Wanderung über den Arvigrat von Ächerli

Das Stanserhorn während des Aufstiegs zum Arvigrat

An diesem frühen Morgen, an dem der Boden noch gefroren war, bin ich von Ächerli (1’400 m) bei Dallenwil im Kanton Nidwalden aus gestartet. Wobei, 50 cm entfernt ist die Kantonsgrenze zu Obwalden. Ich glaube, dies kann zur Philosophiefrage ausarten. Der Wanderparkplatz an der Strasse Ächerlipass ist jedenfalls kostenfrei, wirkt jedoch so als sei er dem hinter der Steinmauer liegenden Gebäude zugehörig.

Das traumhaftes Farbenspiel beim Aufstieg kommt auf dem Foto fast nicht zur Geltung

Das Stanserhorn, welches in 1h 45min hätte erklommen werden können, habe ich quasi direkt zu Beginn die rechte Schulter gezeigt und bin Richtung Südwesten zum Arvigrat aufgebrochen – laut Wegweiser 2h Gehzeit. Erst führt der Weg ein Stück auf der Asphaltstrasse weiter, vorbei an der Alpkäserei Chüneren welche mit verschiedenen Käsesorten, Joghurt und Butter wirbt. Ein Stück weiter vor der Kurve führt ein rot-weiss markierter Weg nach links über die Wiese auf den Kamm entlang. Bei Hermannstalden wird der Bergweg schmaler steiler; auf Höhe Chüenerenegg geht ein Weg wieder links hinab. Ich bleibe jedoch auf dem mit Nummer 57 markierten Obwaldner Höhenweg beziehungsweise Nidwaldner Höhenweg (Nummer 88), passiere den Arviwald und den Arvigrad-Dürrenboden und steige immer weiter auf. Knapp 10 Minuten vor Erreichen des höchsten Punkts des Arvigrats auf 2’014 m steht eine Bank mit fantastischer Aussicht. Das Alpenpanorama bietet mit dem Stanserhorn (1’898 m), Säntis (2’502 m), Risetenstock (2’289 m), Lauchernstock (2’637 m), Titlis (3’237 m), Sustenhorn (3’498 m), Rotsandnollen (2’700 m) Finsteraarhorn (4’274 m), Schreckhorn (4’077m), Jungfrau (4’158 m), Blüemlisalphorn (3’658 m), Stockhorn (2’189 m), Chasseral (1’606 m) und Napf (1’407 m) eine wunderschöne Kulisse in alle Himmelsrichtungen. Zu meiner persönlichen Freude dabei gehört, den ein oder anderen Gipfel darunter schon selbst erreicht zu habe. Ein schönes Gefühl.

Die Aussichtsbank vor dem höchsten Punkt des Arvigrats

Von der Bank aus geht es noch etwas weiter bergauf, immer dem Grat entlang. Rechterhand gibt es schliesslich einen Abzweig zum Gipfelkreuz auf 1’970 m. Diesen ignoriert man erst einmal. Auf dem Rückweg werde ich diesen Abzweig nehmen um zum Wanderparkplatz zurückzukehren. Schliesslich erreiche ich den höchsten Punkt und vor mir zeigt sich der breite Graskamm des Gräfimattgrats, auf den mich der weitere Verlauf der Tour führt.

Der Graskamm des Gräfimattsgrats

Vom dort folge ich dem Grat entlang der Schellenflue immer weiter Richtung Süden, laut Wegweiser sind es 50 Minuten bis zum Gipfel des Gräfimattstand (2’050 m). Es geht schliesslich hinab nach Regelsmatt auf 1’900 m wo auch wieder ein Wegweiser steht. Weniger als 5 Minuten später führt ein Weg rechts hinunter, beschriftet am Wegweiser mit Schellenfluehütte. Hier werde ich später über Vorder Rossboden wieder aufgestiegen sein. Weiter führt der Graskamm zum Gräfimattnollen (2’034  m). Der Bergweg führt rechts um den Gipfel herum; diesem bin ich gefolgt. Wer möchte kann jedoch ein paar Höhenmeter zusätzlich in Kauf nehmen und den Gipfel ersteigen. Er ist relativ leicht zu begehen und auf der Südseite kann auf dem Wanderweg aufgeschlossen werden.

Aussicht von meinem Rastplatz in der Nähes des Gipfels des Gräfimattstand mit Blick auf den Laucherenstock

Es dauert nun nicht mehr lang und man ist auf dem Gräfimattstand angekommen. Richtung Westen kann man innerhalb von 2h 40min bis 3 Stunden nach St. Niklausen absteigen. Ich habe meine Pausenplatz auf einer zum Laucherenstock (2’005 m) vorstehenden Zunge gewählt. Nur wenige Wanderer wagen den Gang über die schieferartigen Platten und so hatte ich unverhofft meinen Moment der Abgeschiedenheit – kein Plappern von anderen Menschen um mich herum und eine ausreichende Distanz um sie in ihren Diskussionen über ihren Pausenplatz zu beobachten. Nach einiger Zeit musste ich wieder los – immerhin lag der gesamte Rückweg noch vor mir.

