Von Turrenbach zum Nünalphorn

Die Gämse anzutreffen war der wundervollste Moment auf dieser Tour

Heute geht’s von der Bushaltestelle Turrenbach, Melchtal, Kerns los. An der Haltestelle ist ein Parkbucht, die Autofahrern als Parkplatz dient und kostenfrei ist. Wer von Melchtal die Melchtalerstrasse entlangfährt kommt unweigerlich daran vorbei. Direkt gegenüber der Parkbucht führt eine Strasse bergauf; dieser folge ich, an der ersten Gabelung halte ich mich rechts. Zwischenziel ist der Juchlipass, von Turrenbach über Fomatt laut Wegweiser in circa 4 Stunden zu erreichen. Nach einiger Zeit verkürzt ein Bergweg linkerhand den Strassenverlauf; auch wenn kaum Verkehr vorherrscht ist es doch angenehmer nicht mehr auf dem Asphalt zu laufen – und schöner sowieso.

Oberhalb des Nebelmeers sieht die Welt ganz anders aus

Anfang Oktober hängen die Gipfel im Nebel, es ist kalt aber in der aufgehenden Sonne zeigt sich langsam das herbstliche Farbenspiel. Dies hebt die Stimmung schon beträchtlich. Man kommt schliesslich neben einem grossen Gebäude in Fomatt (1’407 m) wieder auf die Strasse, geht ein kurzes Stück links Richtung Südwesten und biegt am Wegweiser Fomatt auf den rot-weiss markierten Bergweg, angezeigt mit Oberwend / Juchlipass ab. Diesem folge ich nun 1h 25min entlang Unter und Ober Wend. So langsam habe ich mich gefragt ob es wirklich eine gute Idee war ausgerechnet hierher zu kommen, denn mittlerweile ist alles bereits wieder im Nebel verschluckt. Das hatte ich mir anders vorgestellt. An der Almhütte in Unter Wend (1’725 m) fing der Nebel jedoch an sich zu lichten und da es sogar am Brunnen noch fliessendes Wasser gab, beschloss ich hier eine kurze Rast einzulegen. Und endlich, endlich war ich aus dem Nebelmeer raus und die Sonne begrüsste mich.

Schatten und Sonne. Selten so eindrücklich wie hier

Von Oberwend (1’935 m) angekommen sind es zum Juchlipass noch 1h 10min. Hier liegt auch die Alphütte Oberwend das SC Melchtal. Man kann hier übernachten, ich habe Gäste getroffen die tags zuvor angereist waren. Jedoch bin ich mir nicht sicher wie öffentlich die Hütte tatsächlich zur Verfügung steht. Immer weiter hinauf geht es nun zum Juchlipass (2’171 m), nun allerdings im Schnee. Die rot-weissen Markierungen waren schwieriger zu sehen, allerdings konnte ich den Weg dennoch gut erkennen. Die schattig-vereiste Landschaft auf der einen und die sonnige schneefreie Fläche auf der anderen Seite gab einen schönen Kontrast. Dann kam es zum absoluten Highlight der Tour: eine riesige Gruppe vom Gämsen in der Nähe des Abzweigs zum Huetstock (2’676 m). Zuerst standen nur zwei Tiere auf einer Anhöhe – links unter mir liefen kleinere Gruppen von bis zu sechs Tieren abwärts, warteten, schauten, grasten, rannten weiter – bis schliesslich mehr als 25 Tiere den Abstieg absolviert hatten und ausser Sicht waren. Ich habe mich unglaublich gefreut die Gruppe beobachtet haben zu dürfen, fast 20 Minuten habe ich ihnen zugesehen. Für geniale Fotos ist meine Kamera zu schlecht, darum müssen manche Erlebnisse eher in Erinnerung bleiben.

Am Abzweig zum Huetstock. Einfach wunderschön

Am Juchlipass angekommen ist es nicht mehr weit zum Nünalphorn (2’385 m). Der Pass stellt einen Kreuzungspunkt dar, die Nünalphütte ist gerade einmal 10 Minuten Gehzeit entfernt und selbst Engelberg kann innerhalb von 3 Stunden erreicht werden. Von hier aus geht es nordwärts schnurstracks zum Nünalphorn. Beschildert ist der Gipfel nicht mehr, aber eine ausgetretene Spur weist den Weg, man kann ihn nicht verfehlen. Zudem ist eine metallen Schweizer Fahne auf halbem Weg installiert und das Gipfelkreuz ist ebenfalls nicht zu übersehen. Die Belohnung für die über 1’500 Höhenmeter Aufstieg ist dann eine atemberaubende Aussicht auf Bockstock (2’215 m), Grosser Walenstock (2’571 m), Rigidalstock (2’589 m), Wild Geissberg (2’674 m), Stockhorn (2’189 m), Titlis (3’237 m), Rotsandnollen (2’700 m), Finsteraarhorn (4’274 m), Schreckhorn (4’077 m), Mittelhorn (3’703 m) und Jungfrau (4’158 m).

Am Gipfel des Nünalphorn

Zurück geht es nach einer wohlverdienten Pause erst einmal wieder zum Juchlipass. Hier orientiere ich mich nun aber rechts um die im Westen liegende Nünalphütte zu erreichen. Hier bietet ein Holzgipfelkreuz samt Ruhebank nochmal die Möglichkeit die Landschaft auf sich wirken zu lassen. Oberhalb von Fomatt, dem Gipfel Stäfelihörnli (1’921 m) auf der rechten Seite sehend und entlang Stäfeli erfolgt der Abstieg nach Stock im Melchtal (1’514 m) – zurück ins Nebelmeer.

Nicht nur durfte ich alleine auf dem Gipfel stehen, die Aussicht war ebenso spektakulär

Der kürzeste Weg zurück nach Turrenbach (1h 10min) führt nun geradeaus nach Westen, meine Routenwahl dagegen nach links und somit südlich Richtung Fomatt / Melchsee-Frutt. Mich hätten auch keine zehn Pferde davon überzeugen die Abkürzung zu wählen – am Wegpunkt ist eine Alm und die dortigen Kühe waren gerade mitten in einen heftigen Kampf verwickelt. Ich habs einfach nicht so mit diesen friedliebenden Tieren, mir sind Gämse lieber. Der gewählte Bergweg führt nun ohne weitere Abzweige auf die Strasse zurück, von der ich auf den ursprünglichen Bergweg gewechselt habe. Kurz vorher kommt man jedoch an einer Kapelle mit einer grossen Kiesfläche vorbei. Als ich dort war hing alles im Nebel und so war meine Fantasie gefragt hier einen einladenden, freundlich-romantischen Ort zu erblicken. Zurück zum Parkplatz geht es nun auf dem bereits bekannten Weg.

Rundtour
Strecke14.9 km
Dauerca. 6.5 h
Aufstieg1’593 m
Abstieg1’593 m
Niedrigster Punkt935 m
Höchster Punkt2’385 m
GPXDownload
Eckdaten der Tour
Aussichtsbank bei der Nünalphütte

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