Weg der Schweiz – Etappe 3*

Der Landesteg der Fähre in Flüelen

Der Weg der Schweiz ist eine sehr schöne Wanderroute mit der Nummer 99, die sich je nach Beschreibung in drei bis vier Etappen aufteilt. Er wurde anlässlich der 700-Jahr-Feier der Schweiz 1991 angelegt wobei jedem Kanton ein Wegabschnitt gewidmet ist. Spannend ist, dass sich die jeweilige Länge des Abschnitts anhand der Einwohnerzahl mit 5 Millimetern je Person berechnete und sich die Reihenfolge der Kantone durch den formal-offiziellen Beitritt in die Eidgenossenschaft ergibt.

Der Rückblick nach Flüelen ist wunderschön

Wir waren von Flüelen nach Brunnen unterwegs, was dem letzten Etappenabschnitt entspricht. Startpunkt ist der Bahnhof Flüelen, von dort geht es rechtsseitig am Urnersee Richtung Norden. Es bietet sich an die Tour mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durchzuführen, es gibt jedoch auch Parkplätze an den Bahnhöfen in Flüelen und Brunnen. Der Weg ist mit einer gelben Raute ausgewiesen, aber bis Usserdorf, Flüelen muss man ein bisschen aufpassen nicht der „falschen“ Raute zu folgen. Zur Beruhigung sei gesagt: wenn man plötzlich am Seeufer vor einem abgesperrten Privatgrundstück steht und sich fragt ob man hier noch richtig ist, ein Stück zurückgehen und bei der ersten Abzweigung Richtung Osten aufsteigen. Dabei kreuzt man die Gotthardeisenbahnlinie. Kurze Zeit später ist man an der Autostrasse 2 / E41 und damit wieder auf dem offiziellen Weg unterwegs. Bis Sisikon läuft man auf der alten Axenstrasse bei traumhaften Ausblick auf den Urner See und die umliegenden Berg. Wunderschön und wir hätten es bestimmt noch mehr genossen wenn der Autoverkehr nicht gewesen wäre.

Die Tellskapelle am Seeufer

Wieder hinab steigend zum Ufer kamen wir schliesslich oberhalb der Tellskapelle am grössten Glockenspiel der Schweiz, gesponsert von den Schweizer Schokoladenfabrikanten, vorbei. Dieses lässt ab 9 Uhr morgens zur vollen Stunde seine Musik erklingen. Leider waren wir zu spät dran um uns an seinen Klängen erfreuen zu können. Stattdessen haben wir dafür die Tellskapelle bei der Tellsplatte am Seeufer ausführlicher bewundert, in der die Geschichte von Willhelm Tell in riesigen Wandgemälden festgehalten ist. Wer möchte kann bald wieder mit dem Schiff die Reise fortsetzen, denn  nach wenigen Gehminuten ist die Fährstation (Die Erneuerung soll 2021 abgeschlossen werden) inklusive einem kleinen Seebistro erreicht. Wer grösseren Hunger hat kann im Hotel-Restaurant Tellsplatte kurz oberhalb einkehren. Diese Gelegenheit eignet sich demzufolge perfekt für eine kleine Zwischenpause. Apropos Zwischenpause: Auf dem ganzen Wegstück gibt es zwischendurch immer wieder schöne, schattige Feuerstellen und Badeplätze am Seeufer – Badesachen einpacken! Frisch gestärkt ist es nun nicht mehr weit nach Sisikon, wo Anschluss an die Bahn und die Fähre besteht. An Bahnhof gibt es zudem eine öffentliche Toilette und einen Trinkwasserbrunnen, den wir sehr zu schätzen wussten.

Weiter ging es nun nach Brunnen. Für die nun anstehenden knapp 8.3 km sind circa 3 Stunden einzuplanen und es beginnt mit dem höhenmetermässig gesehen anspruchsvollstem Teil: Bis nach Morschach sind knapp 400 Höhenmeter zu überwinden. Der Weg ist aber angenehm zu gehen und führt durch Wald und offene Weiden. Dabei gibt es immer wieder Bänke die zum Verweilen und entspannt die Aussicht geniessen einladen.

Aussicht auf den Urner See mit Blick auf Gitschen, Schartihöreli, Scheidegg, Oberbauenstock, Niderbauen-Chulm und Co.