Der Spätherbst auf dem Gräfimattstand

Der Bergweg folgt der Form eines langgezogenen U und umrundet den Laucherenstock von Westen über Süden nach Osten. Nach 20 Minuten von Gräfimattstand und etwa in der Mitte dieses U auf 1’989 m, Laucheren, biegt ein Weg nach Süden zum Storeggpass und Melchsee-Frutt (6h 15min) ab. Ich folge weiter der Beschilderung zur Schellenfluehütte, welche mit 45 Minuten Gehzeit ausgewiesen ist. Zuvor kommt man nach 30 Minuten aber an der Chälenhütte (1’737 m) vorbei, hinter der ein Stück östlich der Kernalpsee liegt und mit anliegendem Picknickplatz über eine Grillstelle verfügt.

Der Abstieg von Laucheren ins Nebelmeer

Von der Chälenhütte links haltend ist man ansonsten in 15 Minuten an der bewirtschafteten Schellenfluehütte (1’690 m) angekommen, die gerne mit Speise und Trank weiterhilft. Eine kurze Stärkung kann sicherlich gut tun denn nun beginnt der Aufstieg zurück zum Arvigrat. Dafür nach Westen dem Wegweiser Gräfimattstand / St. Niklausen folgen. Wer auf den Anstieg keine Lust mehr hat kann auch ganz entspannt der Strasse Richtung Miesengrat folgen. Mit etwas Umweg gelangt man auch über diese Route zurück nach Ächerli. Etwa eine halbe Stunde dauerte es bis ich wieder über den Vorderen Rossboden aufgestiegen war. Nun geht es ein ganzes Stück auf bekannten Wegen zurück Richtung dem eingangs erwähnten Gipfelkreuz. Wer sich dafür nicht interessiert kann ab Regelsmatt sich links halten und der Beschilderung zur Arvihütte folgen. So erspart man sich einige Laufmeter auf vertrauen Wegen und zudem auch ein paar Höhenmeter – kommt aber auf dem gleichen Bergweg raus wie die Gipfelkreuzaspiranten.

Im Nebelmeer liegt die Schellenfluehütte verborgen. Links geht es zurück auf den Arvigrat

Vom Gipfelkreuz mit Aussichtsbank ist das nächste Etappenziel die Arvihütte. Sie liegt knapp 45 Minuten vom Arvigrat entfernt auf 1’787 m Höhe und ist nicht bewirtschaftet. Von dort folgte ich dem Wegweiser nach Nordosten Richtung Scharti (1’435 m). Über Heitletsboden durch einen schönen Wald steigt man immer weiter ab bis sich das Gelände wieder öffnet. Nun sind es gerade noch 20 Minuten zurück zum Auto. Dafür über die Wiese weiter bis zur bereits bekannte Strasse laufen. Wer noch ein kulinarisches Mitbringsel braucht hat bei der Alpkäserei Chüneren nochmal eine zweite Gelegenheit.

Rundtour
Strecke13.7 km
Dauerca. 6 h
Aufstieg1’085 m
Abstieg1’085 m
Niedrigster Punkt1’399 m
Höchster Punkt2’050 m
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Eckdaten der Tour
Das Gipfelkreuz unterhalb des Arvigrats

Wanderung im Nationalpark Gantrisch

Vom Panoramaweg aus bieten sich einzigartige Blicke auf einige der berühmtesten Schweizer Gipfel

Diese Wanderung im Nationalpark Gantrisch gehört zu den einfachsten Touren, die ich bisher in der Schweiz unternommen habe und ist auch hervorragend für Familien geeignet. Der Weg ist durchgehend gelb beschildert und entspricht dem Schwierigkeitsgrad T1-T2. Er kann auch bei Bedarf stark verkürzt werden, es gibt direkte Auf- und Abstiegsvarianten als die, die ich hier vorstelle. Der Weg über den Kamm ist zudem Teil des Gantrisch Panoramawegs, der immer wieder wunderbare Ausblicke ermöglicht. Und mit einer hübschen Grillstelle auf der Pfyffe (1’665 m), einem dem Gantrisch vorgelagerten Hügel, bietet diese Runde auch ein ideales Ziel für Kinder. Die Grillstelle ist zudem mit Holz ausgestattet, sodass nur für Feuer und das leibliche Wohl selbst gesorgen werden muss. Ich bin diese Tour gegangen als bereits der erste Schnee lag – da sie aber ausschliesslich dem Sommerweg folgt gehört sie für mich in erster Linie in die Sommerrubrik. Ich bin aber davon überzeugt, dass sich diese Tour im Winter hervorragend als Schneeschuhtour oder Winterwanderung durchführen lässt 😉

