Von Nods auf den Chasseral

Der Aufstieg auf den Chasseral bietet bereits eine spektakuläre Aussicht

Mein Ausflug auf den Chasseral (1’607 m), der höchsten Erhebung im Berner Jura, war eigentlich nur eine ungeliebte Notlösung, da alles oberhalb  von 2’000 m mit Lawinengefahr Stufe 3 ausgewiesen war. Aber das Wetter war bombastisch, ich hatte frei – und bin zähneknirschend nach Nods aufgebrochen. Nun gebe ich zu: ich habe dem Chasseral Unrecht getan. Es lohnt sich, die Aussicht auf das Alpenpanorama vom Säntis bis zum Mont Blanc ist spektakulär und sowohl im Winter als auch im Sommer einen Besuch wert.

Der Blick Richtung Norden – Frankreich und Deutschland sind nur einen Katzensprung entfernt

Ausgangspunkt ist der grosse kostenfreie Parkplatz oberhalb vom französischsprachigen Nods an der Route de Chasseral. Hinauf gibt es unzählige Wanderwege, die auch im Winter als Schneeschuh- und Winterwanderwege ausgewiesen sind. Ich bin der Route de Chasseral vom Parkplatz aus weiter gefolgt bis es am Skilift Téléski nach rechts einen Wanderweg hochgeht. Diesem kann man gemütlich durch den Wald folgen, das Gelände ist nicht schwierig. Man kreuzt die Chemin des Bois Rares, die Chemin L’Itchette sowie die Chemin du Haut bis man am Aussichtspunkt des Hotels Chasseral steht. Ich war überrascht wie viel Schnee hier noch zwischen den Bäumen lag, auch wenn Schneeschuhe nicht mehr benötigt wurden. Am Hotel gibt es ebenfalls einen grossen Parkplatz, der sogar noch ausgeweitet werden kann. Das Hotel bietet ein Take-Away-Angebot an und der anliegende Spielplatz lädt Gross und Klein zum Verweilen ein. Von hier aus starten auch die Gleitschirmflieger, die elegant ihre Kreise zurück ins Tal drehen. Den Sendemast auf dem Chasseral kann man nicht übersehen und in weniger als 20 Minuten hat man auch die verbleibenden Höhenmeter auf der freigeräumten Strasse überwunden und  bei guter Fernsicht die phantastische Aussicht bewundern: Fronalpstock, Pilatus, Tödi, Titlis, Schreckhorn, Eiger, Mönch, Jungfrau und und und – alle auf einen Streich.

Blick auf die Alpen und den Bielersee

Den Rückweg habe ich zeitlich stark unterschätzt. Vom Sendemast läuft man fast 1h 15min auf dem Grat und Rücken bis zum Les Colisses du Haut auf 1’325 m und weitere 10 Minuten zum Clédar de Pierrefeu (1’291 m). Von hier geht es auf der Strasse Les Colisses zur Bison Ranch in Colisses du Bas (1’196 m), wo man übernachten und auch Speisen und Getränke erhalten kann.

Der Rückweg vom Sendeturm über den Bergrücken

Aktuell ist die Ranch noch geschlossen, aber im Sommer wird bestimmt viel Andrang herrschen, das Angebot an Aktivitäten ist umfangreich. Man quert den Hof und biegt gemäss der Beschilderung zum Forest Jump ab, folgt dem Weg rechts vorbei an den Hütten in den Wald. Auch wenn man hier nun den gelb ausgeschilderten Wanderweg verlassen hat, kann man sich nicht verlaufen. Der Schotterstrasse, die irgendwann Chemin des Prés-Vaillons heisst, folgt man nun über etwas mehr als vier Kilometer durch den Wald und später vorbei an schönen grünen Wiesen bis zum Parkplatz. Der Sendeturm des Chasseral ist auf der rechten Seite als Wegbegleiter immer wieder zu sehen. Auch wenn sich dieser Abschnitt wirklich zieht – wer die Augen offen hält kann sich aktuell an Glockenblumen und Krokussen am Wegesrand erfreuen und auch „von unten“ ab und zu den Blick auf das grandiose Alpenpanorama erhaschen. Und dazu noch nebenbei auf diejenigen ein ganz kleines bisschen neidisch sein, die hier ein Domizil haben.