Der Aussichtspunkt lohnt sich, wir hätten Stunden dort zubringen können. Auch wenn wir von Massen von anderen Touristen umringt waren – der Blick begeistert einfach alle. Zu sehen gibts unter anderem den Piz Nair (3’059 m), Älplistock (2’713 m), Gitschen (2’511 m), Rotstock (2’929 m), Schartihöreli (1’692 m), Scheidegg (1’407 m), Oberbauenstock (2’117 m) und Niderbauen-Chulm (1’923 m). Und natürlich das Rütli, auf dem es der Legende nach zum berühmten Rütli-Schwur zwischen den Urkantonen Uri, Schwyz und Unterwalden kam. Viel zu schnell begann dann doch der Abstieg Richtung Brunnen, wobei der Ort in circa 70 min erreicht ist. Beim Ferien- und Freizeitressort Swiss Holiday Park gibt es allerdings eine gute Möglichkeit einzukehren und sich zu stärken. Von Morschach aus müssen die Beine nochmal kurz einige Meter zum Axenstein-Känzeli aufsteigen bevor es dann auf einen breiten Waldweg gemütlich wieder bergab geht. Die Kühle des Ingenbohlerwaldes war für uns nach der Hitze eine Wohltat und spornte uns sogar noch zu einer Minikletterpartie am grossen Findling an. Der Waldweg führt direkt ins Zentrum von Brunnen und damit in den Trubel der Stadt. Schon fast ein Kulturschock – und weiter in Richtung Norden gehend ist man flugs am Bahnhof angekommen. Von der Schiffstation westwärts führt übrigens ein breiter Weg am See entlang zum Auslandschweizer-Platz, dass sich auf diesem Weg der Schweiz wirklich jeder Bewohner wiederfindet.

Streckentour
Strecke14,9 km
Dauerca. 5.25 h
Aufstieg656 m
Abstieg656 m
Niedrigster Punkt434 m
Höchster Punkt824 m
GPXLink
Eckdaten der Tour
Das Glockenspiel oberhalb der Tellskapelle

Kleiner Ausflug zur Gisliflue

Der Blick vom Parkplatz Staffelegg über den Staffelegghof

Eine wunderschöne kleine Tour, die sich auch für Familien mit kleineren Kindern eignet, habe ich unternommen als es für die grossen Berge bei ab mittags angekündigtem Gewitter einfach nicht gereicht hat. Aber sonst hätte ich wohl nie den Jurapark Aargau eines ernsthaften Blickes gewürdigt – und das hat er nicht verdient!

Der Gratweg vom Hombergegg zum Bergpass Gatter

Auf der Passhöhe Staffelegg gibt es zwei grosse kostenfreie Parkflächen, von denen es zum Ausflugsziel Gislifue auf 772 m Höhe geht. Sie ist der östliche Gipfel einer Bergkette, die sich nördlich der Aare bis Aareknie erhebt und in weniger als 1.5 h von Staffelegg aus zu erreichen ist. Vom Wegweiser ausgehend folgt man einem schönen Weg der Schwierigkeit T2 in Richtung Biberstein und Rohr und steht man knappe 20 Minuten später auf dem Hombergegg (776 m). Der Waldweg ist gut begehbar und schönschattig, allerdings ist dennoch etwas Trittsicherheit erforderlich. Kurz vor dem Gipfelsturm wird es sehr steil und wenn es geregnet hat ist es sehr rutschig. Auf dem Gipfel angekommen erwartet lediglich ein Wegweiser den Wanderer und die belohnende Aussicht lässt noch etwas auf sich warten. Der Hombergegg steht mitten im Wald und einen Eindruck von der grandiosen Aussicht lässt nur durch kleine Sichtfenster im Geäst erhaschen. Von hier führt links nun ein schöner Gratwanderweg zur Gatter (643 m), einem kleinen Bergpass, der nach etwa weiteren 35 Minuten erreicht ist. Der Wanderweg ist mit gelben Rauten gut markiert und an Gatter weist der Pfeiler die letzte Etappe zum Ziel, der Gisliflue (772 m) mit nur noch 20 Minuten Wegzeit Entfernung aus. Ein Katzensprung, sodass ich pünktlich zur Mittagszeit dort sein werde. Auf dem Pfad hinauf musste ich aufpassen nicht von Bikern überfahren zu werden, aber nachdem das geschafft war, kam die endlich: die phantastische Aussicht auf das Mittelland, dich Hochalpen und das östliche Jura. Zu sehen gibt es namentlich von West nach Ost (nicht abschliessend): Geissfluh, Wildhorn Blümlisalp, Matterhorn, Eiger, Mönch, Jungfrau, Schreckhorn, Wetterhorn, Schwalmis, Tödi, Pilatus, Speer, Säntis…

Blick von der Gisliflue Richtung von Westen nach Norden
Am fernen Horizont erstrecken sich die Alpen in ihrer Pracht

Ein Gewitter war im Anmarsch und so blieb mir nur  der Rückzug, wobei zurück zum Parkplatz etwa 1h 10min einzurechnen sind. Erst geht es den gleich Weg zurück, dann folgt man dem Waldweg jedoch geradeaus einfach weiter. Man kann hier auch gut die Reifenspuren der Biker sehen. 3 Minuten vor Gatter ist ein grosser Wegweiser installiert, der einen Alternativweg zurück nach Staffelegg ausweist. Diesen Weg nehmen wir; wer möchte kann sonntags aber erst noch einen Abstecher zum Naturfreundehaus machen und dort eine Rast bei Tagessuppe, Würstli oder Desserts machen. Am Waldrand entlang geht es nun auf breiten Schotterwegen immer der Nase lang, dem Hauptweg folgend. Der Weg ist hier nur noch mit T1 zu bewerten und begleitet von satten Wiesen und einem summenden Orchester ist auch dieser Abschnitt der Route ein besonderer Genuss.