Die knuffige und neugierige Schafherde

Startpunkt ist Riffenmatt (1’077 m), wo auf dem Buswendeplatz am Gasthof Löwen Riffenmatt ein grosser, kostenpflichtiger Parkplatz zur Verfügung steht. Für ein Tagesticket bezahlt man dort CHF 5; weiterhin ist eine öffentliche und saubere Toilette verfügbar. Vom Parkplatz hält man sich links am Gebäude mit den Toiletten vorbei entlang dem Schotterweg Richtung Hinterm Grat (1’141 m). Wer etwas Glück hat, kann noch wenigen hundert Metern einer zutraulichen Schafherde begegnen. Die possierlichen Tiere kommen direkt angelaufen und hoffen auf etwas positive Zuwendung. Ich fand sie einfach goldig, insbesondere die kleinen Tiere. Dem breiten Schotterweg folgt man unbeirrt indem man sich an zwei Weggabelungen rechts hält, bis man auf die Landstrasse und die Alm Gratmatt trifft. Hier gibt es im Sommer frischen Alpkäse zu kaufen – ideal für das spätere Picknick. Nach dem Überqueren der Strasse führt der Weg immer weiter Richtung Südwesten, vorbei an Horbühlallmend, dem Burenbännli und dem Rossboden bis zum Underi Hällstett (1’405 m). Hierfür immer dem Wegweiser zum Horbüelpass (1’575 m) folgen, der ab Hinterm Grat mit 1h 40min ausgewiesen ist.

Oberhalb der Alm Uneri Hällstett macht der Panoramaweg seinem Namen alle Ehre

Von der Alm Underi Hällstett ist es noch eine gute Stunde bis zum Pass und wen der Hunger noch nicht lockt kann von dort einen Abstecher zur Cheeseren Höhle (1’627 m) machen. Hierfür ist ein Umweg von circa 25 Minuten zum Höhleneingang einzuplanen. Da ich im Vorfeld nicht auf solche Details geachtet hatte war mir nicht klar ob sich der Abstecher lohnen würde und habe mich dagegen entschieden. Im Nachhinein hat’s mich doch geärgert. Wer die Höhlenerkundung in Angriff nimmt, wir jedoch in seinem Eifer bereits nach circa 30 Metern ausgebremst. Ein grosser Felsblock versperrt den Weiterweg. Für Kinder aber bestimmt trotzdem mit der dazugehörigen Sage um die Feenkönigin Helva spannend. Wer allerdings jetzt schon Hunger hat findet dem Weg weiter folgend kurz oberhalb der Alm eine Grillstelle vor.

Je höher ich kam umso winterlicher wurde es

Vomm Pass ist es jetzt nicht mehr weit bis zur Pfyffe, genauer gesagt 20 Minuten. Wer einen spektakulären Gipfel erwartet hat, wird ein wenig enttäuscht sein. Der Hügel bietet neben der Grillstelle samt Feuerholz, einem Tisch und zwei Sitzbänken eine wunderschöne Aussicht auf einige der bekanntesten Berge der Schweiz: Tödi (3’614 m), Eiger (3’970 m), Mönch (4’107 m) und Schreckhorn (4’078 m). Auch der namensgebende Gantrisch (2’175 m) zeigte sich von seiner besten Seite, welcher im Süden zusammen mit Nünenenfluh (2’101 m), Bürglen (2’165 m) und Ochsen (2’188 m) die Stockhornkette bildet. Allerdings bekommt man gar nicht mit auf dem Top des Hügels zu stehen – Richtung Norden stehen Bäume hinter der Aussichtsbank und verdecken den Blick und man hat eher das Gefühl mitten auf dem Weg zu stehen.

Auf dem Panorameweg in der Nähe das Gäggersteg gibt es auch freie Sicht auf das Berner Mittelland

Nach einer grösseren oder kleineren Rast geht es gut gestärkt dem Kamm entlang weiter zum Gägger (1’615 m), dem höchsten Punkt und Gipfel dieser Tour. Eta 5Minuten vor dem Gipfel beginnt der Gäggersteg, eine Holzkonstruktion die Besucher bis zu acht Metern über dem Boden schweben lässt. Ich bin nur ein kurzes Stück auf dem Steg gegangen bevor ich auf meine eigentliche Route zurück bin, mir war einfach zu viel los. Es geht erst durch ein Stückchen Wald bevor sich die Sicht weitet und man freie Sicht auf die Berner Alpen hat. Ein sehr schöner Anblick, der dementsprechend von vielen Besuchern genossen wird.