Rundtour
Strecke16.0 km
Dauer5.25 h
Aufstieg666 m
Abstieg666 m
Niedrigster Punkt942 m
Höchster Punkt1’607 m
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Eckdaten der Tour
Der 114 Meter hohe Sendeturm Chasseral auf dem Chasseral

Ab Realp zum Stotzigen Firsten

Das Tour des heutigen Tages auf enen Blick: von Realp (links oben) auf den Stotzigen Firsten (vom Ostgipfel aufgenommen)

Diesmal geht es vom Bahnhof Realp (1’537 m) zum Stotzigen Firsten auf 2’752 m, welcher den nördlichen Abschluss der Tessiner Alpen bildet. Es gibt etliche Parkflächen rund um den Bahnhof, die für eine Parkdauer von 18 Stunden CHF 5 kosten. Auf einigen wenigen Parkflächen oberhalb zahlt man 0.50 CHF/h; das Parkieren über Nacht ist überall verboten.

Die Privathütte auf dem Gässler ist bis zum Dach eingeschneit

Man folgt der Beschilderung Richtung Stotziger Firsten und biegt von der Bahnhofstrasse nach links auf die Furkastrasse. Dieser folgt man nur kurz bevor es entlang der Schweigstrasse parallel zu den Schienen der alten Furkabahnlinie weitergeht. Auf dieser Tour ist die Wahrscheinlichkeit allein unterwegs zu sein ausserordentlich gering, also schnallte ich mir hinter dem Bahnhof Realp DFB die Schneeschuhe mit gefühlt hundert anderen Wanderern beziehungsweise Skitourengängern unter die Füsse und fragte mich ob das wirklich eine lohnenswerte Tour sein würde. Die Antwort lautete ja, aber teilweise dadurch begründet, dass ich es geschafft hatte der Massenwanderung zu entkommen. Bei Geren habe ich die Strasse verlassen und bin dem Sommerwanderweg gefolgt. Nach den Spuren zu schliessen gehen die meisten anderen Leute noch in Stück die Strasse weiter, bevor sie auf den Weg queren. Für mich nicht schlimm; so hatte ich meine Ruhe. Kurze Zeit später habe ich Laubgädem (1’729 m) erreicht und ab hier ist man wieder gemeinsam unterwegs.

Den Spuren der Tourenskigänger ist sehr einfach und bequem zu folgen

Es gibt nun so viele Spuren und „Wegvorschläge“, dass man gar nicht weiss welcher Route man nun folgen soll. Das Gute an Massentouren ist, dass selbst wenn man absolut keinen Plan hat wo es hingehen soll, die anderen das gleiche Ziel haben: irgendwo wird man vor oder über sich jemanden herumlaufen sehen oder Spuren entdecken, die einem die Richtung anzeigen. Ich habe mir aus der Vielzahl der Möglichkeiten immer den Weg ausgesucht, der mir am stetigsten erschien. Man hält sich konstant Richtung Südwesten, die Beschilderung ist nun nicht mehr gegeben. Ist man an der Privathütte auf dem Gässler auf 2’366 m angekommen, ist man jedoch schonmal auf einem guten Weg. Den Stotzigen Firsten zu erreichen ist ein bisschen Fleissarbeit für den Kopf: immer wenn ich dachte, ich bin oben, taucht hinter der Kuppe eine neuer „Gipfel“ auf, auf den ich dann zustapfen durfte. Und der Weg entlang der Lägenden Firsten zieht sich. Als ich nach gut 3h 20min den Ostgipfel auf 2’747 m erreicht hatte, dachte ich nun sei ich endlich am Ziel – und war völlig irritiert, warum die Karte unbarmherzig der Meinung war, dass ich noch weiter muss 😀 Die Aussicht, die man unterwegs jedoch hat, entschädigt einen für alles. Ich habe es genossen in dieser Bergwelt so weit oben unterwegs zu sein und die Stille aufnehmen zu können. Der Ostgipfel des Stotzigen Firsten ist tatsächlich das Ziel für 99.9% aller anderen Wintersportler. Hier ist einiges los und es wird auf dem Gipfel wirklich eng. Darum bin ich fünf Meter abgestiegen und habe mich auf dem Nebengipfel niedergelassen bevor ich von zwei Tourenskigängerinnen verjagt worden bin. Es gab Platz ohne Ende für drei Personen, aber die zwei waren der Meinung, dass ich mir den besten Platz ausgesucht hatte (bis dato war ich auch allein gewesen) und haben sich mir quasi zum Gruppenkuscheln in Coronazeiten auf den Schoss gesetzt. So erfolgreich vertrieben habe ich den Übergang westwärts über den Grat zum etwas höheren Nordgipfel (2’752  m)  noch selbst gespurt und abseits aller anderen mein persönliches Alpenpanorama genossen. Der Blick schweifte dort in aller Ruhe und ungestört über den Muttengletscher, zurück im Osten Richtung Realp, Andermatt und Oberalppass sowie im Westen auf den Furkapass und ins Wallis.

