da ein grosses Treiben an diesem idyllischen Plätzchen herrschte, kam der Gute gar nicht mehr aus dem Bellen heraus. Dazu gibt’s noch die Hofkatze und ein paar freilaufende Hühner. Die Hütte liegt unglaublich schön auf einer Wiese auf dem Gipfelplateau des Altenorenstockes (2’458 m) unterhalb des Gemsfairenstock mit Blick auf Clariden. Im Südosten erheben sich Gemsistock (2’430 m), Zuetribistock (2’645 m) und Beggistock (2’635 m). Handyempfang gibt’s übrigens nur stellenweise. Und da der Regen ein paar Stunde Verspätung hatte liessen sich nicht nur die Schuhe und Socken in der Sonne trocknen, sondern es sich in den Liegestühlen noch perfekt ausspannen.

Blick zurück: Im Hintergrund ist der Clariden zu erkennen, rechts der Gemsfairenstock

Urnerboden ist auch mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, man kann aus dieser Etappe auch eine Tagesrundtour machen. Dafür läuft man von der Claridenhütte in südöstliche Richtung zurück zum Fisetenpass. Dabei passiert man nördlich den Gletscherchopf (2’359 m) sowie südlich den Hergersattel und den Rotstock (2’471 m). Wieder am Pass angekommen hat man nach über 7 Stunden Gehzeit bereits 17 Kilometer, 1’816 Höhenmeter herauf und 1’154 Höhenmeter hinab hinter sich gebracht. Ich empfehle dann doch die Seilbahn hinunterzunehmen.

Streckentour
Strecke10.9 km
Dauer5 h
Aufstieg1’623 m
Abstieg550 m
Niedrigster Punkt1’360 m
Höchster Punkt2’971 m
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Eckdaten der Tour
Gipfelkreuz Gemsfairenstock. Alleine ist man hier weder allzu oft noch allzu lange