Der Gäggersteg

Vom Hauptweg am Wegweiser Gäggersteg führt Richtung Nordosten ein eher kurzer, aber für den bisherigen Weg verhältnismässig steiler 10-minütiger Abstieg hinunter nach Schwarzenbühl (1’491 m). Etwas unerwartet steht man dann vor dem Hotel Schwarzenbühl, welches im Sommer nicht nur Übernachtungsgäste Willkommen heisst sondern auch über ein Restaurant mit saisonalen Schweizer Gerichten verfügt. Zudem gibt es Parkplätze, Toiletten und eine Busanbindung. Nach links, das heisst in nordwestliche Richtung, folgt man der Strasse nun 4.5 km bis zurück zum Startpunkt in Riffenmatt. Dabei ist unbedingt auf den Verkehr zu achten, da der Wanderer sich die Strasse mit den PKWs teilt. Wer verständlicherweise nicht eine Stunde auf der Strasse unterwegs sein möchte, kann wenige Meter hinter dem Hotel von der Strasse nach links auf einen Wanderweg ausweichen. Dieser stellt einen grösseren Umweg dar; ist aber sicherlich unvergleichlich schöner.

Rundtour
Strecke15.2 km
Dauerca. 5 h
Aufstieg611 m
Abstieg611 m
Niedrigster Punkt1’077 m
Höchster Punkt1’665 m
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Eckdaten der Tour

Der Rückweg folgt beim direkten Abstieg der Strasse

Via Alta Vallemaggia – Alpe Spluga Hütte zum Rifugio Tomeo*

Auf dem Weg vom Pascolo dei Laghi loht sich ein Blick zurück zum kleinen See

Heute steht die vierte und für mich die vorerst letzte Etappe der Via Alta Vallemaggia an. Aber klar ist schon jetzt, dass ich im kommenden Sommer die Reise fortsetzen möchte. Nachdem ich gestern vom Rifugio Alpe Masnee (2’063 m) aufgebrochen bin erwartet mich heute eine abwechslungsreiche Route zur Capanna Tomeo (1’739 m).

Oben auf der Scharte angekommen liegt die Bocchetta del Sasso Bello noch halb im Schatten

Der Aufbruch vom Rifugio Alpe Spluga (1’838  m) um 7 Uhr ist früh. Es steht eine anspruchsvolle Etappe an, das hat mir ein entgegenkommender Wanderer am vorherigen Abend noch bestätigt. Entgegen der Routenbeschreibung des Ascona-Locarno-Tourismus weist die Beschilderung vor Ort eine Gehzeit von 7 statt 6 Stunden aus und die ausgewiesenen Angaben sind tatsächlich realistischer. Der rot-weisse Weg war zu Beginn sehr schön, nur der extreme Wind und die Kälte hat die Freude getrübt. Entlang eines kleinen Bächleins kommt man zum See Pascolo dei Laghi. Hier trennt sich der Weg in mehrere Richtungen auf – ich möchte natürlich dem blau-weissen Alpinweg zum Rifugio Tomeo folgen. Im unmittelbaren Westen erheben sich die Punta di Spluga (2’251 m) und die Bocchett del Sasso Bello (2’290 m), im Osten der Sass d’Argent (2’317 m) sowie der Pizzo delle Pecore (2’381 m).

Blocksteine über Blocksteine hinter der Scharte ins Valle Lavizzara

Kurz hinter dem See war es dann aber vorbei mit Gemütlichkeit – es ging über Blockstein hinauf zur Bocchetta del Sasso Bello. Und das war nur der Vorgeschmack darauf, was mich den restlichen Tag erwarten würde. Schutthalden, Geröll, Blocksteine – bis zum bitteren Ende. Hinter der Scharte wartet das Valle Lavizzara, welches meinem bescheidenem botanischen Verständnis nach zumindest von oben den anderen Tälern recht ähnelt. Der erste Abstieg war steil und in losem Geröll. Ich habe ewig hinunter gebraucht und war dann heilfroh es geschafft zu haben sowie keine Gruppe hinter mit gehabt zu haben. Ich hätte tierische Angst gehabt dass sie etwas losgetreten und mich dann mitgerissen hätten. Es wartete in unmittelbarem Anschluss ein gefühlt unendlich langes Geröllfeld welches ich im Schneckentempo bewältigt habe. Der nächste Aufstieg im Steilgelände (dafür aber in meiner Geländekomfortzone) führt hoch auf einen Grat. Mit einigen Ketten entschärft konnte ich problemlos den Ausläufers der Cima di Broglio (2’385 m) überschreiten. Die Querung ist unglaublich schön und hätte man sich dort besser hinsetzen können hätte ich mir wahrscheinlich überlegt länger dort zu bleiben.