Vom Gässler sind noch einige Höhenmeter zurückzulegen
In seiner weissen Pracht ist links der Muttengletscher zu sehen
Blick Richtung Osten vom Nordgipfel. Auf dem Ostgipfel sind gerade keine Menschen unterwegs

Zurück geht es entweder auf der gleichen Route wie man heraufgekommen ist. Man sieht die ganze Zeit wunderbar ins Witenwasserental, in dem Reap liegt und hält darauf zu. Die Aufstiegsspuren waren wie üblich bereits durch die Skitourenfahrer vollständig zerstört und der Schnee war weich und locker, sodass ich etwas aufpassen musste hinsichtlich Rutschgefahr. Ich selbst hatte mir eine Alternative gesucht, da ich nicht zum Ostgipfel zurückwollte. Also bin ich noch ein Stück weiter dem Kamm entlang gefolgt bis ich nach links abgestiegen bin um in weiten Bögen in der Ebene am Fuss des Firsten entlang zurück nach Realp zu gelangen. Selten scheinen hier Skifahrer abzufahren, sodass ich alleine im Winterparadies unterwegs war. Man kann gut dem Gelände folgen, meist geht es sanft hinab bis man erneut auf die Hütte auf dem Gässler trifft. Von hier nimmt man den bekannten Rückweg – und freut sich auf das Take-Away Angebot des Hotel des Alpes an der Furkastrasse in Realp.

Rundtour
Strecke15.5 km
Dauer7.25 h
Aufstieg1’218 m
Abstieg1’218 m
Niedrigster Punkt1’537 m
Höchster Punkt2’752 m
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Eckdaten der Tour
Der Rückblick am Nachmittag zurück Richtung Stotziger Firsten an der Reussbrücke

Zum Rossstock und Hagelstock und zurück

Die Lidernenhütte im Nebel versteckt. Das Schmalstöckli (2’012 m) ist im Hintergrund zu erkennen.