Rundtour
Strecke9.1 km
Dauerca. 2.75 h
Aufstieg328 m
Abstieg328 m
Niedrigster Punkt616 m
Höchster Punkt778 m
GPXDownload
Eckpunkte der Tour
Ein fleissiger Helfer am Wegesrand

Von Nods auf den Chasseral

Der Aufstieg auf den Chasseral bietet bereits eine spektakuläre Aussicht

Mein Ausflug auf den Chasseral (1’607 m), der höchsten Erhebung im Berner Jura, war eigentlich nur eine ungeliebte Notlösung, da alles oberhalb  von 2’000 m mit Lawinengefahr Stufe 3 ausgewiesen war. Aber das Wetter war bombastisch, ich hatte frei – und bin zähneknirschend nach Nods aufgebrochen. Nun gebe ich zu: ich habe dem Chasseral Unrecht getan. Es lohnt sich, die Aussicht auf das Alpenpanorama vom Säntis bis zum Mont Blanc ist spektakulär und sowohl im Winter als auch im Sommer einen Besuch wert.

Der Blick Richtung Norden – Frankreich und Deutschland sind nur einen Katzensprung entfernt

Ausgangspunkt ist der grosse kostenfreie Parkplatz oberhalb vom französischsprachigen Nods an der Route de Chasseral. Hinauf gibt es unzählige Wanderwege, die auch im Winter als Schneeschuh- und Winterwanderwege ausgewiesen sind. Ich bin der Route de Chasseral vom Parkplatz aus weiter gefolgt bis es am Skilift Téléski nach rechts einen Wanderweg hochgeht. Diesem kann man gemütlich durch den Wald folgen, das Gelände ist nicht schwierig. Man kreuzt die Chemin des Bois Rares, die Chemin L’Itchette sowie die Chemin du Haut bis man am Aussichtspunkt des Hotels Chasseral steht. Ich war überrascht wie viel Schnee hier noch zwischen den Bäumen lag, auch wenn Schneeschuhe nicht mehr benötigt wurden. Am Hotel gibt es ebenfalls einen grossen Parkplatz, der sogar noch ausgeweitet werden kann. Das Hotel bietet ein Take-Away-Angebot an und der anliegende Spielplatz lädt Gross und Klein zum Verweilen ein. Von hier aus starten auch die Gleitschirmflieger, die elegant ihre Kreise zurück ins Tal drehen. Den Sendemast auf dem Chasseral kann man nicht übersehen und in weniger als 20 Minuten hat man auch die verbleibenden Höhenmeter auf der freigeräumten Strasse überwunden und  bei guter Fernsicht die phantastische Aussicht bewundern: Fronalpstock, Pilatus, Tödi, Titlis, Schreckhorn, Eiger, Mönch, Jungfrau und und und – alle auf einen Streich.

Blick auf die Alpen und den Bielersee

Den Rückweg habe ich zeitlich stark unterschätzt. Vom Sendemast läuft man fast 1h 15min auf dem Grat und Rücken bis zum Les Colisses du Haut auf 1’325 m und weitere 10 Minuten zum Clédar de Pierrefeu (1’291 m). Von hier geht es auf der Strasse Les Colisses zur Bison Ranch in Colisses du Bas (1’196 m), wo man übernachten und auch Speisen und Getränke erhalten kann.

Der Rückweg vom Sendeturm über den Bergrücken

Aktuell ist die Ranch noch geschlossen, aber im Sommer wird bestimmt viel Andrang herrschen, das Angebot an Aktivitäten ist umfangreich. Man quert den Hof und biegt gemäss der Beschilderung zum Forest Jump ab, folgt dem Weg rechts vorbei an den Hütten in den Wald. Auch wenn man hier nun den gelb ausgeschilderten Wanderweg verlassen hat, kann man sich nicht verlaufen. Der Schotterstrasse, die irgendwann Chemin des Prés-Vaillons heisst, folgt man nun über etwas mehr als vier Kilometer durch den Wald und später vorbei an schönen grünen Wiesen bis zum Parkplatz. Der Sendeturm des Chasseral ist auf der rechten Seite als Wegbegleiter immer wieder zu sehen. Auch wenn sich dieser Abschnitt wirklich zieht – wer die Augen offen hält kann sich aktuell an Glockenblumen und Krokussen am Wegesrand erfreuen und auch „von unten“ ab und zu den Blick auf das grandiose Alpenpanorama erhaschen. Und dazu noch nebenbei auf diejenigen ein ganz kleines bisschen neidisch sein, die hier ein Domizil haben.

Rundtour
Strecke16.0 km
Dauer5.25 h
Aufstieg666 m
Abstieg666 m
Niedrigster Punkt942 m
Höchster Punkt1’607 m
GPXLink
Eckdaten der Tour
Der 114 Meter hohe Sendeturm Chasseral auf dem Chasseral