Die Überschreitung des Ausläufers der Cima di Broglio

So ging es stattdessen zügig wieder hinab. Und schwupps, wartete das nächste Blocksteinfeld, welches sich ewig zog bis es wieder hinauf ging. An einer Kreuzung etwa 3h 45min vom Rifugio Tomeo entfernt, gibt es die Möglichkeit nach Brione (Verzasca) oder Brontallo über einen rot-weissen Bergweg abzusteigen. Folgt man dem Wegweiser Richtung Brione / Rifugio Sambuco zweigt irgendwann ein kurzer Weg nach Norden auf den Monte Zucchero (2’736 m) ab. Ich hätte diesen Gipfel wahnsinnig gern bestiegen, aber in Anbetracht der Zeit habe ich diese Idee auf unbestimmt verschoben.

Der Blick vom Ausläufer der Cima di Broglio zurück über die Geröllfelder

Der nächste Aufstieg erfolgt über einige Patten, wobei dieses Stück wirklich sehr kurz war und ebenfalls mit festen Ketten abgesichert ist. Der geübte Kletterer probiert das natürlich auch ohne Fixseile und es ging erstaunlich gut. Mittlerweile habe ich das Valle dei Pini erreicht und es geht über Stock und Stein, hoch und runter, über Tritthilfen, nassen Fels und Gras weiter bis – wer hätte es gedacht – das nächste Blockfeld aufwartete. Auch dieses zog sich ein gutes Stück bis es wieder nett über Wiese und nur ein bisschen Stein über den letzten Pass, den Passo di Chènt, ging. Es war traumhaft schön!

Angekommen auf dem Pass Passo di Chènt. Nun geht es nur noch bergab

Eine kurze Pause habe ich mir gegönnt, aber ich hatte Angst vor dem angekündigten komplizierten Abstieg ins Val Tomé. Erst einmal ging es für mich aber auf einem schönen Bergweg gemütlich bergab bis das übliche Blocksteinfeld grüsste. Ich war mittlerweile ziemlich am Ende. Der Weg schlängelte sich weiter stetig bergab durch eine abwechslungsreiche Landschaft und einen dementsprechend wandelnden Untergrund. Und dann irgendwann tauchte auch endlich der tropfenförmige See, der Lago di Tomé, auf und damit auch das Ziel, die Tomeo-Hütte. Aber zu früh gefreut, erst ging es nochmal über Blöcke, wer hätte es gedacht, runter. Irgendwie schien jemand Erbarmen mit en Wanderern aus dem Süden gehabt zu haben und angefangen richtige Treppenstufen zu präparieren. Ein Segen. Denn so malerisch der Bergsee-Ausblick auch ist, so höllisch taten mittlerweile meine Füße und Knie weh.

Ein Teil des Abstiegs zur Tomeo-Hütte ist bereits bewältigt

Endlich unten am See angekommen war es zu meinem Entsetzen doch noch ein ganzes Stück zu laufen und es ging auch noch wieder bergauf. Als ich endlich, endlich um 16.40 Uhr an der Hütte angekommen war gab es erstmal Kuchen zur Belohnung. Als Aperó werden sogar zusätzlich Nüsse und Salzstangen serviert, das hat mich enorm gefreut und war genau das richtige nach diesen Anstrengungen. Für CHF 60 erwartet den Gast neben der Übernachtung eine vorzügliche Halbpension – die Dusche war natürlich auch ein Traum. Abends wurde gegrillt, ich war begeistert von diesem Luxus. Gut dass ich nochmal wiederkommen „muss“ um die Reise fortzusetzen.

Der See Lago di Tomé an dessen hinterem Rand die Tomeo-Hütte liegt

Nach einer kurzen Nacht (ich bin leider von den Anglern geweckt worden, die schon um 5 Uhr am See sein wollten), habe ich mich an den 4.7 km langen Abstieg nach Broglio, Haltestelle Paese, gemacht. Es gilt circa 1’000 Höhenmeter hinab zu absolvieren; der Weg ist prinzipiell gut rot-weiss markiert und einfach zu gehen. Auch hier hat man sich viel Mühe gemacht richtige Treppenstufen in den Fels zu schlagen und das Terrain damit stark vereinfacht. Ich musste einmal trotzdem den Weg suchen. Dies war an einer grasbewachsenen Ebene wo der links hinabgehende Weg nicht sofort ersichtlich ist. Ich habe mich enorm beeilt um den Bus, welcher nicht gerade häufig fährt, in Broglio rechtzeitig zu erwischen – und war dann aber tatsächlich bereits nach weniger als 2 Stunden im Tal angekommen. Ein netter Mann nahm mich dann nach Brignasco, Haltestelle Posta mit, von wo immerhin alle 30 Minuten ein Bus zurück nach Locarno fährt. Bei einer Dauer von knapp einer Stunde hat man ausreichend Zeit die Landschaft via Strasse zu bewundern oder ein Nickerchen zu machen. Zugegebenermassen fand ich es in den Bergen schöner als im Tal.