Auf dieser Runde können die ersten Höhenmeter ganz bequem mit der Seilbahn für CHF 16 (hin und retour) zurückgelegt werden. Mit dem öffentlichen Verkehr anzureisen ist nicht ganz einfach, es fährt lediglich zweimal pro Tag ein Bus. Für Autofahrer stehen vor der Seilbahn aber einige kostenfreie Parkplätze zur Verfügung. Die Luftseilbahn Chäppeliberg-Spilau im Riemenstaldner Tal bietet zwei Besonderheiten: Ihre Talstation liegt im Kanton Schwyz, die Bergstation dagegen im Kanton Uri. Des Weiteren ist die 4-Personengondel ein offener vergitterter Käfig, sodass alle Coronavorgaben zur Durchlüftung problemlos erfüllt werden. Wer Glück hat, kann während der Fahrt sogar Auerhühner beobachten! Von der Bergstation (1’717 m) kann man bereits die nur wenige Gehminuten entfernt östlich gelegene SAC Lidernenhütte (1’727 m) entdecken und dann auf sie zuhalten. Die Hütte ist geöffnet, Übernachtungen sind also möglich und es wird ein kleines Take-away Sortiment angeboten. Von hier aus geht es Richtung Südosten ungefähr entlang des Sommerwanderweges auf den Rossstock (2’461 m). Der Rossstock ist der höchste Gipfel dieser Tour und ist der meistbestiegene Gipfel der Chaiserstockkette. Der Winterweg ist nicht markiert und man kann nach eigenem Gutdünken aufsteigen oder orientiert sich an der Vielzahl der Spuren von Schneeschuh- und Tourenskigängern. Letzteres macht den Aufstieg bedeutend einfacher, da der Schnee dort festgetreten ist. Man steigt teils geradeaus und teils in geschwungenen Bahnen auf, das freie Gelände ist in der Regel nicht allzu steil. Auf der rechten Seite liegt der zugefrorene Spilauersee mit der Alp Spilau, auf der man im Sommer ebenfalls übernachten kann. Die letzten Höhenmeter zum Gipfel dem Rücken folgend steht man schliesslich auf einem Grat. Oben angekommen erwartete mich ein grandioser Rundumblick – bei guten Bedingungen sind der Vierwaldtstättersee und das gesamte Mittelland bis zum Schwarzwald zu überblicken. Deutlich näher und gut zu erkennen dagegen Chaiserstock (2’515 m) und Fulen (2’491 m).

Auf dem Rossstock über dem Nebelmeer mit Gipfelkreuz

Für den Abstieg sind wir erst einmal den gleichen Weg gefolgt wie hinauf. Manch einer mag es verlockend finden vom Rossstock nach Westen zum Spilauerstock (2’269 m) und sich von dort wieder entlang des Sommerweges zum Hagelstock zu orientieren. Allerdings konnte ich unterwegs immer wieder Reste von Lawinenabgänge sehen und fand es in diesem hügeligen Gelände tatsächlich schwieriger zu beurteilen, wo fester Untergrund ist und wo man auf der Kuppe einer Schneewehe eigentlich über dem Boden steht. Dementsprechend kam es auch dazu, dass ich abseits der Spuren unterwegs war, in sehr steilen Gelände, welches einem WT4 entsprach, und dann einen Hang ungalant und unfreiwillig auf dem Hintern hinunter zum See rutschte. Idealerweise geht man also so weit zurück bis man relativ flach Richtung Südwesten zum Spilauersee absteigen kann und erspart sich somit den Abenteueranteil der Tour. Der Hagelstock (2’181 m) ist ebenfalls ein beliebtes Ziel vom Lidernengebiet in die Eggbergen, sodass die Routenfindung immer nach Südwesten kein Problem darstellt. Der Schnee wird jedoch im Laufe des Tages bei Sonne sehr pappig, nass und schwer, was den Aufstieg vom See anstrengend macht. Einsinken vorprogrammiert und nicht zu vergessen, dass ich bereits 700 Höhenmeter hinter mir hatte. In der Senke zwischen dem fassförmigen Siwfass (2’180 m) und Hagelstock hält man sich links und erreicht nach wenigen Minuten den zweiten Gipfel dieser Tour. Auch er bietet eine tolle Aussicht auf die Urner Berge. Das Nebelmeer hatte sich weiter nach oben gearbeitet und der Blick auf den Urner See blieb mir dadurch zwar verborgen; aber alleine dort oben zu sein und das Nebelmeer mehr beobachten wie es durch sein Aufsteigen die Szenarie verändert war es vielleicht sogar noch schöner.