Streckentour
Strecke8.6 km
Dauerca. 6 h
Aufstieg1’020 m
Abstieg1’120 m
Niedrigster Punkt1’694 m
Höchster Punkt2’226 m
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Eckdaten der Tour
Die Tomeo-Hütte

Via Alta Vallemaggia – Rifugio Alpe Masnee zur Alpe Spluga Hütte*

Der zweite See hinter dem Passo dei Due Laghi

Vom Rifugio Alpe Masnee (2’063 m) führt die dritte Etappe der Via Alta Vallemaggia zur Berghütte Alpe Spluga (1’838 m). Obwohl von offizieller Seite des Ascona-Locarno Tourismus der Track mit circa 5.75 h Gehzeit angegeben, ist vor Ort 7 h Gehzeit ausgewiesen.

Oberhalb des Rifugio Alpe Masnee gibt es Handyempfang

Heute klingelte um 6 Uhr mein Wecker denn um 7 Uhr wollte ich nach den Erfahrungen des gestrigen Tages los. Bisher habe ich alle Zeitangaben gnadenlos überschritten gehabt und so plagte mich die Angst erst in der Dämmerung  bei der Spluga Hütte anzukommen. Bevor ich losmarschiert bin, gab es im Rifugio Masnee aber noch eine Sache zu erledigen, nämlich das Gas abzudrehen. Oberhalb der Hütten gab es zudem auch wieder Handyempfang und so verbrachte ich die ersten 20 Minuten nach Aufbruch doch damit Freunden und Familie kundzutun, dass alles in Ordnung ist.

Die unbekannte Alp circa eine Stunde Gehzeit vom Rifugio Alpe Masnee entfernt

Richtung Südwesten, östlich am Pizzo Costisc (2’244 m) und westlich des Lago del Starlarèsc da Scimarmòta vorbei bis zu einer verlassenen Alm ist der Bergweg rot-weiss markiert und einfach zu begehen; man benötigt circa eine Stunde dorthin. So kam es, dass ich mich fragte ob man wirklich 7 h für 10 Kilometer brauchen würde und ich es nicht doch gemütlicher angehen lassen könnte. Immerhin sind 1.5 km/h wirklich keine Rekordgeschwindigkeiten.

Das Licht- und Schattenspiel zaubert eine fantastische Amtosphäre mit einzigartigen Ausblicken

Ab der Alm führt ein Abzweig nach Brione, ansonsten ging es blau markiert weiter. Der Alpinweg sollte mich bis zur Splugahütte auch begleiten. Allerdings blieb mir eine ähnliche Erfahrung wie  bei der zweiten Etappe erspart. Es  wartete zwar ein Stück Blockkletterei auf mich, welches ich jedoch besser bewältigen konnte als bei der zweiten Etappe. Wirklich ausgesetzte Stellen gab es nicht, auch wenn die Abstieg über Blöcke und Geröllfelder führten. Die abwechslungsreiche Landschaft zog mich jedoch komplett während dieser Etappe in ihren Bann. Entlang des Pizzo Dromegio (2’232 m) habe ich es genossen wirklich stundenlang alleine unterwegs zu sein ohne jemanden in hör- oder sichtweite zu haben; was aber auch bedeutet, dass Hilfe weit weg ist und man sich nicht auf andere Menschen verlassen kann.

Alpe Quasca liegt wie die anderen Unterkünfte sehr idyllisch

Der Weg führt schliesslich zwischen dem Pizzo Verde (1’956 m) im Südenwesten und dem Poncione Piancascia im Nordosten (2’360 m) hindurch. Rechts des Weges kommt der Waldrand zum Vorschein und noch einiger Zeit erreichte ich Alpe Quasca. Zwei Männer waren gerade dabei das Gras zu schneiden; leider konnte ich nicht herausfinden ob hier auch Touristen übernachten können. Auf jeden Fall gibt es einen Trinkbrunnen, aber da später noch zwei Wasserfälle auf mich warteten war die Wasserversorgung auch ohne Brunnen gesichert. Ab hier Weg war im Grossen und Ganzen wieder bequem zu gehen. Jedoch war der Boden und der Fels hin und wieder feucht, was ein vorsichtiges und umsichtiges Wandern erforderlich macht.