Auf der linken Bildseite der Rossstock vom Hagelstock betrachtet
Der Blick zurück Richtung Spilauersee und übers Mittelland

Um endgültig zurück in die Heimat zu gelangen läuft man auf dem selben Weg zurück Richtung Spilauersee. Diesmal bin ich jedoch ein Stück oberhalb des Sees an der Alp Spilau entlanglaufen. Der Schnee ist hier fester und man kommt leichter vorwärts. Dazu kann man hier auch nochmal eine kleine Rast einlegen, es gibt eine Feuerstelle die zum Verweilen einlädt. Wer eine Übernachtung in der Lidernenhütte gebucht hat, kann von hier aus dorthin gelangen oder Richtung Spilau zur Bergstation der Seilbahn absteigen. Beide Möglichkeiten verlaufen erst einmal gemeinsam nach Nordwesten, bevor es rechts zur SAC-Hütte und links nach Spilau geht. Zu diesem Zeitpunkt war es bereits so neblig, dass keine 20 Meter Sicht mehr vorherrschte; die Spuren weisen aber verlässlich den Weg und es ist leichtes Gehgelände. In Spilau wartete zum Abschluss noch eine beindruckende Überraschung: die Hütten waren bis über das Dach eingeschneit. Ein Paar hatte gerade ihre Hütte freigeschaufelt und aus dem Kamin rauchte es, sodass die Szenerie eine ganz eigene Stimmung hatte. Für diejenigen, die im Flachland aufgewachsen sind, ist das sehr beeindruckend zu sehen. Circa 15 Minuten später war ich an der Bergstation angekommen. Die letzte Bahn hinunter fährt um 16.30 Uhr, wer später hinab möchte, sollte unbedingt vorher anrufen und sich ankündigen. Die Betreiber sind sehr freundlich, freuen sich aber auch auf ihren Feierabend. Mittels dem Telefon vor Ort kann man dann seine Abfahrbereitschaft kundtun und unter das Nebelmeer hinabschweben.

Rundtour
Strecke10.3 km
Dauerca. 4.75 h
Aufstieg1’120 m
Abstieg1’120 m
Niedrigster Punkt1’717 m
Höchster Punkt2’461 m
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Eckdaten der Tour
Die 4-Personen-Gondel der Luftseilbahn Chäppeliberg-Spilau

Über Flügenspitz und Leistchamm

Der Blick zurück vom Flügenspitz über Amden

Diese Tour ist gemütlich und streng zugleich, sodass sie in Abwandlung ohne den Leistchamm, der den anspruchsvollen Teil ausmacht, auch als Nachmittagsrunde zu gehen ist. Startpunkt ist der Ortsteil Arvenbüel von Amden, und wer dazu noch Leistkammstrasse ins Navigationsgerät eintippt hat die Wahl zwischen gefühlt hunderten mittelgrossen Parkflächen. Alle Bereiche sind kostenpflichtig, man zahlt am Automaten CHF 1 / Stunde. Man sollte Kleingeld dabei haben oder einen TWINT-Account besitzen, sonst kann nur die Hilfe der Einweiser beim Tausch Schein gegen Münzen retten. Von einem der Parkflächen ausgehend sucht man erst einmal den Weg hinab zu den Skiliften; hierzu der Leistkammstrasse folgen, am ersten Schild den Rundweg 2 einschlagen und wenige Meter später allerdings auf der Strasse bleiben und nicht weiter dem Rundweg nach. Man kommt am Skilift Arven vorbei und steht eine Minute später an einer kleinen Brücke über den Beerenbach nach der man die Schneeschuhe anziehen kann. Als ich diese Tour unternommen habe, hätte man jedoch auch auf Schneeschuhe verzichten können beziehungsweise waren einige als Winterwanderer unterwegs. Selbst das immer wieder knietiefe Einsinken am Leistchamm konnte sie nicht schrecken.

Beim Aufstieg zum Flügenspitz durchquert man auch oberhalb der Alp Looch ein offenes Wäldchen

Ein Teil der Route ist ein ausgeschilderter Wintertrail, lediglich der Leistchamm ist im Winter unbeschildert. Von der Brücke bleibt man auf der Strasse, auch wenn diese im Schnee nicht erkennbar ist. Den Spuren ist einfach bis nach Looch zu folgen, man kann fast nichts falsch machen. Kurz vor der geschlossenen Alp Looch, deren Schicksal aktuell noch ungewiss ist, bin ich an der einzelnen Hütte auf der Egg vorbeigekommen, an der ein Wanderweg über Brittertannen nach Arvenbüel oder Altschen abführt. Die Hütte auf circa 1’470 m wird gerne als Pausenplatz genutzt, aber da die Sonne erst spät hierhergelangt und es noch früh war bin ich weitergelaufen. Kurz hinter Looch, welches aus mehreren Hütten besteht und im Sommer auch eine Bewirtung anbieten, hat man die Wahl dem schwarzen oder dem normalen Schneeschuhtrail zum Flügenspitz (1’701 m) zu folgen. Da kein grosses Lawinenrisiko bestand, bin ich dem schwarzen Weg gefolgt, der direkt und eher steil zum Gipfel führt. Die letzten Meter sind dann wirklich sehr steil und ich war froh, dort nicht wieder auf Schneeschuhen herunterzumüssen. Der Flügenspitz ist im Vergleich zum Leistchamm (2’101 m) zur eine kleine Anhöhe aber man hat einen malerischen Blick auf den Gulmen (1’789 m), Vorder Goggeien (1’631 m) und den Mittagberg (1’549 m). Auf dem Grat entlang Richtung Südosten geht es direkt auf den Leistchamm hinauf. Auf dem First auf 1’663 m steht ein Wegweiser, der den Sommerweg auf den Gipfel hinauf anzeigt. Wer nur eine gemütliche kleine Nachmittagstour unternehmen wollte, steigt einfach wieder nach Arvenbüel ab. Ich habe ab hier den markierten Schneeschuhtrail verlassen und bin im Schatten des Berges wieder aufgestiegen. Einen perfekt vorgespurten Weg dem alle folgen gibt es nicht, jeder ist sich selbst der Nächste. Heisst: Manche gehen auf gerader Linie im sehr steilen Gelände hinauf, andere queren im Zickzack tendenziell in östliche Richtung über Tritt (1’778 m) um dann über den Grat nahezu gemütlich aufzusteigen. Ein richtig gibt’s folglich nur für die Orientierungsangabe nach oben. Die Aussicht vom Leistenchamm ist dann fantastisch. Unter mir glänzte der Walensee in der Sonne, der Blick schweifte über die Glarner uns St. Galler Alpen, das Alpsteingebiet mit dem Säntis, ins Linthgebiet. Beeindruckend ist die Kante der Churfürsten, ich habe mich sofort gefragt ob es einen Weg hinüber gibt. Man möchte gar nicht mehr hinunter.

Die Sonne steht über dem Leistchamm am Himmel. Rechts ist der Grad zu sehen, der an dessen Fuss führt
Berge und Wasser: ein malerischer Anblick über dem Walensee
Die Churfürsten beeindrucken mich

Nachdem ich nach fast zwei Stunden Rast und vom harschen Wind abgesehen paradiesischen Wetter schweren Herzens wieder absteigen musste war ich überrascht wie schnell ich wieder zum Wegweiser abgestiegen war. Denn die 400 Höhenmeter habe ich rutschend, gleitend und gehend in 40 Minuten zurückgelegt.