Der erste See vor dem Passo dei Due Laghi

Von der Alp führt auch ein Weg ins Tal Richtung Giumaglio (2h 50min) ansonsten geht es weiter in westliche Richtung zum Passo dei Due Laghi. Der Übergang liegt zwischen dem Pizzo Muretto (2’257 m) im Nordosten und dem Pizzo Coca (2’222 m) im Südwesten und verbindet die Zwillingstäler Valle di Coglio und di Giumaglio. Auf beiden Seiten des Passes liegt zudem jeweils ein See. Der erste See auf meinem Weg hatte mich allerdings etwas enttäuscht, auch wenn ich an ihm meine erste Rast eingelegt habe. Dafür begeisterte mich der zweite See deutlich mehr, denn er glänzte so schön in der Sonne, im Hintergrund erhoben sich die schneebedeckten Gipfel und sogar zwei Murmeltiere schauten zwischen den Felsen hervor. Ein wunderschöner und einladender Ort, an dem es sich wunderbar verweilen lässt.

Rechts ist die Alp Spluga zu sehen

Auf dem Rifugio Alpe Spluga erwartete mich nach diesem einsamen Tag eine unangenehme Überraschung. Ausgerechnet an diesem Wochenende hatte die Ortsgemeinde, die sich um die Selbstversorgerhütte kümmert, beschlossen, Wartungs- und Reinigungsarbeiten durchzuführen. Und so wurde aus der einsamen und abgeschiedenen Hüttenübernachtung eine Grossparty mit Einflug per Privathelikopter inklusive Hunden. Gefühlt platzte die Alp aus allen Nähten und Ruhe suchte ich vergeblich. Stattdessen gab es Strom, eine warme Dusche, welche im Übernachtungspreis inkludiert ist, eine tiptop ausgestattete Küche und sehr komfortable Betten. Zudem natürlich auch Getränke (Bier, Wein, Coca-Cola, Mineralwasser, Milch) und Essen (Nudeln, Reis, Tomatensosse, Bouillon). Eine Übernachtung kostet CHF 25, dazu kommen CHF 5 für die Benutzung von Holz und/ oder Gas.

Streckentour
Strecke10.3 km
Dauerca. 5.75 h
Aufstieg990 m
Abstieg1’220 m
Niedrigster Punkt1’649 m
Höchster Punkt2’137 m
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Eckdaten der Tour
Der Partylieferdienst musste einige Male hin- und herfliegen

Via Alta Vallemaggia – Alpe Nimi Hütte zum Rifugio Alpe Masnee*

Abschied von der Ziegenalm Alpe Nimi

Die zweite Etappe der Via Alta Vallemaggia startet von der Alpe Nimi Hütte (1’718 m), auch als Capanna Alpe Nimi bezeichnet, und führt zum Rifugio Alpe Masnee (2’063 m). Die Etappe ist offiziell mit 3.5 h ausgewiesen, weshalb viele Leute diesen Tag mit der Folgeetappe zur Berghütte Alpe Spluga (1’838 m) zusammenlegen. Allerdings ist der dritte Routenabschnitt vor Ort mit 8 h Gehzeit markiert und mir hat sich unterwegs nicht erschlossen ob die Alpe Cuasca als Zwischenziel angesteuert werden kann. Zudem habe ich ganze 5 h für diese Tour gebraucht – rumgetrödelt habe ich dabei nur am Anfang des Tages.

Blickrichtung Westen nach Maggia vom Passo di Nimi

Die Nacht war trotz dem Glöckchenklingeln der Ziegen sehr erholsam und es gab zum Frühstück neben Brot und Konfitüre selbstgemachten Ziegenjoghurt. Die Atmosphäre ist auf der Alm sehr familiär und dementsprechend herzlich der Abschied. Man zahlt bar vor Ort, für die Übernachtung inklusive Halbpension ohne Getränke sind CHF 85 einzuplanen. Nach etwa einer Stunde langsamen Aufstieg zum Passo di Nimi sind es laut Beschilderung noch 2h 15min zum Rifugio Alpe Masnee. Das Wetter verschlechterte sich kontinuierlich und der aufgezogene Nebel trübte die Wanderfreude doch erheblich.  Nun wurde der blau-weisse Weg auch seiner Bezeichnung alpin gerecht: es erwartete mich fröhliche Blocksteinkletterei über gefühlte Stunden der Schwierigkeit T5-.