Es geht steil bergab

Für den Abstieg gilt das gleiche wie für den Aufstieg: das Ziel anpeilen und irgendwie wird man schon irgendwo einen für sich akzeptablen Weg stapfen. Oder rutschen. Was im Aufstieg an Steilheit aber noch gut machbar war, war im Abstieg nicht mehr so lustig. Ich habe mir immer wieder die Stellen gesucht, die nicht zu abschüssig waren und gleichzeitig viel Schnee geboten haben. Meine Überlegung diesbezüglich war, dass wenn ich dann falle, vom Schnee gebremst werde, weich lande und ansonsten gut gleiten kann. Andere denken bei dieser Taktik vielleicht eher an Achtung Lawinen. Man muss vor Ort in Abhängigkeit vom eigenen Können und der Schneesituation beurteilen, wo es eine gute Idee ist abzusteigen und auf welche Art und Weise. Ich schätze, dass dieser Teil gut als Schwierigkeit WT4 durchgeht. Ist man heil weder unten angekommen geht’s gemäss Wegweiser in 70 Minuten zurück nach Arvenbüel. Ich fand der Weg bis nach Looch hat sich ziemlich gezogen, aber vielleicht war ich auch einfach nur noch etwas wackelig auf den Beinen. Die Route ist schön, zwischen den Bäumen entlang und wer sich umdreht erhascht immer wieder einen tollen Blick auf den Leistchamm, auf dessen Gipfel man kurz zuvor noch gestanden hat. Von unten habe ich mich gefragt wie ich da eigentlich hoch- und schlimmer noch heruntergekommen bin. Von Looch aus ist der circa 45-minütige Rückweg schon fast bekannt. Ich bin bis zur Hütte gelaufen bis zu dem Punkt wo die Strass nach links abbiegt, der beschilderte Sommerwanderweg jedoch geradeaus weiterverläuft. Etwas Abwechslung muss sein und so bin ich diesmal dem Wanderweg gefolgt. Eine schöne Route die durch ein kleines Wäldchen führt. Flugs steht man dann auch schon wieder an der Brücke und braucht dann nur noch entlang der Strasse zum Parkplatz zu laufen.

Rundtour
Strecke10.0 km
Dauerca. 5.25 h
Aufstieg940 m
Abstieg940 m
Niedrigster Punkt1’236 m
Höchster Punkt2’101 m
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Eckdaten der Tour
Das Gipfelkreuz des Leistchamm

Schneeschuhspaziergang auf den Rotsandnollen

Das eingeschneite kleine Dorf Melchsee-Frutt

Melchsee-Frutt – mir bisher nur bekannt gewesen als Sportklettergebiet aber gleichzeitiges Ski-Mekka – ist Ausgangspunkt für diese kleine Tour in den Urner Alpen. Wobei, eigentlich beginnt sie mehr als 800 Meter tiefer an der Talstation Stöckalp auf 1’081 m. Etwa zwei Kilometer vor der Talstation passiert man vor dem Sportcamp Melchtal eine Schranke, an der man ein Parkticket ziehen muss. Dieses wird später an einer der Expresskassen oder gemeinsam mit dem Liftticket an der Kasse der Gondelbahn Stöckalp – Melchsee-Frutt gelöst und kostet CHF 5 für einen ganzen Tag. Dann geht es mit der Gondelbahn auf 1’916 m. Der Andrang ist gigantisch und man kann am Wochenende problemlos morgens um 8.30 Uhr eine Stunde zwischen parkieren und Ankunft in Melchsee-Frutt einplanen.