Blickrichtung Osten nach Lavertezzo vom Passo di Nimi

Doch folgt Richtung Norden erst einmal noch der weitere Aufstieg zur Cima di Nimi (2’191 m). Über sanfte Grashänge und einfaches Gehgelände ist der Gipfel schnell erreicht. Bei gutem Wetter bietet sich ein wunderschöner Blick ins Valle Maggia und natürlich zu den benachbarten Gipfeln wie die Cima Böis (2’259 m) und den Pizzo d’Orgnana (2’219 m). Nach circa 2 h Gehzeit gilt es entlang des schmalen Grats beziehungsweise auf diesem weiterzukommen und hier beginnt nun die Kletterei. Teilweise sehr ausgesetzt, aber es gab immer genug Griffe und Tritte für Hände und Füsse. Mich persönlich kostet Blockkletterei unfassbar viel Zeit, auch wenn ich keine Angst habe. Ich bewundere dann immer andere Wanderer, die leichtfüssig wie Steinböcke oder Gämse über die Felsen tänzeln. Ein Teil des Weges ist bei dieser Kletterei übrigens mit Ketten und Stahlbügeln entschärft, aber Novizen in den Bergen sollten Abstand von dieser Tour nehmen.

Kraxelei über den Grat. Aussicht gabs zur Belohnung leider nicht

Dies ist die anspruchsvollste Passage der heutigen Etappe gewesen und nach einem kurzem Abstieg kann noch der Madom da Sgióf (2’265 m) erstiegen werden. Ich denke dieser Abstecher lohnt sich, auch wenn bei meinem Besuch alles von Wolken verhangen war. Denn neben dem Verzasca-Tal eröffnet sich der Blick ins Valle del Salto und auch der Poncione d’Alnasca (2’301 m) beeindruckt mit seiner charakteristischen haiflossenähnlichen Form. Der Wegweiser zeigt für die folgenden Destinationen diese Zeiten an: Passo Deva 25 Minuten, Capanna Starlarèsc 45 Minuten und Rifugio Alpe Masnee 70 Minuten. Die Selbstversorgerhütte Capanna Starlarèsc liegt wunderschön direkt am Lago del Starlarèsc da Sgióf. Da die Etappe nicht tagesfüllend ist, ist hier eine tolle Möglichkeit eine Badepause einzulegen und es sich gut gehen zu lassen. Bei blauem Himmel und Sonne muss dies ein traumhafter Ort sein. Man erreicht sie indem man vom Gipfel den Abstieg in östliche Richtung wählt oder folgt der Via Alta Maggia über den Passo Deva (2’030 m), einem breiten Sattel zwischen Maggia und Brione, in nördliche Richtung. Hier bietet sich dann die Möglichkeit nach Westen ins Tal abzusteigen – oder eben nach Osten zum Lago del Starlarèsc da Sgióf. Nicht mehr weit ist es dann zum eigentlichen Ziel, dem Rifugio Alpe Masnee.

Der Lago del Starlarèsc da Sgióf mit der Selbstversorgerhütte Capanna Starlarèsc

Das Rifugio erinnert mich total an Machu Picchu, alles ist aus Steinfragmenten gebaut. Ursprünglich verfallene Ställe sieht es heute einfach unglaublich toll aus. Dazu gibt es sogar Strom, eine heisse Dusche, eine Küche und bequeme Betten. Das kleine Areal besteht aus mehreren Hütten und ist im Selbstversorgungsbetrieb geöffnet. Wobei Selbstversorgung zu tief gegriffen ist. Nehmen den bereits genannten Annehmlichkeiten gibt es diverse Getränke (Bier, Wein, Coca-Cola, Citro, Mineralwasser) und Essen (Spaghetti, Tomatensosse, Thunfisch) zum Selbstkostenpreis zu erwerben. Berechnet wird, was man verbraucht, alles basiert auf Vertrauen. Der Konsum wird im Hüttenbuch vermerkt und gezahlt wird entweder passend in bar mittels einem vorhandenem Briefumschlag, der im Tresor hinterlegt wird, oder nach Reiserückkehr bequem via Einzahlungsschein und Online-Banking. Ich war begeistert, dass dieses System heute tatsächlich funktioniert. Eine Übernachtung kostet CHF 25 und muss vorher reserviert werden.

Im Abenddämmerlicht gibt der Nebel die Sicht auf das Umland frei

Bei gutem Wetter lohnt es sich übrigens die Badesachen eingepackt zu haben. Denn etwa 150 Höhenmeter unterhalb des Rifugios befindet sich in westlicher Richtung der Laghetto Pianca. Mit einem Glas Wein lässt es sich hier bestimmt auch prima der Abend ausklingen lassen – mir blieb tagsüber bei dichtem Nebel und Regen der Blick auf den See allerdings verwehrt. Und nach dem Abendessen hinabzulaufen hatte ich zugegebenermassen keine Lust mehr…

Streckentour
Strecke4.7 km
Dauerca. 3.5 h
Aufstieg720 m
Abstieg370 m
Niedrigster Punkt1’721 m
Höchster Punkt2’245 m
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Eckdaten der Tour
Rifugio Alpe Masnee im Abendlicht