Links die Barglenkette, rechts daneben der Gipfel des Rotsandnollen

Hat man es endlich nach oben in den Ort geschafft, erwartet einen eine traumhafte Landschaft. Ich musste mich zwar erst an den Anblick gewöhnen, dass im Winter offensichtlich die Wege auf Skiern, Schlitten und Snowboards zurückgelegt werden. Aber dann ging es mit einem Grinsen auf dem Gesicht mit den Schneeschuhen unter den Füssen von der Bergstation Richtung Dorfzentrum und dann hinab am See am Panoramalift vorbei. Am Schild, dass den Weg zur Loipe bzw. auf die Strasse Richtung Tannalp (1’974 m) verweist, geht eine vielbegangene Spur ab die den Rotsandnollen zum Ziel hat. Und da wollte ich hin, dem höchsten Gipfel zwischen Jochpass und Storeggpass. Die Route ist auf der ganzen Strecke nicht ausgeschildert, markiert oder Teil der offiziellen Schneeschuhtrails. Das macht aber nichts, denn der Rotsandnollen ist ein gern anvisierter Gipfel der Tourenskigänger. Von seinem Gipfel aus können sie 1’700 m hinab zurück zur Talstation Stöckalp fahren – was ich persönlich wenn ich Skifahren könnte zumindest so ausführen würde. Zurück zur Route: Ich bin einfach der Aufstiegsspur der Karawane vor mir gefolgt. Diese verläuft eine Zeit nach Osten, bevor sie immer entlang der Barglenkette nordöstlich bis zum Gipfel auf 2’700 m führt. Den Tannensee lässt man dabei auf der rechten Seite hinter sich. Der Anstieg wird je weiter man sich dem Ziel nähert steiler, sodass sich ein kleines Päuschen auf dem Sattel Tannenrotisand auf etwa 2’480 m zwischen der Barglen, die auch Schiben (2’669 m) genannt wird, und dem Rotsandnollen anbietet. Einige aus der Aufstiegskarawane haben von hier aus den Rückweg angetreten; auch wenn es nicht so hoch aussieht, bleiben immerhin noch 200 Höhenmeter über den Rücken aufzusteigen. Vom Rotsandnollen durfte ich dann nahezu allein ein wundervolles Panoroma geniessen: Vor mir zeigten sich das Mittelland, der Graustock (2’662 m), Titlis (3’238 m) und die Wendenstöcke (3’042m) in ihre ganzen Pracht.

Blick vom Rotsandnollen zurück auf Bargleren (Mitte) und Melchsee-Frutt (links)
Das Gipfelbuch liegt auf einem Steinring

Nach einer ausgiebigen Pause, in der ich wieder etwas Luft gefunden habe, ging es den gleichen Weg zurück zur Bergstation. Ich war doch überrascht, dass ich bei „nur“ 820 Metern Aufstieg auf 2’700 m so geschnauft habe – das Leben im Flachland grüsst. Der Schnee ist mittlerweile sehr pappig und nass-schwer geworden. Die Sonne hat aber nicht nur den Schnee im Hochtal aufgeweicht sondern sorgte auch immer wieder für Schneeabgänge von der Barglenkette. Auch Steinschlag war immer wieder zu hören. Es schadet also nicht das Massiv etwas im Auge zu behalten. Je später man wiederum vom Gipfel aufbricht, umso einsamer und ruhiger wird es; auch das Skitreiben in Melchsee-Frutt ist vom Rotsandnollen in weite Ferne gerückt. Man hat während des ganzen folgenden Abstiegs über einen tollen Blick in das Tal, sodass man seine Rückroute in aller Ruhe anvisieren kann und die bestmögliche der vielen Spuren ausloten kann. Wer zudem den Rückweg etwas abwechslungsreicher gestalten möchte, kann über den Damm am Tannensee, der gut von der Aufstiegsspur her sichtbar ist, entweder auf die Tannalpstrasse wechseln, die in einen präparierten Winterwanderweg verwandelt wurde. Oder auch hier den Spuren folgend erneut aufsteigen und sich anschliessend südwestlich auf die Bergstation des Sessellifts Diestelboden-Erzegg zuhalten. Diese ist nicht zu verfehlen, da sie auch das Ziel der meisten Pistenfahrer darstellt. Von dort kann man neben der Piste wieder absteigen und dann der präparierten Strasse an der Frutt-Kapelle vorbei zum Panoramalift gelangen. Nachmittags herrscht hier etwas Betrieb, aber die meisten Besucher nehmen den Fussweg. An der Bergstation selbst ist wiederum einiges los. Wer also den Bus von der Talstation Stöckalp erreichen muss, sollte hier Zeit einplanen.

Rundtour
Strecke13.8 km
Dauerca. 7 h
Aufstieg820 m
Abstieg820 m
Niedrigster Punkt1’894 m
Höchster Punkt2’700 m
GPXLink
Eckdaten der Tour
Achtung, es kommt immer wieder von der Barglenkette etwas herunter